Stefan Ehrlich (* 11. Februar 1978 in Halle (Saale)) ist ein deutscher Mediziner und Wissenschaftler am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden.

Er zählt international zu den führenden Experten u.a. auf dem Gebiet der Essstörungen (Anorexia nervosa), Schizophrenie sowie Autismus bei Kindern und Jugendlichen.

Schon früh widmete Stefan Ehrlich seine wissenschaftliche Laufbahn der Erforschung und Behandlung von Essstörungen, Autismus und Schizophrenie im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Nach seinem Abitur 1998 am Thomas-Müntzer-Gymnasium in Halle begann er sein Medizinstudium an der Charité -Universitätsmedizin Berlin, wo er 2006 mit dem Prädikat "magna cum laude" zum Thema „Bedeutung löslicher TNF-Familienmitglieder für die Multiple Sklerose“ promovierte.

Bereits während seines Studiums absolvierte er zahlreiche Auslandsaufenthalte an renommierten Universitäten der USA, wie der Harvard Medical School, der Dartmouth Medical School sowie dem Albert Einstein College of Medicine.

Im Anschluss an seine Weiterbildung zum verhaltenstherapeutischen Psychotherapeuten am Institut für Verhaltenstherapie GmbH in Lübben, Brandenburg, erwarb Ehrlich 2011 ebenfalls an der Charité -Universitätsmedizin Berlin die Habilitation Venia legendi für Experimentelle Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters.

2010 folgte Ehrlich der Berufung der Technischen Universität Dresden und wechselte an das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, wo er zunächst als W2-Professor, Funktionsoberarzt und Bereichsleiter Essstörungen an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie fungierte.

Mit seiner Approbation 2012 zum Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, folgte die Beförderung zum leitenden Oberarzt und stellvertretenden Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie sowie zum Leiter des Zentrums für Essstörungen.

Mit Wirkung zum 1. Juni 2016 übernahm Ehrlich als W3 Professor die Leitung des eigenständigen Bereiches der Psychosozialen Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, wo er bis heute die gesamte Lehrverantwortung der Medizinischen Psychologie und Soziologie sowie die Leitung des Zentrums für Essstörungen an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus inne hat.

2019 erlangte Ehrlich mit dem Prädikat "magna cum laude" die höchste Auszeichnung des Postgraduiertenstudiums, den Doktorgrad der Philosophie (Ph.D.).

Leistungen

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Forschungsschwerpunkte von Ehrlich liegen im Bereich der Angewandten Entwicklungsneurowissenschaften mit Schwerpunkt Neuroimaging. Als Principal Investigator fungiert er für Projekte in den Bereichen: Belohnungsverarbeitung, Lernen, Entscheidungsverhalten (computational psychiatry), Emotionsverarbeitung, Network Neuroscience und Hirnkonnektom, Imaging Genetics, Epigenetics, Lipidomics, Endokrinologie, neue Therapiemethoden und Versorgungsforschung bei Patient*innen mit Essstörungen, Schizophrenie und Autismus. Seine Forschungsergebnisse wurden mehrfach ausgezeichnet und in zahlreichen, international anerkannten Fachzeitschriften publiziert. Er ist Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen und zählt zu Deutschlands renommiertesten Ärzten auf dem Gebiet der Essstörungen.

Auszeichnungen

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Während seiner langjährigen medizinischen und forschungswissenschaftlichen Laufbahn wurde Ehrlich mehrfach mit hochdotierten Preisen und Stipendien ausgezeichnet, u.a. 2009 mit dem August-Homburger-Forschungs-Preis der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. 2012 erhielt er den Hilde-Bruch-Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen, 2015 war er Preisträger der Christina Barz Stiftung.

Seine Forschungsvorhaben werden international von diversen Ministerien (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Vereinen (Deutsche Forschungsgemeinschaft) und Stiftungen (Ingvild Goetz Philanthropy, Schweizerische Anorexia Nervosa Stiftung, Roland-Ernst-Stiftung) unterstützt.

Mitgliedschaften

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Ehrlich ist Mitglied in verschiedenen internationalen wissenschaftlichen Gremien und Gesellschaften, wie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (DGKJP), der Organisation of Human Brain Mapping (OHBM), der nationalen Leitlinien-Kommission Essstörungen, der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Psychologie sowie der Eating Disorders Research Society (EDRS).

Ehrlich ist Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen (DGESS) sowie Initiator und Mitbegründer des Netzwerkes für Essstörungen Sachsen (NESSA).

Seit 2014 ist Ehrlich darüber hinaus als Gutachter für zahlreiche nationale und internationale wissenschaftliche Zeitschriften tätig, z. B. für das Journal of Eating and Weight Disorders (seit 2014), das Journal of Psychiatry and Neurosciences (seit 2018) sowie das Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry (seit 2020).

Top 10 Publikationen

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  • Ehrlich S, Geisler D, Yendiki A, Panneck P,Roessner V, Calhoun VD, Magnotta VA, Gollub RL, White T. Associations of WM integrity and cortical thickness in patients with schizophrenia and healthy controls. Schizophr Bull. 2014 May; 40(3):665-74. doi: 10.1093/schbul/sbt056
  • King JA, Geisler D, Ritschel F, Schober I, Seidel M, Roschinski B, Soltwedel L, Zwipp J, Pfuhl G, Marxen M, Roessner V, Ehrlich S. Global cortical thinning in anorexia nervosa normalizes following long-term weight restoration. Biol Psychiatry 2015 Apr;77(7):624-32. doi: 10.1016/j.biopsych.2014.09.005.
  • Walton E, Geisler D, Lee PH, Hass J, Turner JA, Liu J, Sponheim SR, White T, Wassink TH, Roessner V, Gollub RL, Calhoun VD, Ehrlich S. Prefrontal Inefficiency Is Associated With Polygenic Risk for Schizophrenia. Schizophr Bull. 2014 Nov; 40(6):1263-71. doi: 10.1093/schbul/sbt174.
  • Walton E, Hass J, Liu J, Roffman J, Bernardoni F, Roessner V, Kirsch M, Schackert G, Calhoun V, Ehrlich S. Correspondence of DNA methylation between blood and brain tissue and its application to schizophrenia research. Schizophr Bull. 2016 Mar; 42(2):406-14. doi:10.1093/schbul/sbv074.
  • King JA, Geisler D, Bernardoni F, Ritschel F, Böhm I, Seidel M, Mennigen E, Ripke S, Smolka MN, Roessner V, Ehrlich S. Altered Neural Efficiency of Decision Making During Temporal Reward Discounting in Anorexia Nervosa. J Am Acad Child Psy. 2016 Nov; 55(11):972-979. doi: 10.1016/j.jaac.2016.08.005.
  • Tam FI, King JA, Geisler D, Korb FM, Sareng J, Ritschel F, Steding J, Albertowski KU, Roessner V, Ehrlich S. Altered behavioral and amygdala habituation in high-functioning adults with autism spectrum disorder: an fMRI study. Sci Rep. 2017 Oct; 7(1):13611. doi: 10.1038/s41598-017-14097-2.
  • King JA, Frank GKW, Thompson PM, Ehrlich S. Structural Neuroimaging of Anorexia Nervosa: Future Directions in the Quest for Mechanisms Underlying Dynamic Alterations. Biol Psychiatry 2018 Feb; 83(3):224-234. doi: 10.1016/j.biopsych.2017.08.011.
  • Bernardoni F, Geisler D, King JA, Javadi AH, Ritschel F, Murr J, Reiter AMF, Roessner V, Smolka MN, Kiebel S, Ehrlich S. Altered Medial Frontal Feedback Learning Signals in Anorexia Nervosa. Biol Psychiatry 2018 Feb; 83(3):235-243. doi: 10.1016/j.biopsych.2017.07.024.
  • Bernardoni F, King JA, Geisler D, Birkenstock J, Tam FI, Weidner K, Roessner V, White T, Ehrlich S. Nutritional Status Affects Cortical Folding: Lessons Learned From Anorexia Nervosa. Biol Psychiatry 2018 Nov; 84(9):692-701. doi: 10.1016/j.biopsych.2018.05.008
  • King JA, Ehrlich S. The Elusive Nature of Delay Discounting as a Transdiagnostic Process in Psychiatric Disorders—The Devil Is in the Detail. JAMA Psychiatry 2019 Dec; 2019; doi: 10.1001/jamapsychiatry.2019.4121 (in press)

Literatur

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  • Ehrlich S, Holtkamp K. Periphere Peptidhormone, Neuropeptide und Neurotransmitter. In: Herpertz S, de Zwaan M, Zipfel S (Hrsg.) Handbuch Essstörungen und Adipositas. Springer, 2015.
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