Benutzer:Algebraiker/Affiner Klassifikationssatz von Arnold

Der affine Klassifikationssatz von Arnold ist ein mathematisches Resultat aus dem Teilgebiet Geometrische Relationenalgebra und geht auf den deutschen Mathematiker Hans-Joachim Arnold zurück.

Die Bedeutung dieses Klassifikationstheorems liegt darin, dass es Arnold mit den affinen Relativen im Jahr 1974 gelingt, eine einheitliche, eindeutige und algebraische Kennzeichnung aller schwach affinen Geometrien und affinen Geometrien herzustellen,[1] insbesondere auch zu den nicht desaguesschen affinen Ebenen, bei denen Koordinatenbereiche oder andere Artefakte aus der Geometrischen Algebra zur synonymen Beschreibung nicht herangezogen werden können.

Ein weiterer Vorteil der relationenalgebraischen Sprechweise liegt in ihrer „konstruktiven Erweiterbarkeit“: Ohne die gewählte Sprache der Relationen-Algebra verlassen zu müssen, ist dieser Kalkül geeignet, für geometrische Zusatzaxiome (Schließungssätze) äquivalente einfache und gut handhabbare Rechenregeln anzugeben.

Als eine wichtige Regel erweist sich die zweistufige Homogenitätsregel; sie ist auf der geometrischen Seite äquivalent zur Konstruierbarkeit parallelähnlicher Dreiecke. Legt man darüber hinaus dreistellige affine Relative zugrunde, so erweisen sich diese ebenfalls als synonym zu den affinen Geometrien – die Hinzunahme der dreistufigen Homogenitätsregel findet dann auf der geometrischen Seite ihre Entsprechung in der Gültigkeit des großen affinen Satzes von Desargues.[2]

Begrifflichkeit

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Man spricht von einem zweistelligen affinen Relativ  , wenn gegeben sind:

  • eine Menge von Punkten  
  • eine Menge   von 2 -stelligen Relationen auf der Grundmenge  

und wenn folgende Eigenschaften gelten:

  1. Scharf einfache Transitivität:   Es wird für alle   und alle   gesetzt:  
  2. Abgeschlossenheit bezüglich Gleichheitsrelation:   Gleichbedeutend ist dies damit, dass für die Gleichheitsrelation   auf   gilt:  .
  3. Linkstotalität der Relationen: 
  4. Symmetrie der Relationen:  
  5. Alternierende Relationen:  
  6. Homogenitätsregel (H2)  

Man spricht von einer affinen Geometrie  , wenn gegeben sind:

  • eine Menge von Punkten  
  • eine Menge von Geraden  
  • die mengentheoretische Elementbeziehung   als Inzidenzrelation,
  • eine Parallelenrelation  

und wenn die folgenden Eigenschaften gelten:

  1. Existenz und Eindeutigkeit der Verbindungsgeraden:   Man setzt für diese zu   eindeutig bestimmte Verbindungsgerade   auch  .
  2. Geraden sind Verbindungsgeraden:  
  3. Die Parallelenrelation   ist eine Äquivalenzrelation.
  4. Euklidisches Parallelenpostulat:  
  5. Konstruierbarkeit parallelähnlicher Dreiecke:
 


Ein zweistelliges, einfach graphisches und homogenes Relativ  , also ein Relativ, dessen Relationenmenge scharf einfach transitiv, abgeschlossen gegenüber Gleichheitsrelation und Inversion, linkstotal und homogen ist, definiert mit

 

ein einfach graphisches dreistelliges Relativ  .

Mit der Definition   unter Anwendung eines Projektionsfunktors   auf jeweils 2 Stellen der dreistelligen Relationen wird ein synonymer Zusammenhang hergestellt einerseits zwischen der Klasse der zweistelligen einfach graphischen Relative, die überdies homogen sind und andererseits der Klasse der dreistelligen einfach graphischen Relative. Diese werden affin genant, wenn ihre 2stellige Projektion es ist.

Formulierung des Satzes

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Aus einem affinen Relativ   entsteht durch Anwendung des folgenden Verfahrens   eine affine Geometrie  

 
 

Aus einer affinen Geometrie   entsteht durch Anwendung des Verfahrens   ein affines Relativ  

 
 


Für alle affinen Relative   und alle affinen Geometrien   gilt:

 
 

Affine Relative und affine Geometrien sind synonym zueinander, der (H2)-Homogenitätsregel auf der algebraischen Seite entspricht die Konstruierbarkeit parallelähnlicher Dreiecke auf der geometrischen Seite.


Die Klasse der dreistelligen affinen Relative erweist sich ebenfalls als synonym zur Klasse der affinen Geometrien.

Mit der Anwendung eines Projektionsfunktors   auf die Stellen 1 und 4 im Verkettungsprodukt   zweier dreistelliger Relationen und Verwendung eines erweiterten Relationenproduktes   gemäß  

gilt die dreistufige affine (H3)-Homogenitätsregel

 

genau dann, wenn geometrischerseits der große affine Satz von Desagues als Zusatzaxiom gültig ist.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Arnold, H.-J.: Der projektive Abschluß affiner Geometrien mit Hilfe relationentheoretischer Methoden. In: Abhandlungen aus dem Mathematischen Seminar der Universität Hamburg. Universität Berlin, Hamburg (40) 1974, S. 197–214. doi:10.1007/BF02993598.
  2. Arnold, H.-J.: Affine Relative. In: Results in Mathematics, Basel: Birkhäuser (12) 1987, S. 1–26. doi:10.1007/BF03322375

Kategorie:Satz (Mathematik)