Bernd Angerhöfer (* 1964 in Leipzig) ist ein deutscher Musiker.

Angerhöfer wurde in eine alte Musikerfamilie hineingeboren. Er ist Sohn des bekannten Leipziger Kontrafagottisten Karl-Heinz Angerhöfer und Neffe des Fagott-Pädagogen Günther Angerhöfer.[1] Schon früh lernte er Blockflöte, spielte dann einige Jahre Waldhorn und erhielt schließlich von Hans Lachmann ersten Tubaunterricht. Er spielte schon bald darauf unter anderem im damaligen Bezirksmusikcorps. Sein Studium zum Orchestermusiker mit Hauptfach Tuba an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin bei Professor Dietrich Unkrodt schloss er mit Erfolg ab. Er nahm erfolgreich an verschiedenen Wettbewerben in der DDR und im Ausland teil und spielte in der Blechband der Jazz-Legende Hannes Zerbe. Sein Interesse für zeitgenössische Musik führte außerdem zu Mitwirkungen im Ensemble Avantgarde oder Projekten des Musikers Steffen Schleiermacher.

Seit 1986 ist er Solo-Tubist im MDR-Sinfonieorchester Leipzig und gastiert regelmäßig in anderen ARD-Orchestern. Außerdem ist er Gründungsmitglied der Leipziger Blechbläsersolisten und spielt auf verschiedenen Festivals (u. a. Drüggelter Kunststückchen, Sächsisches Mozartfest, MDR-Musiksommer). Von 1998 bis 2012 unterrichtete er Tuba an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig; außerdem ist er regelmäßig als Juror bei deutschen Nachwuchswettbewerben gefragt.

Bernd Angerhöfer und die Wiedererweckung der Ventilophikleide

Bearbeiten

Im Jahr 2005 begann er zusammen mit der Firma F. Syhre Leipzig und mit Unterstützung des Musikinstrumentenmuseums (MfM) der Universität Leipzig, eine in heutigen Orchestern spielbare Version der Ophikleide zu entwickeln. Herausgekommen ist eine fünfventilige Ventil-Ophikleide in F (Stimmung gleich der F-Tuba), diese basiert auf einer "Ophicleide á Rotation" aus den Beständen des Museums, gebaut um 1850 in Süddeutschland, Österreich oder evtl. auch Italien. Spieltechnisch kann dieses Instrument in kurzer Zeit von Tubisten adaptiert werden, eine lange Eingewöhnungszeit wie bei Klappeninstrumenten ist nicht nötig. Klanglich orientiert sich dieses Instrument näher an Ophikleide und engmensuriertem Bombardon als an heutigen Orchestertuben, es mischt sich wesentlich besser mit den tiefen Holzbläsern und Streichern und lässt sich damit für das gesamte Orchesterrepertoire für Serpent, Basshorn, Ophikleide oder Bombardon verwenden – von Mendelssohn-Bartholdy und Schumann über Berlioz, frühe Werke Wagners (zu dessen Lebzeiten besaß die Dresdner Hofkapelle u. a. 4 Ventilophikleiden!) und Verdis "Cimbasso"-Stimmen bis 1880 (erst dann legte Verdi fest, dass die tiefe Blechbläserstimme mit einer "Trombone Basso" – einer Ventil-Kontrabassposaune – ausgeführt werden sollte)[2].
Bernd Angerhöfer begleitete die Entwicklung dieses Instruments von Anfang an zuerst mit Friedbert Syhre, später Frank Syhre und schließlich mit ihrem Nachfolger Takao Nakagawa. Besonderer Wert wurde dabei auf die Praktikabilität beim Einsatz in heutigen Profi-Sinfonieorchestern gelegt, also auf eine der heutigen Zeit gemäße Ansprache, Intonation und Ausgeglichenheit im Klang auch nach möglichst kurzer Vorbereitungszeit. Aufnahmen sind unter anderem auf der CD "Musikalische Morgenunterhaltung"[3] (Herausgegeben von MfM der Uni Leipzig) sowie auf mehreren CDs des MDR Sinfonieorchesters entstanden. Auch an der Aufstellung des Simultankonzert-Weltrekords durch die "Leipziger Notenspur Nacht der Hausmusik"[4] im November 2014 war Bernd Angerhöfer mit einem Konzertbeitrag auf der Ventil-Ophikleide beteiligt.

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Günther Angerhöfer/Werner Seltmann: „Das Fagott 1-4“, VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig u. a.
  2. Herbert Heyde: Das Ventilblasinstrument - Entwicklung im deutschsprachigen Raum von den Anfängen bis zur Gegenwart VEB Deutscher Verlag für Musik. Leipzig 1987 ISBN 978-3765102257
  3. Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig: Musikalische Morgenunterhaltung (Memento vom 28. Oktober 2015 im Internet Archive)
  4. "Pressebericht" Leipziger Notenspur Nacht der Hausmusik, 21. November 2015, Leipziger Volkszeitung vom 13. Oktober 2015 abgerufen am 19. Januar 2016