Zehn Stalinsche Schläge
BearbeitenZehn Stalinsche Schläge oder auch Zehn große Siege der Roten Armee ist ein sowietischer Propagandabegriff, damit werden zehn strategische Angriffsoperationen der Roten Armee zwischen Januar und Oktober 1944 bezeichnet. Die Bezeichnung geht auf die Rede Josef Stalins anlässlich des 27. Jahrestags der Oktoberrevolution am 6. November 1944 zurück, als er von den „zehn vernichtenden Schläge unserer Truppen gegen die deutschen (Truppen)“ gesprochen hatte. Im weiteren Verlauf der Rede, die im Vergleich zu früheren Reden Stalins während des „Großen Vaterländischen Krieges“ wieder deutlich stärker kommunistische Züge trug, sprach sich Stalin für die Fortführung des Bündnisses mit Großbritannien und den USA und die Gründung einer internationalen Organisation aus, die künftig in der Lage sein sollte, die Gefahr, die von aggressiven Staaten ausging, zu bannen.[1]
Die zehn von Stalin genannten Operationen wurden von der sowjetischen Presse in einen Wirkungszusammenhang gestellt, der eine einheitliche strategische Absicht darlegen sollte. Da im Verlauf dieser Operationen tatsächlich fast das gesamte Staatsgebiet der Sowjetunion von fremder Besatzung befreit und die deutschen Truppen aus weiten Teilen Südosteuropas vertrieben wurden, wird den zehn „Stalinschen Schläge“, die für sich jeweils nur begrenzte operative Ziele erreichten, insgesamt eine kriegsentscheidende Bedeutung beigemessen: In der direkten Folge der Operationen schieden Finnland, Rumänien und Bulgarien aus dem Bündnis mit Deutschland aus und wechselten z.T. ins Lager der Alliierten. Die Erfolge der Roten Armee gegen die deutschen Truppen trugen erheblich zur Verbesserung der Verhandlungsposition der Sowjetunion gegenüber ihren Verbündeten in den Konferenzen von Moskau 1944 und Jalta 1945 bei. Als Resultat dieser Konferenzen wurde Südosteuropa de facto in eine britische und eine sowjetische Einflusssphäre aufgeteilt.
1) Leningrad-Nowgoroder Operation
2) Korsun-Schewtschenkiwskyjer Operation (Teil der Dnepr-Karpaten-Operation)
3) Odessaer Operation (Teil der Dnepr-Karpaten-Operation), Belgrader Operation
4) Wyborg-Petrosawodsker Operation
9) Ostkarpatische Operation, Belgrader Operation
10) Petsamo-Kirkenes-Operation
Verlauf
BearbeitenDnepr-Karpaten-Operation (24. Dezember 1943 - 17. April 1944)
BearbeitenHauptartikel: Dnepr-Karpaten-Operation
Die Rote Armee stieß auf der 1.300 - 1.400 km breiten Front 250 - 450 km nach Westen vor, betrat nach dem Übergang über den Pruth mit Rumänien zum ersten Mal ausländischen Boden. 34 Divisionen und 4 Brigaden der Wehrmacht wurden vom Westen nach Osten verlegt.
Leningrad-Nowgoroder Operation (14.Januar - 1. März 1944)
BearbeitenHauptartikel: Leningrad-Nowgoroder Operation
In der Leningrad-Nowgoroder Operation stieß die Rote Armee auf der 600 km breiten Front 180 - 280 km nach Westen vor, zerschlug 26 deutsche Divisionen (3 davon komplett), sprengte endgültig die Leningrader Blockade und betrat zum ersten Mal Estland.
Schlacht um die Krim (8. April - 12. Mai 1944)
BearbeitenHauptartikel: Schlacht um die Krim, Odessaer Operation
In der Krimer Operation eroberte die Rote Armee die Halbinsel Krim zurück und zerschlug die 17. Armee.
Wyborg-Petrosawodsker Operation (10. Juni - 9. August 1944)
BearbeitenHauptartikel: Wyborg-Petrosawodsker Operation
In der Wyborg-Petrosawodsker Operation stießen die Sowjets auf der 280 km breiten Front 110 - 250 km nach Westen vor und erreichten die sowjetisch-finnischen Grenzen.
Operation Bagration (22. Juni - 19. August 1944)
BearbeitenHauptartikel: Operation Bagration
In dieser Operation stießen die Sowjets auf der 1100 km breiten Front 550 - 600 km nach Westen vor, vernichteten die Heeresgruppe Mitte (17 Divisionen und 3 Brigaden komplett und weitere 50 Divisionen verloren mehr als 50% ihrer Soldaten) und fügte der deutschen Wehrmacht somit ihre größte Niederlage im Zweiten Weltkrieg zu. 46 Divisionen und 4 Brigaden wurden von anderen Abschnitten der Front und auch von der deutschen Westfront abgezogen, was große Hilfe für die Alliierten in ihren Kämpfen bedeutete.
Lwiw-Sandomierz-Operation (13. Juli - 29. August 1944)
BearbeitenHauptartikel: Lwiw-Sandomierz-Operation
In der Lwiw-Sandomierz-Operation stieß die Rote Armee auf der 440 km breiten Front bis zu 350 km nach Westen vor, zerschlug die Heeresgruppe Nordukraine (32 Divisionen verloren mehr 50 - 70% ihrer Soldaten und weitere acht vollständig), betrat zum ersten Mal Polen und eroberte eine großen Brückenkopf an der Weichsel.
Operation Jassy-Kischinew (20. August - 29. August 1944)
BearbeitenHauptartikel: Operation Jassy-Kischinew
In dieser Operation stießen die Sowjets auf der 500 km breiten Front 300 - 320 km nach Süd-Westen vor, vernichteten 22 deutsche Divisionen und zwangen Rumänien zum Seitenwechsel.
Baltische Operation (14. September - 24. November 1944)
BearbeitenHauptartikel: Baltische Operation
In der Baltischen Operation stieß die Rote Armee auf der 1000 km breiten Front 300 km vor, nahm Estland, Lettland und Litauen ein, zerschlug 29 deutsche Divisionen (3 davon komplett) und blockierte weitere 27 in Kurland, wo sie sich am 8. Mai 1945 ergaben.
Ostkarpatische Operation, Belgrader Operation (8. September - 28. Oktober 1944)
BearbeitenHauptartikel: Ostkarpatische Operation, Belgrader Operation
In dieser Operation stießen die Sowjets auf der 400 km breiten Front bis zu 200 km vor, zerschlugen die Armeegruppen Serbien und Heinrici, betraten zum ersten Mal die Tschechoslowakei und befreiten große Teile Jugoslawiens.
Debrecener Operation (6. - 28. Oktober 1944)
BearbeitenHauptartikel: Debrecener Operation
Die Rote Armeezerschlug 10 Divisionen der Achsenmächte, vernichtet bzw. erbeutete 1.000 Panzer, 2.330 Geschütze und 800 Flugzeuge, nahm Rumänien zu Ende ein, nahm 29% Territoriums und 25% der Bevölkerung unter ihre Gewalt.
Petsamo-Kirkenes-Operation (7. - 29. Oktober 1944)
BearbeitenHauptartikel: Petsamo-Kirkenes-Operation
In dieser Operation stieß die Rote Armee auf der 80 km breiten Front bis zu 150 km nach Westen vor, zerschlug das deutsche XIX. Gebirgskorps und betrat zum ersten Mal Norwegen.
Budapester Operation (29. Oktober 1944 - 13. Februar 1945)
BearbeitenWeblinks
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Vladimir Vasil’evic Besanov: Desjat’ stalinskich udarov. Serija, Voenno-istoričeskaja biblioteka. AST-Press, Moskau 2005, ISBN 5-17-032012-4.
- Jurij Vasil'evic Emel'janov: Desjat’ stalinskich udarov. Triumf generalissimusa. Ėksmo, Мoskau 2006, ISBN 5-699-18353-1.
- Peter Gosztony: Die Rote Armee. Geschichte und Aufbau der sowjetischen Streitkräfte seit 1917. Verlag Molden, Wien 1980, ISBN3-217-00666-6, Seite 251–266,
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Geoffrey Roberts: Stalin's Wars. From World War to Cold War, 1939-1953. Yale, New Haven 2007. S. 192
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