Troilus und Cressida (frühneuenglisch The Historie of Troylus and Cresseida) ist ein Drama von William Shakespeare. Es handelt von der Liebe des Troilus, des Sohnes von König Priamos, zu Cressida, der Tochter des Priesters Kalchas. Das Stück spielt zur Zeit des Trojanischen Krieges in Troja. Es wurde im Februar 1603 im Stationers’ Register eingetragen und erschien 1609 erstmals als Quarto im Druck. Frühe Aufführungen sind nicht belegt. Die Geschichte aus Homers Ilias war Shakespeare in Form von Chaucers Versdichtung Troilus and Creseyde von 1385 bekannt. Zusammen mit Ende gut, alles gut und Maß für Maß wird es nach der Definition des Literaturwissenschaftler Frederick S. Boas zu den sogenannten „Problemstücken“ gezählt.

Übersicht

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Handlungsstränge

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Hauptfiguren

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Erzählte Zeit und Orte der Handlung

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Handlung

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[Szene 1] Die Eröffnungsszene ist in Troja. Troilus hat seine Waffen angelegt, um an den Kämpfen vor den Toren der Stadt teilzunehmen, ist aber unentschieden und will lieber zu Hause bleiben. Er bittet Pandarus, der ihn begleitet seinen Schildknecht zu rufen, um die Rüstung wieder abzulegen. Er hat nämlich keine Lust zu kämpfen und sehnt sich nach der schönen Cressida. Pandarus beherbergt seine Nichte, denn ihr Vater Kalchas hat die Niederlage der Trojaner vorhergesagt und ist beizeiten ins Lager der Griechen übergelaufen. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder, dem Seher ist Pandarus ein Spötter und macht sich auch gleich mit obszönen Bemerkungen über die Verliebtheit von Troilus lustig. Der sorgt sich außerdem, dass sein Vater Priamus - der König von Troja und seine älteren Brüder, vor allem aber der tapfere Hektor ihn missachten. Als die Trompeten schließlich zum Angriff blasen, hat Pandarus genug von dem Gejammer des verliebten Troilus und verabschiedet sich. In einem Monolog beklagt sich Troilus erneut über sein Schicksal - er hält den Kriegsgrund für nichtig: Helena täglich mit dem Blut trojischer Krieger zu schminken sei ein zu magerer Anlass ein Schwert zu führen. Als der Heerführer Äneas erscheint und berichtet, dass Paris - der bekanntlich die schöne Helena den Griechen geraubt hat - verwundet wurde und sich gleich wieder vom Kampf verabschiedet hat, läßt Troilus sich überreden - so feige wie Paris will er nun doch nicht sein - und folgt dem Heerführer ins Getümmel: "Dann treiben wir's halt draußen".[1]

[Szene 2] Inzwischen ist ganz Troja auf den Beinen. Niemand will sich das Spektakel des Krieges entgehen lassen. Cressida und ihr Diener Alexander begegnen Priamus' Gattin, der Königin Hekuba, die sich mit ihrer Schwiegertochter Helena zum Ostturm aufmachen, von wo das Schlachtfeld am besten zu überblicken ist. Man ist besorgt, denn Hektor hat - als tät Bauernfleiß auch Not im Krieg - bereits im Morgengrauen herumgetobt, seine Gattin Andromache angeschrien, den Schildknecht geschlagen und ist vor die Tore der Stadt gerannt, um - wenn er schon keine Griechen findet, wenigstens die Blumen zu zertrampeln. Alle Welt kennt den Grund: am Vortag hat der tumbe Ajax, der irgendwie weitläufig mit Hektor verwandt ist, diesen im Kampf umgerempelt. Das hat der tapfere Held nicht überwunden und deshalb vor Wut die ganze Nacht nicht geschlafen. Während man dem Treiben vor der Stadt zuschaut kommt auch Pandarus herbei und verwickelt seine Nichte in ein anzügliches Gespräch über die Vorzüge der Krieger, denen man grad bei Ihrem Handwerk zusieht. Cressida ist ja schon heimlich in Troilus verliebt, aber ihr Onkel der Kuppler will keine Gelegenheit verpassen die Vorzüge des jüngsten Königssohns zu preisen: Helena hätte seinen Teint als blasser befunden als den von Paris und ihn mit ihrer fabelhaften lilienweißen Hand das Kinn gekitzelt, um die spärlichen Barthaare zu zählen - es waren einundfünfzig. Aber als sie bei der Gelegenheit ein weißes Haar fand, hätten sogar Hekuba und Kassandra Tränen gelacht, als Troilus meinte, das weiße Haar wäre sein Vater Priamus und die fünfzig blonden Haare seine Söhne. Das war Helena dann doch peinlich und Paris fand es auch nicht mehr amüsant. Inzwischen genießt die Menge die Rückkehr der kriegerischen Troer - hier ist ein fabelhafter Platz, hier sehen wir am schönsten... - und Pandarus wird seiner Nichte die Parade kommentieren, zuerst kommen die Heerführer zurück: Äneas ist die Blüte Trojas und Antenor hat einen messerscharfen Verstand. Dann die Königssöhne: Hektor ist ein Kerl - schau mal die vielen Beulen an seinem Helm!... - Paris ein Prachtstück, Helenus kämpft so recht und schlecht. Als Cressida fragt, welcher Stiesel denn da vorbeischlurft lobt Pandaraus den lahmen Burschen über den Klee, ein Ritter aller Ritter, sein Helm zerhackter als der von Hektor und wie er geht mit seinen dreiundzwanzig Jahren, ganz fabelhaft: Weiter so, Troilus, weiter so!. Beim Auftritt der gewöhnlichen Soldaten - Esel, Narren, Trottel... - erkundigt sich Cressida neugierig nach Achilles, dem griechischen Helden, den ihr Onkel ungerührt als Fuhrknecht und Dromedar abfertigt. Strammheit, Bildung, Jugend, das sei die Würze des Mannes. Ein Stichwort, zu dem der Schönen nur eine Wurstpelle einfällt. Inzwischen hat Troilus einen Pagen geschickt, der Pandarus zu ihm bittet und Cressida sinniert darüber, ihre Verliebtheit nicht zu zeigen: Genuß liegt nur im Sehnen.[2]

[Szene 3] Im Lager der Griechen herrscht Ratlosigkeit. Der Feldzug geht ins siebte Jahr, kein Ende und schon gar kein Erfolg ist abzusehen. Man sitzt im Zelt des Anführers der Invasoren und in hohen Worten verklärt Agamemnon das Kriegsunglück zur protrahierten Prüfung der Götter, denn des Menschenstoffes Feingehalt zeige sich im Glücksstand nie und der weise Nestor beschwört den Sturm des Schicksals in dem das Mutige wächst. Ulysses ist damit nicht einverstanden. Troja wäre schon längst gefallen, hätten die Griechen nicht das Grundgebot des Herrschens mißachtet. Disziplinlosigkeit und Autoritätsverlust stellen das Unternehmen in Frage. Achill liegt den ganzen Tag mit seinem Geliebten Patroklus im Lotterbett. Beide machen unflätige Scherze und äffen wie in einer Schmierenkomödie die Herrscher nach. Damit stecken sie alle anderen an - Ajax lästert auch schon ungehemmt - und der Deckskerl Thersites treibt es mit seiner Hetzerei auf die Spitze. Ein Trompetensignal unterbricht die Beratung - Menelaus wird rausgeschickt mal nachzusehen - denn Äneas, Prinz und Herold der Troer wartet vor dem Zelt und will gefahrlos mit einer Botschaft vor die Augen von König Agamemnon treten.[3]

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[Szene 2][5]

[Szene 3][6]

[Szene 1][7]

[Szene 2][8]

[Szene 3][9]

[Szene 1][10]

[Szene 2][11]

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[Szene 4][13]

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[Szene 4][18]

[Szene 5][19]

[Szene 6][20]

[Szene 7][21]

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[Szene 9][23]

[Szene 10][24]


Textausgaben

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Englisch
  • David M. Bevington (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus and Cressida. Arden Third Series. Bloomsbury, London 2015, Revised Edition. ISBN 978-1-4725-8474-8
  • Anthony B. Dawson (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus and Cressida. New Cambridge Shakespeare. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-37619-X.
Deutsch, zweisprachig

Literatur

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Lexika
Handbücher
Editionskommentare
  • Werner von Koppenfels: Mehr Gottesdienst als Gott. Shakespeares Demontage von Heros und Eros. in: Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe., dtv, München 2002. S. 324-347.
  • David M. Bevington (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus and Cressida. Arden Third Series. London 1998. S. 1-142.
  • Anthony B. Dawson (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus and Cressida. New Cambridge Shakespeare. Cambridge University Press, Cambridge 2003. S. 1-69.
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Commons: Troilus and Cressida – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 1, 1, 1-115.
  2. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 1, 2, 1-285.
  3. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 1, 3, 1-393.
  4. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 2, 1, 1-128.
  5. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 2, 2, 1-214.
  6. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 2, 3, 1-262.
  7. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 3, 1, 1-153.
  8. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 3, 2, 1-205.
  9. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 3, 3, 1-308
  10. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 4, 1, 1-80.
  11. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 4, 2, 1-110.
  12. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 4, 3, 1-12.
  13. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 4, 4, 1-147.
  14. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 4, 5, 1-292.
  15. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 5, 1, 1-94.
  16. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 5, 2, 1-195.
  17. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 5, 3, 1-111.
  18. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 5, 4, 1-34.
  19. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 5, 5, 1-47.
  20. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 5, 6, 1-32.
  21. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 5, 7, 1-22.
  22. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 5, 8, 1-22.
  23. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 5, 9, 1-11.
  24. Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Troilus und Cressida. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2002, 5, 10, 1-57 .