Peter Liffler

Peter Liffler (* 23. Juli 1940 in Lobosite, Tschechische Republik - heute Lovosice, Tschechien) ist Facharzt für Kinder und Jugendmedizin. 2019 gelang Liffler der Nachweis des Zusammenhangs zwischen der Sensorischen Verarbeitungsempfindlichkeit (Sensory processing sensitivity, SPS) und der Atopie. Damit wurde die seit hundert Jahren bestehende Annahme in Frage gestellt, bei der Atopie handle es sich um eine allergische Überempfindlichkeit der Haut gegenüber harmlosen Substanzen[1].

Inhaltsverzeichnis

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Leben

Pilot-Studie

Universitätsklinik Gießen

Behandlungserfolge

Literatur

Peter Liffler studierte Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover und promovierte an der Phillips-Universität Marburg. Die Weiterbildung zum Facharzt für Kinder – und Jugendmedizin absolvierte er bei Prof. Dr. H. Wehinger in der Kinderklinik der Städtischen Kliniken Kassel. Schwerpunkte waren die Neuropädiatrie, Frühgeborenen- und Intensivmedizin sowie die Onkologie/ und Hämatologie. 1995 gründete er auf der Ostseeinsel Fehmarn die mittlerweile nicht mehr existierende Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des atopischen Formenkreises Bellevue.

Über viele Jahre war ihm das eigentümliche Verhalten der Eltern Neurodermitis-kranker Kinder aufgefallen: Es ähnelte dem ängstlich-vermeidenden Verhalten der sensitiven Persönlichkeiten und den „Highly sensitive persons“ der US-amerikanischen Psychotherapeutin Elaine N. Aron[2]. Rainer Tölle beschrieb das eigenartige Nebeneinander von Stärken und überwiegenden Schwächen.der sensitiven Persönlichkeit[3]. Neal, J. A., (2002)[4]., Liss, M., (2005)[5], Liss, M., (2008)[6] und Meyer, B. (2005)[7] fanden in ihren Untersuchungen die Neigung der hochsensitiven Persönlichkeit zur Entwicklung von psychischen Störungen. T. Tillmann zitiert in ihrer Inaugural-Dissertation Sensory-Processing Sensitivity in the Context of the Teaching Profession and its Demands: Blessing, curse or both? hunderte Untersuchungen, in denen vom Nebeneinander von Ressourcen sowie der Störanfälligkeit und der geringen Belastbarkeit bei Sensory processing sensitivity die Rede ist[8]. Gut belegt ist der Zusammenhang zwischen Hochsensitivität und der Neigung zu Allergien sowie Unverträglichkeiten. Hochsensitive Menschen berichten öfter von allergischen Beschwerden als nicht hochsensitive[9]. In ihrem HSP-Test (Highly sensitive person scale) widmet Elaine N. Aron zwei Items der Nahrungsmittelunverträglichkeit und der Empfindlichkeit gegen rauhe Stoffe:

6 Auf Koffein reagiere ich heftiger als viele andere Menschen.
7 Ich fühle mich schnell überwältigt von Dingen wie grelle Lichter, starke Gerüche, raue Textilien auf meiner Haut oder Martinshörner in meiner Nähe.

Pilot-Studie

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Aufgrund dieser zahlreichen Hinweise erschien Liffler der Zusammenhang zwischen Hochsensitivität und Atopie als logisch und plausibel sowie hinreichend belegt[1]. Zwischen 2014 und 2016 untersuchte er 64 Eltern Neurodermitis-kranker Kinder, unter Berücksichtigung des SCORAD und der Stärke von IgE-vermittelten Allergien auf ihre sensorische Verarbeitungsempfindlichkeit[10]. Dafür wurden der HSP-Test (Highly sensitive person scale) und 3 bewährte Persönlichkeits-Tests (FPI-R GT-S und MPT) eingesetzt. Die Untersuchung ergab, dass Eltern, die selbst unter einer der Erkrankungen des atopischen Formenkreises litten oder gelitten haben, sich von nicht atopisch veranlagten Eltern, unabhängig von der Schwere der Erkrankung ihrer Kinder, hochsignifikant durch ihre hohe Sensorische Verarbeitungsempfindlichkeit unterscheiden. Das Ergebnis stellt die tradierten Annahmen von der Atopie in Frage.

Universitätsklinik Gießen

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Liffler übergab seine Unterlagen dem doppelt habilitierten Dermatologen und Arzt für Psychosomatische Medizin Prof. Dr. med. Uwe Gieler und der Dermatologin und Ärztin für Psychosomatische Medizin Prof. Dr. med. Eva M. J. Peters, beide tätig in der Universitätsklinik Gießen. Die Unterlagen wurden von einem unabhängigen Statistiker in Berlin überprüft und für korrekt erklärt. Liffler entschied sich für die Publikation. Prof. Gieler und Frau Prof. Peters boten ihre Beteiligung als Co-Autoren an und machten im Manuskript auf die klinische Bedeutung dieser Untersuchung aufmerksam: “Sollte sich ein Zusammenhang einer erhöhten SPS bei Eltern AD-kranker Kinder bestätigen, müsste das sowohl in der Primär- und Sekundär-Prävention als auch bei therapeutischen Empfehlungen berücksichtigt werden“. Wegen der geringen Anzahl von Eltern, schlugen die Autoren weitere Untersuchungen größerer Kohorten vor[10]. Gegen die genannte Publikation gab es bisher keine wissenschaftlich begründeten Einwände.

Die Ergebnisse der Studie gaben erstmals Hinweise darauf, dass es sich bei der Atopie nicht wie bisher angenommen, um eine IgE-vermittelte Überempfindlichkeit der Haut handelt, sondern um Überempfindlichkeit der primären sensorischen Verarbeitung in Strukturen des Zwischenhirns. So gesehen, war die alleinige symptomatische Behandlung der Haut und der Allergien unzureichend. Die bekannte schlechte Compliance der Betroffenen und die Ergebnisse der bisherigen medizinischen Versorgung schienen das zu bestätigen[11].

Behandlungserfolge

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Betroffene atopischer Erkrankungen, denen es gelang, ihre sensorische Verarbeitungsempfindlichkeit in den relevanten Bereichen zu reduzieren und einen gesünderen Umgang mit ihrer Hochsensibilität zu finden, sind laut Erfahrungsberichten deutlich erfolgreicher bei der Reduktion ihrer Symptomatik bzw. der ihrer Kinder[12]. Dies war sowohl in der von Dr. Peter Liffler geführten Klinik Bellevue[1] als auch bei später behandelten Betroffenen der Fall - oftmals reichte die Lektüre der Bücher von Peter Liffler, um ein Umdenken und dadurch mindestens eine deutliche Symptomreduktion zu erreichen[13].

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Literatur von und über Peter Liffler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek


  1. a b c Peter Liffler: Der Allergie-Code: Neurodermitis, Asthma und Allergien verstehen und überwinden. Ullstein Leben, Berlin 2019, ISBN 978-3-96366-008-5.
  2. Aron, E. N.: The Highly Sensitive Person: How to Thrive When the World Overwhelms You, New York 1997 (dt. Sind Sie hochsensibel? Wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen, München 2014).
  3. Tölle, R. (2013) »Die sensitive Persönlichkeit«. Der Nervenarzt 3 (2013), S. 374.
  4. Neal, J. A., Edelmann, R. J., & Glachan, M. (2002). Behavioural inhibition and symptoms of anxiety and depression: Is there a specific relationship with social phobia? British Journal of Clinical Psychology, 41, 361-374.
  5. Liss, M., Timmel, L., Baxley, K., & Killingsworth, P. (2005). Sensory processing sensitivity and its relation to parental bonding, anxiety, and depression. Personality and Individual Differences, 39, 1429-1439.
  6. Liss, M., Mailloux, J., & Erchull, M. J. (2008). The relationship between sensory processing sensitivity, alexithymia, autism, depression, and anxiety. Personality and Individual Differences, 45, 255-259.
  7. Meyer, B., Ajchenbrenner, M., & Bowles, D. P. (2005). Sensory sensitivity, attachment experiences, and rejection responses among adults with borderline
  8. Tillmann T. Sensory-Processing Sensitivity in the Context of the Teaching Profession and its Demands: Blessing, curse or both? Inauguraldissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München 2019 S. 4
  9. Blach, Ch. & Egger, J.W. (2014). Hochsensibilität – ein empirischer Zugang zum Konstrukt der hochsensiblen Persönlichkeit. Psychologische Medizin, 25, 4-1.
  10. a b Liffler P., Peters EMJ, Gieler U. Gibt es Hinweise auf Eigenschaften der „Sensory processing sensitivity" (SPS) bei atopisch veranlagten Persönlichkeiten? - Eine Untersuchung an Eltern Neurodermitis-kranker Kinder in stationärer Behandlung, Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 2018.
  11. AWMF-sk2 Leitlinie Neurodermitis 2016, S 84 ff.
  12. Betroffenen-Berichte und allgemein verständliche Leitfäden. Netzwerk innovative Neurodermitis-Versorgung, abgerufen am 9. Juni 2024.
  13. Amazon Rezensionen von "Der Allergie Code". In: Amazon. Abgerufen am 9. Juni 2024.