Samstagsberg Ostzeile | |
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Platz in Frankfurt am Main | |
Der Samstagsberg im Jahr 2015 | |
Basisdaten | |
Ort | Frankfurt am Main |
Ortsteil | Altstadt |
Angelegt | 12./13. Jahrhundert |
Neugestaltet | Ab 1983 |
Einmündende Straßen | Markt, Bendergasse, hinter den Häusern: Rapunzelgässchen |
Bauwerke | Zum Engel, Goldener Greif, Wilder Mann, Kleiner Dachsberg und Schlüssel, Groß Laubenberg, Klein Laubenberg, Schwarzer Stern |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußgängerzone |
Der Samstagsberg (Seit der Nachkriegszeit zumeist als Ostzeile bezeichnet) ist der östliche Platz des Römerberges in Frankfurt am Main. Der Name Samstagsberg stammt noch aus der Karolingerzeit, als auf dem Platz jeden Samstag unter freiem Himmel öffentlich Gericht gehalten wurde. Heute dient der Platz als Fußgängerzone zum Flanieren und Verweilen und seine Häuserzeile ist ein beliebtes Fotomotiv.
Geographie
BearbeitenName
BearbeitenSamstagsberg ist die ursprüngliche Bezeichnung des Platzes. Der Name leitet sich vom samstäglichen öffentlichen Gericht ab, welches auf dem Platz abgehalten wurde, da sich im Osten zu der Zeit die Frankfurter Königspfalz befand. Die Bezeichnung Ostzeile ist erst seit der Nachkriegszeit nachweisbar und bezieht sich auf die Tatsache, dass der Platz und seine Häuserfront im Osten des Römerberges liegen und somit seine östliche Begrenzung darstellen. Der Verein FREUNDE FRANKFURTS setzt sich für die Beibehaltung der Bezeichnung Samstagsberg ein und kämpft gegen die Verdrängung des historischen Namens.
Lage und Umgebung
BearbeitenDer Platz befindet sich im Herzen Frankfurts, die so genannte gudd Stubb und ist der östliche Teil des Römerberges. Gegenüber der Häuserzeile des Samstagsberges befindet sich mit dem Römer ein weit bekanntes Wahrzeichen Frankfurts und auch Deutschlands in unmittelbarer Nähe. Westlich des Platzes steht der Gerechtigkeitsbrunnen, der in etwa die Grenze des Samstagsberges zum restlichem Römerberg ausmacht. Die umliegende Stadtstruktur kennzeichnet sich durch ein hohes Maß an rekonstruierten und historisierenden Gebäuden aus. So schließt sich auch nordöstlich das Dom-Römer-Projekt an, welches das abgerissene Technische Rathaus durch kleinteilige historisierende Gebäude und einigen Rekonstruktionen ersetzen soll. Im Süden des Platzes begrenzt die Alte Nikolaikirche selbigen.
Geschichte
BearbeitenArchäologische Funde zeigen, dass der Samstagsberg bereits in der Karolingerzeit von einer Mauer umgeben war, deren Südrand etwa entlang der Bendergasse und der ehemaligen Goldhutgasse zum Markt verlief. Die Mauer schützte eine kleine Siedlung, die sich vermutlich westlich der Königspfalz Frankfurt bis zu der sumpfigen Niederung am heutigen Westrand des Römerberges hinzog. Im Norden der Siedlung floß damals noch die Braubach, ein Nebenarm des Mains.
Frankfurt und damit der Samstagsplatz war Austragungsort zahlreicher Reichstage. Im Jahr 1140 berief der staufische König Konrad III. einen Reichstag nach Frankfurt, dem bis 1152 sechs weitere Besuche folgten. 1147 brach er nach einer Predigt des Bernhard von Clairvaux von hier aus zum Zweiten Kreuzzug ins Heilige Land auf. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert diente der nördlich der Saalburg gelegene Platz bereits regelmäßig als öffentliche Versammlungsstätte des kaiserlichen Hofstaates und der Reichstage. Auf dem Platz fanden Turniere statt und es wurde unter freiem Himmel Gericht gehalten.
1942 entdeckte man beim Bau eines Löschwasserteiches auf dem Römerberg ein riesiges ringförmiges Fundament mit einer Mauerstärke von 6,20 Metern und einem Durchmesser von 21,75 Meter. Es gehörte zum Bergfried des Saalhofes, der zwar seine geplante Höhe von 45 Meter nie erreichte, aber um 1240 der höchste Turm Deutschlands gewesen sein soll. Heute erinnert ein in die Pflasterung des Römerbergs eingelassener Steinring an den staufischen Wehrturm.
Um das Jahr 1200 entstanden die ersten Häuser an der Ostzeile des Samstagsberges, die Häuser an den übrigen Seiten des Römerberges entstanden erst einige Jahrzehnte später. Der Platz markierte nun die Grenze zwischen der vorwiegend von Handwerkern bewohnten Oberstadt im Osten und der Unterstadt und hieß zunächst nur Berg oder Auf dem Berg[1].Ein Wochenmarkt, ist bereits um 1350 in der Topographie des Baldemar von Petterweil belegt. Lange Zeit gab es auch noch einen Höhenunterschied zwischen dem Samstagsberg und dem Römerberg.
Bei der Bombardierung Frankfurts am 22. März 1944 brannten die gesamte Ostzeile von Brandbomben entzündet nieder[2][3] Die im Anschluss an der Ostzeile errichteten Neubauten wurden bereits 1970 für den Bau der U-Bahn-Station „Römer“ wieder abgerissen, was erst die Rekonstruktion der historischen Bebauung möglich machte. Von 1982 bis 1984 wurde die gesamte Ostzeile des Römerbergs weitgehend originaltreu rekonstruiert.
Entwicklung des Samstagsberges in Bildern
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Bebauung des Samstagsberges um 1552
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Bebauung des Samstagsberges um 1628
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Häuserzeile um 1711
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Der Samstagsberg zwischen 1890 und 1900
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Modell des im 2. WK. zerstörten Römerberges, Von der Mitte links oben wäre die Ostzeile
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Der fast unbebaute Samstagsberg beim Evangelischen Kirchentag 1956
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Teil der Ostzeile 1992
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Samstagsberg Ostzeile 2011
Platzgestaltung
BearbeitenDer Platz ist im schlichten Kopfsteinpflaster gehalten. Zur Unterscheidung vom restlichen Römerberg weisen die Pflastersteine des Samstagsberges eine leicht dunklere Färbung auf. Eine Besonderheit ist ein ins Pflaster eingelassener Kreis von 21,75 Metern Durchmesser. Dieser makiert das Fundament eines karolingischen Bergfriedes, der einst an dieser Stelle stand. In der Mitte des Römerberges (und somit am Westrand des Samstagsberges) befindet sich der 1543 errichtete Gerechtigkeitsbrunnen.
Gebäude am Platz
BearbeitenAls herausragende Rekonstruktionen gelten die Gebäude Zum Engel und Schwarzer Stern. Aber auch die Häuser, Goldener Greif, Wilder Mann, Kleiner Dachsbau, Groß Laubenberg und Klein Laubenberg wurden mit viel Liebe zum Detail, aber wegen fehlender Informationen nur annähernd historisch wiederaufgebaut. Teilweise wurden besonders an der Marktfassade beim Wiederaufbau alte Hölzer verwendet und bei einigen Häusern wurden die Balken bearbeitet, um sie künstlich älter aussehen zu lassen. Die Häuserzeile zeichnet sich durch vielfältige Baustile und Materialien aus. Auffällig ist auch, dass die Häuser besonders viele Fenster aufweisen, was darauf zurückgeführt wird, dass dort bei großen Ereignissen, wie sie Krönungszeremonien des Kaisers, die Fensterplätze für viel Geld an Zuschauer vermietet wurden.
Zum Engel
BearbeitenDas Haus Zum Engel mit der Adresse Römerberg Nr. 28 wurde 1562 erbaut und wurde auch Die Wechsel genannt. Es steht auf drei Seiten frei auf einer Grundfläche von 47 m². Bei der Rekonstruktion wurden die Ursprünglich als Doppelhaus konstruierten Häuser Großer Engel und Kleiner Engel zum häutigen Haus Zum Engel zusammengefügt. Es wurde der Zustand von vor 1905 wiederaufgebaut, denn in diesem Jahr wurde bei einer Restaurierung die Anordnung der Fenster verändert. 1981 stützte man sich bei der Rekonstruktion auf Aufnahmepläne des Fachwerks. Gegenwärtig befindet sich ein Café mit Souvenirladen im Erdgeschoss.
Goldener Greif
BearbeitenDas Haus mit der Nr. 26 wird Goldener Greif genannt. Es wurde 1562 erbaut und beherbergte ehemals eine Apotheke. Im 18. Jahrhundert wurde es umgebaut und ab 1981 möglichst historisch neu aufgebaut. Das Gebäude wurde verputzt und im Giebel ist es mit Schiefer verkleidet.
Wilder Mann
BearbeitenDer Name der Nummer 24 ist Wilder Mann. Es wurde im 16. Jahrhundert als gotisches Haus mit Erdgeschosshalle erbaut. Um 1800 wurde es entweder bedeutend umgebaut oder gänzlich neu errichtet. Es ist verputzt und hat einen verschieferte Giebel und ein barockes bis klassizistisches Gepräge. In den Obergeschossen befinden sich Sichtbalkendecken. Die Fenster sind regelmässig angeordnet. Beim vorherigen Gebäude wurde vermutlich im 18. Jahrhundert das Fachwerk verputzt.
Kleiner Dachsberg und Schlüssel
BearbeitenDie Nummern 20 und 22 werden Kleiner Dachsberg und Schlüssel genannt. 1541 werden sie noch als ein einziges Haus erwähnt, und erst danach offenbar geteilt. Die ehemalige Teilung ist auch beim heutigen Bau nachempfunden. Man kann sie an der Fensteranordnung besonders im Giebelfeld und im Erdgeschoss erkennen und ist auch duch Verdopelung des mittigen Pfostens sichtbar gemacht. Das Gebäude ist durchgehend mit Sichtfachwerk versehen welches künstlich gealtert wurde. Es wurde nicht wie historische Vorbilder mit Lehm- oder Backsteinausfachungen ausgeführt, sondern mit Leisten, Dübel, Platten und Hohlräumen. Im Erdgeschoss befindet sich eine Erdgeschosshalle, in der eine Gaststätte eingerichtet ist.
Großer Laubenberg
BearbeitenDas Haus mit der Adresse Römerberg Nr. 18 wird Großer Laubenberg genannt. Es ist das ehemals älteste Haus auf dem Samstagsberg und wurde vor 1500 errichtet. Das Erdgeschoss und die erste Etage wurden im 18. Jahrhundert umgebaut. Das Gebäude besitzt niedrige Geschosse und ein Krüppelwalmdach. Das Fachwerk enthält mit überkreuzten, gebogenen Eckstreben und Viertelkreis-Fussbänder, typische Merkmale dieser Zeitepoche. Die Giebelspitze ist verschiefert.
Kleiner Laubenberg
BearbeitenDer Name der Nummer 16 ist Kleiner Laubenberg. Er wurde 1541 erbaut und wurde um 1876 Die kleine Garküche genannt. Das Fachwerk ist -balkenbündig und flächig Verputzt und fällt durch dünne Balkenquerschnitte auf.
Schwarzer Stern
BearbeitenDer Schwarze Stern wurde 1610 im Stil der Renaissance errichtet. Im 18./19. Jahrhundert wurde er verputzt und 1920 wieder freigelegt. 1944 blieb nur noch das steinerne Erdgeschoss übrig, es konnte aber auf Grund seiner guten Dokumentation originalgetreu rekonstruiert. In jedem Geschoss sind 12 Fenster lückenlos Aneinandergereiht. Von Geschoss zu Geschoss unterscheidet sich der Fachwerkschmuck. Ursprünglich waren die Fachwerkbalken vermutlich mit gemalten Bossen und Diamantbuckeln versehen, um Licht- und Schattenseite hervorzuheben und damit einen höheren Kontrast zu erzeugen. Heute befindet sich im Gebäude ein Restaurant.
Nutzung
BearbeitenRestaurants und Cafés prägen heute die Nutzung des Samstagsberges und sorgen gemeinsam mit der historischen Architektur und der geschichtlichen Bedeutung des Ortes für einen hohen Aufenthaltswert. Nach den Olympischen Spielen oder bedeutenden Meisterschaften von deutschen Nationalteams findet auf dem Balkon des Römers, somit auch auf dem Samstagsberg, häufig der Empfang für die zurückkehrenden Sportler statt. Des weiteren findet hier der alljährliche Frankfurter Weihnachtsmarkt statt.
Weiterführende Informationen
BearbeitenSiehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Nikolaus Jungwirth und Gerhard Kromschröder: Ein deutscher Platz. Zeitgeschehen auf dem Frankfurter Römerberg von der Jahrhundertwende bis heute, 1980, ISBN-10: 3810801534
- Georg Hartmann, Fried Lübbecke: Alt-Frankfurt. Ein Vermächtnis. Verlag Sauer und Auvermann, Glashütten 1971
- Fried Lübbecke: Das Antlitz der Stadt – nach Frankfurts Plänen von Faber, Merian u. Delkeskamp ; 1552–1864, Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1952/1983, ISBN 3-7829-0276-9
- Johann Georg Battonn: Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt am Main. Viertes Heft. Verein für Geschichte und Altertumskunde, Frankfurt am Main 1866, S. 116–171 (Volltext in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Bearbeiten- Geschichte des Samstagsberges in Bildern - http://www.altfrankfurt.com
- Harald-Reportagen: Samstagsberg - Fotos der Baumaßnahmen in den 50er Jahren und der Fachwerk-Rekonstruktionen in den 80er Jahren
- Verein mit dem Ziel, der weitestgehende Wiederherstellung der Frankfurter Altstadt zwischen Römer und Dom. - http://www.pro-altstadt-frankfurt.de/
- Verein mit dem Ziel, der Förderung der Kenntnis Frankfurter Geschichte, Kunst, Kultur, und Mundart. - http://www.freunde-frankfurts.de/index.html
- APH-Forumthread: Römerberg Ostzeile bzw. Samstagsberg - https://www.stadtbild-deutschland.org
Quellenangaben und Einzelnachweise
BearbeitenAPH-Forumthread: Römerberg Ostzeile bzw. Samstagsberg - https://www.stadtbild-deutschland.org
Informationstafel auf dem Samstagsberg
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Z.B. in der von Battonn a.a.O. S. 118 zitierten Urkunde: „(domus) sita in Monte apud sanctum Nycolaum“ – (Haus) auf dem Berg bei St. Nicolai
- ↑ Kriegsschicksale Deutscher Architektur – Verluste, Schäden, Wiederaufbau – Band 2, Süd. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1988, S. 830
- ↑ Frankfurt im Feuersturm. Verlag Frankfurter Bücher, Frankfurt am Main 1965, S. 168–171
Koordinaten: 50° 6′ 37,4″ N, 8° 40′ 56,7″ O Kategorie:Platz in Frankfurt am Main Kategorie:Frankfurt-Altstadt Kategorie:Fußgängerzone in Frankfurt am Main Kategorie:Rekonstruiertes Bauwerk in Frankfurt am Main Kategorie:Geschichte von Frankfurt am Main Kategorie:Frankfurt-Altstadt Kategorie:Fachwerkhaus in Frankfurt am Main