Die Philosophie des Geldes ist ein Werk von Georg Simmel. Es erschien im Jahr 1900 im Duncker & Humblot Verlag in Leipzig.
Entstehung und Rezeption
BearbeitenDer erster bekannte Hinweis auf eine monographische Behandlung ist ein Brief an den französichen Soziologen Célestin Boulgé vom 22. Juni 1895. Darin spricht Georg Simmel über seine Arbeit an einer "Psychologie des Geldes", die er im folgenden Jahr beenden möchte. Die Abhandlung verzögert sich jedoch auf Grund konzeptueller Schwierigkeiten, insbesondere bei seinem Wertebegriff (S.94-97).[1] 1897 spricht Simmel in einem Brief an George Jellinek nun von der "Philosophie des Geldes" und intensiviert die Arbeit an dem Werk. Es erschienen bis 1899 fünf Aufsätze mit dem Charakter von Vorabdrucke in verschiedenen Zeitschriften, die teilweise ins Russische übersetzt werden. 1900 erscheint schließlich die 1.Auflage im Duncker & Humblot Verlag in Leipzig.
Auch nach seiner Veröffentlichung fand das Werk innerhalb des etablierten Wissenschaftsdiskurses kaum Anerkennung. Was einerseits mit der persönlichen Lage Simmels und andererseits mit der schwierigen Verortung in eine bestimmte Fachrichtung zu begründen ist. Die Philosophie des Geldes erlangte ihre Bekanntheit nicht über die Arravierten, sondern über eine jugendliche Avantarde, die insbesondere kritisch gegenüber dem wilhelminischen Deutschland stand.
- Gegensätzliche Auslegungen vor dem ersten WK und nach dem ersten WK (Beleg für das hoch gesteigerte Raffinement der europäischen Kultur (von romantischer Jugend) // Beleg für den Hochmut dieser Zeit)
- Erst in den 80er Jahren des 20.Jhdt kam die Wende als die Philosophie des Geldes als die ersten soziologischen Analysen der Moderne angesehen wurde.
- Auflage 1900 Duncker & Humblot
2. Auflage 1907 ebd.
1897 Wechsel von Psychologie zu Philosophie (726): Quelle Brief an
1898 Veröffentlichungen von zwei Aufsätzen mit dem Charackter von Vorabdrucken: 1. "Fragment aus einer "Philosophie des Geldes" in: Zeitschrift für immanente Philosophie, 3/1898, S.395-428. 2. "Die Rolle des Geldes in den Beziehungen der Geschlechter. Fragment aus einer "Philosopie des Geldes". In: Die Zeit, Wien, 14
ab 1898 intensive Beschäftigung mit dem Werk.
1899 3 weitere Vorabdrucke, die ebenfalls in russischer Sprache erschienen sind.
Zentrale These
Bearbeiten"Dem Tausch braucht also kein Wertungsprozeß vorauszugehen; der Wert ergebe sich vielmehr eo ipso im Tauschakt. Vor diesem Verständnis von Tausch wird das philosophische Anliegen Simmels in der Philosophie des Geldes faßbar, denn es geht ihm darum, seine soziologischen Begriff Wechselwirkung als "schlechthin umfassendes metaphysisches Prinzip" auszuloten. S.33/34Rammstedt. Zur allgemeinen Theorieperpektive der formalen Soziologie und der Wechselwirkung als gesellschaftliche Konstituiernde. 32
-Nach Wert, Geld und Individualität – Otthein Rammstedt: Über Simmels allgemeines Verständnis von Gesellschaft: "Gegenstand der Soziologie ist ihm nicht mehr Gesellschaft oder soziales Handeln, das immer des Individuums mit seinen Motiven, Bedürfnissen als Träger bedarf und auf anderer Menschen orientiert ist, sondern Simmel geht von dem aus, was zwischen den Menschen ist: Das Integrieren, die Wechselwirkung läßt zwischen Akteuren Formen des Verhaltens isch herausbilden, die qualitativ neu und eigenständig sind, da sie sich gerade in der Lösung von den je individuellen psychischen Handlungsanlässen kristallisieren. Sie werden gelernt mit ihren Regeln, sie steuern dann das Verhalten der Akteure. Diese sozialen Formen, sie bewirken nicht Gesellschaft, sondern sie sind vielmehr - nach Simmel - Gesellschaft." (32) --> Formale Soziologie mit Differenzierung nach Form und Inhalt.
Inhaltliches
Bearbeiten- Subjekt als Quelle der Wertzuschreibung: „Indem ein und derselbe Gegenstand in einer Seele den höchsten, in einer anderen den niedrigsten Grad des Wertes besitzen kann, und umgekehrt die allseitige und äußerste Verschiedenheit der Objekte sich mit der Gleichheit ihres Wertes vertrügt, so scheint als Grund der Wertung nur das Subjekt mit seinen normalen oder ausnahmsweisen, dauernden oder wechselnden Stimmungen und Reaktionsweisen übrig zu bleiben.“[2] (28)
- Die Unabhängigkeit der Werte von der objektiven Wirklichkeit mündet nicht in der Wahlfreiheit bzw. freie Wandelbarkeit der Werte. Das Subjekt findet sie als Tatsache (Durkheim lässt grüßen), die ähnlich unveränderbar sind wie die Wirklichkeit selbst. (29)
à Subjekt ist zwar die Quelle der Werte, jedoch ist die Geltung derer weitgehend unabhängig von ihm.
Kritik
BearbeitenWirkung/Rezensionen
Bearbeiten- Gustav Schmoller (1901)
- Georg Herbert Mead (1900)
- Camillo Supino (1912)
Ausgaben
BearbeitenLiteratur
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Philosophie des Geldes (1900) - Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv
- 2. Aufl. 1907 – Digitalisat unter: urn:nbn:de:s2w-8029 Volltext bei DigBib.Org
- 4. Aufl. 1922 – Faksimiles vom Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Uni Köln
Einzelnachweise
Bearbeiten- Schmoller G.: Simmels Philosophie des Geldes. In: Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft 25/1901, S.799-816.
- Simmel G.: Philosophie des Geldes. 1st ed. Frankfurt am Main: Suhrkamp; 1989.
- ↑ Simmel, Georg, 1858-1918., Gassen, Kurt, 1892-, Landmann, Michael, 1913-: Buch des Dankes an Georg Simmel : Briefe, Erinnerungen, Bibliographie : zu seinem 100. Geburtstag am 1. März 1958. Duncker & Humblot, 1993, OCLC 31479787 (worldcat.org).
- ↑ Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Suhrkamp, 1989, OCLC 923727949 (worldcat.org).