Strategic Entry Deterrence (zu Deutsch: Markteintrittsabschreckung) ist ein wichtiges Themengebiet sowohl in der Spieltheorie als auch in der Mikroökonomie. Strategic Entry Deterrence findet Anwendung um Monopolmacht und deren Profit zu erklären. Anders als bei der Structural Entry Deterrence wird von einem aktiven Eingriff des zurzeit im Markt agierenden Unternehmens ausgegangen. Die Idee ist es zu verstehen, wann es für ein als Monopolist auftretendes Unternehmen von Vorteil ist eine aktive Markteintrittsabschreckung zu betreiben bzw. Barrieren aufzustellen um so potentielle Kunden aus dem Markt zu halten. Das ist genau dann der Fall, wenn die Annahme gilt, dass als Monopolist der Profit höher ist als Duopolist. Folgt eine nicht frei Wählbarkeit des Preises eines Monopolistes, so herrscht auf diesem Markt eine Bestreitbarkeit. Das bedeutet, es ist einfach in den Markt einzutreten, da die Eintrittskosten gleich null sind. Letztlich versucht ein Unternehmen anderen Unternehmen durch strategische Barrieren aus dem Markt zu halten.
Wirtschaftliche Relevanz
Folgendes Beispiel veranschaulicht die Thematik: Am 13.5 2015 wurde bekannt, dass der Autohersteller Toyoto weltweit etwa fünf Millionen Fahrzeuge, davon etwa 150.000 Autos in Deutschland, zurückrief. Diese Rückrufaktion ist einem großen Imageschaden verbunden. Wirtschaftlich ist zu erwarten, dass sich Toyota, wie auch nach der Rückrufatkion 2010, erneut von den Umsatzzahlen hinter General Motors platzieren wird. Vereinfacht betrachtet mit zwei Akteuren auf dem weltweiten Automobilienmarkt kann ein Unternehmen, welches in den Markt eintreten möchte, nun vom Imageschaden des im Markt agierenden Unternehmen zu nutzen machen und sich versuchen langfristig auf dem Markt zu etablieren.
Zwei Perioden Modell
Die grundlegende Idee ist zu erklären, warum für Unternehmen es nicht möglich ist, in einen Markt einzutreten und inwiefern das agierende Unternehmen aktiv dazu beiträgt. Das folgende Modell liefert eine Erklärung, wann ein Unternehmen aktiv zur Martkeintrittsabschreckung beiträgt, den Markteintritt zulässt und indifferent zwischen beiden Möglichkeiten ist.
Annahmen des Modells
Im Zwei Perioden Modell gibt es Unternehmen 1 und Unternehmen 2. Beide Unternehmem sind identisch aber Unternehmen 2 sieht sich Eintrittskosten gegenüber.
In Periode 1 wählt Unternehmen 1 das Kapazitätenniveau .
In der zweiten Periode wählt das zweite Unternehmen für Eintritt oder für keinen Eintritt.
Zusammend fassend ergeben sich folgende Gewinnfunktionen.
Lösung durch Rückwärtsinduktion
Beginn in Periode 2
Durch Lösung mit Hilfe der Rückwärtsinduktion gilt die Annahme
Unternehmen 2 tritt nun ein und maximiert den Profit ( Eintrittskosten werden gezahlt )
Daraus folgt, dass
Einsetzen in ergibt
Die Gewinnfunktion ist positiv, wenn gilt:
Die Reaktionsfunktion von Unternehmen 2 ergibt sich also
Zum Video:
https://www.youtube.com/watch?v=KfheOgqqiHk
Erste Periode
Unternehmen 1 setzt unter dem Wissen die Reaktionsfunktion von Unternehmen 2 zu kennen. Eine Veränderung von kann Unternehmen 2 zu einem Nicht-Eintreten beeinflussen. Berechnen von Gewinnfunktion von Unternehmen 1 bei einem Eintritt von Unternehmen 2 und bei Monopolstellung.
Hier ergibt sich der doppelte Gewinn für Unternehmen als Monopolist.
Für das Maximun in der Monopolstellung gilt:
Für ergibt sich das Maximun
Für das Maximum im Eintritt gilt:
Für ergibt sich das Maximun
Die Gewinnfunktion der Monopolstellung stellt die obere Kurve da, während die Gewinnfunktion bei einem Eintritt von Unternehmen 2 die untere Kurve wiedergibt.
Blockierter Eintritt
Das marktaktive Unternehmen fürchtet sich nicht vor einem Eintritt, da die Eintrittskosten zu hoch sind. Dies ist genau der Fall, wenn gilt . Folglich würde Unternehmen 2 nicht eintreten und daraus folgt .
Unternehmen 1 maximiert den Gewinn, gegeben :
Daraus folgt
Zur Erinnerung: Die Gewinnfunktion von Unternehmen 2 ist dann positiv, wenn gilt :
Für das Gegenteil bzw. Gewinn von 0 gilt :
daraus folgt, dass die Eintrittskosten ,
betragen und damit für Unternehmen zwei zu hoch ist.
Im Schaubild Eintritt blockiert wird das durch die vertikale Linie verdeutlicht.
Indifferenz zwischen Abschrecken und Einlass
Mathematisch bedeutet dies in diesem Fall, die Eintrittskosten so zu wählen, dass Unternehmen 1 indifferent zwischen beiden Möglichkeiten ist.
Wenn Unternehmen 1 indifferent ist, dann kann es setzen und den Eintritt gewähren
oder setzen und den Eintritt abschrecken.
Einsetzen von in die Gewinnfunktion von der Monopolstellung
)
Daraus folgt : Unternehmen 1 ist zwischen beiden Optionen indifferent, wenn gilt
daraus folgt
Dieser Sachverhalt ist gegeben im Schaubild Indifferenz gegeben.
Daraus folgt, dass eine aktive Markteintrittsabschreckung von Unternehmen 1 dann gegeben ist , wenn gilt : Dieser Sachverhalt ist im Schaubild Markteintrittsabschreckung gegeben.
Des Weiteren folgt für Eintrittskosten eine Gewährleistung zum Eintritt aus Sicht von Unternehmen 1. Es wäre nicht lohnenswert eine aktive Abschreckung zu betreiben, da die Eintrittskosten zu gering sind.
Zum Video:
https://www.youtube.com/watch?v=YQd0XmozdGQ&feature=youtu.be
Weitere Möglichkkeiten zur Abschreckung
Das zwei Perioden Modell unterliegt der Annahme, dass das agiernde Unternehmen die Preise und das Kapazitätenniveau bei keinem Eintritt und einem Eintritt gleichbehält. Darüber hinaus gibt es auch weitere Möglichkeiten für ein herrschendes Unternehmen potentielle Unternehmen fern zu halten.
Modell der Vorinvestitionen
Das Modell der Vorinvestition wird genau dann angewendet, wenn ein Unternehmen durch Vorinvestition Kampfbereitschaft glaubhaft signalisieren möchte um ein potentiell einzutretendes Unternehmen abzuschrecken.
Modellierung
EU = Eintretendes Unternehmen
AG = Agierendes Unternehmen
EU kann entscheiden zwischen Eintritt und keinen Eintritt. Im Letzteren ist der Profit von AG acht Einheiten und von EU dementsprechend 0 Einheiten. Entscheidet sich EU für Eintritt, so kann AG sich nun für Kampf oder keinen Kampf entscheiden. Bei der Wahl von Kein Kampf enthält EU eine Einheit und AG vier Einheiten. Bei der Wahl des Kampfes enthält EU eine negative Einheit und AG null Einheiten. Daraus folgt, dass EU in den Markt eintreten wird, da die Drohung Kampf von Seiten AG nicht glaubhaft ist. Die Frage lautet nun, wie AG die Drohung Kampf glaubhaft machen kann.
V = Vorinvestition E = Entlohnung
Um Glaubhaftigkeit zu signalisieren muss Folgendes gelten :
Die Auszahlung von Kampf muss größer sein als die Auszahlung von kein Kampf.
Des Weiteren gilt:
Diese Bedingung besagt, dass die Vorinvestition nur getätigt wird, wenn die Auszahlung mit der Vorinvestition größer ist als die Auszahlung ohne die Vorinvestition.
Daraus folgt, dass AG eine Vorinvestition tätigt, wenn gilt :
Mit einem Zahlenbeispiel würde sich folgende Auszahlung ergeben:
EU hätte weiterhin bei keinem Eintritt einen Profit von null Einheiten und AG hätte dann einen Profit von fünf Einheiten und das entspricht der oben genannten Bedingung
Bei einem Eintritt und dem daraus folgenden Kampf hat EU einen Profit von einer negativen Einheit und AG einen Profit von zwei Einheiten. Bei einem Eintritt und keinem Kampf hat EU einen Profit von einer Einheit und AG ebenso einen Profit von einer Einheit.
Durch diese Vorinvestition und neuen Auszahlungen ist die Drohung einen Kampf zu starten bei einem Eintritt von EU glaubhaft, da sich der Profit um zwei Einheiten erhöht hat.
Zum Video:
https://www.youtube.com/watch?v=Tsdx1_Wz5-8
Gefangenen Dilemma im Post Entry Szenario
In Norwegen konkurrieren auf dem Lachsmarkt hauptsächlich zwei Unternehmen. Södra Fisken hat einen Marktanteil von 60 Prozent und nordlig Lax einen Anteil von 40 Prozent. Am Herstellungprozess wird stets geforscht und weiterentwickelt um größere Produktionsvolumen zu geringeren Kosten zu ermöglichen. Durch diese Innovationen ( Forschung und Entwicklung ) und stetigen Anstieg des Know-Hows bleiben beide Unternehmen konkurrenzfähig.
Södra Fisken / nordlig Lax | F&E | Keine F&E |
F&E | 50,20 | 100,-30 |
Keine F&E | -10,80 | 100,70 |
Betreiben beide Unternehmen Forschung und Entwicklung so ergeben sich die Auszahlungen in der linken oberen Box. Södra Fisken hat einen größeren Marktanteil, daher auch eine höhere Auszahlung. Das Betreiben von Forschung und Entwicklung kostet beide gleichermaßen X Einheiten. Gegeben beide Unternehmen betreiben keine Forschung und Entwicklung so ergeben sich die Auszahlungen in der rechten unteren Box. Tätigt Södra Fisken keine Forschung und Entwicklung, während nordlig Lax aber investiert so ergeben sich die Auszahlungen der unteren linken Box. Im umgekehrten Fall ergeben sich die Auszahlungen der oberen rechten Box.
Beide Unternehmen besitzen als dominante Strategie Forschung und Entwicklung. Daraus ergibt sich das Nash-Gleichgewicht {Forschung und Entwicklung, Forschung und Entwicklung}. Die Auszahlungen beider Unternehmen sind höher, sofern beide keine Forschung und Entwicklung betreiben. Diese Situation spiegelt das typische Gefangenendilemma wieder. Die aufkommende Frage ist, warum sich beide Unternehmen nicht darauf einigen auf Forschung und Entwicklung zu verzichten. Ein wesentlicher Punkt ist die Nicht-Beobachtbarkeit der Einhaltung der Vereinbarung. Die gegenseitige Kontrolle würde sich als schwierig herausstellen. Eine neue Technologie bzw. Innovation zur Weiterentwicklung ist ein stets andauernder Prozess. Treibt ein Unternehmen diesen Prozess heimlich, so kann es für das andere Unternehmung bei der Entdeckung schon zu spät sein zu reagieren. Folglich ergibt sich das oben genannte Nash-Gleichgewicht {Forschung und Entwicklung, Forschung und Entwicklung}.
Durch die dominanten Strategien automatisieren beide Unternehmen eine Abschreckung um in den Markt einzutreten.
Beide Unternehmen haben durch die kontinuierliche Weiterentwicklung von ihren Produktionsprozessen einen großen technologischen Vorsprung. Falls ein weiteres Unternehmen einen Markteintritt anstrebt, müsste dieses zunächst viel in das technologische Know-How investieren. Demzufolge wäre der Profit dann gering und nicht profitabel. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die öffentliche Wahrnehmung der Unternehmen. Namen und Logo haben sich auf dem Markt gefestigt, was sich ein neu agierendes Unternehmen erst durch einen gewissen Zeitraum erarbeiten muss.
Analyse des Gleichgewichts
Annahmen:
Zur Vereinfachung seien die oben genannten Unternehmen nun
Investiert ein Unternehmen in eine Technologie, so ist die ist Wahrscheinlich eine neue Technologie zu entdecken. Dies führt zu einem zusätzlichem Profit , sofern das Unternehmen das einzige bleibt, welches erfolgreich investiert hat. Sind beide Unternehmen erfolgreich so beläuft sich der zusätzliche Profit auf und sofern keiner der beiden Unternehmen erfolgreich ist.
Investiert nur ein Unternehmen in Forschung und Entwicklung, so erigbt sich als der Parameter, der die Wahrscheinlichkeit wiedergibt eine neue verbesserte Technologie zu entdecken. Der neue Profit wäre dann . Daraus ergibt sich der erwartende Profit von . Schlussfolgernd ist die Investitionsentscheidung gegeben durch:
Investieren nun beide Unternehmen ergibt sich der erwartende Profit von :
Der erste Term spiegelt die Analyse wieder, wenn nur ein Unternehmen erfolgreich investiert hat, der zweite Term besagt, dass beide Unternehmen erfolgreich investiert haben. Davon werden noch die Investitionskosten abgezogen.
Der erwartende Profit beider Unternehmen ergibt nach Umformulierung:
Beide Unternehmen investieren, wenn , also die oben genannte Gleichung erfüllt. Im Schaubild Gleichgewicht zwischen zwei Unternehmen ist dieser Sachverhalt graphisch analysiert. Wenn die Kombination des Paramaters und Forschungs- und Entwicklungskosten überhalb von liegt, dann wird von beiden keine Forschung und Entwicklung betrieben. Das passiert genau dann, wenn die Kosten von Forschung und Entwicklung zu hoch sind oder der Parameter zu gering ist um einen Erfolg zu erzielen. Wenn die Kombination des Paramaters und Forschungs- und Entwicklungskosten zwischen und liegt, dann ist nur ein Unternehmen involviert in Forschung. Hier sind die Kosten im Vergleich zum Parameter hoch. Aber gerade noch aussreichend, dass kein negativer Profit entsteht. Aus Sicht des zweiten Unternehmes würde eine aktive Beteiligung keinen Vorteil erzielen. Die Kombination unterhalb von spiegelt die Problematik wieder, wenn beide Unternehmen in Forschung- und Entwicklung agieren. Hier befinden sich beide Unternehmen im Gefangenendilemma. Der Anreiz Forschung zu betreiben ist hoch, da die Kosten sehr gering sind. Diese sind so gering, dass der Parameter eine untergeordnete Rolle spielt. Damit ist gezeigt, dass beide einen Anreiz haben zu investieren.
Zum Video:
https://www.youtube.com/watch?v=be1eJQrilXo
Erwarteter Zeitpunkt einer Entdeckung
Die zwei Unternehmen stehen ebenso im zeitlichen Wettkampf zueinander. Bisher ist gezeigt, dass beide sich für aktive Forschung und Entwicklung entscheiden. Nun wird verdeutlicht, wann ein Unternehmen den Zeitpunkt einer neuen Entdeckung ( Technologie, Herstellung eines Produktes) rechnen kann.
Annahmen: ist der Zeitpunkt an dem ein Unternehmen in der ersten Periode ein neues Produkt entdeckt und diese Wahrscheinlichkeit ist
Für ein Unternehmen gilt:
ist der Zeitpunkt in dem ein Unternehmen nicht in erster Periode eine Entdeckung macht aber in der zweiten und diese Wahrscheinlichtkeit ist gegeben mit Daraus folgt die Gleichung :
Beweisführung siehe Video
https://www.youtube.com/watch?v=DMlRKL8iVm0
Schlussfolgernd ist die Entdeckung eines neuen Produktes oder Technologie abhängig von der Größe des Parameters . Intuitiv und rechnerisch bestätigt ist die Chance größer in frühreren Perioden erfolgreich zu sein, je größer der Wahrscheinlichkeitsparameter ist.
Für zwei Unternehmen gilt :
entspricht der Wahrscheinlichkeit, dass keiner der beiden Unternehmen in keiner Periode erfolgreich investiert hat.
Die Gegenwahrscheinlichkeit entspricht . Mindestens ein Unternehmen ist in einer Periode erfolgreich.
Die Wahrscheinlichkeit keiner der beiden Unternehmen ist erfolgreich in der ersten Periode aber mindestens ein Unternehmen in der zweiten Periode ist gegeben durch:
Vergleich von und führt zur Analyse, dass ist.
Je mehr Unternehmen, in diesem Fall 2, desto kleiner die Wahrscheinlichkeit der erfolgreichen Entdeckung einer neuer Technologie oder Produktes.
Zum Video:
https://www.youtube.com/watch?v=kBsQIfACZKQ
Weblinks
Literatur
- Basu, Kaushik(2005):Rationality, games, and strategic behaviour.New Delhi:Oxford Univ. Pr.Verlag.
- Besanko, David (2010):Economics of strategy.Hoboken, NJ: Wiley.
- Holler, Manfred J.,Illing, Gerhard (2009): Einführung in die Spieltheorie.Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag.
- Martin, Stephen (2001):Industrial organization.a European perspective.Oxford : Oxford Univ. Press.
- Mas-Colell, Andreu(1995):Microeconomic theory.New York, NY:Oxford Univ. Press.
- Shy, Oz (1995): Industrial Organization.Theory and Application. Cambridge, Mass.MIT Press, Chapter 8.4 , 9.2
- Yip, George S.(1982): Barriers to entry.a corporate-strategy perspective.Lexington, Mass.:Heath-Verlag.