Die sogenannte Papstweissagung des heiligen Malachias, kurz: die Malachiasweissagung, ist eine aus 112 kurzen Sinnsprüchen bestehende Prophezeiung über alle Päpste von Cölestin II. (1143–1144) bis Franziskus (seit 2013), der als (dem Amtsantritt nach) letzter Papst bzw. Gegenpapst - auch Gegenpäpste sind Bestandteil der Malachiasprophetie - prophezeit wird. Sie wurden erstmals im Jahre 1595 in einem Werk mit dem Titel Lignum Vitae[1] von Arnold Wion gedruckt und dabei wohl fälschlicherweise dem heiliggesprochenen irischen Erzbischof Malachias zugeschrieben.
In dieser Weissagung wird jedem Papst (und auch 10 von insgesamt 12 Gegenpäpsten des genannten Zeitraums) nacheinander ein oft nur aus zwei bis drei Worten bestehender Sinnspruch zugeordnet. Nur 3 der 112 Sinnsprüche sind Aussagesätze, darunter auch der letzte: In persecutione extrema S. R. E. sedebit. (In der letzten (bzw. äußerst großen) Verfolgung der Heiligen Römischen Kirche wird er thronen.)
Einige halten Philipp Neri für den wahren Autor und diejenigen Sinnsprüche, die der prophetischen Schau Philipp Neris vorausgehen, für hinzuerfundene, auf bekannte Tatsachen abgestimmte Fälschungen. Auch einige Konversations-[2] und theologische Lexika[3] sahen oder sehen sogar die gesamte Prophetie als Fälschung an. Dies mag im schwerverständlichen tiefen Symbolgehalt der Neri zugeschriebenen Sinnsprüche begründet liegen. Darüber hinaus fällt die fehlende Beachtung der Prophetie in den vermuteten 450 Jahren von deren Entstehung bis zu ihrer ersten schriftlichen Erwähnung 1595 auf, obwohl sich diese für den durchschnittlichen Gläubigen dieser Zeitspanne als "eingetroffen" darstellen müsste.
In diesem Sinne sieht dies u.a. auch Hidebrand Troll:[4] Er verweist auf einen Einschnitt zwischen dem 71. und 72. Sinnspruch, den René Thibaut (1883-1952)[5] als Erster erkannt hat und der die ersten 71 Sinnsprüche (von Cölestin II. bis zu Pius V.) von den Sinnsprüchen Nr. 72 bis 111 (von Gregor XIII. bis Benedikt XVI.) trennt. Erstere beziehen sich demnach auf rein formale Dinge wie Wappen, Namen des Adelsgeschlechtes usw. und sind wohl nachträglich hinzuerfunden, während letztere, die wirklich prophetischen, in erster Linie den Papst oder dessen Pontifikat mittels einer Symbolsprache charakterisieren. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass Philipp Neri (lediglich) die in Lignum Vitae notierte Vorausschau aller nachfolgenden Conclavia zur Zeit des heiligen Papstes Pius V. (1566–1572) zuteilgeworden ist.
Wohl auch gerade wegen der schwerzugänglichen Symbolsprache geriet die Malachiasweissagung im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts etwas in Vergessenheit. Besondere Aufmerksamkeit erlangte sie wieder, als Pius VI. um 1800 als „apostolischer Pilger”, so sein Sinnspruch, durch Europa reisen musste. Von da an bis heute wurden und werden Philipp Neris Sinnsprüchen insbesondere in Bezug auf die Charakterisierungen der Päpste des 19. und 20. Jahrhunderts überraschend plausible und unverwechselbare Bezugspunkte unterstellt.
Veröffentlichung
BearbeitenDie Prophezeiungen erschienen erstmals 1595 in einem Buch des belgischen Benediktiners Arnold Wion (auch Arnoldo, Vvion und Wyon, 1554[6] bis vor 1610[7]). „Lignum vitae …“ (deutsch: „Baum des Lebens …“) (2 Bände mit 5 „Büchern“) ist eine biobibliographische Beschreibung berühmter Mitglieder des Benediktinerordens. In Band 1, 2. „Buch“, Kapitel 40 wird der Orts-Buchstabe „D“ behandelt, wo auf Seite 307[1] im Abschnitt „Dunenses in Hibernia, sub Archiepiscopo Armacano“ (deutsch: „Down [Diözese,[8] Name von der Ortschaft Downpatrick, lat. Dunum] in Irland, unter Erzbischof von Armagh“) der Heilige Malachias (1094/95-1148) behandelt wird. Daran anschließend findet sich jene bis Seite 311 reichende „Prophetia S.Malachiae Archiepiscopi, de Summis Pontificibus“ (deutsch: „Prophezeiungen über alle (zukünftigen) Päpste des Heiligen Erzbischofs Malachias“). Es ist auch als Prophetia de futuris Pontificibus Romanis oder Prophetia de summis pontificibus bekannt.
Durch die Unabhängigkeitskämpfe der Niederlande (Achtzigjähriger Krieg 1568-1648) floh Wion nach Italien, wo er unter anderem in der Abtei Montecassino (1577) und im Kloster San Benedetto in Polirone bei Mantua Aufnahme fand.[9] So kam es, dass das Werk des Belgiers bei Giorgio Anglieri in Venedig erschien.
Form
BearbeitenDie Einträge sind dreispaltig auf zwei verschiedene Arten angeordnet.
- Die Einträge 1 bis 74 (1143–1590, Cölestin II. – Urban VII.) enthalten
- den Sinnspruch,
- den Namen des Papstes
- und einen Kommentar, der zeigen soll, inwiefern der Sinnspruch Rufnamen oder Wappen des entsprechenden Papstes bzw. markante Umständen seines Pontifikates charakterisiert. Der Kommentar ist gegebenenfalls umbrochen, wobei die zweite Zeile eingerückt in der zweiten Spalte beginnt. Ab der zweiten Seite ist die optische Trennung zwischen zweiter und dritter Spalte nicht so deutlich.
- Die Einträge 75 bis 77 (Jahre 1590–1592, Gregor XIV. – Klemens VIII.) bis zum Veröffentlichungsjahr enthalten nur den Sinnspruch und den Namen des Papstes. Die dritte Spalte ist leer.
- Die Einträge 78 bis 111 enthalten nur den kurzen Sinnspruch und sind platzsparend dreispaltig angeordnet.
- Am Ende der dreikolumnigen Anordnung folgen zwei Absätze mit längeren, umbrochenen Aussagesätzen, wobei hinter dem letzten noch „Finis.“ (deutsch: „Ende“) steht. Oft werden sie als ein durchgehender Satz zitiert und das Finis weggelassen.
Abschließend steht über die ganze Seitenbreite die Bemerkung:
„Quae ad Pontifices adiecta, non sunt ipsius Malachiae, sed R. P. F. Alphonsi Gioaconis, Ordinis Praedicatorum, huius Prophetiae interpretis.“
„Das zu den Päpsten Hinzugefügte ist nicht Eigentum des Malachias selbst, sondern des Alphons Ciaconius aus dem Predigerorden, dem Ausleger dieser Prophetie.“
Alfons Ciaconius (†1599) war ein bekannter Kirchenhistoriker und Katakombenforscher unter Gregor XIII. und Pönitentiar bei Santa Maria Maggiore.
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Seite 307
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Seite 309
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Seite 310
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Seite 311
Auffälliges
BearbeitenBis Ende des 16. Jahrhunderts hat die Weissagung sehr viele Gemeinsamkeiten mit einer Auflistung des italienischen Historikers Onofrio Panvinio (1530-1568). In seinem 1557 in Venedig erschienenen Werk Epitome pontificum Romanorum a S. Petro usque ad Paulum III sind alle nötigen Informationen enthalten wie Wappen und biografische Angaben enthalten.[10] Es gleichen sich auch fehlerhafte biographische Angaben.
Der belgische Jesuit René Thibaut (1883-1952[11]) will nach seiner 1951 veröffentlichten Schrift[5][12] einen Unterschied zwischen den Sinnsprüchen der ersten 71 (bis 1566) und den weiteren Weissagungen (ab 1572) festgestellt haben. Seiner Meinung nach finden sich im ersten Teil exakte Einzelheiten zum Vorleben der Päpste wie Tauf- und Familiennamen, Geburtsort, Wappen, usw., während der zweite Teil viel Interpretation und Symbolik benötigt.[13]
Vermutete Urheber
BearbeitenMalachias
BearbeitenDer durch die Veröffentlichung ins Spiel gebrachten Urheberschaft von Malachias (1094/95-1148) wird kein Glaube mehr geschenkt. Sein Freund und Hagiograph Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153) erwähnt, dass in seinen Weissagungen nie von Päpsten die Rede gewesen sei.[14][15] Auch gibt es zwischen dem ersten erwähnten Papst zur Lebenszeit Malachias und der Veröffentlichung durch Wion, also 452 Jahre lang, keinerlei Hinweis auf die Weissagungen.
Im Jahre 1139 reiste Erzbischof Malachias nachweislich nach Rom um Agenden für die Diözese zu regeln. Nach Pater François Cucherat (1812-1887)[16] soll er dort merkwürdige Visionen gehabt haben, wo ihm die Päpste bis zum Ende der Kirche offenbart wurden. Das Manuskript soll er Papst Innozenz II. (Regentschaft 1130-1143) anvertraut haben um ihn zu trösten. Danach soll es bis zu seiner Wiederentdeckung 1590 in den Vatikanischen Archiven gelegen haben.[17]
Philipp Neri
BearbeitenIm Wesentlichen sprechen drei Gründe für die Urheberschaft Philipp Neris.
- Seine glaubwürdig bestätigte Fähigkeit, die Päpste, die zu seinen Lebzeiten aus dem Konklave hervorgingen, vorherzusehen
- Ganganelli, der nachmalige Papst Klemens XIV., schreibt in einem Brief eine Weissagung, von der jedermann spricht, dem Philipp Neri zu.
- Der Fakt, dass sein Todesjahr mit dem Publikationsjahr von Lignum Vitae übereinstimmt und er seine eigenen Dokumente vor seinem Tod alle verbrannte, also keinen Wert auf Ruhm durch eigene Publikationen legte
Philipp Neris Fähigkeit, Päpste vorauszusehen
BearbeitenHildebrand Troll[4] schreibt, dass Philipp Neri das Ergebnis fast aller Konklaven seiner Zeit voraussah und zitiert dessen ältesten Biographen Antonio Gallonio aus den Acta Sanctorum[18] des Monats Mai in Band VI auf Seite 507: "Illud de beato Patre hic mirabile adjiciam, ... quod Romana Sede Pastore orbata, semper ferme, nunc dormiens, nunc vigilans, nomen illius, qui in Summum Pontificem eligendus erat, maxima voce pronuntiari audiebat: quam rem paucis admodum viris aperire consueverat" ("Folgendes Erstaunliches möchte ich über den seligen Vater hinzufügen: fast immer, wenn der päpstliche Stuhl seines Hirten verwaist war, hörte er, mal im Schlafe, mal in wachem Zustand den Namen dessen, der zum Papst erwählt werde mit ganz lauter Stimme verkündet werden; er hatte die Gewohnheit, diese Tatsache nur ganz wenigen Menschen anzuvertrauen").
Weiter zitiert Troll den Biographen Girolamo Branabei auf Seite 599 dieser Acta Sanctorum:[18] "Philippus futurorum pontificum electiones ferme omnes divinitus praevidebat" ("Philipp sah fast alle Wahlen der zukünftigen Päpste durch göttliche Eingebung voraus"). Dieser Biograph, so Troll, zeige auch, wie Philipp seinen Vertrauten den Namen des Kardinals offenbarte, der als Papst das Konklave verlassen werde. Gelegentlich sage er auch Tag und Stunde voraus, wenn dies geschehen und den Namen, den der Neugewählte sich zulegen werde. Und Troll erwähnt noch, dass diese Begebenheiten auch beim Heiligsprechungsprozess Philipp Neris zur Sprache kamen.
Ganganellis Brief
BearbeitenHildebrand Troll[4] erwähnt, dass noch Mitte des 18. Jahrhunderts in Rom Voraussagen auf zukünftige Päpste dem hl. Filippo Neri zugeschrieben wurden, und verweist auf einen Brief Lorenzo Ganganellis, des späteren Klemens XIV., an den Kardinal Marcello Crescenzi vom 13. März 1750 aus Rom, in dem es abschließend heißt: "In tiefster Ehrfurcht küsse ich Ihnen die Hände in Erwartung des Augenblicks, in dem wir Ihnen die Füße küssen werden, wenn die dem hl. Filippo Neri zugeschriebene Prophezeiung, von der unterdes jedermann spricht, eintrifft" ("Le bacio le mani col più profondo rispetto, in attenzione die quel momento in cui le baceremo i piedi, se avrà luogo la profezia attribuita a S. Filippo Neri, e che da ognuno intanto vien pubblicata").[19]
Dokumentenverbrennung und Übereinstimmung von Todes- und Publikationsjahr
BearbeitenTroll,[4] der die Sinnsprüche ab Gregor XIII. für echte Prophetie hält, stößt auf der Suche nach einem Menschen, "der dem Charismatischen in außergewöhnlichem Maße zugänglich war" und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, der Entstehungszeit der Weissagung gelebt hat, unschwer auf den Priester Philipp Neri (1515-1595), der den Ehrentitel Apostel von Rom trägt. Was Troll nicht explizit erwähnt, ist, dass sogar sein Todesjahr mit dem Publikationsjahr von Lignum Vitae exakt übereinstimmt. Zudem zeigt der Fakt, dass er alle seine eigenen Dokumente am Ende seines Lebens verbrannte, dass er keinen Wert auf eigene Publikationen legte. Er, der fröhliche Narr, war jemand, der alle Ehre Gott gab und von den Menschen lieber verachtet als verehrt zu werden suchte. Die Verbrennung seiner Dokumente verträgt sich auch besonders gut mit der Tatsache, dass sich von der Originalausgabe der sog. Malachiasprophetie keine Spur gefunden hat.
Arnold Wion
BearbeitenHermann Weingarten[20] hat, so Troll,[4] nachzuweisen versucht, dass Wion als Herausgeber der Prophetie auch zugleich ihr Verfasser und Interpret sei. Dem wurde stark widersprochen.[21] Es gibt nämlich keine Erklärung dafür, warum er die Einträge Nr. 75 bis 77, die sich auf drei Päpste vor dem Veröffentlichungsdatum beziehen, unkommentiert lassen sollte.[13] Troll stellt außerdem die Frage, ob Wion, wäre er der Verfasser, gerade diese Sinnsprüche nicht mit weniger Symbolik, stattdessen mit deutlicheren Anspielungen auf individuelle Züge hätte bedacht, und verweist zudem auf die bestehende Einigkeit darüber, dass Lignum Vitae dem Zweck der Verherrlichung des Benediktinerordens dient. "Wäre es da nicht naheliegend, dass Wion, falls er der Verfasser der Prophetie ist, die Päpste aus dem Benediktinerorden als solche besonders hervorgehoben hätte? Innozenz V. und Benedikt XI. sind als Dominikaner, Sixtus IV. als Franziskaner gekennzeichnet (Concionator Gallus; Concionator patereus; Piscator minorita), aber nicht ein einziges Mal ist die Ordenszugehörigkeit eines Benediktinerpapstes berücksichtigt."
Weitere Vermutungen zur Urheberschaft
BearbeitenWeitere Vermutungen beziehen sich mehr auf den Zweck der angeblichen Fälschung der Malachiasweissagung, wobei die Fälscher meist nicht namentlich identifiziert werden; und die paar genannten Namen wie Nicholas Sanders (1530-1581), Alfonso Ceccarelli (1532-1583) und Alfons Ciaconius (1530[22]-1599) gelten als unhaltbar.[4]
Nicholas Sanders[23] wird von René Thibaut[5] ins Spiel gebracht. Sanders war ein englischer katholischer Theologe, der während der Katholikenverfolgung seinen Lehrstuhl in Oxford verlassen musste und in Rom die Priesterweihe empfing. U.a. war er ein konsequenter Verteidiger päpstlicher Rechte, aber das, so Troll, genüge nicht, um ihn mit dem Spanier Ciaconius, der als Ausleger der Malachiasprophetie genannt wird, in Verbindung zu bringen.[4]
Luigi Fumi[24] und Orazio Premoli[25] gemäß sei der Verfasser der Malachiasprophetie in dem "abgefeimten Hochstapler und professionellen Urkundenfälscher" Alfonso Ceccarelli (1532-1583) zu suchen, der seine Betrügereien 1583 zu Rom mit seinem Leben sühnen musste. Troll erwähnt diese Ansicht nur "der Kuriosität halber".[4] Ceccarellis Todesjahr verrät zumindest, dass er mit der Theorie, die Prohetie sei zur Zeit der Sedisvakanz nach dem Tode Papst Urbans VII. (1590) entstanden, kaum was zu tun haben dürfte.
Damals, so diese Theorie, sei die Malachiasweissagung in der vorliegenden Form verfasst und in Umlauf gebracht worden, um Kardinal Girolamo Simoncelli von Orvieto (= „urbs vetus” = „alte Stadt”), mit dem Spruch „Ex antiquitate Urbis” („Aus dem Alter der Stadt”) ins Amt zu verhelfen. (Der nächste Papst wurde aber Niccolo Sfondrato – Gregor XIV. (1590–1591) und die Weissagung nun als „Liebhaber von Altertümern” gedeutet.) Nach Troll[4] hat diese Hypothese 1689 als erster der französische Jesuit Ménestrier[26] vertreten (nach der englischen Wikipedia stammt sie aber u.a. vom französischen Enzyklopädisten Louis Moréri (1643–1680)). Döllinger[27] und Pastor[28] und, in Bezug auf die Entstehungszeit, auch Harnack[21] schlossen sich dieser These an.
Maitre[29] und Schmidlin[30] jedoch haben sie als unhaltbar abgelehnt, so Troll[4] weiter. Simoncelli war nämlich bereits ein alter Mann (der älteste unter den Wählern) und hatte weder Aussicht noch persönliche Ambitionen auf das Papstamt gehabt. Außerdem sei es kaum nachvollziehbar, warum um dieser einen Kandidatur willen ein Schriftstück verfasst worden sein sollte, das unter detaillierten Kenntnissen der Papstgeschichte soweit in die Vergangenheit reichte und vor allem auch so viele zukünftige Päpste prophezeite. Mittelalterliche Papstprophetien brechen dagegen bald nach dem Sinnspruch für jenen Papst ab, zu dessen Gunsten sie geschrieben wurden. Besonders beachtenswert ist aber die Feststellung Trolls, dass in „Ex antiquitate Urbis” die Urbs groß geschrieben ist und damit nicht die Bedeutung „Stadt” im Sinne irgendeiner Stadt hat, sondern im Sinne der Stadt Rom. Die Stadt Orvieto (= „urbs vetus” = „alte Stadt”) konnte also mit „Ex antiquitate Urbis” gar nicht gemeint sein.
Ebenfalls "der Kuriosität halber" erwähnt Troll[4] noch eine Theorie von Thurston,[31] die von der Forschung niemals ernsthaft akzeptiert worden sei. Ihr gemäß hätte der Autor bis Sixtus V. aus der Geschichte geschöpft und sich ab der Zukunft, also ab Urban VII., nach mutmaßlichen Papstkandidaten umgeschaut. So seien der Reihe nach die Sinnsprüche „De rore coeli” (für Castgna, den Bischof von Rossano), „Ex antiquitate Urbis” (für Simoncelli aus Orvieto), „Pia civitas in bello” (für Bellarmin aus Montepulciano), „Crux Romulea” (für Santa Croce aus Rom) und „Undosus vir” (für Baronius, in dessen Wappen Wellenlinien erscheinen) entstanden. Die restlichen 33 (der letzte, ein Aussagesatz, ist hier nicht mitgezählt) Sinnsprüche seien völlig systemlos erfunden. Thurston verdächtigt Alfons Ciaconius dieses launenhaften Spiels.
Alle 112 Sinnsprüche mit zugehörigem Papstnamen und Auslegung
BearbeitenEinschnitte in der Liste
BearbeitenHinsichtlich des Charakters der Sinnsprüche ist ein inhaltlicher Einschnitt, den Thibaut[5] entdeckt hat, erkennbar, während es hinsichtlich der Sinnsprüche, Papstnamen und Auslegungs-Kommentare drei formale Einschnitte gibt.
- Der inhaltliche Einschnitt besteht zwischen Nr. 71 und 72. Er beruht darauf, dass Sinnspruch Nr. 72 (Medium corpus pilarum) der erste ist, wo der Interpret (zur Erklärung der pilae) zum Wappen desjenigen Papstes Zuflucht nehmen musste, der ihn zum Kardinal ernannt hat, während in allen vorausgehenden Sinnsprüchen nie mehr als das Wappen des charakterisierten Papstes selbst nötig war. Zudem ist auch medium corpus (mittlerer Körper, halber Körper) keine allzu augenfällige Beschreibung eines Drachen im Wappen, der damals ohne Gliedmaßen dargestellt wurde, zumindest keine so deutliche wie der draco depressus in Sinnspruch Nr. 22. Dieser inhaltliche Einschnitt ist durch den Beginn einer neuen Tabelle, der auch den Beginn eines neuen Unterkaptitels ermöglicht, gekennzeichnet. Die zweite Tabelle trägt der Tatsache Rechnung, dass die Auslegungen einer ab Sinnspruch Nr. 72 erkennbaren Symbolsprache wesentlich mehr Platz erfordert als eine Auslegung von Namen und Wappen, und ihr goldfarbener Stil, der den rosarötlichen der ersten Tabelle ersetzt, besagt, dass Hildebrand Troll[4] ihre Sinnsprüche für echte Prophetie von Philipp Neri hält.
Die drei formalen Einschnitte werden in der zweiten Tabelle durch Querbalken gekennzeichnet, wobei der abnehmende Einfluss der Sinnspruch-Zusätze in Lignum Vitae durch das Abklingen der rosarötlichen Farbe (oder ein Wiederaufkommen gegen Tabellenende) optisch verdeutlicht wird. Der erste kräftig rosarote Querbalken dient jedoch zur Kennzeichnung des formal fehlenden Unterschieds zu den 71 Sinnsprüchen der ersten Tabelle. Zu den Einschnitten im einzelnen:
- Ein Einschnitt zwischen Sinnspruch Nr. 74 und 75, da den ersten 74 Sinnsprüchen der Name des dazugehörigen Papstes und auch ein Kommentar zur Auslegung des Sinnspruchs angefügt ist. Letzteres ist ab Sinnspruch Nr. 75 bis ausschließlich des letzten Sinnspruchs nicht mehr der Fall. Dieser Einschnitt ist durch einen leicht rosarötlichen Balken gekennzeichnet.
- Ein Einschnitt zwischen Sinnspruch Nr. 77 und 78, da den ersten 77 Sinnsprüchen der Name des dazugehörigen Papstes angefügt ist, was ab Sinnspruch Nr. 78 nicht mehr der Fall ist, da die Päpste nach Drucklegung noch nicht bekannt waren. Dieser wichtige Einschnitt gibt uns die Garantie, dass die nachfolgenden Sinnsprüche nicht mehr nach Bekanntwerden des Papstnamen entstanden sein können. Es ist deshalb gerechtfertigt, ihn sogar durch zwei Querbalken zu markieren, einen nahezu schwarzen, der an die Beerdigung des mutmaßlichen Autors erinnert und einen weißen zur Veranschaulichung der garantierten Reinheit der Prophetie.
- Ein Einschnitt zwischen vorletztem (Nr. 111) und letztem (Nr. 112) Sinnspruch, da dem letzten Sinnspruch zwar noch kein Papstname, so doch aber mit "Petrus Romanus" ein Synoym für "Papst", das möglicherweise als Namensvermutung "Petrus" verstanden werden kann, und sogar eine Auslegung des Sinnspruchs im Sinne der damaligen christlichen Vorstellung des Weltendes angefügt ist. Dieser Einschnitt verlangt nach einem kräftig rosaroten Querbalken, da die Prophetie ab da wieder mit Kommentaren in Lignum Vitae vermengt worden ist, von denen sie erst getrennt werden musste.
Die ersten 71 Sinnsprüche mit Papstnamen und Auslegung in Lignum Vitae
BearbeitenNr. | Sinnspruch Transkription Übersetzung |
Papstname oder Wappen |
Papstname (Regierungszeit) weltlicher Name |
Papstbild | Vordergründige Sinnspruch-Auslegungen durch Ciaconius Übersetzung (Erklärung) |
1 | Ex caſtro Tiberis. Ex castro Tiberis Aus der Festung des Tibers |
Cœleſti- nus. ij. |
Cölestin II. (1143–1144) Guido di Castello |
Typhernas. Ein Bewohner von Typhernas. (Geboren in Città di Castello (Tiferno) am oberen Tiber.[32] Die Form castellum ist das Diminutiv zu castrum (Festung). | |
2 | Inimicus expulſus. Inimicus expulsus Vertriebener Feind |
Lucius. ij. | Lucius II. (1144–1145) Gherardo Caccia- nemici del Orso |
De familia Caccianemica. Von der Familie Caccianemici. (Wortspiel: cacciare heißt vertreiben, und nemici sind Feinde. Lucius soll aber aus der Familie Ämilia in Bologna stammen.[33]) | |
3 | Ex magnitudine mõtis. Ex magnitudine montis Aus der Höhe des Berges |
Eugeni- us. iij. |
Eugen III. (1145–1153) Pietro Bernardo dei Paganelli |
Patria Ethruſcus oppido Montis magni. Vom Vaterland ein Etrusker, aus der Stadt von Montemagno. (Geboren in Pisa in der Toskana, einem Teil von Etrurien; entstammt angeblich der Familie Paganelli di Montemagno.) | |
4 | Abbas Suburranus. Abbas Suburanus Suburanischer Abt |
Anaſta- ſius. iiij. |
Anastasius IV. (1153–1154) Corrado di Suburra |
De familia Suburra. Von der Familie Subura. (Subura war in der Antike der Name eines Stadtviertels in Rom, bekannt als Wohngegend der Armen und Rotlichtviertel.) | |
5 | De rure albo. De rure albo Aus dem weißen ländlichen Raum |
Adria- nus. iiij. |
Hadrian IV. (1154–1159) Nicholas Breakspear |
Vilis natus in oppido Sancti Albani. Niedrig geboren in der Stadt St Albans. | |
6 | Ex tetro carcere. Ex taetro carcere Aus dem hässlichen Gefängnis (Kerker) |
Victor. iiij. | Viktor IV. (GP 1159–1164) Ottaviano |
Fuit Cardinalis S. Nicolai in carcere Tulliano. War Kardinal von St. Nikolaus im Tullianischen Kerker. | |
7 | Via Tranſtiberina. Via Transtiberina Weg (Straße) jenseits des Tibers |
Calliſtus. iij. ist hier mit ↗ verwechselt. |
Paschalis III. (GP 1164–1168) Guido da Crema |
Guido Cremenſis Cardinalis S. Mariæ Tranſtiberim. Guido von Crema Kardinal von Santa Maria in Trastevere. | |
8 | De Pannonia Thuſciæ. De Pannonia Tusciae Vom Pannonien Tusziens |
Paſchalis. iij. ist hier mit ↗ verwechselt. |
Kalixt III. (GP 1168–1178) Giovanni di Strumi |
Antipapa. Hungarus natione, Epiſcopus Card. Tuſculanus. Antipapst. Ein Ungar von Geburt, Kardinalbischof von Tusculum. (Ungarn umfasst die westliche Hälfte Pannoniens; | |
9 | Ex anſere cuſtode. Ex ansere custode Aus der Gans, der Wächterin |
Alexan- der. iij. |
Alexander III. (1159–1181) Orlando Bandi- nelli Paparoni |
De familia Paparona. Von der Familie Paparoni. (Auf seinem Familienwappen war eine Gans.) | |
10 | Lux in oſtio. Lux in ostio |
Lucius. iij. | Lucius III. (1181–1185) |
Lucenſis Card. Oſtienſis. Ein Lucensischer Kardinal von Ostia. (Und lux (Genitiv: lucis) ist ein Wortspiel zu Lucius.) | |
11 | Sus in cribro. Sus in cribro |
Vrbanus. iij. | Urban III. (1185–1187) |
Mediolanenſis, familia cribella, quæ Suem pro armis gerit. Ein Mailänder aus der Familie der Crivelli, | |
12 | Enſis Laurentii. Ensis Laurentii |
Gregori- us. viij. |
Gregor VIII. (1187) |
Card. S. Laurentii in Lucina, cuius inſignia enſes falcati. Kardinal von San Lorenzo in Lucina; | |
13 | De Schola exiet. De schola exiet. |
Clemens. iij. |
Klemens III. |
Romanus, domo Scholari. | |
14 | De rure bouenſi. De rure bovensi |
Cœleſti- |
Cölestin III. |
Familia Bouenſi. | |
15 | Comes Signatus. Comes signatus |
Innozenz III. |
Familia Comitum Signiæ. | ||
16 | Canonicus de latere. Canonicus de latere |
Honorius III. |
Familia Sabella, Canonicus S. Ioannis Lateranensis. | ||
17 | Auis Oſtienſis. Avis Ostiensis |
Gregor IX. |
Familia Comitum Signiæ Epiſcopus Card. Oſtienſis. | ||
18 | Leo Sabinus. Leo Sabinus |
Cölestin IV. |
Mediolanenſis, cuius inſignia Leo, Epiſcopus Card. Sabinus. | ||
19 | Comes Laurentius. Comes Laurentius |
Innozenz IV. |
domo flisca, Comes Lauaniæ, | ||
20 | Signum Oſtienſe. Signum Ostiense |
Alexander IV. |
De comitibus Signiæ, Epiſcopus Card. Oſtienſis. | ||
21 | Hieruſalem Campanię. Hierusalem Campanię |
Urban IV. |
Gallus, Trecenſis in Campania, Patriarcha Hieruſalem. | ||
22 | Draco depreſſus. Draco depressus |
Klemens IV. |
cuius inſignia Aquila vnguibus Draconem tenens. | ||
23 | Anguinus uir. Anguinus vir |
Sl. Gregor X. |
Mediolanenſis, Familia vicecomitum, | ||
24 | Concionator Gallus. Concionator Gallus |
Sl. Innozenz V. |
Gallus, ordinis Prædicatorum. | ||
25 | Bonus Comes. Bonus comes |
Hadrian V. |
Ottobonus familia Fliſca ex comitibus Lauaniæ. | ||
26 | Piſcator Thuſcus. Piscator Tuscus |
Johannes XXI. |
antea Ioannes Petrus Epiſcopus Card. Tuſculanus. | ||
27 | Roſa compoſita. Rosa composita |
Nikolaus III. |
Familia Vrſina, quæ roſam in inſigni gerit, dictus compoſitus. | ||
28 | Ex teloneo liliacei Martini. Ex teloneo liliacei Martini |
Martin IV. < |
cuius inſignia lilia, canonicus, & theſaurarius | ||
29 | Ex roſa leonina. Ex rosa leonina |
Honorius IV. |
Familia Sabella inſignia roſa à leonibus geſtata. | ||
30 | Picus inter eſcas. Picus inter escas |
Nikolaus IV. |
Picenus patria Eſculanus. | ||
31 | Ex eremo celſus. Ex eremo celsus |
Cölestin V. |
Vocatus Petrus de morrone Eremita. | ||
32 | Ex undarũ bn̑dictione. Ex undarum benedictione |
Bonifaz VIII. |
Vocatus prius Benedictus, Caetanus, cuius inſignia undæ. | ||
33 | Concionator patereus. Concionator Patareus |
Sl. Benedikt XI. |
qui uocabatur Frater Nicolaus, ordinis Prædicatorum. | ||
34 | De feſſis aquitanicis. De fessis Aquitanicis |
Klemens V. |
natione aquitanus, cuius inſignia feſſæ erant. | ||
35 | De ſutore oſſeo. De sutore osseo |
Johannes XXII. |
Gallus, familia Oſſa, Sutoris filius. | ||
36 | Coruus ſchiſmaticus. Corvus schismaticus |
Nicolaus V. | Nikolaus V. (GP 1328–1330) |
qui uocabatur F. Petrus de corbario, | |
37 | Frigidus Abbas. Frigidus abbas |
Benedikt XII. |
Abbas Monaſterii fontis frigidi. | ||
38 | De roſa Attrebatenſi. De rosa Attrebatensi |
Klemens VI. |
Epiſcopus Attrebatenſis, cuius inſignia Roſæ. | ||
39 | De mõtibus Pãmachii. De montibus Pammachii |
Innozenz VI. |
Cardinalis SS. Ioannis & Pauli. T. Panmachii, | ||
40 | Gallus Vicecomes. Gallus Vicecomes |
Sl. Urban V. |
nuncius Apoſtolicus ad Vicecomites Mediolanenſes. | ||
41 | Nouus de uirgine forti. Novus de virgine forti |
Gregor XI. |
qui uocabatur Petrus Belfortis, Cardinalis S. Mariæ nouæ. | ||
42 | De cruce Apoſtolica. De cruce apostolica Vom apostolischen Kreuz |
Klemens VII. (GP 1378–1394) |
qui fuit Preſbyter Cardinalis SS. XII. Apoſtolorũ | ||
43 | Luna Coſmedina. Luna Cosmedina |
Benedikt XIII. (GP 1394–1423) |
antea Petrus de Luna, Diaconus Cardinalis | ||
44 | Schiſma Barchinoniũ. Schisma Barchinonium |
Clemens VIII. |
Klemens VIII. (GP 1423–1429) |
Antipapa, qui fuit Canonicus Barchinonenſis. | |
45 | De inferno prægnãti. De inferno praegnanti |
Urban VI. |
Neapolitanus Pregnanus, natus in loco quæ dicitur Infernus. | ||
46 | Cubus de mixtione. Cubus de mixtione |
Bonifaz IX. |
familia tomacella à Genua Liguriæ orta, cuius inſignia Cubi. | ||
47 | De meliore ſydere. De meliore sidere |
Innozenz VII. |
uocatus Coſmatus de melioratis Sulmonenſis, | ||
48 | Nauta de Ponte nigro. Nauta de ponte nigro |
Gregor XII. |
Venetus, commendatarius eccleſiæ Nigropontis. | ||
49 | Flagellum ſolis. Flagellum solis |
Alexander V. (GP 1409–1410) |
Græcus Archiepiſcopus Mediolanenſis, inſignia Sol. | ||
50 | Ceruus Sirenæ. Cervus Sirenae |
Johannes XXIII. (GP 1410–1415) |
Diaconus Cardinalis S. Euſtachii, qui cum ceruo | ||
51 | Corona ueli aurei. Corona veli aurei |
Martin V. |
familia colonna, Diaconus Cardinalis S. Georgii ad | ||
52 | Lupa Cœleſtina. Lupa coelestina |
Eugen IV. |
Venetus, canonicus antea regularis Cœleſtinus, | ||
53 | Amator Crucis. Amator crucis |
Felix V. (GP 1439–1449) |
qui uocabatur Amadæus Dux Sabaudiæ, inſignia Crux. | ||
54 | De modicitate Lunæ. De modicitate lunae |
Nikolaus V. |
Lunenſis de Sarzana, humilibus parentibus natus. | ||
55 | Bos paſcens. Bos pascens |
Kalixt III. |
Hiſpanus, cuius inſignia Bos paſcens. | ||
56 | De Capra & Albergo. De capra et albergo |
Pius II. |
Senenſis, qui fuit à Secretis Cardinalibus | ||
57 | De Ceruo & Leone. De cervo et leone |
Paul II. |
Venetus, qui fuit Commendatarius eccleſiæ Ceruienſis, | ||
58 | Piſcator minorita. Piscator Minorita |
Sixtus IV. |
Piſcatoris filius, Franciſcanus. | ||
59 | Præcurſor Siciliæ. Praecurſor Siciliae |
Innozenz VIII. |
qui uocabatur Ioãnes Baptiſta, | ||
60 | Bos Albanus in portu. Bos Albanus in portu |
Alexander VI. |
Epiſcopus Cardinalis Albanus & Portuenſis, | ||
61 | De paruo homine. De parvo homine |
Pius III. |
Senenſis, familia piccolominea. | ||
62 | Fructus Iouis iuuabit. Fructus Iovis iuvabit. |
Julius II. |
Ligur, eius inſignia Quercus, Iouis arbor. | ||
63 | De craticula Politiana. De craticula Politiana |
Leo X. |
filius Laurentii medicei, & ſcholaris Angeli Politiani. | ||
64 | Leo Florentius. Leo Florentius |
Hadrian VI. |
Florẽtii filius, eius inſignia Leo. | ||
65 | Flos pilei ægri. Flos pilei (pilae?) aegri |
Klemens VII. |
Florentinus de domo medicea, eius inſignia pila, & lilia. | ||
66 | Hiacinthus medicorũ. Hyacinthus medicorum |
Paul III. |
Farneſius, qui lilia pro inſignibus geſtat, | ||
67 | De corona montana. De corona montana |
Julius III. |
antea uocatus Ioannes Maria de monte. | ||
68 | Frumentum flocidum. Frumentum floccidum |
Marcellus II. |
cuius inſignia ceruus & frumẽtum, ideo floccidum, | ||
69 | De fide Petri. De fide Petri |
Paul IV. |
antea uocatus Ioannes Petrus Caraffa. | ||
70 | Eſculapii pharmacum. Esculapii pharmacum |
Pius IV. |
antea dictus Io. Angelus Medices. | ||
71 | Angelus nemoroſus. Angelus nemorosus |
Hl. Pius V. |
Michael uocatus, natus in oppido Boſchi. |
Die letzten 41 Sinnsprüche mit Papstnamen und vielerlei Auslegungen
BearbeitenNr. | Sinnspruch Wappen |
Papstname Papstbild |
Vorder- und hintergründige |
---|---|---|---|
Die letzten drei der ersten 74 Sinnsprüche mit Papstnamen und Auslegung in Lignum Vitae (Nr. 72-74) | |||
72 | Medium corpus pilarũ. |
Gregor XIII. |
Weitere Interpretationen folgen noch. |
73 | Axis in medietate ſigni. Axis in medietate signi |
Sixtus V. |
Weitere Interpretationen folgen noch. |
74 | De rore cœli. |
Urban VII. |
Weitere Interpretationen folgen noch. |
Noch drei Sinnsprüche mit Papstnamen, aber ohne Auslegung in Lignum Vitae (Nr. 75-77) | |||
75 | Ex antiquitate Vrbis. Ex antiquitate Urbis |
Gregor XIV. |
Die Interpretationen folgen noch. |
76 | Pia ciuitas in bello. |
Innozenz IX. |
Die Interpretationen folgen noch. |
77 | Crux Romulea. Crux Romulea |
Klemens VIII. |
Die Interpretationen folgen noch. |
1595: Philipp Neri stirbt, Lignum Vitae wird gedruckt. | |||
34 Sinnsprüche ohne Papstnamen und ohne Auslegung in Lignum Vitae (Nr. 78-111) | |||
78 | Vndoſus uir. Undosus vir |
Leo XI. |
Die Interpretationen folgen noch. |
79 | Gens peruerſa. Gens perversa |
Paul V. |
Die Interpretationen folgen noch. |
80 | In tribulatione pacis. |
Gregor XV. |
Die Interpretationen folgen noch. |
81 | Lilium et roſa. Lilium et rosa |
Urban VIII. |
Die Interpretationen folgen noch. |
82 | Iucunditas crucis. Iucunditas crucis |
Innozenz X. |
Die Interpretationen folgen noch. |
83 | Montium cuſtos. Montium custos |
Alexander VII. |
Die Interpretationen folgen noch. |
84 | Sydus olorum. |
Klemens IX. |
Die Interpretationen folgen noch. |
85 | De flumine magno. De flumine magno |
Klemens X. |
Die Interpretationen folgen noch. |
86 | Bellua inſatiabilis. Bellua insatiabilis |
Innozenz XI. |
Die Interpretationen folgen noch. |
87 | Pœnitentia glorioſa. |
Alexander VIII. |
Die Interpretationen folgen noch. |
88 | Raſtrum in porta. Rastrum in porta |
Innozenz XII. |
Die Interpretationen folgen noch. |
89 | Flores circundati. Flores circumdati |
Klemens XI. |
Die Interpretationen folgen noch. |
90 | De bona religione. |
Innozenz XIII. |
Die Interpretationen folgen noch. |
91 | Miles in bello. |
Benedikt XIII. |
Die Interpretationen folgen noch. |
92 | Columna excelſa. Columna excelsa |
Klemens XII. |
Die Interpretationen folgen noch. |
93 | Animal rurale. Animal rurale |
Benedikt XIV. |
Die Interpretationen folgen noch. |
94 | Roſa Vmbriæ. |
Klemens XIII. |
Die Interpretationen folgen noch. |
95 | Vrſus uelox. |
Klemens XIV. |
Die Interpretationen folgen noch. |
96 | Peregrin9 apoſtolic9. |
Pius VI. |
|
97 | Aquila rapax. Aquila rapax |
Diener Gottes |
Sein Pontifikat stand von Anfang an unter dem Zeichen Napoleons, der den Adler im Schild führte und Rom unschätzbarer Kunstschätze beraubte. Weitere Interpretationen folgen noch. |
98 | Canis & coluber. |
Leo XII. |
Die Deutung des Spruches ist nach wie vor umstritten, wird jedoch manchmal auf die in diesem Pontifikat erstmals massiv auftretende Geheimgesellschaft der Carbonari bezogen.
Weitere Interpretationen folgen noch. |
99 | Vir religioſus. |
Pius VIII. |
Pius VIII hat in seinem kurzen Pontifikat nur eine einzige Enzyklika erlassen, welche sich mit den damals modernen Irrlehren gegen den Glauben auseinandersetzte.
Weitere Interpretationen folgen noch. |
100 | De balneis Ethruriæ. |
Gregor XVI. |
Gregor XVI. gehörte vor seiner Wahl dem Orden der Kamaldulenser an, welcher vom Heiligen Romuald im toskanischen (also: etrurischen) Ort Balneo gegründet worden war.
Weitere Interpretationen folgen noch. |
101 | Crux de cruce. |
Seliger |
|
102 | Lumen in cœlo. Lumen in coelo |
Leo XIII. |
|
103 | Ignis ardens. |
Heiliger |
|
104 | Religio depopulata. |
Benedikt XV. |
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105 | Fides intrepida. |
Pius XI. |
|
106 | Paſtor angelicus. |
Ehrwürdiger |
|
107 | Paſtor & nauta. Pastor et nauta |
Johannes XXIII. Seliger |
|
108 | Flos florum. Flos florum |
Ehrwürdiger |
|
109 | De medietate lunæ. De medietate lunae |
Diener Gottes |
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110 | De labore ſolis. De labore solis |
Seliger |
|
111 | Gloria oliuæ. Gloria olivae |
Juristisch amtierend: |
Folgende Auslegungen sind auf Benedikt XVI. als emeritierten, aber doch noch juristisch amtierenden[56] Papst bezogen:
|
Der letzte Sinnspruch mit Papst-Synonym oder Namensvermutung und Auslegung in Lignum Vitae (Nr. 112) | |||
112 | In p̲secutione. extre- ma S.R.E.ſedebit. In persecutione extre- |
Thronend: Franziskus Franziskus |
(Die „persecutio“, d.h. die Verfolgung ist durch die „multae tribulationes“, d.h. die vielen Trübsale ausgelegt, während das dazugehörige Adjektiv „extremus“ einmal im Sinne von „letzter“ ausgelegt ist, nämlich insofern, als hier mit der Nennung des Jüngsten Gerichts sowie mit dem Wort „finis“ („Ende“) auf das Ende der Welt verwiesen wird; zum anderen ist es aber auch im Sinne einer äußerst großen, einer „extremen“ Verfolgung ausgelegt, da die Zerstörung der „siebenhügeligen Bürgerschaft“ angekündigt ist. Damit kann die Siebenhügel-Stadt Rom gemeint sein, aber auch einfach die „Hure Babylon“ sitzend auf einem Tier mit sieben Köpfen, die sieben Bergen entsprechen,[57] oder, wie Augustinus in De civitate Dei sagen würde, die civitas terrena, d.h. der irdisch ausgerichtete Staat. Ciaconius vertritt eine nicht-millenaristische Auffassung, wenn er behauptet, auf diese Zerstörung folge bereits das jüngste Gericht.) [Die in Lignum Vitae wohl dem Ciaconius zugeschriebene Bezeichnung Petrus Romanus ist ein Synonym für Papst oder Bischof von Rom, kann aber möglicherweise auch als Vermutung, der letzte Papst könnte wie der erste Petrus heißen, verstanden werden, obwohl sich noch nie ein Papst, nicht mal Simon der Fischer – dieser erhielt den Namen Petrus von Jesus selbst – oder ein Papst, der mit bürgerlichem Namen bereits Petrus hieß, den Namen Petrus zugelegt hat.]
|
Zur Problematik des letzten Sinnspruchs
BearbeitenDie verbreitete Rezeption des Endes der Malachiasprophetie
BearbeitenNach dem Sinnspruch Gloria oliuæ folgen noch zwei Aussagesätze und der Ein-Wort-Satz Finis (Ende). Die beiden Aussagesätze sind durch einen Absatz voneinander getrennt, während das Wort Finis dem letzten Aussagesatz einfach angehängt ist:
- In p̲secutione. extrema S.R.E.ſedebit.
- Petrus Romanus, qui paſcet oues in multis tribulationibus: quibus tranſactis ciuitas ſepticollis diruetur, & Iudex tremẽdus iudicabit populum ſuum. Finis.
Die beiden Aussagesätze werden aber in Büchern über die gängigen Prophezeiungen,[59] aber ebenso in Büchern, die speziell die Malachiasprophezeiung behandeln, wie etwa bei Firnstein[32] oder Troll,[4] als ein einziger Satz zitiert. Der Punkt und der Absatz dazwischen werden vollkommen ignoriert. Beide, Firnstein und Troll, lassen auch den aus dem einen Wort Finis (Ende) bestehenden Schlusssatz weg:
- In persecutione extrema S. R. Ecclesiae sedebit Petrus Romanus, qui pascet oves in multis tribulationibus: quibus transactis civitas septicollis diruetur, et Iudex tremendus iudicabit populum suum.
Troll liefert dazu folgende Übersetzung:
- Während der letzten (bzw. äußerst großen) Verfolgung der heiligen römischen Kirche wird Petrus, ein Römer, regieren. Er wird die Schafe unter vielen Bedrängnissen weiden. Dann wird die Siebenhügelstadt zerstört werden und der furchtbare Richter wird sein Volk richten.
Es scheint sich hier um einen Jahrhunderte währenden Übertragungsfehler zu handeln, der noch heute die Rezeption der Malachiasprophetie bestimmt. Kopiergeräte oder gar Scanner und Internet gab es in früheren Jahrhunderten nicht, und die alte Erstausgabe war schwer zugänglich; so verließ man sich eben auf Abschriften.
Es stellt sich die Frage, ob es sich dann um nicht einen, sondern gar um zwei Sinnsprüche handelt. Da helfen uns die ersten 71 gefälschten Sinnsprüche der Prophetie weiter, denn sie verraten, wie die Fälscher Philipp Neris Sinnsprüche aufgefasst haben, als sie noch nicht in Druckform vorlag, die ja wiederum das Verständnis der Prophetie zu beeinflussen imstande ist. Und wie wir im Folgenden sehen werden, sprechen alle Indizien dafür, dass es nicht zwei Sinnsprüche sind, sondern der zweite die Interpretation des ersten ist, ein Adiectum also, und die Adiecta sind dem Ciaconius zugeschrieben.
Warum „In persecutione extrema S. R. E. sedebit“ ein Sinnspruch und „Petrus Romanus, qui pascet …“ ein Adiectum sein dürfte
BearbeitenWelche Sätze Sinnsprüche sind und welche Adiecta (Hinzugefügtes), scheint bei der dreispaltigen Anordnung zunächst offensichtlich. Am Ende scheinen alle drei Spalten für die Sinnsprüche verwendet zu werden (siehe den Abschnitt Form). Das jedenfalls wurde bisher stets geglaubt, dabei aber außer Acht gelassen, dass der letzte Absatz dieses wieder dreispaltigen Teils aufgrund der Form „Petrus Romanus, qui pascet …“ dem Stil Papstname mit angefügter Auslegung entspricht.
Es ergeben sich folgende Gründe, warum der Satz „In persecutione extrema S. R. E. sedebit“ ein wahrscheinlich von Philipp Neri stammender Sinnspruch und damit Bestandteil der sog. Malachiasprophetie ist und warum der Absatz „Petrus Romanus, qui pascet …“ nur ein Adiectum sein kann und damit nicht zur Malachiasweissagung gehört:
- Ein erstes Indiz ist, dass ein Schlussatz wie „In persecutione extrema S. R. E. sedebit“, dass also ein gewisser "Er" in der letzten oder einer äußerst starken Verfolgung der Kirche thronen wird, dermaßen banal und unspektakulär ist, dass er kaum eine Fälschung sein kann, denn ein Fälscher hätte sicherlich was Aufregenderes geschrieben. Auch würde wohl kaum ein Interpret einen so banalen Satz als eine Interpretation von irgendetwas hinzufügen.
- Eindeutig verraten aber die ersten 71, also die gefälschten Sinnsprüche, dass „In persecutione extrema S. R. E. sedebit“ vor Drucklegung der Prophetie als vollwertiger Sinnspruch verstanden worden ist, und das, obwohl er sich als Aussagesatz formal von den anderen 40 Sinnsprüchen Philipp Neris, von denen keiner ein Aussagesatz ist, völlig unterscheidet. Der oder die Fälscher scheinen sich nämlich in ihren 71 hinzuerfundenen Sinnsprüchen nach dem Anteil der vorhandenen Aussagesätze in Philipp Neris Prophetie gerichtet zu haben. Wenn bei 41 Sinnsprüchen genau einer ein Aussagesatz ist, erwartet man bei 71 Sinnsprüchen 71/41 = 1,73, also gerundet zwei Aussagesätze. Und diese zwei Aussagesätze finden sich im 13. Sinnspruch: „De Schola exiet“ („Von der Schule wird er ausgehen“) sowie im 62., dem zehntletzten hinzuerfundenen Sinnspruch: „Fructus Iovis iuvabit“ („Die Frucht Jupiters wird helfen“). Zudem sind diese beiden Aussagesätze genauso wie der letzte im Futur geschrieben, und ihre Zuordnung zu jeweils einem Papst zeigt, dass die Fälscher den letzten Aussagesatz „In persecutione extrema S. R. E. sedebit“ nicht als Anhängsel zu „Gloria olivae“, sondern - wie sich herausgestellt hat - richtigerweise als Sinnspruch für einen weiteren Papst oder Gegenpapst verstanden haben. Weiter sind die beiden Abstände der drei Aussagesätze nahezu konstant: Zwischen dem 13. und 62. liegen 48 Nicht-Aussagesätze, während sich zwischen dem 62. und dem 112, dem letzten echten also, 49 Nicht-Aussagesätze finden.
- Ein Satz wie „Petrus Romanus, qui pascet …“, der mit einem Papst-Namen oder Papst-Synonym beginnt und mit einem Relativpronomen fortgeführt wird, findet sich dagegen in keinem der gefälschten Sinnsprüche. Stattdessen ist dieser Stil in den Adiecta, den Deutungen, die dem Alfons Ciaconius zugeschrieben sind, vielfach zu finden. An die Stelle des Papst-Synonyms tritt natürlich der bereits bekannt gewordene Papstname, doch diesem folgt oft, und zwar in 12 von 74 Fällen (die letzten drei sind Adiecta zu Philipp Neris Sinnsprüchen) bereits direkt dahinter ein Relativpronomen. In acht dieser 12 Fälle heißt dieses sogar „qui“ („der“) wie im Petrus-Romanus-Zusatz, in den anderen vier Fällen „cuius“ („dessen“). Das ist ein klares Indiz dafür, dass der Satz „Petrus Romanus, qui pascet …“ nicht als Sinnspruch, sondern als ein Adiectum des Ciaconius zu verstehen ist, mit der Malachiasweissagung selbst also nichts zu tun hat.
- „Petrus Romanus“ kann als Synonym für „Papst“ oder „Bischof von Rom“ verstanden werden, aber auch einer kuriosen Meinung des Ciaconius geschuldet sein, der letzte Papst müsse wie der erste Petrus heißen, dies, obwohl sich noch nie ein Papst, nicht mal Simon der Fischer – dieser erhielt den Namen Petrus von Jesus selbst – oder ein Papst, der mit bürgerlichem Namen bereits Petrus hieß, den Namen Petrus zugelegt hat. Eine dermaßen kuriose Meinung lässt aber „Petrus Romanus“ nicht als Sinnspruch, sondern als eine Art Auslegung des Sinnspruchs „In persecutione extrema“ („in der letzten (oder in äußerst großer) Verfolgung“) erscheinen, wenn also das Adjektiv „extremus“ im Sinne von „letzter“ ausgelegt wird.
- Auch der Relativsatz „qui pascet oves in multis tribulationibus: quibus transactis civitas septicollis diruetur, et Iudex tremendus iudicabit populum suum. Finis.“ liest sich bereits wie eine Auslegung von „In persecutione extrema S. R. E. sedebit“. Siehe den entsprechenden Tabelleneintrag.
- Zudem steckt im gesamten Adiectum „Petrus Romanus, qui pascet …“ ein in Zweideutigkeiten zum Ausdruck kommender Sicherheitsgedanke, der eines heiligen Propheten unwürdig ist. Der Ausleger hat sich nicht einmal „Petrus II.“ zu schreiben getraut; vielleicht kommt ja in der Zwischenzeit doch noch ein Petrus, was die Ziffer II widerlegte, und falls sich der Papst nicht mal Petrus nennen sollte, so kann Petrus immer noch als Papst-Synonym herhalten. Derselbe Sicherheitsgedanke steckt in der „civitas septicollis“. Wenn es nicht die Siebenhügelstadt Rom ist, dann eben die „Hure Babylon“ sitzend auf einem Tier mit sieben Köpfen, die sieben Bergen entsprechen,[57] d. h. die nicht nach Gottes Geboten lebende Gemeinschaft von Menschen, die der heilige Augustinus in De civitate dei die civitas terrena, den Erdenstaat nennt.
- Das Adiectum „Petrus Romanus, qui pascet …“, insbesondere dessen Relativsatz kann auch schon deswegen nicht als prophetischer Sinnspruch verstanden werden, weil er schlicht und einfach nichts Prophetisches, was nicht bereits bekannt wäre, enthält. Troll[4] verweist auf John Henry Newman, der diesen Schlusssatz in seinem Traktat über den Antichrist von 1838 zitiert und ihn in Übereinstimmung mit den Anschauungen des frühen Christentums findet.[60] Und wenn Troll schreibt: „Nach Aussage der Prophetie findet mit diesem Pontifikat die menschliche Geschichte jenes Ende, das der biblische Glaube und das Credo der Kirche (et iterum venturus est) lehrt“, dann bestätigt er ebenfalls, dass dieses Adiectum nichts prophetisch Neues enthält.
- Weiter weiß man von Philipp Neri, dass er so von Gottes Liebe überwältigt wurde, dass ihm sogar eine Herzerweiterung zuteilwurde, die auch anatomisch bestätigt wurde. Es mutet daher nahezu absurd an, dass dieser Philipp Neri, der Gott als so unermesslich große Liebe kennengelernt hat, dass er sich zu sagen genötig fühlte: „Es ist genug!“, von Gott als einem „iudex tremendus“, einem Richter, vor dem man zittern muss, schreibt. Der Petrus-Romanus-Zusatz gefolgt vom „schrecklichen Richter“ kann daher kaum Philipp Neri zugeschrieben werden. Vielmehr scheint der „iudex tremendus“ eine Entlehnung eines Auslegers aus dem damals bereits bekannten Dies irae zu sein, um die eher nüchtern anmutende Prophetie des Philipp Neri in ein schauriges Ambiente am Ende der Welt zu tauchen.
Der Punkt nach dem "persecutione" im letzten Sinnspruch
BearbeitenDass auch nach "persecutione" ein Punkt folgt, verdanken wir einem Hinweis der Gloria.tv-Userin MEMRA. Es folgt hier aber kein neuer Absatz, im Gegenteil: es geht sogar mit Kleinschrift weiter, was einen Druckfehler oder aber eine Kompromisslösung zum Streit über den letzten Sinnspruch wahrscheinlich macht. Heißt der letzte Sinnspruch "In persecutione.", was ja mit zwei Worten eher dem Stil der anderen Sinnsprüche entspricht, oder "In persecutione extrema S.R.E. sedebit.", was ein Aussagesatz ist. Die Fälscher jedenfalls scheinen an den Aussagesatz geglaubt zu haben, da sie ja selbst mit "De schola exiet" und "Fructus Iovis iuvabit" zwei Aussagesätze in den 71 Sinnsprüchen eingebaut haben, und zwar - zusammen mit dem letzten - in Abständen von nahezu konstant 49 bzw. 50 Sinsprüchen, und bei allen diesen drei Aussagesätzen steht das Verb im Futur. Zudem interpretiert der Schlusssatz "Petrus Romanus, qui ..." insbesondere wegen "in multis tribulationibus" eine äußerst starke Verfolgung, die persecutio extrema also, sodass zumindest auch der Erfinder dieses Petrus-Romanus-Kommentares an den Aussagesatz als richtigen Sinnspruch geglaubt hat.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Arnold Wion: Lignum vitae, Ornamentum et Decus Ecclesiae. in quinque libros diuisum. In quibus Totius Sanctiss. Religionis Diui Benedicti initia; Viri Dignitate, Doctrina, Sanctitate, ac Principatu clari describuntur: & Fructus qui per eos S.R.E. accesserunt, fuisissime explicantur. 1 Auflage=1. Giorgio Anglieri, Venedig 1595, S. 307–311 (Latein, Online in der Google-Buchsuche [abgerufen am 13. März 2013] Liber 2, Cap. 40).
- ↑ Schon in Zedlers Universallexikon, das bereits in den Jahren 1732 bis 1754 als das umfangreichste enzyklopädische Projekt im Europa des 18. Jahrhunderts erschienen ist, wird die Malachiasweissagung als Fälschung abgetan. Malachias de Hybernia. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 19, Leipzig 1739, Sp. 689 f.
- ↑ Bereits 1913 äußerte sich die Catholic Encyclopedia skeptisch, siehe: hier. Ebenso wird die Malachiasprophetie im Lexikon für Theologie und Kirche für eine Fälschung gehalten.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao Hildebrand Troll: Die Papstweissagung des heiligen Malachias. Ein Beitrag zur Lösung ihres Geheimnisses. EOS-Verlag, St. Ottilien 2002, ISBN 3-8306-7099-0.
- ↑ a b c d René Thibaut: La Mystérieuse Prophétie des Papes (= Bibliothèque de la Faculté de philosophie et lettres de Namur. Band 10). Édition J. Vrin, Paris 1951 (französisch, Online bei Scribd [abgerufen am 13. März 2013]).
- ↑ Jean-Noël Paquot: Mémoires pour servir à l'histoire littéraire des dix-sept provinces des Pays-Bas, de la principauté de Liège, et de quelques contrées voisines. Band 1. L'Imprimerie Academique, Louvain 1765, Arnold Wion, S. 347 (französisch, Online in der Google-Buchsuche [abgerufen am 12. März 2013]).
- ↑ Renate Jürgensen: Bibliotheca Norica. Patrizier und Gelehrtenbibliotheken in Nürnberg zwischen Mittelalter und Aufklärung (= Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen). Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2002, ISBN 3-447-04540-X, S. 816.
- ↑ Bishop of Down in der englischen Wikipedia
- ↑ Andrea Donati: L’Albero genealogico benedettino di Arnoldo Wion nella stampa degli Olivetani di Scola. Fondazione Cassa di Risparmio di Rimini, abgerufen am 13. März 2013 (italienisch).
- ↑ Heiner Boberski: Und wieder droht die Apokalypse. Geht es nach der ominösen "Malachias-Prophetie", so stehen der letzte Papst und das Weltgericht bevor. In: Wiener Zeitung Online. 22. Februar 2013, abgerufen am 14. März 2013.
- ↑ Prosopographia SJ BSE 1814-2003. (PDF; 718 kB) (v0901). jesuitica.be, 6. Januar 2009, S. 81, abgerufen am 13. März 2013 (englisch): „Surname-SJ: Thibaut First Name: René Birthplace: Ciney Birthdate: 1883-12-13 Entrance: 1901-09-23 Place of death: Egenhoven Date of death: 1952-11-23“
- ↑ René Thibaut: The Mysterious Prophecy of the Popes (= Library of the faculty of philosophy and letters of namur. Band 10). J. Editions Vrin, Paris 1951 (französisch, Online bei Scribd [abgerufen am 13. März 2013] Originaltitel: La Mystérieuse Prophétie des Papes.).
- ↑ a b Papstweissagungen. In: Tutorium: Die geheime Nachricht. Philosophische Fakultät der Universität Passau - Historische Hilfswissenschaften, 2005, abgerufen am 13. März 2013.
- ↑ Bernhard von Clairvaux: Vita Sancti Malachiae episcopi. 1149. Eine deutsche Übersetzung wurde herausgegeben im Rahmen der gesammelten Werke von Bernhard von Clairvaux im Tyrolia Verlag, Band 1, 1990, ISBN 3-7022-1732-0.
- ↑ Werner Kaltefleiter (1962-2003 ZDF-Redakteur): Papstwahl - Die Weissagungen des Malachias. In: Das Vatikan Glossar. kath.de, abgerufen am 13. März 2013.
- ↑ François Cucherat: La prophétie de la succession des papes. depuis le XIIe siècle jusqu'a la fin du monde, son auteur, son authenticité et son explication. Nouvelle ed., sérieusement rev. et considérablement augm. Librairie Baratier Frères et Dardelet, Grenoble 1873, Kap. 15 (französisch, Online in der Google-Buchsuche-USA [abgerufen am 13. März 2013] Erstausgabe 1871).
- ↑ Charles G. Herbermann (Hrsg.): The catholic encyclopedia. – an international work of reference on the constitution, doctrine, discipline, and history of the catholic church. Band 12. Appleton, New York 1907, Prophecy, S. 476 (englisch, Online auf Wikisource [abgerufen am 13. März 2013] 1907-1912).
- ↑ a b Acta Sanctorum Maii, Tomus VI, 1688. Abgerufen am 7. März 2013.
- ↑ Lettere, Bolle e Discorsi di Ganganelli (Clemente XIV) da Cosimo Frediani. Firenze, 1845, S. 53.
- ↑ Hermann Weingarten: Die Weissagung des Malachias über die Reihenfolge der Päpste. Theologische Studien und Kriterien. Eine Zeitschrift für das gesamte Gebiet der Theologie. Jg. 1857, Heft 3, Gotha, 1857, S. 555–573.
- ↑ a b Adolf Harnack: Über den Verfasser und den Zweck der Prophetia Malachiae de summis pontificibus 1590. Zeitschrift für Kirchengeschichte. Herausgegeben von D. Theodor Brieger, 3. Band, Gotha, 1879, S. 319.
- ↑ Bekannt ist, dass er am 15. Dezember 1530 getauft wurde.
- ↑ Vgl. Ludwig v. Pastor: Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters. Band IX, S. 297, 300-302.
- ↑ Luigi Fumi: L'opera di falsificazione di Alfonso Ceccarelli. Perugia, 1902.
- ↑ P. Orazio Premoli: Un falso profeta. Rassegna Nationale, 41. Jg., 2. Serie, Band 23, 1919, S. 7–14.
- ↑ Claude François Ménestrier S.J.: Réfutations des prophéties faussement attribuées à saint Malachie sur les élections des papes. Paris, 1689; deutsch von M. Christian Wagner, Leipzig, 1691.
- ↑ Ignaz von Döllinger: Der Weissagungsglaube und das Prophetentum in christlicher Zeit. Historisches Tagebuch, herausgegeben von W. H. Riehl, 5. Folge, 1. Jg., Leipzig, 1871, S. 265 f.
- ↑ Vgl. Ludwig v. Pastor: Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters. Band X, S. 529.
- ↑ Joseph Maitre: La prophétie des Papes attribuée à S. Malachie. Étude critique, Paris-Beaune, 1901, S. 580 ff.
- ↑ Joseph Schmidlin: Die Papstweissagung des hl. Malachias. Festgabe für Heinrich Finke, Münster i. W., 1904, S. 33.
- ↑ H. Thurston: The socalled Prophecy of saint Malachie. The War and the Prophets, London, 1915, S. 120–161.
- ↑ a b c d e f g J. Firnstein: Des heiligen Malachias Weissagung über die Römischen Päpste von 1143 bis zum Ende der Welt (Zölestin II. bis Petrus II.). Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz, Buch- und Kunstdruckerei A.-G. München-Regensburg. Vierte Auflage. Regensburg, 1920.
- ↑ Palazzi (Palatius): Gesta Pontificum Romanorum. 5 Bände. Venedig, Ioannem Parè, 1687–1690.
- ↑ a b Begriffserklärung "Commendatarius". Abgerufen am 17. September 2012.
- ↑ a b Prophetenstimmen. Die zukünftigen Schicksale der Kirche Christi. Regensburg, Manz, 1869.
- ↑ Conte Silvio Manucci: Nobiliario e Blasoniario del Rego d'Italia III. Roma, 1929, S. 317.
- ↑ Eine Kombination aus Sir 50 (Eccesiasticus 50), Vers 1 und 9.
- ↑ Léon Bloy: Vier Jahre Gefangenschaft. Tagebücher von 1900–04, deutsch: Nürnberg, 1951, S. 359.
- ↑ Vittorio Urbano Crivelli Visconti: Le casate nobili d'Italia. Roma, 1955, S. 355.
- ↑ Osservatore Romano, 10. Oktober 1958.
- ↑ Osservatore Romano, 9. November 1958.
- ↑ Apg 27
- ↑ "The Deception of the Century". Abgerufen am 17. September 2012.
- ↑ a b Gerd Heinz-Mohr: Lexikon der Symbole. Bilder und Zeichen der christlichen Kunst. Eugen Dietrichs Verlag, München, 1998, ISBN 3-424-01420-6.
- ↑ a b c d e Hans Biedermann: Knaurs Lexikon der Symbole. Droemer Knaur Verlag, München, 1998, ISBN 3-8289-4153-2.
- ↑ Der Mond am 18. Oktober 1912. Abgerufen am 19. September 2012.
- ↑ Mondkalender 1978. Abgerufen am 19. September 2012.
- ↑ a b Der Mond am 25. August 1978. Exakt war abnehmender Halbmond um 13:18 Uhr MEZ (14:18 Uhr MESZ, 12:18 Uhr UTC), also am Nachmittag, sodass die Halbmondnacht die vom 25. auf den 26. August ist und nicht die davor.
- ↑ Lunar Eclipses (Mondfinsternisse) 1971-1980. Abgerufen am 17. September 2012.
- ↑ Die Legionäre Christi und Johannes Paul I. Regnum Christi. Abgerufen am 18. September 2012.
- ↑ z.B. die nordeuropäisch-skandinavische Mondgöttin
- ↑ a b c d Papstweissagungen. Uni Passau. Abgerufen am 17. September 2012.
- ↑ "Und ein großes Zeichen erschien im Himmel: Eine Frau, bekleidet mit der Sonne, ..." (Offb 12,1). Abgerufen am 17. September 2012.
- ↑ israelnetz.com Abgerufen am 17. September 2012.
- ↑ Der große Herder. Herder, Freiburg im Breisgau, 1931-1935, Stichwort "Ölbaum".
- ↑ Arthur H. Lambauer: Ist die Rücktrittserklärung Benedikts XVI. vom 11. Februar 2013 rechtsgültig?
- ↑ a b Offb 17, 1-9
- ↑ Mit Papst bezeichnet man die Person mit der uneingeschränkten Leitungsgewalt der Kirche, und in diesem Sinne gibt es stets nur einen Papst, und zwar den amtierenden. Papa emeritus (emeritierter Papst) ist dagegen ein Ehrentitel.
- ↑ z.B. Josef Stocker: Der dritte Weltkrieg und was danach kommt. Zwei Bände. Mediatrix-Verlag St. Andrä bei Wien, 5. Auflage. 1983.
- ↑ John Henry Newman: Der Antichrist nach der Lehre der Väter. Deutsch von Theodor Haecker, München, 1951, S. 64.
Kategorie:Mantik Kategorie:Visionsliteratur Kategorie:Geschichte des Papsttums Kategorie:Fälschung