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Hinweis: eine neuere Version befindet sich auf Wikipedia:Checkuser/Wahl/Anforderungen. --Filzstift ✏ 18:36, 12. Aug. 2013 (CEST)
Im Rahmen mehrerer Diskussionen wurde und wird eine Art „Anforderungsprofil“ für CheckUser-Berechtigte angesprochen.[1] Basierend auf einer E-Mail, die ich neulich an einen möglicherweise interessierten „Nachfolgekandidaten“ geschickt habe, notiere ich hier mal einige Punkte, die mir aus der mittlerweile fast zweijährigen Praxiserfahrung seit Juli 2006 notwendig erscheinen.
Wichtig für CU sind neben gesundem Menschenverstand ;-) und einem i.w.S. „good standing“ innerhalb des Projekts:
(Nummerierung ausschließlich aus Gründen der Übersicht und Referenzierbarkeit, eine wertende Reihenfolge ist damit nicht verbunden)
- ein ausreichendes Verständnis für Abwägungsfragen in Sachen Datenschutz/Persönlichkeitsrechte/informationelle Selbstbestimmung – eine grundsätzliche Pro-Datenschutz-Haltung ist hier m.E. essenziell,
- Kenntnis der entsprechenden Wikimedia-Richtlinien sowie der rechtlichen Regelungen und die Bereitschaft, sich ggf. auch mit juristischen Texten zum Thema vertraut zu machen,
- hohe Vertraulichkeit (auch gesperrten oder „Problembenutzern“ gegenüber[2]), Verschwiegenheit insbesondere bei individuellen Anfragen und persönlichen Nachrichten (diese können manchmal sehr private Informationen betreffen) sowie selbstredend bei allen nur CU-Berechtigten zugänglichen Daten,
- Fähigkeit zum Schweigen auch bei bohrenden Nachfragen durch möglicherweise „befreundete“ Nutzer (à la „nun komm schon, mir kannst Du es doch sagen“), gering ausgeprägte „eigene Neugier“ betreffs fremder Daten,
- ein Sinn für die notwendige/weitgehende Transparenz innerhalb der Wikipedia, Bereitschaft, alle möglichen Fragen bzgl. CU möglichst offen und verständlich zu beantworten,
- konsequente Beachtung der de.wikipedia-Regel, nach der ausnahmslos jede ausgeführte CU-Abfrage, ggf. anonymisiert, öffentlich protokolliert wird,[3]
- eine gewisse Grundskepsis bei kruden Anfragen aller Art (Provokations- oder „Testanfragen“[4] kommen vor, auch mit gefakten Difflinks[5] wurde schon hantiert),
- der Wille, zuverlässige Entscheidungen unabhängig von der Person des Anfragestellers zu treffen,[6]
- Fähigkeit, mit meist eher diffus geäußertem gesteigerten Misstrauen umzugehen, das der CU-Position innerhalb der „Community“ gegenüber gebracht wird,[7] eine hohe Frustrationstoleranz ist ebenso nötig,[8]
- hinreichende Kenntnisse bzgl. IP-Datenauswertungen, Erkennen von OpenProxies, Ausmachen von IP-Ranges usw., Wissen um im Detail u.U. begrenzte Aussagekraft und Statistik/Wahrscheinlichkeiten,
- hinreichende Englischkenntnisse (zum Verfolgen und Führen von Diskussionen im internationalen Rahmen im Meta-Wiki, auf der CU-internen Mailingliste und im CU-Chat),[9]
- möglichst hohe Sachlichkeit bei Stellungnahmen im Rahmen von CU, frühzeitiges Erkennen möglicherweise eigener (realer oder lediglich empfundener) Befangenheit, bewusstes Vermeiden von Schnellschlüssen,
- zeitliche Präsenz in der Wikipedia bzgl. des Beobachtens CU-relevanter Seiten, offene Erreichbarkeit per Diskussionsseite und E-Mail-Funktion sowie idealerweise (aber nicht notwendigerweise ständig) auch per IRC,
- die Bereitschaft, sich ab und an (mindestens einmal in der Woche, vorzugsweise abends) im IRC einzufinden (dort findet i.W. die Absprache zwischen den CU-Berechtigten statt).
- Nicht zu vergessen ist des Weiteren noch die Bereitschaft, sich gegenüber der Foundation mit Realnamen/Ausweis/Alter (Volljährigkeit) zu identifizieren, siehe Access to nonpublic data policy.
- Hilfreich ist darüberhinaus eine gewisse Moderationsfähigkeit.[10]
- Anzumerken ist zudem, dass der Zeitaufwand, den CheckUser bei sorgfältiger Einzelfallprüfung naturgemäß mit sich bringt, nicht unerheblich ist; einen kleinen Einblick bietet u.a. diese Seite. Am meisten Zeit nimmt dabei eindeutig das „Einlesen“ in die jeweilige Situation (CU-Anfrage und Diskussion dazu studieren, Beiträge verschiedener Nutzer nachlesen, Difflinks auf Plausibilität prüfen, evtl. gelöschte Versionen einsehen, beanstandete Edits abgleichen, oft verworrene Konfliktlinien nachvollziehen, unzutreffende Anschuldigungen als solche ausmachen u.ä.) sowie die zentrale Abwägung (Abfrageausführung: ja oder nein?) in Anspruch. Auch die Formulierung der CU-Entscheidungen – oft in Absprache mit den anderen CU-Berechtigten – ist nur selten in wenigen Minuten erledigt. Für die eigentliche Anwendung des CU-Tools – vorausgesetzt eine Abfrage wird tatsächlich ausgeführt – wird hingegen nur ein Bruchteil der gesamten CU-Zeit benötigt.
Die vorstehenden Anforderungen erfüllen m.E. zwar nicht viele, aber durchaus einige Personen in diesem Projekt. Die meisten bisher Angefragten haben allerdings aus unterschiedlichen (überwiegend privaten) Gründen ihr Nicht-Interesse bekundet.
--:bdk: 17:31, 28. Mär. 2008 (CET)
Anmerkungen:
- ↑ siehe u.a. Wikipedia Diskussion:Checkuser/Wahl/2009
- ↑ Auch gesperrte Nutzer genießen selbstverständlich Vertraulichkeit bei privater Kommunikation und bei evtl. eigenen Datenschutzanliegen. Dieser Punkt ist nicht diskutabel, Ausnahmen sind nicht möglich, insbesondere im Hinblick auf ansonsten langfristig negative Folgen für CU.
- ↑ siehe dazu Wikipedia:Checkuser#Logbuch
- ↑ z.B. um herauszufinden, ob die CU-Berechtigten nicht doch „Geheimabfragen“ durchführen (à la „bekommt doch keiner mit … Du kannst mir vertrauen“)
- ↑ z.B. lassen sich mutwillig Difflinks zwischen unterschiedlichen Seiten erzeugen (siehe Complete diff and link guide), die einen nur vermeintlichen Richtlinienverstoß zeigen; sowas ist selten, dient jedoch dazu, eine ansonsten unberechtigte CU-Abfrage zu forcieren – offenbar in der Annahme, die CU-Berechtigten würden „schon nicht so genau hinschauen“.
- ↑ Beispielsweise können berechtigte Anfragen oder private Mitteilungen gesperrter Nutzer nicht nur unter Hinweis auf deren „Projektausschluss“ abgewiesen oder unbeantwortet gelassen werden. Umgekehrt dürfen Abfragen nicht pauschal und ohne nähere Prüfung ausgeführt werden, nur weil der Anfragesteller womöglich Admin oder sonstwie anerkannter Nutzer ist.
- ↑ Beim nur selten konkret begründetem Misstrauen gegenüber den CU-Berechtigten ist es letztlich egal, ob es auf grundsätzlichen Überlegungen basiert oder womöglich persönlich motiviert ist. Wichtig ist, die Gründe dieses „CU-typischen“ Misstrauens zu verstehen und zu versuchen, es eben nicht persönlich zu nehmen.
- ↑ Die CU-Arbeit ist meist mühselig, zeitaufwändig und hat häufig mit menschlich sehr unschönen „verborgenen Seiten“ Dritter zu tun. Insbesondere im Rahmen der CU-Begleitdiskussionen gibt es viel Unmut und Vorwürfe aus allen möglichen Richtungen. Lob, Dank oder Anerkennung ist selten (wie es auch bei anderen Verantwortungspositionen zu beobachten ist).
- ↑ gutes Schulenglisch und ein Wörterbuch sollten ausreichen
- ↑ So gibt es bspw. regelmäßig (meist privat gestellte) Anfragen, die harsche persönliche Konflikte betreffen, in deren Rahmen Vorwürfe bzgl. gegenseitiger Beleidigungen zum Tragen kommen, wo dann eine Seite „IPs für den Anwalt“ haben will. In fast allen dieser Fälle war ein deeskalierender Mailwechsel mit Erklärung der CU-Verfahrensweise, Hinweis auf Anzeigenotwendigkeit, Zeitrahmen und Erläuterung möglicher sonstiger Folgen bei Nichterfolg und Problemverschärfung zielführend (hier spielte in einigen Fällen die Gefahr eine Rolle, dass Wikipediakonflikte sich auf externe Foren o.ä. verlagern und z.T. sogar in Onlinestalking ausarten) und hat zu beidseitigem Einlenken geführt.