Benutzer:Bettina Karlsruhe/Susanne Zuehlke

Susanne Zuehlke (* 17. Oktober 1962 in Duisburg) ist eine deutscher Malerin und ein Vertreterin der Neuen Abstraktion. Sie lebt und arbeitet in Karlsruhe, Baden (Deutschland).

  • 1962 geboren in Duisburg.
  • 1982-88 Studium an der Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe bei den Professoren Harry Kögler und Helmut Dorner.
  • 1986 Stipendium für Malerei an der University of Arizona bei Prof. Colscott, Tucson, Arizona, USA.
  • 2014/15 Luxor International Painting–Symposium, Ägypten.


Nach mehreren Berufsstationen des Vaters war die Familie 1971 in Karlsruhe gelandet. Susanne wurde in die 3. Klasse eingeschult. Mit ihrer Mutter, die an der Berliner Hochschule der Künste bei Karl Hartung studiert hatte, besuchte sie nun immer wieder Vernissagen in Museen, aber auch Malkurse in der Kunsthalle. Nach dem Abitur 1982 bestand jedenfalls kein Zweifel, dass sie Kunst studieren wollte – zumal sie damals ja gerade in Tübingen auch noch von Paul Cézanne dazu angefixt worden war.

Sie wollte in an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe Kunst studieren. Der Vater, ein promovierter Physiker, hat in einem der Kataloge seiner Tochter einmal verständnisvoll festgehalten, dass ein Maler „nicht nur vom kritischen Verstand und zweck- setzenden Willen“ her, sondern vor allem „aus der Erregung des Selbsterlebnisses“ seine Werke gestaltet. Ganz offensichtlich haben er und seine Frau, eine Buchbinderin, die Selbsterlebnisse des Kindes in Museums- und Theaterbesuchen ziemlich intensiv gefördert. Denn schon früh wusste die junge Susanne, dass sie mal Künstlerin werden wollte. Weil sie so gerne malte: Kühe oder Bäume oder Gesichter beispielsweise. Und dass sie in den Kunst-Leistungskursen in ihrer Schule immer die Beste war, hat diesen frühen Berufswunsch dann natürlich befestigt.

Die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe galt zu der Zeit in Deutschland als ein Ort des künstlerischen Umbruchs. Ganz frisch an die Hochschule berufene Professoren wie Georg Baselitz, Markus Lüpertz und Per Kirkeby forderten mit ihrer sinnlich-expressiv angelegten Malerei ihre Kollegen an anderen bundesdeutschen Hochschulen geradezu heraus. Die pflegten überwiegend immer noch die eher intellektuell geprägten Spielarten der Minimal und der Concept Art. Doch bei der Aufnahmeprüfung wählte Professor Harry Kögler, einer der auch in seiner Kunst besinnlicheren Lehrer, die junge Bewerberin Susanne Zuehlke für seine Klasse aus. Weil Kögler, ein Schüler Max Pechsteins, einer, der Georges Braque und Lèger zu seinen Vorbildern zählte, sie sehr behutsam, in jedem Fall sehr nachhaltig angeleitet hat. „Trauen Sie sich, die Natur zu benutzen!“ war einer seiner ersten Ratschläge und als sie 1984 eine Komposition vorlegte, auf der ein Zaun wie eine Diagonale die Bildfläche durchschneidet, fand er lobend: „Jetzt sind Sie bei uns angekommen.“

Als Kögler 1987 emeritiert wurde, nahm Helmut Dorner, ein Schüler Gerhard Richters, sie noch ein Jahr lang in seine Klasse. Damals hatte sie gerade ein Stipendium für Malerei in Tucson, an der University of Arizona absolviert. Hier, im Westen Amerikas, „kam das Rote und das Gelbe in die Palette“, resümiert sie heute. Doch nicht nur die Wüste, der Himmel und die Landmarken der Kakteen hatten sie beeindruckt, hier entdeckte sie die Arbeiten des Malers Richard Diebenkorn. Der lehrte damals in Californien und nach einem Ausflug in die figurative Malerei war er wieder zur Abstraktion zurückgekehrt, hatte dabei aber einen sehr persönlichen, geometrischen Stil entwickelt: Kompositionen, die in ihrer raffinierten Farbigkeit, aber auch im spannungsvollen Spiel der Recht- ecke und Streifen an manche spätere Arbeiten Susanne Zuehlkes erinnern: etwa an „Beyond“ oder „Dahinter“ von 1998 und auch noch an das „gelbe Feld“ aus dem Jahre 2003 oder an „Indian summer in mind“, eine kraftvoll rot akzentuierte Arbeit aus dem Jahre 2004. In ihren ersten beiden Katalogen, von denen sie einen spielerisch „Land-schafft“ genannt hat, sind diese und andere Diebenkorn-Hommagen abgebildet. „Seasons in the sun“, eine Arbeit, beweist, dass die damals gelegten Spuren keinesfalls verblasst sind.

Susanne Zuehlke ist eine außerordentlich energiegeladene Frau: malen, ausstellen und daneben auch noch Kinder kriegen und großziehen – das hat sie unmittelbar nach ihrem Examen zunächst noch alles unter einen Hut gekriegt. Doch nach der Geburt ihrer zweiten Tochter wurde es ihr in Deutschland bald zu eng. 1992 zog sie ihrem damaligen Ehemann und Kindern an die irische Atlantikküste, bezog in Sligo, einer Hafenstadt, die die Wikinger einst gegründet hatten ein altes Cottage. Sie entdeckte auf der Insel und am Strand die vielfältigen Nuancen von Grün, Schwarz und Ocker.

1996 setzte die Künstlerin ihre Karriere wieder in Deutschland fort – und bald mit einem neuen Partner, mit einem, der selbst im Kunstbetrieb eine Rolle spielte - und spielt. „Nur wer sicher ist, kann frei sein“, diese Erkenntnis Alexanders von Humboldt hatte sie selbstbewusst als Motto auf den Katalog gesetzt, der im Oktober 1999 „Die Erschaffung des Gesichts“, so der Titel, beschreiben wollte.

Als Studentin hatte sie vor allem Landschaften gemalt – kontrastreiche wie „Gegenlicht“, wo eine gleißende Helle hinter einem dunklen Wald hervorbricht. Oder „Mülltonnen“, die sich wie eine Barriere vom helleren Untergrund abheben. Nun, 15 Jahre später, konzentrierte sie sich auf das menschliche Gesicht. Einige wenige Gesichter zeigen erkennbar individuelle Züge – wie „Rave“ oder „Kartenspieler“ oder auch „Anam Cara“, ein keltisches Wort für Seelenfreund, für jemanden, dem man bedenkenlos vertrauen kann. Doch die weitaus meisten der Köpfe sind auf ihre Silhouetten beschränkt. Und trotzdem senden sie durch ihre Farbigkeit und ihr Umfeld auch ganz persönliche Signale aus – wie Extravaganz oder Scheu oder Humor. Susanne Zuehlkes vage Köpfe fordern zum präzisen Hinsehen auf. Und zuweilen offenbaren sie sich dann auch. Weshalb eines ihrer Selbstbildnisse für sie unverkäuflich ist: ein grüner Kopf, ein hellfarbener Arm, eine dunkelblaue Stuhllehne auf blau-grünem Grund, wobei der Kopf im Hintergrund aufzugehen scheint.

„Das Auge soll spazieren gehen – auch und gerade auf der haptischen Ebene,“ fordert sie. In ihrem Atelier streicht sie dann aber auch ganz unmittelbar über Oberflächen, die sie verzücken: die von Zierkürbissen, Fischgerippen oder getrockneten Kalebassen. Und um ähnlich haptische Reize auch auf ihren Bildern zu erreichen, raut sie die Farben – ausschließlich Eitempera - zuweilen auch mit einer Wurzelbürste auf.

Ganz wichtig sind für sie in diesem Zusammenhang Seidelbastpapiere. Die handgeschöpften, durch Rindenfasern stark strukturierten Bogen aus Nepal oder Bhutan nutzt sie in den Maßen 15 mal 21cm als Testblätter, also für ihre Skizzen, um, wie Sie sagt, „die Verstellung des Raumes“ für ihre Großformate festzulegen.

Denn ihre Bilder sind in den letzten Jahren deutlich ausladender geworden. 120 mal 140, 160 mal 100, 200 mal 150 messen immer häufiger die Keilrahmen, die sie selbst mit Leinwänden oder Nessel bespannt. Und wenn sie noch größere Formate bemalen will und dazu mehrere Leinwände nebeneinander stellt, bewältigt sie auch die Maße 120 mal 280. „Stimmen im Herbst“, „Region der Ähnlichkeit“ oder „Poesie ohne Aufwand“ haben solche wandfüllenden Dimensionen.

Die Namen, die Susanne Zuehlke ihren immer kraftvoller werdenden Bildern gibt, sollen sperrig sein. Und meistens haben sie einen optimistischen Sound. Manche Titel findet sie in Lyrik-Bänden von Zeitgenossen - etwa von Wilhelm Lehmann oder Walter Helmut Fritz. Manche aber auch geraten ihr selbst in den Sinn, wenn sie malt und dabei Musik hört – beispielsweise „Fields of Gold“ von Sting. Dann eilt sie an einen ihrer Schreibtische, um sofort auf einen Bogen zu schreiben, was ihr gerade eingefallen ist: „Canon des Sommers“ (Abb. Seite 19) beispielsweise oder „Bewegliche Ordnung“ oder „Die Luft ist ein Frühstück“. Sie möchte erreichen, dass die Betrachter ihrer Bilder beim Lesen solcher wahrlich merkwürdiger Titel zunächst einmal irritiert werden – und sich dann vielleicht auf die Suche nach Erklärungen machen. Sie hat lustvoll erfahren, dass dabei oft sehr viel andere als ihre eigenen Deutungsmöglichkeiten herauskommen – vor allem, seit sie nach ihren ersten Landschaften und Köpfen, nach ihren strenger strukturierten Spielen mit Farbfeldern nun in einem ganz freien, ausgesprochen lustvollen Umgang mit Farbschwüngen und Flächen und raffiniert gesetzten Akzenten angekommen ist. Manchen dieser Werke, selbst den großen Formaten, sieht man an, dass sie der Künstlerin sehr spontan, wie in einem Malrausch gelungen sind – und sitzen.

Aus einem bewundernswert sicheren Farb- und Balance-Gefühl heraus komponiert sie zunehmend Stimmungen und Emotionen. Sie weiß, dass „der Inhalt der Kunst vor allem in dem liegt, was unsere Augen denken“. Aber auch das ist ein Zitat von Cézanne: eines, das wieder von ihr selbst stammen könnte.

(2012 Katalog Susanne Zuehlke - Mit den Augen denken - Text: Prof. Manfred Eichel, Berlin - ISBN: 978-3-941-850-40-8, hat für ARD und ZDF Kulturmagazine herausgegeben - zuletzt „Aspekte“. Er unterrichtete an der Universität der Künste Berlin Kulturjournalismus.)

Einige Werke befinden sich in öffentlichen Sammlungen, so z. B.

Einzelausstellungen (Auswahl)

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2023 Rosenhang Museum Weilburg, Galerie Schrade Schloß Mochental

2022 Galerie Rother Wiesbaden, Galerie an der Pinakothek der Moderne - B. Ruetz München, Galerie Monica Ruppert Frankfurt

2020 Galerie an der Pinakothek der Moderne - B. Ruetz, München

2019 Galerie Schrade Schloß Mochental

2018 Galerie Meier, Freiburg mit Gabi Streile BBK Galerie, Karlsruhe mit Sandro Vadim

2017 Galerie an der Pinakothek der Moderne - B. Ruetz, München, Kunstverein Bretten e.V.

2016 Galerie Meier Freiburg, Kunstverein Kirchzarten, Galerie Rother Winter Wiesbaden (mit Peter Reichenberger, Katalog)

2015 Zellermayer Galerie Berlin, Galerie an der Pinakothek der Moderne - B. Ruetz, München

2014 Galerie Meier Freiburg, Galerie Biesenbach Köln, Städt. Galerie Bad Wimpfen, Kunstraum Detmold

2013 Kunsthalle Dresden (Katalog), Fraunhofer IOSB Karlsruhe, Städt. Galerie Neckarsteinach

2012 Galerie Arthea Mannheim, Galerie Schrade Karlsruhe (Katalog) Galerie Meier Freiburg, Galerie Christine Rother Wiesbaden

2011 Galerie an der Pinakothek der Moderne - B. Ruetz, München (Katalog), Galerie Reitz Köln, Kunsthaus NRW Knokke, Belgien; Kunstverein Leimen


Bibliografie und Publikationen (Auswahl)

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  • Susanne Zuehlke, - Die Erschaffung des Gesichts – 1999 mit Beitrag von Dr. Marlene Angermeyer- Deubner, Ausstellungskatalog, Karlsruhe. ISBN: 3-925521-62-3
  • „Synergetisch“ – Forschungszentrum Karlsruhe 2001, Seite 6-11, mit Abbildungen.
  • Susanne Zuehlke 2001-2003, mit Beiträgen von Dr. Barbara Lipps-Kant, Dr. Peter Zühlke, Ausstellungskatalog Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld 2003. ISBN:3-937295-01-1
  • Gisela Linder, - Rot Farbe der Liebe - Insel-Bücherei Nr.1248, Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 2003, Seite 21, mit Abbildung.ISBN: 3-458-19248-4
  • Susanne Zuehlke, - Land-schafft - 2005, mit Beitrag von Bernd Storz, Ausstellungskatalog Galerie Barbara Ruetz, München und Augsburg, Galerie Christine Rother, Wiesbaden. ISBN: 3-937295-32-1
  • „Experimentelle 14“ 2006, Förderverein für Kultur- und Heimatgeschichte, Gottmadingen Schloss Randegg, mit Beitrag von Markus Stegmann, Seite 63, mit Abbildung.
  • Kunst im Zentrum, Forschungszentrum Karlsruhe 2006, mit Beiträgen von Prof. Dr. Manfred Popp und Prof. Dr. Andreas Franzke, Ausstellungskatalog EnBW Karlsruhe, Seite 61 mit Abbildung. „Malerkolonie“ – Landschaft, Ausstellungskatalog mit Beitrag von Peter Hank, 2007, Städtische Galerie Fruchthalle, Rastatt und Galerie Schrade Schloß Mochental, Seite 40 – 47, mit Abbildungen. ISBN: 978-3-88190-471-1
  • Susanne Zuehlke, - Der Natur auf der Spur – 2009, mit Beitrag von Dr. Isabelle v. Marschall, Ausstellungskatalog Galerie Arthea, Mannheim und Galerie Meier, Freiburg.
  • Karlsruhe Malt (1980 und Jetzt), modo Verlag, Freiburg 2010, mit Beiträgen von Peter Hank und Michael Hübl, Seite 75 – 84, mit Abbildungen.
  • „Experimentelle 16“ 2010, Förderverein für Kul- tur- und Heimatgeschichte, Gottmadingen Schloss Randegg, mit Beitrag von Rainer Braxmaier, Seite 136,137 mit Abbildung.
  • Susanne Zuehlke - Malerei 2011, mit Beitrag von Prof. Dr. Erika Rödiger-Diruf, Ausstellungskatalog Galerie an der Pinakothek der Moderne Barbara Ruetz, München und Galerie Reitz, Köln.
  • Aller Zauber liegt im Bild – zeitgenössische Kunst der Benediktinerabtei Maria Laach in der Sammlung Würth, herausgegeben für das Museum Würth von C. Sylvia Weber, Ausstellungskatalog Museum Würth, Swiridoff Verlag 2011, Seite 184 – 185 mit Abbildung, Seite 225. ISBN:978-3-89929-214-5
  • Susanne Zuehlke, - „ Mit den Augen denken“ – 2012 mit Beitrag von Prof. Manfred Eichel, Berlin; Ausstellungskatalog Kunsthalle Dresden, und Galerie Schrade, Karlsruhe. ISBN: 978-3-941-850-40-8
  • Susanne Zuehlke, - „Tribute to Egypt“ – Bilder 2014-2015, Ausstellungskatalog Galerie Rother Winter, Wiesbaden und Galerie Meier, Freiburg. ISBN:978-3-9814960-3-1
  • Susanne Zuehlke – „ Abstract“ 2019, mit Beitrag von Dr. Melanie Klier, München; Ausstellungskatalog Galerie Schrade, Schloß Mochental.ISBN:3-924922-74-8
  • KIT – Kunst auf dem Campus, Herausgeber Karlsruher Institut für Technologie, 2019, Seite 19 mit Abbildung.
  • Susanne Zuehlke, - "Die Welt von oben" - 2022 Ausstellungskatalog mit Textbeitrag Dorothee Baer-Bogenschütz; Galerie Schrade Schloss Mochental. ISBN: 987-3-948771-09-6
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