Erich Köhn (* 9. Dezember 1896 in Falkenberg/Oberschlesien; † am 1. Januar 1944 im KZ Buchenwald) war ein deutscher Widerstandskämpfer.

Erich Köhn war der Sohn von Carl August Köhn, Fotograf, Sozialdemokrat und Gewerkschaftssekretär, (* 29.Oktober 1866 in Dresden; † 12. Januar 1923 in Leipzig/Lindenau) und Martha Marie Köhn, Weißnäherin, geborene Fahlisch (* 7. November 1869 in Dresden; † 28. Oktober 1949 in Leipzig/Großpösna).

Ausbildung und Erster Weltkrieg

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Wie sein Vater lernte Köhn ab 1913 das Handwerk des Fotografen bei Foto-Richter in Leipzig, Merseburger Straße. Mit Beginn seiner Ausbildung trat er beruflich bezogenen Vereinen/Verbänden bei: 1913 dem sozialistischen Arbeiterjugendverein, 1915 dem „Verband der Lithographen, Steindrucker und verwandter Berufe“. 1916 wurde Köhn zum Infanterieregiment 105 einberufen und war somit unter anderem an der Schlacht um Verdun beteiligt. Er wurde hierfür mit dem EK II und der „Friedrich-August-Medaille“ in Bronze (eine sächsische Auszeichnung) ausgezeichnet. Ende 1918 kehrte er nach Leipzig zurück. Er fand zunächst eine Anstellung beim Hofphotografen Alfred Pieperhoff (Goethestr. 1) in Leipzig. Als Köhn aufgrund seiner politischen Aktivitäen seine Anstellung verlor, arbeitet er 1929/1930 als Werkzeugschleifer in der Firma Unruh & Liebig.

Politische Aktivitäten

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  • 1918 Eintritt in die USPD
  • Angehöriger der „Arbeiter- und Soldatenwehr“
  • Teilnahme an der Niederschlagung des Kapp-Putsches – daraufhin Entlassung bei Pieperhoff
  • 1920 mit dem linken Flügel der USPD Eintritt in die VKPD
  • 15. September 1921 Austritt aus der Kirche
  • 1922 Mitglied der Bezirksleitung der KPD Westsachsen
  • 1922 Leiter der konspirativen Abteilung – Nachrichtenapparat der KPD; Tarnname Alfred; Aufgabe: Zersetzung Reichswehr und Polizei
  • 1929 / 1930 Betriebszellenleiter der KPD und Politischer Leiter der KPD in Leipzig-Leutzsch

Am 19. Januar 1929 heirateten Erich Köhn und seine langjährige Lebens- und Kampfgefährtin Johanna Rüder (* 1898 in Untersachsenberg/Klingenthal; † 1977 in Leipzig). Sie hatten zwei Söhne: Erich (geboren am 17. Juli 1932) und Hermann (geboren am 19. Juni 1934; † nicht bekannt)

Polizeiliche Verfolgung / Verhaftungen

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Aufgrund seiner politischen Aktivitäten wurde Köhn früh polizeilich auffällig und wechselte häufig seine Wohnorte in Leipzig. Am ??? fand eine Haussuchung in der Wohnung seiner Lebensgefährtin Johanna Rüder statt. Am 6. März 1924 wurde Köhn wegen Verstoßes gegen das Verbot der KPD zu vier Tagen Gefängnis verurteilt. Vom 13. Mai 1931 bis 2. Juni 1931 war er wegen des Verdachts der Zersetzung und des Hochverrats in Untersuchungshaft. Im April 1934 wurde er erneut verhaftet. Ihm wurde die Aufrechterhaltung der verbotenen KPD vorgeworfen, sowie die Anfertigung und Verteilung von Flugblättern mit den Titeln „An alle Arbeiter und Klassengenossen“, „An die Hausfrauen und Mütter“, „Bilanz des ersten Jahres im Dritten Reich“. Das Landgericht Leipzig verurteilte Köhn zu einem Jahr Zuchthaus, das er in der Landesgefangenenanstalt 1 – Zwickau verbüßte.

Nach einem Jahr Zuchthaus fand am 23.10.1935 ein Prozess vor dem 2. Strafsenat des Oberlandesgerichts Dresden gegen Erich Köhn wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens statt. Er wurde erneut zu drei Jahren Zuchthaus und zu 3 Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt mit der Begründung der Arbeit im Nachrichtenapparat der KPD vor 1933 – Zersetzungsarbeit Reichswehr und Polizei. Er wurde daraufhin am 4. November 1935 in die Landestrafanstalt 1, Zuchthaus Waldheim eingewiesen.

Erich Köhn schrieb während seiner Haftzeiten regelmäßig Briefe, mit erlaubter Häufigkeit und Inhalt an seine Ehefrau Johanna Köhn. So auch kurz vor dem erwarteten Ende der Haftzeit in Waldheim mit dem Hinweis, dass sie Zivilkleidung eine Woche vor dem Entlassungstag, Anfang Juli, nach Waldheim schicken könne. Umfangreiche Aufzeichnungen bezeugen, dass sich Erich Köhn in seiner Haftzeit in Zwickau und Waldheim mit der griechischen Philosophie, den Naturwissenschaften, vornehmlich der Chemie sowie mit Goethe, Schiller, Herder, Feuerbach und vielen anderen befasste.

Im Mai 1938 stellte das Zuchthaus Waldheim an die „Generalstaatsanwalt bei dem Oberlandgericht Dresden“ eine Anfrage: Die Staatspolizeistelle bzw. Staatspolizeileitstelle soll mitteilen, wie mit Köhn zu verfahren ist, da er am 12. Juli 1938 zur Entlassung anstehe. Kurz vor Ende seiner Haftzeit in Waldheim erging ein Schreiben der Gestapo Leipzig an den Leiter der Vollzugsanstalt Waldheim mit folgendem Inhalt: „Ich bitte, den am 12.07.1938 dort zur Entlassung kommenden Köhn mittels Sammeltransport in das hiesige Polizeigefängnis zu überführen“. Die Schutzhaftzentrale Dresden teilte am 11. Juli 1938 mit, dass gegen den Strafgefangenen Häftlingsnummer 921 Schutzhaft erlassen worden sei.

Konzentrationslager Buchenwald

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Am 12. Juli 1938 wurde Köhn in das KZ Buchenwald überführt. Aufgrund seiner Spezialkenntnisse kam er in das Sonderkommando Fotoabteilung, das mit Fotoarbeiten für die SS-Wachmannschaften beauftragt war. Köhn nutzte diese Tätigkeit, um heimlich Hinrichtungen und Auspeitschungen der SS von Häftlingen zu fotografieren. Im Dezember 1943 (???) wurde er dabei von der SS entdeckt und in den Arrestbau, den „Bunker“ gesperrt, wo er laut Sterbeurkunde (Standesamt Weimar) in der Nacht zum 1. Januar 1944, 01:45 Uhr, zu Tode kam. Der letzte Brief von Erich Köhn an seine Ehefrau Johanna ist auf den 5. Dezember 1943 datiert. Anfang 1944 wurde seine Frau zur Gestapo bestellt und erhielt die Mitteilung vom Tod ihres Mannes.

Literatur

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