Bei einer Schiffsschleife (auch Schiffsschleifanlage oder Schiffstrage genannt) handelt es sich um eine Möglichkeit, ein Schiff von einem Gewässersystem in ein anderes über Land zu transportieren. In der Regel handelt es sich um die Überwindung einer Wasserscheide zwischen verschiedenen Flusssystemen, es gibt aber auch Schiffsschleifanlagen, bei dem von einem Meeresteil in einen anderen übersetzt wird. In der Regel werden die Schiffe aber nicht getragen, sondern über Rollensystem langsam einen Berghang hinaufgezogen und an der anderen Seite vorsichtig wieder abgelassen. Meist handelt es sich um wenige hundert Meter, es kann sich aber auch um einen Weg von einigen Kilometern handeln. Heute sind nahezu keine Schiffsschleifanlagen mehr in Betrieb. In der Vergangenheit, bevor in großem Maßstab Kanäle gebaut wurden, waren Schiffsschleifanlagen jedoch oft die einzige Möglichkeit, ohne große und teilweise gefährliche Umwege über offenes Meer zu reisen.
Begriffsherleitung
BearbeitenIm Griechischen gibt es den Begriff Diolkos (Δίολκος) der sich von griech. διά, dia „hindurch“ und ολκός, holkos „Zug“ herleitet. Die deutschen Entsprechungen Schiffsschleife bzw. Schiffstrage sind regional gebräuchliche Begriffe für ein heute weitgehend in Vergessenheit geratenes Phänomen, das in der Vergangenheit große Bedeutung für die Fluss- und Küstenschiffahrt hatte [1].
Historische Beispiele
BearbeitenIm Film Fitzcarraldo, dem eine historische Begebenheit zu Grunde liegt, wurde das Schiff von Fermín Fitzcarrald von Eingeborenen aus dem Río Inuya gehoben/gezogen, um eine Landpassage sowie einen Berg zu überwinden und über die Wasserscheide in ein anderes Flusssystem zu gelangen. Eine historisch bedeutsame Schiffsschleife befand sich bei der wichtigsten Siedlung der Wikingerzeit im heute norddeutschen Haithabu. Hier gelangte man über die Schlei über die sogenannte Schleswigsche Enge von der Ost- in die Nordsee. Weitere Schiffsschleifen, die sogar schon im Altertum in Betrieb war, liegen am Isthmus von Korinth und am Isthmus von Kalabrien. So kann Odysseus' Spruch „...Schiffe werden einen Weg hinaufgeschleift; alle haben nämlich jeder für sich ein Gestell“ (6,264-265) nach einer gängigen Theorie gut auf den Isthmus von Kalabrien (Landenge von Tiriolo) beziehen, wo unter Ausnutzung der Flüsse eine nur 3.500 Meter lange Landenge vom Tyrrhenischen Meer zum Ionischen Meer zu überwinden war.
Literatur
Bearbeiten- Armin Wolf: Hatte Homer eine Karte?, Karlsruhe 1997, ISBN 3-89063-009-X.