Nayo Bruce (Mitte) zusammen mit seinen Ehefrauen Dassi und Ohui Creppy, dem dreijährigen Sohn Kwassi Bruce und weiteren Mitgliedern der Truppe aus Togo, Berliner Kolonialausstellung im Sommer 1896 (Foto von 1896)[1]

John Calvert Nayo Bruce (* vermutlich 1859 in Togo; † 3. März 1919 in Baku), Sohn des Königs Amuzu Djaglidjagli Bruce, lebte bis in die Mitte der 1890er Jahre in hauptsächlich Aného an der togolesischen Atlantikküste. 1889 kam er als Völkerschau-Darsteller erstmals in das Deutsche Reich.


1896 leitete er als Impresario eine Gruppe von 26 Togolesen, die bei der Berliner Kolonialausstellung von Mai bis Oktober 1896 ausgestellt wurden, darunter einige Familienmitglieder, auch zwei seiner Ehefrauen.

Nach kurzer Rückkehr nach Togo kam Bruce im März 1898 zurück nach Europa. Dort reise er bis zu seinem Tod 1919 zusammen mit einer Völkerschau-Truppe, in der auch


Leben in Togo

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Kommt aus begüterter Familie. Vater: König Amuzu Djaglidjagli Bruce über eine Gefolgschaft von 2.000 Menschen Br95 Gesichert: Aufgewachsen am Togo-See, Sohn des Amuzu Djaglidjagli Bruce, mehrere Brüder/Halbbrüder Br95

Nayo Bruce, zur Zeit der Abreise schon 37 und mehrfacher Familienvater, war auf seine Auswanderung bestens vorbereitet.

Als Kind Nayo Friko Br95 mit 16 in Accra christlich getauft auf den Namen John Calvert; Bericht von Hugo Zöller 1885

Als Kind hatte er in Keta die Schule der Bremer Missionare besucht; in Accra unterrichteten ihn später die Methodisten. Der sprachbegabte Junge dolmetschte zuerst den Briten, dann auch einem deutschen Sprachforscher Bürgipdf

Nayo Bruce, auch bekannt als John Calvert Bruce, war ein togolesischer traditioneller Führer und Händler aus Aného, der 1896 an der Ersten Deutschen Kolonialausstellung in Berlin teilnahm. Geboren um 1859, wurde er an deutschen und englischen Missionsschulen ausgebildet, blackcentraleurope


Völkerschau-Darsteller

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Kommt mit Ernst Henrici in Kontakt; wirbt für Plantagen 1898, Teil einer Werbekampagne mit vier Afrikanern; einer davon ist Nayo Bruce; arbeitet zunächst wieder in Togo, GAG Deutsche Togogesellschaft

Kurz nach dieser ersten Europareise wechselte Bruce zur deutschen Kolonialverwaltung, wo er als «Politischer Agent» und Berater des Gouverneurs Karriere machte.


Der Sohn eines Königs in Togo hatte eine Missionsschule besucht, sprach mehrere afrikanische Sprachen, dazu Englisch und später auch Deutsch, und kam 1889 im Rahmen einer Werbetour für die neue Kolonie nach Deutschland. Wieder im «Togoland», arbeitete er als Dolmetscher und Agent für die deutsche Kolonialverwaltung, bis er 1896 einen eigenen Auftritt für eine Völkerschau in Berlin organisierte. Mit seinen zwei Ehefrauen, seinem Kind und 22 weiteren Personen führte er afrikanisches «Alltagsleben» so auf, wie er wusste, dass es die Deutschen sehen wollen. Der afrikanische Impresario


Impresario 1898 bis 1919

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Nayo Bruce (5. v.l.) bei der Tauffeier seiner Tochter Annie Bruce am 23. März 1905, Gasthaus zum Weißen Ross Ulzburg (Foto von 1905)

Kehrt zunächst wieder zurück nach Togo bis August Köhler (Gouverneur) eingesetzt wird; erhält Auftrag für Kolonialausstellung in Berlin 1896 GAG [Widerspruch 1898 und 1896 Berliner Gerwerbeausstellung].

Als Bruce in Togo von den Plänen für eine Kolonialausstellung in Deutschland erfuhr, die das deutsche Kolonialprojekt feierte, nutzte er die Gelegenheit, eine Schlüsselrolle bei der Organisation einer togolesischen Beteiligung zu spielen. GAG

eines der Dörfer Togo;

1895 beeindruckt er seinen Chef mit einem detailliert ausgearbeiteten Ausstellungsprojekt. Das deutsche «Togoland» sollte sich 1896 an der Berliner Kolonialausstellung (verhinderte Weltausstellung) mit 40 Personen präsentieren, darunter ein Netzmacher, zwei Weber, ein Grasflechter, ein Goldschmied, 14 Krieger und 20 junge Tänzerinnen. Nayo Bruce hatte ganz genaue Vorstellungen über die Entlöhnung und die Ausstattung der Reisegruppe. Als tüchtiger Unternehmer wollte er auch dafür sorgen, dass die Gesellschaft eine Schiffspassage zweiter Klasse erhielt und in Deutschland freie Unterkunft und Verpflegung. Das Vorhaben kam, nach einigen Korrekturen am Budget, wie geplant zustande; Bürgipdf

die TogoTruppe besteht aus 15 Männern, zehn Frauen und einem Kind. Sohn: Kwassi Bruce 1893-1964 Keine der übrigen vier Kolonien, die an der Vielvölker-Schau in Treptow teilnahmen, hatte mehr zu bieten. Während den täglichen Aufführungen mimte Nayo den strengen König, der – flankiert von seinen Ehefrauen Ohui und Dassy Creppy – stumm über seine Landsleute herrschte. Dazwischen, wenn die Afrikaner dem Publikum ihr primitives Landleben zeigten, und in seinen freien Stunden, gab sich der «Berufsneger» J.C. Bruce, der behauptete, von einem Schotten abzustammen, als «umgänglicher und vielseitig interessierter Zeitgenosse», ein «Gentleman» gar, wie ein erstaunter Journalist der Kölnischen Zeitung konstatierte, der respektvoll ein Interview mit ihm führte.

Doch nicht alle Deutschen gingen mit ihren «Landsleuten aus Togoland» mit derselben Zurückhaltung um. Ethnologen und Athropologen nutzten die populären Völkerschauen unzimperlich für ihre Forschungen. Sie liessen die «Neger» nackt zur Vermessung antreten und übersahen, dass sie den Fremden genau

Dies führte schließlich dazu, dass eine Gruppe von 26 togolesischen Männern, Frauen und einem Kind unter der Leitung von Bruce 1896 nach Deutschland reiste, um an der Ersten Deutschen Kolonialausstellung im Treptower Park, Berlin, teilzunehmen. Unter den Teilnehmern waren auch zwei von Bruces Frauen, Ohui Creppy und Dassi, sowie sein dreijähriger Sohn Kwassi und zwei seiner Neffen, die Brüder Samuel und Joseph Garber. Über einen Zeitraum von rund 6 Monaten wurden die togolesischen Teilnehmer, wie Männer und Frauen aus anderen Teilen des Deutschen Überseereiches, vor großen Menschenmassen ausgestellt und es wurde von ihnen erwartet, dass sie ihr Handwerk unter Beweis stellten und ‚traditionelle‘ Bräuche wie Tänze, Lieder und Kanurennen vorführten. GAG

Ab 1898 Togo Karawane, mit Albrecht Urbach, zahlreiche Aufführungen; vertragliche Regelungen. Streit mit Bruce und Urbach. Streit um Versorgung und Postkartenverkauf; in Dresden bei der Polizei, Schlichtungsverfahren in Augsburg GAG

1898 nächste Ausstellung Show Act 36 Personen Berliner Passage Panoptikum Albrecht Urbach; reist quer durch Europa Togo-Truppe Turin Schweiz, Rom Genua. Vertraglich: Urbach geht mit Urbach Vertrag ein; auch für die weiteren; Streit Bruce Urbach; um den Vertrag; keine ausreichende Versorgung; in Dresden Konflikt vor Behörden; Schlichtungsverfahren in Augsburg; Einigung zahlt fehlende Löhne bis 18.11.1900; Nayo Bruce wird selbst Impresario; schreibt Brief ans AA: Schausteller im DR; erhält Genehmigung; im Laufe der Jahre bricht die Gruppe auseinander; schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durch. 1913 Angebot für Tour in Russland; fahren durch Russland; Erster Weltkrieg bricht aus; dürfen nicht mehr ausreisen; wird nach Baku abgedrängt und stirbt dort. GAG

In den folgenden über 20 Jahren schaffte Nayo Bruce – wenigstens für sich und seine Familie – den Aufstieg zum besseren, wenn auch unsteten «zivilisierten» Lebensstil, wie er es am 11. Oktober 1896 in der Kölnischen Zeitung für sein ganzes Volk angekündigt hatte: «Ich habe etwa 2000 Menschen unter meiner Herrschaft», hiess es in der Ausgabe vom 11. Oktober 1896, «und diese Leute will ich zivilisieren…. Deshalb habe ich meine Tochter hierher in die Schule geschickt, … dann soll sie in Togoland die Kinder unterrichten…. Auch meine andern Kinder sollen eine vollständig europäische Erziehung erhalten und nicht so halbzivilisiert bleiben wie ich es bin.» Bürgipdf

Togo-Tournee mit 222 Stationen.

Bruce war ein kluger Geschäftsmann und erkannte frühzeitig die finanziellen Möglichkeiten, die solche Shows bieten könnten. 1898 kehrte er mit über dreißig Anhängern, darunter auch Familienmitgliedern, nach Deutschland zurück und gründete seinen eigenen menschlichen Zoo. Über einen Zeitraum von fast zwanzig Jahren tourte Bruce vor seinem Tod im März 1919 mit verschiedenen Inkarnationen seiner Truppe durch weite Teile Europas.

Als er zwei Jahre nach dem Berliner Auftritt mit einer neuen Truppe wieder nach Europa kam, liess er sich im Anzug fotografieren und wurde zum eigenen Unternehmer. Mit unterschiedlichen Truppen tingelte Nayo Bruce mit seinen zwei bis drei Ehefrauen von Norddeutschland bis nach Südfrankreich, durch die Schweiz und die Niederlande und von England bis in den Balkan. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, zog die Bruce-Familie nach Russland und in den Kaukasus bis nach Baku. Dort endete die Tournee, Nayo Bruce starb am 3. März 1919. Seiner letzten Ehefrau nahm er das Versprechen ab, die Kinder in die Heimat Togo zurückzuführen. Der afrikanische Impresario

Als Publikumsrenner erweist sich zunehmend die Albinofrau Amanoua Kpapo. Der afrikanische Impresario

Nachkommen

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Nur seine Kinder sahen Togo wieder - und das ist die dritte Geschichte in diesem Buch, die Familiensaga aus einer frühen Ära der Globalisierung. Ganz unterschiedlich sahen die Lebensläufe der Nachkommen aus: Die Kinder, die in der Sowjetunion aufgewachsen waren, liessen sich später meist in Frankreich nieder. Zwei Söhne und eine Tochter wuchsen in Nazideutschland heran, in adligen Familien oder bei einfachen Händlern. Manche, die nach Togo zurückkehrten, plagte das Heimweh nach Deutschland, aber nur Tochter Regina gelang die Rückkehr - als Gattin des Botschafters des unabhängigen Staates Togo in Bonn. Der afrikanische Impresario

Kwassi Bruce bekommt wieder Arbeit. Er arbeitet als Schauspieler und später als Direktor in der Deutschen Afrika-Schau, einer Art Wanderzirkus. Dort wird einem deutschen Publikum angebliches afrikanisches Dorfleben vorgeführt. Viele der Schwarzen Schauspieler sind nie in ihrem Leben in einem afrikanischen Dorf gewesen. Für sie ist diese Arbeit einfach nur die einzige, noch verbleibende Verdienstmöglichkeit. Vergessene Biografien: Kwassi Bruce

Beurteilung Nayo Bruce

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Prinzipal der kleinen Truppe zu, auf den Patriarchen der reisenden Familie: Nayo Bruce. Der afrikanische Impresario

Forschungsstand

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  • Rea Brändle hat 2007 in der Monographie Nayo Bruce. Geschichte einer afrikanischen Familie in Europa die erste Biographie über Nayo Bruce veröffentlicht.

Als in Europa Menschen ausgestellt wurden. Eine Geschichte über Nayo Bruce und „Völkerschauen“. Online unter: Geschichten aus der Geschichte: Folge 293 vom 5. Mai 2021, abgerufen am 28. Februar 2024.

Literatur

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blackcentraleurope. Quelle: Ein Gespräch mit J. C. Bruce (1896)

Der afrikanische Impresario

Vergessene Biografien: Kwassi Bruce

Nachkommen

Brügli

Einzelnachweise

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  1. Rea Brändle: Nayo Bruce. Geschichte einer afrikanischen Familie in Europa. Zürich 2007, S. 14.