Vorgeschichte
BearbeitenGeschichte: Von der Seidenstraße zur Globalisierung
BearbeitenSchon die Wirtschaftsräume des Altertums waren durch vielfätige Handelsrouten, die so genannte Seidenstraße, mit einander verbunden, und im Zeitalter der Kreuzzüge verstärkte sich dieser Austausch erheblich, insbesondere zwischen dem arabischen und dem europäischen Raum. Auch das Mongolische Reich trug zum ost-westlichen Austausch bei, doch erst im Laufe der europäischen Expnsion tragen die Wirtschaftsbeziehungen weit entfernter Wirtschafträume entscheidend zur Kapitalakkumulation eines Raumes bei. Zunächst schafften die Konquistadoren recht einseitig Reichtümer aus den neu entdeckten und eroberten Gebieten nach Europa. Doch im Zuge der Industriellen Revolution kam es dann zu einem Warenaustausch dieser weit voneinander entfernten Wirtschaftsräume, der den Produktionsaufwand für beide Seiten herabsetzt.[1] Aufgrund dieser praktischen Erfahrung wird der Merkantilismus als ökonomische Theorie ganz aufgegeben und mehr und mehr durch die Freihandelstheorie ersetzt. Erst in dieser Phase entsteht eine Weltwirtschaft im modernen Sinne.
Zwischen 1800 und 1913 nahm der Welthandel auf das 25-Fache zu und wuchs damit noch stärker als die Weltproduktion.[2] Das war zum einen auf sinkende Frachtraten, zum anderen auf Zollreduktionen zurückzuführen, bei denen Großbritannien beispielgebend vorausgegangen war. Freilich reduzierten nicht alle Staaten freiwillig die Zölle. Indien tat es nur, weil es Teil des British Empire war. China und das Osmanische Reich wurden im Zuge von Kreditverhandlungen dazu verpflichtet.[3] Der Trend zur Handelsausweitung wurde auch dadurch nicht gebrochen, dass ab 1870 eine Reihe europäischer Staaten zur Schutzzollpolitik überging.
Nach der durch den Ersten Weltkrieg verursachten Spaltung des Weltmarktes zwischen den verfeindeten Kriegsparteien erlangte die Weltwirtschaft den 1913/14 erreichten Integrationsgrad nicht wieder und im Zuge der Weltwirtschaftskrise von 1929 brach der Welthandel sogar auf unter 50% seines früheren Niveaus ein. Großbritannien, Frankreich und Japan bauten mit ihren Kolonien Großwirtschftsräume auf, Deutschland versuchte ab 1933 osteuropäische Staaten durch bilaterale Verträge an sich zu binden.[4]
Nach 1945 wurde im Zuge des Marshallplans eine stark kooperierende west- und mitteleuropäische Wirtschft aufgebaut, die über das Bretton-Woods-System in einen Verbund von 40 Staaten durch feste Wechselkurse verbunden war. Die wirtschaftliche Spaltung verlief jetzt zwischen West- und Ostblock. Doch in den 70er Jahren geriet dies System durch zwei Entwicklungen in die Krise: zum einen durch stärkere Automatisierung und die parallele Verlagerung von Arbeitsplätzen des ersten und zweiten Sektors in Ländern mit billigeren Arbeitskräften, zum andern durch die gestiegene Macht der OPEC-Länder und die dadurch erzwungene Ölpreiserhöhung (Ölkrise). Der daraus resultierende Anstieg von Warenbewegungen sowie der Ölpreisanstieg führte zu einer Vervierfachung des Welthandels und die daraus sich ergebenden Investitionen zu einer Versechsfachung der Auslandsinvestitionen.
Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und der sich daraus ergebenden enormen Ausweitung des marktgesteuerten Wirtschaftsraumes setzte sich Deregulierung, wie sie im Washington Consensus von 1990 festgelegt wurde, weltweit durch. Schon 2005 überschritt der Welthandel die Grenze von einer Billion Dollar, doch seine enorme Steigerung wurde bei weitem übertroffen von den Finanztransaktionen, denen kein Warenaustausch zugrunde lag. Trotz unterschiedlicher Berechnungen besteht Einigkeit darüber, dass der Warenaustausch zu Beginn der Finanzkrise 2007 weniger als 10% der Finanztransaktionen ausmachte.
Die Finanzkrise führte zu einer deutlichen Stärkung des wirtschaftlichen Gewichts der asiatischen Länder, die weniger in Spekulationspapiere investiert hatten. Wie sich die Krise mittelfristig weltwirtschaftlich auswirken wird, ist aber noch nicht zu übersehen.
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Eine wesentliche Voraussetzung dafür waren sinkende Transportkosten, die einerseits durch die Industrielle Revolution ermöglicht wurden, andererseits sie vorantrieben.
- ↑ Osterhammel, Jürgen; Peterson, Niels: Geschichte der Globalisierung, München 2003, S.61
- ↑ vgl. Nolte, Hans-Heinrich: Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bonn 2009, S.228
- ↑ vgl. Nolte, Hans-Heinrich: Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bonn 2009, S.231
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Entstehung der Weltwirtschaft aus Volkswirtschaften, Freihandelszonen, vereinigten Wirtschaftszonen und multinationalen Unternehmen
Bearbeiten- Economic history of the world
- Histoire de l'économie
- Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
- EFTA
- Europäische Union
- Weltkonzern
- Liste der größten Unternehmen der Welt
- Liste der größten Unternehmen in Europa
- Aktiengesellschaft
- Born Globals
Rolf Walter: Geschichte der Weltwirtschaft: Eine Einführung (Uni-Taschenbücher M) Juli 2006 ISBN: 3825227243
Darstellender historischer Teil
I. Die (kommerzielle) Integration von Orient und Okzident. Kreuzzüge, Venedig und Marco Polo 39 1. Ablauf der Kreuzzüge im Abriss 40 2. Finanzierung 41 2.1. Kreuzzugsunternehmertum 41 2.2. Kreuzzugsteuern 42 2.3. Kreuzzugsfinanzierung durch die Kirche 43 2.4. Steuern ohne Kreuzzüge 44 3. Venedig, der vierte Kreuzzug und die Eroberung Konstantinopels 45 4. Die orientalische Expansion hat einen Namen: Marco Polo 48 II. Ostkolonisation und Hanse im weltwirtschaftlichen Netz 53 1. Ausgangspunkt Nordwesteuropa 53 2. Fahrtgenossenschaften/Kaufmannskarawanen 54 3. Ablösung der Handelsemporien durch Fernhandelsplätze im 10. (West), 11. und 12. Jh. (Ost) 54 4. Neue Trägergruppen des Fernhandels und Struktur der Handelsgüter 56 5. Kaufmannshanse 56 6. Städtehanse 59 7. Skandinavien in der mittelalterlichen Weltwirtschaft 65 III. Der Schwarze Tod und seine gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen für die eurasische Welt 74 1. Auch der Tod folgte dem Muster der "Globalisierung" 74 2. Veränderungen der Preis-, Einkommens- und Produktionsstruktur 76 3. Verschiebungen der Vermögensstruktur und Erosion der Werteordnung 77 IV. Kommerzielle Innovationen, Verflechtungen und Expansion 79 V. Atlantik und Indischer Ozean: die portugiesische Doppelexpansion 85 1. Portugals Expansionsmotive und die Rolle der Italiener 85 2. Portugal im Rahmen großräumiger Veränderungen der Güterströme im Spätmittelalter 87 3. Zonenanalyse Westafrika 91 4. "Punktkolonisation" und Expansion Teil II: Indien 91 5. Portugiesisches Indienimperium ("Estado da India") 93 6. Der asiatisch-portugiesische Handel 94 7. Lissabon als ost-westlicher Kreuzungspunkt und Ausgangspunkt des Columbus 97 8. Luso-amerikanische Conquista: Brasilien 99 VI. Die Verlagerung der Welthandelsmetropolen in Spätmittelalter und Früher Neuzeit: Sevilla, Columbus und die Neue Welt 101 1. Die italienische Kolonie in Sevilla und die Bedeutung der Genuesen für die Expansion101 2. Columbus' Reisen und die Wiederentdeckung Amerikas 103 3. Phasen der hispano-amerikanischen Conquista 106 3.1. Amerikareisen ohne Columbus und deren Finanzierung 106 3.2. Die Entdeckung des "Südmeers" (Pazifik) 107 3.3. Die Bildung von "Plattformen" in der Karibik und Mittelamerika 108 Exkurs: Meilensteine der Weltwirtschaft. Das Beispiel Magellan 108 3.4. Der Vertrag von Saragossa 109 3.5. Die Conquista Kolumbiens und der südamerikanischen Pazifikküste 110 3.6. Die Eroberung des Rio de la Plata 111 4. Amerika trifft Asien: Die Manila-Galeone und die Verstetigung der Verflechtungsbeziehungen 112 5. Edelmetallströme aus Süd- und Mittelamerika 113 6. "Kartoffeln" aus Amerika 115 VII. Die Verlagerung der Welthandelsmetropolen in Spätmittelalter und Früher Neuzeit: Antwerpen 118 1. Antwerpen als Welthandelsmetropole 118 2. Ursachen der neuen Zentralität Antwerpens 119 3. Dominierende (strategische) Handelsgüter 120 4. Zentralort der internationalen Hochfinanz 121 5. Kommissions-, Geld-, Bank- und Börsengeschäfte 122 6. Der "Niedergang" Antwerpens 124 VIII. Mitteleuropa, insbesondere Oberdeutschland in der Weltwirtschaft der Frühen Neuzeit 126 1. Ein Unternehmen mit Weltgeltung: Die Augsburger Fugger 127 2. Nürnberg als eines der Zentren der "Weltwirtschaften" 131 2.1. Ungewöhnliche gewerblich-kommerzielle Vielfalt 131 2.2. Nürnberg als Finanzzentrum 134 2.3. Ausländisches Kapital in Nürnberg und Nürnberger Kapital im Ausland 134 2.4. Märkte und Wettbewerb Nürnberger Produzenten und Händler 136 2.5. Nürnbergs Außenkontakte und Verbindungen zu anderen "Weltwirtschaften" 139 IX. Die Niederlande in der Weltwirtschaft des 17. und 18. Jh. Mit Amsterdam als Zentralort von Handel und Hochfinanz 143 1. Grundlagen des Wachstums und der Expansion 143 2. Maritimer Wettbewerb - Maritime Hegemonie 144 3. Handelsinstrumentarien und Unternehmensformen 146 4. Beginn der organisierten niederländischen Handelsexpansion und die privilegierten Handelscompagnien 147 4.1. Die Ostindische Compagnie 149 4.2. Die Westindische Compagnie 152 5. Die Börse von Amsterdam 153 X. Englands "Weltwirtschaft" im Zeitalter des Merkantilismus 156 1. Ausgangsbedingungen und zentralitätsbildende Faktoren 156 2. Merkantilistische Gewerbe-, Außenhandels- und Kolonialpolitik 158 3. Die East India Company (EIC) und der südostasiatische Wirtschaftsraum 159 4. Konsumausweitung 162 5. Der atlantische Wirtschaftsraum: Royal African Company und Hudson’s Bay Company 163 XI. Großer Dreieckshandel im 17. und 18. Jh. 167 1. Die Middle Passage - Das System 167 2. Afrika im Dreiecksgeschäft 168 3. Amerika im Dreiecksgeschäft 170 4. Europa im Dreiecksgeschäft. Die Akteure 170 5. Verbot des Sklavenhandels 174 XII. Industrielle Revolutionen und Weltwirtschaft 176 1. Institutionen und Wandel 176 2. Grundlagen bzw. Voraussetzungen der Welthandelsexpansion. Die anfängliche Führungsrolle Großbritanniens 183 3. Verkehr, Kommunikation und Marktintegration 184 4. Der Produktivitätseffekt der Eisenbahnen 186 XIII. Die Weltwirtschaft im Industrialisierungszeitalter 191 1. Die Neuverteilung der Weltwirtschaft 191 2. Wachstumsraten des Welthandels 192 3. Welthandelsbilanzen 1860 und 1913 im Vergleich 193 4. Beschleunigung des internationalen Geld-, Währungs- und Kapitalverkehrs 193 5. Elemente der globalen Infrastruktur 194 6. "Weltkanäle" als Frachtkostensenker 194 7. Der Einfluss der Transportkosten auf den Welthandel 195 8. Transportrevolution, Ressourcen und internationaler Energiemarkt 196 9. Weltkrisen und Protektionismus 196 XIV. "Globalisierung". Der Globus als Metapher 202 1. Globalisierung, Globalität und Globalismus 202 2. Welthandel, Weltproduktion und Investitionen - einige empirische Befunde 203 3. Globale Trends 208 3.1. Die vernetzte Welt: WWW 212 3.2. Die digitalisierte Welt: Multimedia 214 3.3. Die künstliche Welt 215 3.4. Weltkultur und Globalisierung 215 3.5. World Cities als räumliche Organisationen der neuen internationalen Arbeitsteilung 216
Prof. Dr. Markus A. Denzel Studienjahr 2005/06
Freie Universität Bozen
Geschichte der Weltwirtschaft und der Globalisierung
21.02.2006 1. Vom spätantiken Imperium Romanum bis zur Kommerziellen Revolution
des Hochmittelalters
1.1. Der Handel im Mittelmeerraum im sogenannten Frühmittelalter
1.2. Die „Weltwirtschaft“ der islamischen Reiche (8.–10. Jahrhundert)
22.02.2006 1.3. Der Aufstieg der italienischen Seestädte vom 9. bis zum 15. Jahrhundert
1.4. Die neuen Handelstechniken und ihre Verbreitung vom „Modell Italien“
über West- und Mitteleuropa
23.02.2006 Übung: Quellen, Methoden und Arbeitstechniken im Fach
Wirtschaftsgeschichte I
07.03.2006 2. Die Europäische Expansion und ihre Rückwirkungen auf Europa (16. –
18. Jahrhundert)
2.1. Ursachen und Verlauf der Europäischen Expansion in Grundzügen
2.2. Vom „Modell Italien“ zur Dominanz der Atlantikküste: Die
Schwerpunktverlagerung der europäischen Wirtschaft bis 1620 als
Auswirkung der Europäischen Expansion auf die wirtschaftliche
Entwicklung Europas
08.03.2006 2.3. Strukturen des europäischen Überseehandels im 17. und 18. Jahrhundert –
Die Anfänge eines Weltwirtschaftssystems
09.03.2006 Übung zur Dogmengeschichte: Die Wirtschaftspolitik des Merkantilismus
22.03.2006 3. England als Vorreiter der Industriellen (R)Evolution in Europa
3.1. Voraussetzungen der IR in England – Wirtschaft und Gesellschaft in
England seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
3.2. Strukturwandel vorindustriellen Ursprungs (sog. „Revolutionen“) und
seine Fortentwicklung im Zeitalter der Industrialisierung
23.03.2006 3.3. Der Durchbruch und die Konsolidierung der Industrialisierung in England:
Die „Industrielle Revolution“ im engeren Sinne
24.03.2006 Exkursion: Besuch des Bozner Merkantilmuseums28.03.2006 4. Industrialisierung und Aufbruch der Weltwirtschaft – Das „lange“ 19.
Jahrhundert
4.1. Britische Impulse auf den europäischen Kontinent
4.2. Die unterschiedliche Rezeption der Industrialisierung in Europa und
Übersee
29.03.2006 4.3. Der Aufbruch der Weltwirtschaft
30.03.2006 Übung: Auswertung von Statistiken und Graphiken
5. Von der Desintegration der Weltwirtschaft zur Globalisierung: Das
„kurze“ 20. Jahrhundert
5.1. Von der Kriegswirtschaft des Ersten Weltkriegs zur Weltwirtschaftskrise
5.2. Von der Staatskonjunktur und den wirtschaftspolitischen Experimenten in
den 1930er Jahren zur Kriegswirtschaft des Zweiten Weltkriegs
5.3. Europäisierung, Internationalisierung und Globalisierung: Die
Reintegration der Weltwirtschaft nach 1945
Literaturangaben zur Geschichte der Weltwirtschaft in: Wilfried Loth, Jürgen Osterhammel: Internationale Geschichte: Themen, Ergebnisse, Aussichten Oldenbourg 2000
Wolfram Fischer: Expansion - Integration - Globalisierung: Studien zur Geschichte der Weltwirtschaft Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Band 125, 1. Auflage 1998 Vandenhoeck & Ruprecht
Andre Gunder Frank: ReORIENT: Weltwirtschaft im asiatischen Zeitalter
University of California Press, Berkeley, Los Angeles, London 1998 http://reorient.net/html/reorient.html
"Der »Aufstieg des Westens« geschah nicht durch irgendein »europäisches Wunder der Einzigartigkeit«, das ihm vorgeblich erlaubte, sich an seinem eigenen Schopf emporzuziehen, wie die Weberianer behaupten. Noch errichtete Europa eine »europäische Weltwirtschaft um sich herum« à la Braudel, und begründete damit nach Marx und Wallerstein (und auch meinem eigenen Globale Akkumulation 1492-1789), ein auf Europa zentriertes »modernes kapitalistisches Weltsystem« in erster Linie durch Ausbeutung der Reichtümer seiner amerikanischen und afrikanischen Kolonien. Stattdessen verwendete Europa sein amerikanisches Silber, um sich vom Rande her in den seit langem bestehenden Weltmarkt in Asien einzukaufen, der viel größer, produktiver und wettbewerbsfähiger war, der sich bis etwa 1800 viel rascher ausdehnte und in der Lage war, ein Bevölkerungswachstum in Asien zu unterstützen, das doppelt so groß war wie das in Europa bis 1750."
Immanuel Wallerstein: Das moderne Weltsystem 1-3 (Weltsystem-Theorie)
Rondo Cameron: Die Geschichte der Weltwirtschaft. 2. Bde. Stuttgart 1991-1992
Philipp von Carlowitz: Regionalismus in der Weltwirtschaft. Diss. Trier 2003