Benutzer:Chateaubrillant/Stadtmauer Philipps II. August (Paris)
Die Stadtmauer Philipps II. war ein ab dem Ende des 12. Jahrhunderts errichtetes Befestigungssystem von Paris. Diese zweite mittelalterliche Stadtmauer ist die älteste von der der genaue Verlauf bekannt ist.
Zu kleinen Teilen in spätere Bauten integriert, gibt es von dieser Stadtmauer mehr Überreste als von allen späteren Stadtbefestigungen, also der Stadtmauer Karls V. und der Stadtbefestigung Ludwigs XIII., die nach 1670 durch die Grands Boulevards ersetzt wurden, sowie der Mauer der Generalpächter und der Thiersschen Stadtbefestigung, die den Verlauf der Boulevards des 19./20. Jahrhunderts vorbestimmten.
Der Einfluss der Stadtmauer Philipps II. ist weniger sichtbar, aber nicht weniger bedeutend für die Stadtentwicklung von Paris:
- Auf der Rive Droite entwickelten sich im Mittelalter die innerstädtischen Viertel ausgehend von den entlang der Stadtmauer angelegten Straßen, was an der Ausrichtung des Straßennetzes, namentlich an der Rue Jean-Jacques-Rousseau und ihren Parallelstraßen im Verhältnis zur Rue Saint-Honoré erkennbar wird, die sich von der Rue Tiquetonne zur Rue des Francs-Bourgeois krümmt, sowie auch an der senkrecht zur Seine laufenden Rue des Jardins-Saint-Paul, wo die alte Stadtmauer noch sichtbar ist.
- Auf der Rive Gauche spiegelt sich der Mauerverlauf in den auf ihren ehemaligen Gräben (fossés) gebauten Straßen wider, namentlich der Rue des Fossés-Saint-Bernard, der Rue des Fossés-Saint-Jacques und der Rue Monsieur-le-Prince, die früher den Namen Rue des Fossés Monsieur le Prince trug.
Geschichte
BearbeitenHistorischer Kontext
BearbeitenMilitärischer Schutz
BearbeitenDer Bau der Stadtmauer ist im Kontext der Kämpfe Philipps II. August gegen die englische Dynastie der Plantagenêts zu sehen. Um Paris gegen Angriffe, insbesondere von Norden und Westen, zu schützen, befiehlt Philipp II. vor seinem Aufbruch zum Dritten Kreuzzug den Bau einer steinernen Mauer zum Schutz der Hauptstadt.
Die Mauer hatte wegen der nahegelegenen Müllhalden von Paris zunächst keine äußeren Gräben.
-
Infotafel Histoire de Paris „Enceinte de Philippe Auguste“ an der Dauphine-Passage.
-
Infotafel Histoire de Paris „Enceinte de Philippe Auguste“ an der Rue Charlemagne.
Stadtentwicklung
BearbeitenDie Errichtung der Mauer ging mit der Stadtentwicklung einher. Philipp II. beförderte das Bevölkerungswachstum in den nun ummauerten neuen Vierteln, indem er das Marktrecht von Saint-Ladre im Norden der Stadt im Enclos Saint-Lazare auf das Händlerviertel von Champeaux transferierte, woraus die Pariser Markhallen hervorgingen. Auf der Rive Gauche gab er der Abtei Saint-Geneviève zwei ummauerte Bereiche (Clos/Enclos) zur Errichtung von Wohnungen. Paris wurde die am stärksten genutzte Königspfalz, das Machtzentrum mit einer aufblühenden zentralen Verwaltung und zugleich ein kulturelles Zentrum, in dem auf der Rive Gauche Kollegien entstanden und eine noch neue Art von Gemeinschaft unter der Bezeichnung Universität[4].
Diese Entwicklung setzte sich ein Jahrhundert lang fort. Am Beginn des 14. Jahrhunderts war Paris mit rund 250.000 Einwohnern die größte Stadt des europäischen Mittelalters geworden[5].
Errichtung
BearbeitenZuerst wurde die Rive Droite zwischen 1190 und 1209 befestigt, die Rive Gauche dann etwas später zwischen 1200 und 1215. Die Priorisierung der Befestigung der Rive Droite hatte den strategischen Grund, dass das Herzogtum Normandie sich in den Händen der Plantagenêts befand und ein Angriff von Nord-Westen daher am wahrscheinlichsten schien. Philipp II. beschloss deshalb auch den Bau der Louvre-Burg, um die Verteidung der Stadt gegen einen Angriff stromaufwärts von der Seine her zu stärken.
Die weniger besiedelte Rive Gauche wurde demgegenüber als weniger exponiert und weniger wichtig erachtet.
Die zunächst ohne vorgelagerte Gräben errichtete Stadtmauer hatte eine Länge von 2.535 Metern auf der Rive Gauche und 2.850 Metern auf der Rive Droite. Sie schloss am Ende von Philipps Regentschaft eine Fläche von 253 Hektar mit einer Bevölkerung von mindestens 50.000 Bewohnern ein[6].
Finanzierung
BearbeitenDie enteigneten Eigentümer des für den Mauerbau benötigten Grund (der Bischof von Paris, das Kapitel von Saint-Denis, die Abtei von Saint-Germain-des-Prés etc.) wurden von der königlichen Verwaltung entschädigt. Die vollständig aus dem königlichen Schatz aufgebrachten Kosten des Mauerbaus auf der Rive Gauche in Höhe von 7.020 Pfund sind durch eine Denkschrift bekannt[7]. Die Kosten des Mauerbaus auf der Rive Droite, die nicht genau dokumentiert sind, dürften bei sicher über 8.000 Pfund gelegen haben und wurden wahrscheinlich zwischen einem Drittel und der Hälftenach einem unbekannten Verteilungsschlüssel von den Pariser Bürgern aufgebracht, was aus der gemeinsamen Bauaufsicht der Bürgerschaft und des königlichen Vorstehers hervorgeht. Außerdem wurden wahrscheinlich mehrere Einzelbauwerke der Stadtbefestigung von der Bürgerschaft finanziert, so die nach Étienne Barbette benannte Porte Barbette sowie mehrere Ausfalltore, die nach der Errichtung in die Mauer gebrochen wurden, so die Poterne Coquillière, Poterne Nicolas Arrode und Poterne Nicolas Hiddelon[8].
Die Gesamtkosten für die Befestigungsanlagen von Paris einschließlich der Louvre-Burg, des Petit Châtelet und des Grand Châtelet sowie die Arbeiten am Palais de la Cité, dürften sich auf mindestens 20.000 Pfund belaufen haben, was angesichts von jährlichen Kosten der Krone in der Mitte der Regentschaft Philipps II. in Höhe von etwa 115.000 Pfund nicht unverhältnismäßig hoch ist[9].
Entwicklung
BearbeitenTrotz des Baus der Stadtmauer Karls V., die die Mauer Philipps II. auf der Rive Droite einschloss, wurde diese nicht niedergelegt. Noch 1434 wurde sie als „moult fors et espes que on y menroit bien une charrette dessus“ (so stark und dick, dass man mit einem Ochsenkarren darüberfahren könnte), beschrieben.
Die Stadtmauer Karls V. beschränkte sich auf die Rive Droite. Die immer noch weniger bevölkerte Rive Gauche musste sich bis ins 16. Jahrhundert mit der Mauer Philipps II. begnügen. Sie wurde allerdings an die neuen Belagerungstechniken angepasst. Die Modernisierungen bestanden in folgenden Maßnahmen:
- Ein breiter Graben wurde vor der Mauer ausgehoben und die Mauer mit dem Aushub auf der Innenseite verstärkt.
- Ein zweiter Graben, der sich an manchen Stellen mit dem Hauptgraben vereinigte, wurde ausgehoben.
- Die Gräben wurden geflutet, soweit sie sich auf dem Niveau der Seine befanden. Das Wasser von Seine-Hochwässern wurde mit Schleusen am Seine-Ufer in den Gräben gehalten.
- Die Stadttore wurden durch die Errichtung von Barbakanen mit Fallgitter, Brücke und Zugbrücke verstärkt
- Entlang mancher Teile der Mauer wurde ein Wachweg für eine leichtere Bewegung der Artillerie gebaut.
Niederlegung
BearbeitenAuf der Rive Droite ließ Franz I. 1533 die Stadttore niederlegen und erlaubte die Vermietung der Mauergrundstücke, ohne jedoch die Niederlegung der Mauer zu gestatten. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden diese Grundstücke an Privatleute verkauft, was die Zerstörung großer Teile der Mauer nach sich zog. Die gleiche Entwicklung vollzog sich für die Mauer auf der Rive Gauche: Unter Heinrich IV. wurde sie bereits nur noch als Weg genutzt, nachdem man es 1590 anstelle einer weiteren Modernisierung vorgezogen hatte, neue Gräben auszuheben, die die Pariser Vororte einschlossen.
Die Gräben in der Nähe der Seine, die als offene Abwassergräben genutzt wurden, brachten Hygiene-Probleme mit sich. Sie wurden im 17. Jahrhundert überbaut, bevor sie schließlich verfüllt wurden.
Die letzten noch existierenden Stadttore, die ein Hemmnis für den ständig steigenden Verkehr darstellten, wurden in den 1680er Jahren niedergelegt, sodass von der Mauer nichts mehr sichtbar war.
Verlauf
BearbeitenDie neue Mauer Philipps II. mit der Cité im Zentrum umfasste eine Fläche von 739 Arpents und integrierte mehrere Vororte (Bourgs) in die Stadt:
im Norden:
- den schönen Bourg,
- den Bourg Tiboust,
- den Bourg Saint-Germain-l'Auxerrois,
- einen Teil des Bourg-l'Abbé.
- das Viertel der Champeaux, wohin Karl VI. den Hauptmarkt der Stadt verlegt hatte,
- den Cimetière des Innocents
im Süden:
- den Bourg Sainte-Geneviève.
Mit der neuen Mauer wurden erhebliche Freiflächen in das befestigte Stadtgebiet eingeschlossen, die auch in der Mitte des folgenden 13. Jahrhunderts unter der Regentschaft Ludwigs IX. nach nicht vollständig bebaut waren.
Die Stadtmauer Philipps II. August verlief durch das heutige 1., 4., 5. und 6. Arrondissement.
Verlauf auf der Rive droite
BearbeitenAuf der Rive Droite war die Mauer 2.850 Meter lang, abzüglich einer Länge von ungefähr 100 Metern auf Höhe des Louvre. Mit Ausnahme eines kleinen Teilstücks in der Rue des Jardins-Saint-Paul ist die Mauer heute vollständig aus dem Stadtbild verschwunden. Ihr Verlauf setzte sich aus fünf Teilstücken zwischen den Stadttoren Saint-Honoré, Montmartre, Saint-Denis und Saint-Antoine zusammen, war im Westen, Norden und Osten leicht nach außen gewölbt, um das Viertel der Champeaux und die Straßen Saint-Denis und Saint-Martin im Norden, Saint-Honoré im Westen und Saint-Antoine im Osten einzuschließen und verlief in vollkommen gerader Linie über 1.080 Meter von Nord-Westen nach Süd-Osten, wo sie einen zur Zeit ihrer Erbauung unbesiedelten Bereich einschloss[8].
Flussabwärts begann die Mauer an der Seine mit der Tour du coin, die zwischen dem heutigen Pont des Arts und der Colonnade du Louvre in der Nähe des Louvre-Stadttors lag. Die Mauer wurde bereits kurz nach der Fertigstellung der Mauer der Rive Droite auf der Höhe der Louvre-Burg wieder abgebrochen, um dort um 1200 die Errichtung der Burg zu ermöglichen[11]. Die Mauer lief dann zwischen den Straßen de l'Oratoire (früher Rue d'Hosteriche) und de Marengo (früher Rue du Coq) durch bis zur Porte Saint-Honoré, die ungefähr an der jetzigen Stelle des Oratoriums des Louvre lag. Sie ging dann zwischen den Straßen Rue de Grenelle-Saint-Honoré und Rue d'Orléans-Saint-Honoré weiter, querte die Rue de Viarmes im Westen der Halle au blé und stieß auf die Porte Coquillière.Von dort lief sie weiter zwischen der Rue du Jour und der Rue Jean-Jacques-Rousseau bis zur Porte Montmartre, wo sie durch die Sackgasse de la Bouteille ging, wo ein Scheintor mit dem Namen Porte de la Comtesse d'Artois errichtet wurde. Dann ging sie zwischen den Straßen Mauconseil, Pavée und du Petit-Lion-Saint-Sauveur weiter, um in die Sackgasse der Porte-aux-Peintres zu laufen, wo sich die Porte Saint-Denis befand, die auch Porte des Peintres genannt wurde.
Von dort ging sie in der gleichen Richtung weiter, schnitt die heutige Rue du Bourg-l'Abbé, wo sich eine kleine Pforte befand, und ging weiter zur Rue Saint-Martin, gegenüber der Rue du Grenier-Saint-Lazare, wo die Porte Saint-Martin lag. Die Mauer lief dann entlang der Rue du Grenier-Saint-Lazare und kreuzte die heutige Rue Beaubourg, wo es ein Scheintor, die Porte Beaubourg (auch Porte Nicolas-Ideron oder Porte Nicolas-Huidelon) gab. Dann ging sie weiter entlang der Rue Michel-le-Comte bis zur Rue Sainte-Avoie gegenüber dem Hôtel de Mesmes, wo die Porte Sainte-Avoie lag. Die Mauer kreuzte dann die Rue du Chaume auf der Höhe des Sitzes der Pères de la Merci, wo es wiederum ein Scheintor, die Porte du Chaume, gab, die eine Ecke in der Stadtbefestigung bildete. Die Mauer ging dann über den Grund der Kirche Notre-Dame-des-Blancs-Manteaux weiter und bis zur Rue Vieille-du-Temple, wo sich diePorte Barbette befand.Die Mauer verlief weiter zwischen der Rue des Rosiers und der Rue des Francs-Bourgeois und dann in gerader Linie bis zur Rue Saint-Antoine, gegenüber der Kirche Saint-Paul-Saint-Louis, wo sich die Porte Saint-Antoine befand, die auch Porte Baudet oder Porte Baudoyer genannt wurde. Weiter durchquerte die Mauer das heutige Lycée Charlemagne, die Rue de Jouy und den Couvent de l'Ave-Maria und traf bei der Rue des Barrés auf die Porte des Barrés, die auch als Porte des Béguines bezeichnet wurde, um Seine-aufwärts bei der Tour Barbeau wieder auf den Fluss zu treffen.
Ein Verteidigungssystem, von dem man keine Spuren gefunden hat, muss auch die Île Saint-Louis geschützt haben, mit einem Türmchen auf der Nordseite gegenüber der Tour Barbeau, im Zentrum mit der Tour Loriaux und auf der Südseite mit einem Türmchen gegenüber der Tour Saint-Bernard. Zwischen den Befestigungswerken konnte, wie in der Epoche üblich, eine Kette von einer Seite des Flusses zur anderen gezogen werden, um die Durchfahrt von Schiffen zu verunmöglichen:
- « À chacune de ces tours étoient attachées de grosses chaînes qui traversoient la rivière, & étoient portées sur des bateaux plats, disposés de distance en distance. »
- An jedem dieser Türme waren dicke Ketten befestigt, die den Fluss durchquerten und an flachen Booten festgemacht waren, die in gewissen Abständen plaziert waren.
Verlauf auf der Rive gauche
BearbeitenAuf der Rive Gauche kann man den Verlauf der Mauer anhand der auf ihrer Außenseite verlaufenden Straßen nachvollziehen.
Es gab auf der linken Seine-Seite ursprünglich sechs Stadttore. Die Mauer begann gegenüber der Tour Barbeau mit der Tour Saint-Bernard, etwas flussaufwärts vom Pont de la Tournelle. Trotz seiner beachtlichen Größe wurde dieser Turm auch „Tournelle des Bernardins“ genannt. In der Nähe befand sich die Porte Saint-Bernard, die auch Porte de la Tournelle genannt wurde. Die Mauer folgte landeinwärts den Straßen Rue des Fossés-Saint-Bernard und Rue des Fossés-Saint-Victor bis zur Porte Saint-Victor, dann der Rue Thouin bis zur Porte Saint-Marcel, dann der Rue de la Vieille-Estrapade bis zur Porte Saint-Jacques, dann der Rue des Fossés-Saint-Jacques und der Rue Saint-Hyacinthe-Saint-Michel bis zur Porte d'Enfer, die auch Eisentor (Porte de Fer) oder Porte Saint-Michel genannt wurde, dann der Rues des Francs-Bourgeois-Saint-Marcel und der Rue Monsieur-le-Prince bis zur Porte Saint-Germain, dann der Rue des Fossés-Saint-Germain-des-Prés bis zur Porte de Buci, dann der Rue Mazarine und stieß bei Tor und Tour de Nesle, beim heutigen Institut de France am Quai de Conti wieder auf die Seine.
Elemente der Stadtbefestigung
BearbeitenMauer
BearbeitenDie Mauer war auf ihrer gesamten Länge vollständig kreneliert, maß 6 bis 8, einschließlich der Brüstung bis 9 Meter in der Höhe und war an der Basis 4 bis 6 Meter dick. Sie bestand aus zwei gefügten Mauerschalen, deren Zwischenraum mit Steinen und Mörtel verfüllt war. Ihr krenelierter Wehrgang hatte eine Breite von 2 Metern. Man erreichte ihn über Leitern an der inneren Mauerseite sowie Treppen an den Stadttoren.
Türme
Bearbeiten
Die Mauer war mit 73 halbzylindrischen Flankierungstürmen verstärkt, die auf der Außenseite rund aus der Mauer vorstanden, auf der Stadtseite dagegen in gerader Linie in die Kurtine integriert waren. 39 von ihnen befanden sich auf der Rive Droite, 34 auf der Rive Gauche. Hinzu kamen die Türme an den an der Seine gelegenen Enden der Mauer. Die Türme hatten in der Regel einen Abstand von 55 bis 60 Metern, im Bereich zwischen den Toren Saint-Michel und Saint-Jacques und den Toren Saint-Denis und Saint-Martin lagen sie nur 40 Meter auseinander, nördlich der Porte Saint-Antoine dagegen 85 Meter und bis 110 Meter sogar im Osten in der Nähe des Turms Saint-Bernard, wo das Vorfeld der Stadtbefestigung halb sumpfig war[16].
Die Türme hatten einschließlich ihrer eigenen Mauerdicke von einem Meter einen Durchmesser von ungefähr 6 Metern. Ihre Höhe erreichte bis zu 15 Meter. Jeder Turm war dreigeschossig, wobei das Erdgeschoss mit einem Gewölbe ausgestattet war, die darüberliegenden Geschosse dagegen offenbar mit Holzdecken. Die Turmspitze bildete eine offene Wehrplatte. Die Türme der Rive Droite waren vom Wehrgang der Mauer über Türen im mittleren Geschoss zugänglich, von wo das untere und das obere Geschoss über Holzleitern zu erreichen waren[17]. Die Türme hatten keine Schießscharten. Die Verteidigung erfolgte ausschließlich von der Wehrplatte aus.
Auf der Rive Gauche gelangte vom Wehrgang der Stadtmauer über seitliche Türen ins dritte Geschoss der Türme, von dort über hölzerne Treppen in das mittlere, mit Bogenscharten versehene Geschoss, die den Verteidigungswert erhöhten, und von dort ins untere Geschoss.
Die Türme besaßen ein Gebälk mit konischem Dach, das auf der Rive Droite sicher und auf der Rive Gauche zumindest wahrscheinlich bereits aus der Erbauungszeit stammte[18].
Vier starke, 25 Meter hohe Türme mit Durchmessern von 10 Metern, die den Abschluss der Stadtmauer zur Seine hin bildeten, ermöglichten die Kontrolle des Flusses und der Schifffahrt. Dies waren
- im Westen:
- die Tour du Coin, Rive Droite (Quai des Célestins);
- die Tour de Nesle, Rive Gauche (Quai de Conti);
- im Osten:
- die Tour Barbeau, Rive Droite (Quai des Célestins) ;
- die Tournelle, Rive Gauche (Quai de la Tournelle).
Stadttore
BearbeitenDie Stadtmauer wurde ursprünglich mit 14 Stadttoren errichtet. Mit dem Wachsen der Stadt fügte man vier weitere Tore und zahlreiche Ausfalltore hinzu.
Die Haupttore waren von 15 Meter hohen Türmen mit einem Durchmesser von 8 Metern flankiert, zwischen denen sich teilweise ein gemauertes Gewölbe mit Satteldach und ein Fallgitter befand. Das Spitzbogentor wurde mit zwei Holzpfosten gesichert.
Die Ausfalltore waren in der Regel einfache Öffnungen in der Mauer, die, genau wie weniger stark benutzte oder schwer zu verteidigende Tore, im Fall einer Bedrohung schlichtweg vermauert wurden. Nur manche dieser Ausfalltore waren für die Verteidigung eingerichtet.
Stadttore auf der Rive Gauche
BearbeitenIm Gegensatz zu den viereckigen Toranlagen der Rive Droite hatten die der Rive Gauche zwei halbrunde Türme, die den Durchgang rahmten und ein kleines Kastell bildeten, das auf der Innenseite über die Mauerflucht vorstand. Diese Tore wurden in der Mitte des 14. Jahrhunderts verstärkt und umgebaut[19].
Ursprünglich gab es auf der Rive Gauche sechs Stadttore[20]:
- die Porte Saint-Germain, die 1352 in Porte de Buci umbenannt wurde in der heutigen Rue Saint-André-des-Arts, in der Nähe der Rue Dauphine;
-
Porte de Buci auf dem Stadtplan von Truschet und Hoyau (1550).
-
Porte de Buci auf dem Stadtplan von Truschet und Hoyau.
-
Detail des Merian-Plans von Paris (1615) mit der Tour de Nesle, der Stadtmauer, der Porte de Buci sowie der Abtei Saint-Germain-des-Prés.
- die Porte d'Enfer, auch Porte Gibard oder Porte Saint-Michel genannt an der Ecke des heutigen Boulevard Saint-Michel und der Rue Monsieur-le-Prince)
-
Die Porte Saint-Michel auf dem Stadtplan von Truschet et Hoyau (1550).
-
Der Verlauf der Stadtmauer (schwarz) zwischen den Toren Saint-Michel und Saint-Jacques im Verhältnis zum heutigen Straßennetz (rot).
-
Ansicht der alten Mauern von Paris wie sie beim Abbruch der alten Place Saint-Michel um 1860 entdeckt wurden.
- la porte Saint-Jacques ou porte Notre-Dame-des-Champs (rue Saint-Jacques vers le sud (Chartres, Orléans), à l'angle de la rue Soufflot) ;
-
Die Porte Saint-Jacques auf dem Plan de la Tapisserie (1540).
-
Die Porte Saint-Jacques auf dem Stadtplan von Truschet und Hoyau(1550).
- das päpstliche Tor (Porte papale), das auf der Verkehrsachse der Rue des Sept-Voies lag und später in die Umfriedung der Abtei Sainte-Geneviève integriert wurde; dieses Tor erscheint auf den Plänen des 16. Jahrhunderts vermauert[22].
- die Porte Saint-Marcel, auch Porte Bordet oder Porte Bordelle (oder Bordelles), bei den heutigen Nummern 47 und 50 der Rue Descartes, in der Nähe der Rue Thouin);
Lage der alten Porte Bordet
-
Die Porte Saint-Marcel auf dem Stadtplan de Truschet und Hoyau (1550).
- die nach Osten hin gelegene Porte Saint-Victor an der Stelle der heutigenRue des Écoles Nr. 2, in der Nähe der Rue du Cardinal-Lemoine); Überreste der Stadtmauer waren noch Ende der 1970er Jahre an der Ecke der beiden Straßen sichtbar; dort befindet sich heute eine Postfiliale, in deren Untergeschoss sich noch Überreste des Brückengewölbes befinden, das früher dem Übergang über die Bièvre diente.
-
Vorlage:Numéro de la rue des Écoles.
Im Lauf des 13. Jahrhunderts wurden wegen des Wachstums der Stadt und ihrer Vororte und wegen der Verkehrsverstopfung weitere Öffnungen in die Mauer geschlagen. So kamen (von Westen nach Osten aufgezählt) zu den Stadttoren folgende drei Ausfalltore auf der Rive Gauchet:
- die Porte des Cordeliers, ensuite renommée porte Saint-Germain, dont le percement est accordé aux religieux de Saint-Germain par un acte de 1240Vorlage:Sfn. Elle était située rue de l'École-de-Médecine, entre la rue du Paon-Saint-André et la cour du Commerce-Saint-André[1]Vorlage:,[2]
- die Poterne de Nesles
- die Poterne Dauphine
- die Poterne Saint-Bernard
Des ouvertures supplémentaires furent ensuite réalisées. En 1420 fut aménagée une nouvelle porte en direction de Saint-Germain-des-Prés reprenant le nom de l'ancienne porte plus au nord : la porte des Cordeliers ou porte de Buci (à l'angle de la rue Monsieur le Prince et de la rue Dupuytren).
Stadttore der Rive Droite
Bearbeiten- la porte du Louvre située entre la forteresse du palais du Louvre et la tour du Coin effectuant la jonction entre la muraille et la Seine ;
- la porte Saint-Honoré, également appelée barrières des Sergents,, (au no 148 de la rue Saint-Honoré, au niveau de la rue de l'Oratoire).
-
Porte Saint-Honoré (en bas et à gauche) de l'enceinte de Philippe Auguste vers 1530 (Plan de Braun et Hogenberg).
La première porte Saint-Honoré se trouvait au niveau des nos 148 et 150 de la rue Saint-Honoré, soit juste devant la façade de l'actuel temple protestant de l'Oratoire du Louvre, juste après le croisement avec la rue de l'Oratoire. Construite sous le roi Philippe Auguste en 1190-1200, elle a été détruite au XVIe siècle (en 1533 ou vers 1545 selon les sources). Deux tours de huit mètres de diamètre et de quinze de haut encadraient une ouverture ogivale fermée par deux vantaux de bois et protégée par une herse.
- la porte Montmartre (au no 30 de la rue Montmartre, près de la rue Étienne-Marcel) ;
-
no 30 de la rue Montmartre avec la plaque historique.
-
Plaque historique avec le tracé (effacé) de la porte.
-
Porte Montmartre sur le Plan de Braun et Hogenberg (vers 1530).
- la porte Saint-Denis ou porte aux Peintres (au croisement de la rue Saint-Denis et de l'impasse des Peintres) ; elle ne doit pas être confondue avec la « porte Saint-Denis » de l'enceinte de Charles V, reconstruite sous Louis XIV et parvenue jusqu'à nous ;
- la porte Saint-Martin (au croisement de la rue Saint-Martin avec la rue du Grenier-Saint-Lazare) ; elle ne doit pas être confondue avec la « porte Saint-Martin » de l'enceinte de Charles V ;
- la porte du Temple ,
-
Rue des Écoles Nr. 2.
-
Die Porte Saint-Victor am Ende der Rue Saint-Victor auf dem Stadtplan von Truschet et Hoyau (1550).
- ↑ Jean de La Tynna, Dictionnaire topographique, étymologique et historique des rues de Paris, 1817.
- ↑ « L'enceinte de Philippe Auguste vers 1300 », paris-atlas-historique.fr (consulté le 6 mars 2019).
-
Entrée du passage Dauphine, côté rue Mazarine.
-
Un reste de l'enceinte de Philippe Auguste dans le parking Mazarine, rue de l'Ancienne-Comédie.
-
Impasse de Nevers.
-
Base d'une tour de l'enceinte de Philippe Auguste, mise au jour lors des fouilles archéologiques dans l'Institut de France en 2015, avant la réalisation d'un nouveau bâtiment. L'enceinte marque la frontière entre l'Institut de France et la Monnaie de Paris. On voit également l'entrée d'un égout construit par Louis Le Vau dans les anciens fossés de l'enceinte, lors de la construction du Collège des Quatre-Nations au XVIIe siècle.
- 6e arrondissement :
- Cour du Commerce-Saint-André, cour de Rohan[1]
- 11 quai de Conti[2]
- 34 rue Dauphine, passage Dauphine, 35 rue Mazarine[3]
- 13 rue de Nesle, impasse de Nevers, 27, 29 rue Guénégaud[4]
Notes et références
Bearbeiten
Références
BearbeitenBibliographie
BearbeitenPar ordre chronologique de parution :
- Louis Halphen: Paris sous les premiers Capétiens (987-1223). Étude de topographie historique. Ernest Leroux, Éditeur, Paris 1909 (französisch, archive.org).
- Danielle Chadych, Dominique Leborgne: Atlas de Paris. Parigramme, 2002, ISBN 2-84096-249-7 (französisch)..
- Jacques Hillairet, Dictionnaire historique des rues de Paris, Paris, Les Éditions de minuit, 1972, 1985, 1991, 1997, etc. (1re éd. 1960), 1 476 p., 2 vol. [détail des éditions] (ISBN 2-7073-1054-9, OCLC 466966117).
- Renaud Gagneux, Denis Prouvost: Sur les traces des enceintes de Paris. éditions Parigramme, Paris 2004, ISBN 2-84096-322-1, S. 246 (französisch)..
- John W. Baldwin: Paris, 1200 (= collection historique). Aubier, 2006, ISBN 2-7007-2347-3 (französisch)..
- Étienne Lallau: L'enceinte de Philippe Auguste. In: Histoire et images médiévales. Nr. 42. .
- Denis Hayot: Une nouvelle vision du rapport entre le Louvre et l’enceinte de Philippe Auguste à Paris. In: Société française d'archéologie. 171. Jahrgang, Nr. 1, 2013, S. 3–10, doi:10.3406/bulmo.2013.9518 (französisch).
- Didier Busson: Paris. Enceinte de Philippe Auguste : observations sur la tour et la courtine de la rue des Rosiers. In: Société française d'archéologie. 175. Jahrgang, Nr. 1, 2017, S. 59–63 (französisch).
- Denis Hayot: Paris en 1200. CNRS éditions, Paris 2018, ISBN 978 2 271 12144 8(?!), Paris en 1200, S. 328.
- Paul Celly: Paris, Vorlage:6e arrondissement. Mise au jour d'une tour et d'un tronçon de l'enceinte de Philippe Auguste à l'Institut de France ». In: Société française d'archéologie. 176. Jahrgang, Nr. 3, 2018, S. 250–254 (französisch).
- John W. Baldwin: Paris, 1200. Aubier, collection historique, Paris 2006, ISBN 2-7007-2347-3, S. 471 (französisch)..
Weblinks
Bearbeiten- Site sur Philippe Auguste donnant une carte des vestiges actuels de l'enceinte
- Enceinte de Philippe Auguste, rive gauche : Étude relative aux anciennes limites de Paris sous Philippe Auguste et à leur état de 1838, Détails sur les tours existantes et sur quelques restes de construction de la même époque
- Vidéo sur l'enceinte de Philippe Auguste et ses vestiges actuels dans Paris
- ↑ Eintrag Nr. PA00088511 in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- ↑ Eintrag Nr. PA00088512 in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- ↑ Eintrag Nr. PA00088513 in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- ↑ Eintrag Nr. PA00088514 in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)