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Übersicht der Expeditionen

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In den Jahren 1885 und 1886 sendete die Gesellschaft zahlreiche Expeditionen in das östliche Afrika und auf die vorgelagerten Inseln.[1][2][3][4] Bis auf wenige Ausnahmen waren dies keine Expeditionen im wissenschaftlichen Sinne, sondern dienten der kolonialen Landnahme sowie dem Aufbau europäischer Stützpunkte. Die Grundlage hierzu bildeten ungleiche und oft irreführende „Verträge“ mit Regionalherrschern – oder lokalen Gesprächspartnern, die dafür gehalten wurden.[5] Die Gesellschaftsagenten legten, der damaligen kolonialen Praxis folgend, die Verhandlungsergebnisse ganz nach den Interessen ihrer Auftraggeber aus. Einige Expeditionen führten in Gebiete, die formal nicht oder nur sehr kurze Zeit unter deutsche Kolonialherrschaft gestellt wurden (Kenia, Komoren, Madagaskar und Somalia). Diesbezüglich ausgerufene „Erwerbungen“ waren jedoch Gegenstand des kolonialen Interessenausgleichs zwischen Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien.

Name Zeit Teilnehmer Ereignisse / Ergebnisse Zielgebiete
Erste Usagara-Expedition Oktober – Dezember 1884 Karl Ludwig Jühlke, Otto (Kaufmann), Carl Peters (Leiter), Joachim Graf von Pfeil Aus der Erstexpedition wurde der Anspruch auf die Regionen Useguha, Nguru, Usagara und Ukami abgeleitet (siehe: Erste Expedition nach Ostafrika). Die Ausstellung eines kaiserlichen Schutzbriefes am 27. Februar 1885 schuf die territoriale Grundlage des sogenannten Schutzgebietes und bildete den Auftakt der deutschen Kolonialpolitik in Ostafrika.
 
Erste Nyassa-Expedition Februar 1885 Joachim Graf von Pfeil Die Expedition stellte den ersten Versuch zur Ausweitung des Schutzgebietes da. Graf von Pfeil brach bereits am 12. Februar 1885 in Richtung des Nyassasee im Südwesten der späteren Kolonie Deutsch-Ostafrika auf. Das Ergebnis der Expedition wurde aus Sicht der Gesellschaft als Fehlschlag gewertet, da keine neue Landabtretung erzielt wurde.
 
Zweite Usagara-Expedition Februar – März 1885 Morris (Gärtner), Karl Schmidt, Kurt Weiß Die Expedition dient vorrangig der Entwicklung des bestehenden Schutzgebietes. Die zuvor durch den Grafen von Pfeil angelegte Station Simatal in Usagara wurde erweitert. Ein kurzfristig gefasster Entschluss zum Vorstoß bis an den Tanganjikasee konnte jedoch nicht umgesetzt werden.
 
Tana-Expedition März – April 1885 Claus von Anderten, Ernst von Carnap-Quernheimb, Gustav Hörnecke (Leiter), Künzel (Landwirt), Söhnge (Kaufmann) Das Zielgebiet sollte zunächst der Viktoria-See im Nordwesten der späteren Kolonie sein, doch aufgrund der konkurrierenden Absichten der Gebrüder Denhardt in Witu wurde es kurzfristig verlegt. Der Vorstoß führte nun zum Fluss Tana im heutigen Kenia, um dort Ansprüche der Gesellschaft zu begründen. Er scheiterte an der Intervention britischer Vertreter beim Sultan von Sansibar, unter dessen Einfluss die Keniaküste stand.
 
Nyanza-Expedition April 1885 Albrecht von Bülow, Major Derivére (Leiter), Emil von Kleist, Ernst Liedtke Nachdem die vorherige Expedition zum Tana „umgeleitet“ worden war, sollte die folgende zum Viktoria-See führen. Sie kam jedoch nicht über den Küstenort Saadani hinaus. Die Gründe hierfür können die Unerfahrenheit der Teilnehmer oder der Alkoholismus Derivéres gewesen sein. Die Reise wurde abgebrochen und nicht wieder aufgenommen.
 
Erste Kilimandscharo-Expedition April – Juni 1885 Karl Ludwig Jühlke, Kurt Weiß Jülke erkrankte schon bald nach Reisebeginn an Dysenterie und folgte der Expedition später nach. Auf dem Weg fanden Verhandlungen mit vermeintlichen Herrschern verschiedener Regionen statt (Usambara, Bondei, Pare, Aruscha, Dschagga, Kahe und Ugeno). Über das Zielgebiet am Kilimandscharo wurde erst am 19. Juni 1885 ein Vertrag geschlossen.
 
Khutu-Expedition Mai – Juni 1885 Joachim Graf von Pfeil Die Reise führte ins Rufiji- und Ulanga-Gebiet. Am Mittellauf des Rufiji kam es am 10. Juni 1885 zum Vertrag mit einem Afrikaner namens Golongo, den von Pfeil als Obersultan von Khutu betitelte. Als Ursachen für Golongos Vertragsbereitschaft kommen die Hoffnung auf bessere Handelskontakte zur Küste und die Furcht vor Sklavenhändlern in betracht.
 
Usaramo-Expedition September – Oktober 1885 Rochus Schmidt, Söhnge (Kaufmann) Auf seiner ersten Expedition hatte Schmidt gleich einen doppelten Auftrag: Er sollte zum einen die Landschaft Usaramo in der Region Pwani „vertraglich erwerben“ und zum anderen die Station Simatal in Usagara versorgen. Den ersten Teil dieses Auftrages führte er duch. In einem Gebiet, das sich vom Nordufer des unteren Rufiji bis zum Kingani erstreckte, schloss er binnen zwei Wochen 25 Verträge ab. Im zweiten Teil der Expedition wurde Schmidts Karawane in Usagara angegriffen – eine Vergeltung für die Ermordung eines Dorfbewohners durch Schmidt.[6]
 
Erste Somali-Expedition September – November 1885 Claus von Anderten, Gustav Hörnecke Nach der gescheiterten Tana-Expedition reisten Von Anderten und Hörnecke schließlich doch ins nördliche Ostafrika. Obwohl das Sultanat Sansibar dies weiterhin zu verhindern versuchte, erreichten sie Halule am Horn von Afrika. Trotz sprachlicher Verständigungsprobleme glaubten sie, dort Anfang September 1885 einen Vertrag zwecks Landnahme geschlossen zu haben bzw. entsprechend interpretieren zu können. Eine weitere Abmachung Ende November 1885 sollte den „Anspruch“ auf die Küste von Bender Gasen bis Warsheikh ausdehnen.
 
Erste Komoren-Expedition Oktober 1885 Friedrich Schroeder, Aurel Schulz Im Wettstreit um Kolonien weckten nun auch die Komoreninseln im westlichen Indischen Ozean Begehrlichkeiten durch die Gesellschaft. Die erste Expedition dorthin brach am 15. Oktober 1885 in Berlin auf. Schroeder und Schulze erreichten zwar die Inselgruppe, konnten aber aufgrund von örtlichen Unruhen keine Landnahme ausrufen.
 
Zweite Nyassa-Expedition November 1885 Joachim Graf von Pfeil, Schlüter (Offizier) Um das als Ergebnis der Khutu-Expedition beanspruchte Gebiet zu vergrößern, brach eine Expedition auf, die von der Insel Sansibar über die Station Simatal (Usagara) in Richtung auf den Nyassasee vorstieß. Die Verhandlungspartner wurden nach der Nähe zur Route ausgewählt und nicht nach ihrer tatsächlichen Entscheidungsbefugnis. So kam es, dass die eigenlichen Machthaber der durchreisten Regionen, etwa Mkwawa, gar nicht gefragt wurden. Dennoch wurden nach der Expedition die Regionen Ubena, Uhehe, Magindo, Mahenge und Matschonde im Süden des späteren Deutsch-Ostarika als Gesellschaftsbesitz betrachtet.
 
Zweite Kilimandscharo-Expedition Dezember 1885 Walther Braun, Arnold von Eltz, Karl von Gravenreuth, Gustav Hörnecke, Karl Wilhelm Schmidt Weit vor dem eigentlichen Ziel wurde die landwirtschaftliche Station Korogwe am Unterlauf des Pangani angelegt, was heftigen Protest dortiger Bewohner erregte. Hörnecke kehrte bald darauf zu Küste zurück. Braun und von Gravenreuth blieben als Stationsbesatzung zurück. Von Eltz und Schmidt zogen weiter bis zum Kilimandscharo. Das Zielgebiet wurde erreicht, aber entgegen der ursprünglichen Planung dort keine Station errichtet.
 
Sabaki-Expedition Dezember 1885 – Januar 1886 Claus von Anderten Ohne Erlaubnis des zuständigen Sultans von Sansisbar setzte von Anderten von der Insel Lamu auf das Festland über, doch der Liwali von Malindi veranlasste unter Zwangsandrohung seine Rückkehr. Zehn Tage später wurde dennoch am Sabaki, dem zweitlängsten Fluss des heutigen Kenias, die Gesellschaftsflagge aufgezogen. Zudem wurden ersten Kontakte mit der Ethnie der Galla am Fluss Tana geknüpft. Aus Sicht der Gesellschaft war dies der „Erwerb von Giriyama, den Wanika-Ländern, den Galla-Gebieten und Ukamba“.
 
Gasi-Expedition Januar 1886 Albrecht von Bülow, Goedecke (Landwirt), Lucas (Assessor), Walther von St. Paul-Illaire Unter Ausnutzung regionaler Konflikte wurde am 9. Januar 1886 mit Mbaruk, einem Widersacher Sansibars, in Gasi ein Protektionsvertrag geschlossen. Der Sultan von Sansibar setzte Truppen in Marsch und vertrieb Mbaruk ins Exil nach Usambara. Dieser versuchte Gebietserwerb zwischen Gedi und Mombasa im heutigen Kenia wurde nach einer diplomatischen Krise zwischen Deutschland und Sansibar unter Einschaltung Großbritanniens und Frankreichs annulliert. Die Entscheidung über das Gebiet wurde der Ostafrika-Grenzkommission übertragen.
 
Zweite Somali-Expedition Januar 1886 Joachim Graf von Pfeil, Winter (Agent) Die nochmalige Expedition auf die Somali-Halbinsel verfolgte das Ziel, auf den durch von Anderten und Hörnecke angeblich ausgehandelten Vertragsinhalt aufzubauen. Sie führte zur Anlage einer kleinen Niederlassung der Gesellschaft in Halule im heutigen Nordsomalia, die aber über das Anfangsstadium nicht hinaus kam.
 
Zweite Usagara-Expedition März – Mai 1886 Eugen Krenzler, Wittich (Agent), Emil von Zelewski Die Expedition sollte der Konsolidierung des ursprünglichen Gesellschaftsgebietes dienen, durchreiste aber eher eine Grenzregion desselben. Sie führte zur Gründung der Stationen Dunda, Madimola und Usungula am Fluss Kingani im Zentrum des späteren Deutsch-Ostafrika. Zudem wurde abermals versucht, am Tana (Kenia) einen zusätzlichen Zugang zum indischen Ozean zu erlangen.
 
Zweite Komoren-Expedition Mai – Juni 1886 Karl Wilhelm Schmidt, Aurel Schulz Die beiden Gesellschaftsvertreter tätigten privatrechtliche Landkäufe auf den Inseln Großkomoro sowie an der Südwestküste Madagaskars. Diese Ländereien bildeten nur eine kurzfristige kolonialpolitische „Kompensationsmasse“ zur Anerkennung des deutsch-britischen Grenzabkommens in Ostafrika durch Frankreich. Die Inseln wurden bereits zur Jahresmitte 1886 von Deutschland als Teil der französische Interessensphäre anerkannt.
 
Dritte Somali-Expedition August – Dezember 1886 Güntter (Offizier), Wilhelm Janke, Karl Ludwig Jühlke Die Expedition wurde mit 100.000 Mark durch den Industriellen Friedrich Krupp unterstützt. Sie sollte an der Südküste des heutigen Somalias weitere Landnahmen tätigen und die Errichtung einer Niederlassung vorbereiten. Am 26. November 1886 verpachtete der Scheich eines mit Sansibar verfeindeten Somalistammes an Jühlke einen Küstenstreifen. In Port Durnford wurde die Gesellschaftsflagge gehisst. Unter Mißbilligung Bismarcks taufte die Gesellschaft den Küstenort voreilig in Hohenzollernhafen um. Jühlke wurde kurz darauf von Somalis getötet.
 
Deutsch-Ostafrika-Expedition Herbst 1886 Schmidt (Geologe) Die geologische Untersuchung der Regionen Ukami, Usagara und Useguha im Zentrum des späteren Deutsch-Ostafrika war eine der wenigen, wirklichen Forschungsexpedition. Sie sollte Erkenntnisse über den wirtschaftlichen Wert des Kolonialgebietes liefern und die tatsächliche Erschließung der Ausgangsbesitzung bezeugen.
 
Vierte Somali-Expedition Dezember 1886 von Baerensprung (Offizier), Wilhelm Janke, Joachim Graf von Pfeil, Fritz Spuhn, Winter Die Reise sollte dem Auf- und Ausbau der Station am sogenannten Hohenzollernhafen im heutigen Südsomalia dienen. Das Vorhaben war aber durch das Verhandlungsergebnis des britisch-deutschen Grenzabkommens bereits überholt, das die Region dem britischen Einflussraum zuschlug.
 
  1. GfdK/DOAG (Hrsg.).: Kolonial-politische Korrespondenz. 3. Jg., Nr. 3, 1887, S. 21 f. (online)
  2. Bruno Kurtze: Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft – Ein Beitrag zum Problem der Schutzbriefgesellschaften und zur Geschichte Deutsch-Ostafrikas. Verlag von Gustav Fischer, Jena 1913, S. 54 ff.
  3. Jutta Bückendorf: „Schwarz-weiss-rot über Ostafrika!“: Deutsche Kolonialpläne und afrikanische Realität. LIT Verlag, Münster 1997, ISBN 3-8258-2755-0, S. 223 ff.
  4. Autorenkollektiv: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl., 17. (Ergänzungs-)Band, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien 1885-1892, S. 249 (online).
  5. Winfried Speitkamp: Deutsche Kolonialgeschichte. Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-017047-8, S. 27 ff.
  6. Jutta Bückendorf: „Schwarz-weiss-rot über Ostafrika!“: Deutsche Kolonialpläne und afrikanische Realität. LIT Verlag, Münster 1997, ISBN 3-8258-2755-0, S. 227.