Der Turpin Fall befasst sich mit der Geschichte der Familie von David und Louise Turpin, die ihre 13 Kinder Jahre lang zu Hause gefangen gehalten und missbraucht haben.[1]

Nachdem am 14. Januar 2018 ein Hilferuf bei der Polizei im kalifornischen Perris einging, stürmte diese das Haus der Familie, wobei die Polizei die zu diesem Zeitpunkt zwischen zwei und 29 jährigen Kinder verschmutzt, abgemagert und verängstigt vor. Einige der Kinder kauerten auf dem Boden, andere waren mit Ketten und Vorhängeschlössern an Möbel gefesselt.

Das Schrecken der Familie wühlt schnell eine ganze Nation auf.

Hintergrund

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Louise Ann Turpin[2], die Tochter eines Predigers, wurde am 24. Mai 1968 als eine von sechs Geschwistern geboren. Im Alter von 16 Jahren heiratete Louise David Allan Turpin, der zu diesem Zeitpunkt 23 war.

Das Paar hat zusammen 13 Kinder, 10 Töchter und drei Söhne.

Nach außen hin schien es als würde die Turpin Familie ein zurückgezogenes, streng religiöses[3] Leben leben. Auf Facebook lud die Familie Fotots von Ausflügen ins Disneyland[4] oder nach Las Vegas hoch, die Kinder wirken auf den Bildern fröhlich, fast ausgelassen. Die letzten Aufnahmen der Familie wurden im Sommer 2016 veröffentlicht, die Kinder sehen darauf blass aus, haben Ränder unter den Augen und wirkten sehr dünn.

Die Familie, die nicht viel Geld hatte, meldete sich zuletzt im Jahre 2011 als Bankrott an. Während sich seine Frau zu Hause um die Kinder und den Haushalt kümmert, arbeitete David zeitweise bei dem Rüstungskonzern Northrop Grumman, wo er als Ingeneur 140.000$ im Jahr verdiente.[5]

Nach dem Umzug der Familie nach Kalifornien im Jahre 2010 beantragte David beim Bildungsministerium die Einrichtung einer Heimschule für seine Kinder, die Sandcastle Day School, mit David als Schulleiter.

Flucht und Rettung

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Nachdem die Geschwister ein deaktiviertes Mobiltelefon im Haus entdeckten, flüchtet die 17-jährige Tochter der Turpins am 14. Januar 2018 aus dem Haus, indem sie aus dem Fenster kletterte, um nach Hilfe zu rufen. Sie alarmierte mit dem gefundenen Mobiltelefon die Polizei. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Geschwister bereits seit zwei Jahren gemeinsam an einem Fluchtplan gearbeitet. [6]

Am Telefon erzählte sie der Dispatcher, von den Lebensumständen, unter denen sie und ihre Gewischter lebten und dass sie von ihren Eltern missbraucht wurden.[7]

Als die Polizei in das Haus eindrang, fand diese die anderen zwölf Kinder verschmutzt, verstört und verängstigt in einem Zimmer am Boden kauern, einige waren an Möbel gefesselt.

Im Haus roch es laut Aussagen der Polizisten dreckig und übel. Die Kinder waren abgemagert, was die Polizisten in dem Glauben ließ, dass selbst die mit 29 Jahren, älteste Tochter, die keine 40 kg wog, noch minderjährig sei.

Nach ihrer Befreiung wurden die sechs jüngsten Kinder ins Riverside University Medical Center in Moreno gebracht und die sieben älteren Kinder ins Corona Regional Medical Center.[8]

Art der Verbrechen

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Die Geschwister lebten unter unmenschlichen Bedingungen. Sie bekamen nur einmal täglich eine Mahlzeit, was dazu führte, dass sie aufhörten zu wachsen und ihre Muskeln zu schrumpfen begannen. Die Eltern bestellten sich selbst Essen und ließen dieses draußen stehen, die Kinder selbst durften dieses nicht essen. Die Kinder durften höchstens einmal im Jahr duschen. Von außen schien das Haus sauber, von innen war es jedoch voller Abfall und stank nach menschlichen Ausscheidungen.

Tagsüber mussten Kinder schlafen. Täglich waren sie, da es ihnen an Energie mangelte, nur einigen Stunden aktiv. Spielzeuge besaßen die Geschwister keine. Als Bestrafung wurden die Geschwister von ihren Eltern gefesselt, zunächst mit einem Seil, später mit Ketten, dann mit Vorhängeschlössern.[9]

Rechtsverfahren

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Am 14.01.2018 wurden die Eltern verhaftet, wobei sie ahnungslos schienen und behaupteten, nicht zu wissen, was sie falsch gemacht haben sollen.[10] Später bekannte sich das Paar der Kindesmisshandlung, der Gefangenhaltung und der Folter ihrer eigenen 13 Kinder schuldig und wurde im Februar 2019 zu lebenslanger Haft verurteilt, mit Möglichkeit auf Bewährung nach 25 Jahren Haft.[11] Laut Staatsanwaltschaft ginge der Missbrauch bis mindestens 2010 zurück.

Einzelnachweise

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  1. Christoph Scheuermann: Kindesmisshandlungen in Kalifornien: Der grausame Fall der Familie Turpin. In: Der Spiegel. 21. Januar 2018, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 9. Februar 2022]).
  2. John Kuroski: The Disturbing Full Story Of Louise Turpin, The Woman Who Kept Her 13 Kids Prisoner For Years. 13. November 2021, abgerufen am 9. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
  3. Amy Powell, ABC7 com staff: Grandparents say 'God called' on Perris couple to have so many children. 16. Januar 2018, abgerufen am 9. Februar 2022 (englisch).
  4. Colin Atagi: David and Louise Turpin case: A timeline of parental torture and abuse. Abgerufen am 9. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
  5. California parents accused of starving, shackling children tried to seem normal. In: Reuters. 17. Januar 2018 (reuters.com [abgerufen am 9. Februar 2022]).
  6. Escape from a House of Horror l 20/20 l PART 1. Abgerufen am 9. Februar 2022 (deutsch).
  7. Turpin case: Shackled California siblings 'victims of torture'. In: BBC News. 16. Januar 2018 (bbc.com [abgerufen am 9. Februar 2022]).
  8. David and Louise Turpin face new charges in captivity case. Abgerufen am 9. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
  9. Where were the Turpin family children found in Perris, California, and where are they now? 3. Dezember 2021, abgerufen am 9. Februar 2022 (britisches Englisch).
  10. Michael Remke: Horrorhaus: Befreite Kinder konnten sich endlich richtig waschen. In: DIE WELT. 18. Januar 2018 (welt.de [abgerufen am 9. Februar 2022]).
  11. Christopher Damien: Fleeing 'Hell': Turpin sisters speak for first time on escape from House of Horrors. Abgerufen am 9. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).