Die Teilnahme an der Wikimania 2024 in Katowice war meine erste Teilnahme an einer Wikimania überhaupt, was ja nach nur 4 Jahren aktiver Wiki-Tätigkeit und nach meiner ersten WikiCon-Teilnahme im letzten Jahr irgendwie der nächste Schritt zu sein scheint. Aber mir als Freidenker aus der sächsischen Tiefebene kam es doch irgendwie so vor, als ob es vielleicht es ein zu gewagtes Experiment der Erweiterung meines Engagements ist. Das gesamte Prozedere des Bewerbungsprozess war doch irgendwie neu und fremdartig, Programmeinreichungen klappten nicht, nebenbei hatte ich das Glück während des Prozess einen Tandempartner aus Chile kennenzulernen, aber meine begonnenen eigenen Projekte und meine Beteiligung am diesjährigen WLEC im Frühjahr blieben auf der Strecke. Dafür begonnen völlig neue und vorher unbekannte Handlungs- und Kommunikationsstränge, welche neue und inspirierende Möglichkeiten eröffneten und weitergeführt werden.

Was hat mir persönlich die Teilnahme an der Wikimania gebracht und konnte ich anderen etwas weitergeben?

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Beboks in Katowice

Was ich jedem neuen oder auch schon versierten Wikipedianer sehr ans Herz legen möchte, ist - versucht es doch bei der nächsten Wikimania selbst einmal euch zu bewerben, es lohnt sich in jedem Fall. Es ist nicht nur eine expotenzielle Erweiterung von Kontakten und Eindrücken, sondern auch eine eindrucksvolle Inspiration von der geballten Kraft der Wiki-Bewegung. Auch wenn es einige Punkte an Kritik (was man alles besser machen kann!) gibt, bleibt nach einigen Wochen der Reflektion der komprimierten Wiki-Gemeinschafts-Erfahrung der inspirierende Charakter dieses außergewöhnlichen Treffens übrig, welche auf vielen Ebenen nachwirkt und ich meine nun überregionalen Kontaktvarianten noch gar nicht alle abschätzen und würdigen kann.
 
An- und Abreise: Ich hatte mir eine ganz spezielle Variante der An- und Abreise ausgesucht und zwar wollte ich einen sog. Nachtexpress nutzen, welcher vom Nordwesten in den Südosten Polens fährt. Schon mal vorweg, das klappte auch super, nicht nur pünktlich sondern auch komfortabel im Abteil reisen und eine wenig vorschlafen, Top! Nur bis dahin die deutsche Bahn zu nutzen, war eine schlechte Idee, aber das ist eine andere Geschichte. Am Dienstag gegen 5 Uhr morgens entspannt ankommen, war aber schon mal ein Pluspunkt für das polnische Verkehrsnetz. Vom Bahnhof bis zum Hotel war es nur ein kurzer Weg, also ließ ich erstmal die Stadt mit einen morgendlichen Rundgang durch die fast menschenleere Innenstadt auf mich wirken.
 

 
Blick von der Kathedrale auf Katowice

Kennen-Lern-Tag: Bevor ich eine Stadt besuche, informiere ich mich immer intensiv darüber, was man alles dort erleben/sehen kann (was mir durch vorhandene einschlägige Sprachkenntnisse leicht fiel) und so nutzte ich den Vormittag dafür, nicht nur die ersten Beboks aufzusuchen und im Bild festzuhalten, sondern auch die Stadt von Nord- nach Süd hin- und zurück mit der sehr modernen Straßenbahn zu erkunden und konnte dabei viele besondere Detailaufnahmen machen. Um dann gleich danach mich zusammen mit Mitgliedern der Photographers User Group auf eine erste Stadtrunde Richtung Kathedrale aufzumachen. Nach dieser schon sehr intensiven Starttour, erwartete uns dort die erste sensationelle Überraschung eine geführte Tour durchs "Pantheon" eine Museum der "Theological faculty of Silesian University" unter ebendieser Kathedrale. Neben dem neuen interessanten Wissen im Untergrund, ein sehr inspirierendes und eindrucksvolles Erlebnis und mit dem herrlichen Wetter ein toller Blick über die Stadt.
 

was ich noch mitgeben möchte. All die Vorbereitungen zu Programm und Ablauf waren schon mal sehr wertvoll, aber mich übermannten neben der tollen Kulisse und den vielen tollen neuen Kontakten, die überbordenden Programmthemen und die übervollen Räume mit unausgeglichen Klima. Das Beste waren und bleiben die Gespräche und spontanen Treffen außerhalb der Tracks und Sessions, die Meetups, die vielen kurzen Pausentalks zwischen den Programmpunkten in der Lobby und auf der Rolltreppe, die netten und inspirienden Kurz-Meetup's im Hangout Space oder im Hackathon Room. Dazu waren die vorbereiteten Visitenkarten und ein offenes tolerantes Zugehen auf die interessanten Themen der Anderen sehr von Vorteil.
 

Das Polen immer eine Reise wert ist, wusste ich schon vor der Wikimania - aber ich war vom Geist dieser jungscheinenden und doch so historisch wirkenden Stadt sehr positiv überrascht, sie hat in vielerlei Hinsicht so einen fortschrittlichen Aufbruchscharakter, was mich an die frühen 2000er Jahre in Leipzig erinnerte - wo alles möglich erscheint, so hoffe ich die Menschen nutzen das Potenzial ihrer Stadt. Neben den vielen freundlichen Einheimischen und den Nebenbei-Begegnungen bei meinen Spaziergängen und Touren, haben mich die so unterschiedlichen und doch so inspirierenden teilnehmenden Wikipedians geflasht. Da war der junge Chinese, welcher mit seine Großmutter angereist war, die jungen positiven afrikanischen und asiatischen Frauen mit all ihren interessanten Geschichten, die versiert spezialisierten Hacker/Innen mit ihren großartigen Tools und natürlich die Geschichten der freiwilligen Helfer ... Die ganzen wertvollen Erfahrungen mit so unterschiedlichen Menschen, die wir alle am selben Ziel arbeiten - freies Wissen in der Welt zu verbreiten, hat aber auch ihre Kehrseite und hat mich unser Schaffen ganz neu beleuchten lassen. Wir glauben immer das unsere Sichtweise die Richtige ist, aber was ich hier auch gelernt haben - das es auch noch andere Blickwinkel gibt! Woanders werden Menschen verfolgt für ihre Arbeit, es werden Leute ausgegrenzt für ihre Meinung, verurteilt für ihr Tun und verfolgt für ihren Glauben - hier kamen wir auch zusammen um allen in der Community zu sagen, seht über euren Tellerrand hinweg und lasst euer Kleinklein beiseite, den es ist nicht mehr viel Zeit manches Wissen vor dem Untergang und der Ignoranz zu retten.

Bericht über besuchte Veranstaltungen

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Mein Fokus bei den besuchten Veranstaltungen und Meetup's lag auf den Verbindungen von WikiData zu den verschiedenen Schwesterprojekten und deren Akteure kennenzulernen sowie die Vorstellung innovativer Projekte zu besuchen. Dabei nutzte ich jeweils im Anschluss an die Vorträge und Workshops die Gelegenheit die Referenten zu sprechen und Kontakte zu knüpfen. Dabei haben mich vor allem die unterschiedlichen Ansätze der Nutzung der Datensätze begeistert und auf neue spannende Ideen gebracht. Die Erkenntnisse konnten dann mit verschiedenen Usern direkt im Anschluss im Hackathon-Room oder Hangout-Room ausprobiert und angewendet werden. So möchte ich hier die thematisch wichtigsten der über 20 besuchten Sessions hervorheben.

Dabei begeisterte mich vor allem die Herangehensweise des Botanischen Projekts bei der Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern, die neuen Ideen Gerüche als Daten darzustellen, das Zusammenwirken von Abfragen mit dem Wikidata Query Service und der Möglichkeiten von OpenRefine und dessen Nutzen für die verschiedenen Projekte. So werden die Erkenntnisse in unser geplantes Projekt "Stolpersteine nach WikiData" zukünftig Verwendung finden und dort mit völlig neuen Herangehensweisen genutzt werden können. So hatte für mich die Verbindung der inhaltlichen Programmbeiträge mit den praktischen Anwendungen und den neuen internationalen Kontakten sowie dem damit einhergehenden Kennenlernen anderer Denkansätze den meisten Mehrwert, so dass ich die nächsten Monate damit verbringe die Ansätze zu analysieren und in praktische Verwendungen umzusetzen.

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