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Jenaer Erklärung

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Die Jenaer Erklärung ist eine wissenschaftliche Stellungnahme, die das Konzept der „Rasse“ in Bezug auf Menschen hinterfragt und widerlegt. Sie wurde im September 2019 im Rahmen der 112. Jahrestagung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft in Jena veröffentlicht. Die Erklärung wurde von führenden Wissenschaftlern aus den Bereichen Evolutionsforschung, Genetik und Zoologie verfasst und beeinflusste maßgeblich die Gesetzesänderung zur Streichung des Begriffs „Rasse“ aus dem deutschen Grundgesetz[1][2]. Mit dieser Erklärung distanziert sich das Institut für Zoologie und Evolutionsforschung der Friedrich-Schiller-Universität Jena ausdrücklich von seinen Vorgängern aus dem 20. Jahrhundert, insbesondere vom umstrittenen Gelehrten und Evolutionsbiologen Ernst Haeckel, der eng mit der Universität Jena verbunden war und dessen Ideen des Rassismus und der Eugenik heute als wissenschaftlich unhaltbar und moralisch verwerflich gelten[3].

Die Autoren der Erklärung, Martin S. Fischer, Uwe Hoßfeld, Johannes Krause und Stefan Richter untersuchten die Frage der angeblichen menschlichenRassen“ aus biologischer Sicht. Sie legten ausführlich dar, dass es für dieses Konzept keine wissenschaftliche Grundlage gibt. Wissenschaftliche Untersuchungen der genetischen Variation innerhalb und zwischen menschlichen Populationen zeigten, dass das Konzept der „Rasse“ ein typologisches Konstrukt sei, das auf willkürlich ausgewählten körperlichen Merkmalen beruhe und nicht die tatsächliche genetische Vielfalt der menschlichen Spezies widerspiegele.[4]

Die Jenaer Erklärung bekräftigt, dass es beim Menschen keine „Rassen“ im biologischen Sinne gibt, da die genetische Variation innerhalb menschlicher Populationen, oft größer ist als die genetische Variation zwischen diesen Populationen. Nur bei Haustieren ist die genetische Ähnlichkeit innerhalb einer Rasse tatsächlich größer als zwischen den Rassen. Darüber hinaus sind die genetischen Unterschiede zwischen den Populationen kontinuierlich, da Menschen schon lange vor den großen Entdeckungs- und Eroberungsreisen der Europäer reisten und so Verbindungen zwischen geografisch weit voneinander entfernten Populationen herstellten. Äußere Merkmale wie die Hautfarbe, die für typologische Klassifizierungen oder im alltäglichen Rassismus verwendet werden, sind sehr oberflächliche und schnell veränderliche biologische Anpassungen an lokale Bedingungen. So gibt es im menschlichen Genom unter den 3,2 Milliarden Basenpaaren keinen einzigen Unterschied, der z.B. Afrikaner von Nicht-Afrikanern trennt. Es gibt also nicht nur kein einziges Gen, das „rassische” Unterschiede begründet, sondern nicht einmal ein einziges Basenpaar.[4]

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass das Konzept der „Rasse“ das Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung ist. Seine Verwendung in der wissenschaftlichen Literatur und im gesellschaftlichen Diskurs führe häufig zu Missverständnissen und verstärke Vorurteile und Diskriminierung. Sie fordern daher, den Begriff „Rasse“ in Bezug auf Menschen nicht mehr zu verwenden, außer in historischen oder soziopolitischen Kontexten, in denen er als soziale Konstruktion und nicht als biologische Realität verstanden werden sollte. Sie argumentieren, dass die Verwendung des Begriffs in Bezug auf Menschen eine falsche Vorstellung von genetisch getrennten Gruppen hervorruft und dass es wichtig ist, diesen Mythos zu entlarven, um Rassismus zu bekämpfen.

Sie schließen die Erklärung mit einem Appell an Bildungseinrichtungen, Medien, Behörden und alle Bürger, den Begriff „Rasse“ zu überdenken und genetische Vielfalt und Menschlichkeit anstelle künstlicher und schädlicher Kategorisierungen zu betonen.

Auswirkungen

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Die Erklärung hatte erheblichen Einfluss auf die öffentliche Debatte und die Gesetzgebung in Deutschland, insbesondere auf die Diskussion über die Streichung des Begriffs „Rasse“ aus dem Grundgesetz[1]. Die Verfasser der Erklärung betonen jedoch, dass diese Änderungen nur ein Schritt auf dem Weg zur Überwindung von Rassismus sind und dass weitere Anstrengungen zur Prävention und Bekämpfung von Rassismus notwendig sind. Allein die Vermeidung des Begriffs in Bezug auf Menschen aus dem Sprachgebrauch und aus dem Grundgesetz werde den nach wie vor existierenden Rassismus nicht über Nacht beseitigen, sondern sei nur ein Schritt auf dem Weg zur Überwindung von Rassismus.[1][2]

Die Jenaer Erklärung führte auch zu einer Reihe von Veröffentlichungen im Bereich Bildung und Lernen. In dem Buch „Den Begriff 'Rasse' überwinden: die 'Jenaer Erklärung' in der (Hoch-)Schulbildung“[5] werden vielfältige Ideen und Konzepte zur Überwindung des Begriffs „Rasse“ vor dem Hintergrund seiner Geschichte angeboten. Die Jenaer Erklärung dient in dieser Publikation als Impuls für eine bundesweite Neuorientierung der (Hoch-)Schulbildung. Ein weiteres Beispiel ist die Publikation „Die 'Jenaer Erklärung gegen Rassismus' und ihre Anwendung im Unterricht“[6], in der konkrete Anwendungsbeispiele für die Einbindung der Jenaer Erklärung in den Schulunterricht vorgestellt werden.

Einzelnachweise

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  1. a b c Update zur Jenaer Erklärung. Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, abgerufen am 23. Juni 2023.
  2. a b Jenaer Erklärung. Friedrich-Schiller-Universität Jena, abgerufen am 23. Juni 2023.
  3. mdr.de: Jenaer Forscher: Menschenrassen gibt es nicht | MDR.DE. Abgerufen am 6. Juli 2023.
  4. a b Martin S. Fischer, Uwe Hoßfeld, Johannes Krause, Stefan Richter: Jenaer Erklärung. In: https://www.uni-jena.de/190910-jenaererklaerung. Institut für Zoologie und Evolutionsforschung der Friedrich-Schiller- Universität Jena, September 2019, S. 3f, abgerufen am 5. Juli 2023.
  5. Karl Porges: Den Begriff „Rasse“ überwinden : die „Jenaer Erklärung“ in der (Hoch-)Schulbildung. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2023, ISBN 978-3-7815-6008-6, doi:10.35468/6008.
  6. Karl Porges, Uwe Hoßfeld: Die "Jenaer Erklärung gegen Rassismus" und ihre Anwendung im Unterricht. Hrsg.: Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Erfurt 2023, ISBN 978-3-9821193-7-3 (thueringen.de [PDF]).