Eine Resipanate ist eine Folge (Suite) von drei Bicinien für Streich- oder Holzblasinstrumente, bei der eine der beiden Stimmen Themen und Motive aus eingängigen Stücken der kommerziellen Popularmusik (‘Ohrwürmer’) aufnimmt und sie in die weitere Stimme ‘verknetet’. Die Resipanate wurde als Form zu Beginn des 21. Jahrhunderts von dem Musiktheoretiker und Kantor der Klosterkirche von Souvigny (Allier), Dietmar David Hartwich (geb. 1966), eingeführt.

Bicinium

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Während in der modernen Musik unbegleitete Duette selten sind, verwendet die ältere A-cappella-Komposition Bicinien ziemlich häufig, insbesondere in Deutschland, den Niederlanden und in Italien, wo man rasch den pädagogischen Wert der Bicinien erkannte. Der Begriff Bicinium taucht erstmals in einem Aufsatz von Jan z Lublina (1540) auf. Bicinien wurden als Unterrichtsmittel für den Instrumentalunterricht genutzt, wobei meist zwei Schüler aufführten, seltener Schüler und Lehrer. In der französischen Barockmusik wurde dann das Duett für zwei Geigen gern gepflegt und entsprechende Kompositionen entstanden.

Vorkommen

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Die heutige Resipanate weist in der Regel eine technisch leichter und eine technisch schwieriger zu bewältigende Stimme auf, ist also für einen fortgeschritteneren und einen weniger fortgeschrittenen Spieler konzipiert und somit hauptsächlich angelegt für den Unterricht und das Haus- bzw. Schulkonzert, sowie für kammermusikalische Aufführungen. Die übliche Tonskala beschränkt die Besetzung meist auf Geigen. Hartwichs Resipanaten sind befreundeten Violinpädagogen gewidmet und werden bei Kammerkonzerten in Souvigny aufgeführt.

Die Resipanate ist für die geübten Spieler kurzfristig einübbar und verspricht ohne allzu grosses Risiko des Sich-verspielens einen gewissen klanglichen Effekt. Sie kann daher auch ausserhalb des rein konzertanten Rahmens dargeboten werden zu Begrüssungs-, Jubiläums-, Eröffnungs- oder Verabschiedungsfeiern oder zur Untermalung und Einrahmung von liturgischen, akademischen und betrieblichen Feiern oder Vernissagen und dergl.. Da die einzelnen Bicinien im Grundsatz autonom sind, kann das erste Bicinium eine Feier einleiten, das mittlere einen ersten Teil der Feier abschliessen oder einen zweiten einleiten und das dritte Bicinium eine Feier beenden lassen.

Herkunft der Bezeichnung

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Die Bezeichnung ‘Resipanate’ ist abgeleitet von dem Kunstwort Resipan. In der Deutschen Demokratischen Republik (1949-1990) wurde Persipan wegen Rohstoffknappheit durch Resipan (Maisgrieß mit Zucker und Aroma) ersetzt. Persipan (Kunstwort aus lat. persicus (Pfirsich) und Marzipan) besteht aus Persipanrohmasse und Zuckerstoffen. Persipanrohmasse wurde ursprünglich als Alternative für Marzipanrohmasse genutzt, wobei, anstatt Mandelkernen, Kerne aus Aprikosen- oder Pfirsichsteinen und Zucker verwendet werden. Der Bezug zum Marzipan erklärt aus der historischen Verbindung des Klosters Souvigny, dass 915 zu Venedig gegründet wurde, einem der mutmasslichen Herkunftsorte des Marzipans (Markusbrot). Entweder durch die Vermittlung Huegue Capets (940-996) oder Ludwigs IX. (1214-1270) erhielt das Kloster von Venedig eine Reliquie des hl. Markus, die sich noch heute in der Klosterkirche von Souvigny befindet. Die Stadt Souvigny wurde unter das Patronat des hl. Markus gestellt und begeht dieses Patronatsfest noch heute, obwohl die ehemalige Stadtpfarrkirche zum hl. Markus in der Revolution säkularisiert wurde und derzeit als Ausstellungsraum und Konzertsaal genutzt wird.

Konzeption

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Die der Resipanate am nächsten verwandte Musikform ist die Kirchensonate (Sonata da chiesa), die gewöhnlich aus einer langsamen Einleitung, einem lose fugierten Allegro, einem sanglichen langsamen Satz und einem lebhaften Finale in zweiteiliger Form besteht. Die Resipanate verzichtet auf die langsame Einleitung, das Allegro ist in der Regel nicht fugiert und das Finale einteilig. Trotz der Differenz im technischen Schwierigkeitsgrad, sind beide Stimmen gleichberechtigt. Sie tragen entweder eine zweistimming angesetzte Melodie oder sind kontrapunktisch aufeinander bezogen. Zeitweilig kann sowohl die erste als auch die zweite Stimme abwechselnd die Funktion der Begleitung übernehmen.

Die drei Bicinien, aus denen eine Resipanate gebildet wird, stehen allesamt unter demselben Vorzeichen. Jedoch ist das einzelne Bicinium, im Gegensatz zum Satz (movimento) einer Sonate so autonom, dass es, wie der Satz einer Suite, auch allein stehen kann. Das Motiv, der sogenannte Wurm (forbicina), fungiert im weitesten Sinne als cantus firmus, der umgekehrt und verkrebst wird. Daher ist die Rezipanate der Seriellen Musik zuzuordnen. Die Forbicina wird in durch die andere Stimme, den sogenannten Rührer (agitatore), melodisch umspielt bzw. ‘verknetet’.

Dem Prinzip der Verknetung (impastamento) entspricht die Kompositionstechnik der Verkettung (concatenazione). Einzelne Töne der Forbicina werden vom Agitatore aufgenommen und melodisch weitergeleitet in die sogenannte Verflechtung (intreccio), durch die beide Stimmen eine korrelative melodische Einheit bilden.


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