Die Hauptfrage meines VWL-Studiums, ein BWL-Studium hatte ich schon hinter mir, war: Wie kommt es, dass Volkswirte so denken wie sie denken. Mein paralleles Interesse an Wissenschaftstheorie trug wenig zur Lösung dieser Frage bei, zeigte mir nur, wie wenig empirisch das alles ist. Meine Diplomarbeit über die empirischen Grundlagen der Nachfragekurve zeigte, dass es dieses Grundlagen nicht gibt. Später war ich in Lateinamerika tätig und mir fiel auf, wie wüst Entwicklungstheoretiker der Industrieländer über Prebisch her fielen, um zu widerlegen, was Prebisch so gar nicht gesagt hat. Da gab es etwas aufzuklären und das wurde meine Dissertation. Den Wust an Informationen, den ich mir angelesen hatte, konnte ich erst ordnen, nachdem ich etwas spät auf Thomas Kuhn stieß. Jetzt machte alles Sinn. Die Dissertation selbst ist aus heutiger Sicht viel zu lang - weil das Problem noch immer nicht ganz verdaut war.

Jahrzehnte später hatte ich wieder Zeit mich mit ökonomischer Theorie zu beschäftigen und sah, dass in meinem Sinne kein Fortschritt festzustellen war. Besonders die neoklassischen Besprechungen von Klassikern waren ärgerlich. Die Versuche, meine Sicht zu Papier zu bringen, führten aufgrund der dauernden gedanklichen Beschäftigung mit dem Thema zu schrittweisen Fortschritten. Die Frage, waren die Klassiker so dumm, wie die Neoklassiker sie beschreiben, oder sind die Neoklassiker zu dumm, sie zu verstehen, ist heute beantwortet. Dieser Unsinn ist normal aus den Gründen, die Kuhn beschreibt. Beispiel: Die Physiokraten sollen Land zum einzigen neoklassischen Produktionsfaktor erklärt haben?

Darstellung klassischer ökonomischer Theorie aus klassischer Sicht - nicht aus neoklassischer Sicht

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Verschiedene Artikeln über klassische Ökonomen oder Themen klassischer Ökonomen habe ich ergänzt, niemals etwas gestrichen. Aber das hat Grenzen, da die neoklassische Sicht falsch, aber in allen Textbüchern zu finden ist. Warum dies ein notwendiger Unsinn in den Betrachtungen von Wissenschaftlern über Vorgängertheorien ist, hat Thomas Kuhn erklärt.

Die Wikipedia-Regel, so zu schreiben, dass auch der Gegner einverstanden sein kann, geht in diesen Fällen oft nicht. In Wikipedia müsste nebeneinander die heutige Sicht der Textbücher stehen, obwohl sie falsch ist, wie die Eigensicht der klassischen Ökonomen, damit deren Logik verstanden werden kann. Diese Eigensicht der Klassiker wird aber von anderen Nutzern als "neues" Wissen empfunden, das in Wikipedia nichts zu suchen hat. Beispiele: Die Physiokraten oder deren Guru Quesnay haben nach heutiger Sicht behauptet, nur die Landwirtschaft wäre produktiv. Das habe sie so auch gesagt, weil die eigentliche Begründung ihnen den Kopf gekostet hätte. Industrie und Handwerk sind "steril", also nur die Landwirtschaft produktiv, weil aufgrund der Einkommensverteilung Industrie und Handwerk nur für Adel und Kirche arbeiteten, die ja zur Reproduktion nichts beitragen. Damit verwandt der Begriff "unproduktive Arbeit": dieser Begriff hat nur bei einem Input-Output-Denken Sinn, bei dem Zeit und Reproduktion eine Rolle spielen. Er ist daher neoklassisch Unsinn, weil die Neoklassik eine Einbahnstrasse von Produktionsfaktoren zu Gütern zu Konsumentenbefriedigung ist. Ob das neoklassische Allgemeine Gleichgewicht stabil oder labil ist, wird nicht gefragt.

Ich versuche mich mit Respekt für andere Autoren durchzumuddeln, finde es aber unbefriedigend.