Benutzer:Cup of Coffee/Gedanken zu den Relevanzkriterien
Zu den auf Aggregat 7 [1] vorgetragenen Uberlegungen möchte ich noch 3 unterschiedliche Aspekte ergänzen:
Bedeutung der Kriterien
BearbeitenDie Relevanzkriterien waren ursprünglich Einschlusskriterien, die anzeigen sollten, zu welchen Themen auch Stubs (Ein-bis Drei-Satz-Artikel mit nur den allernotwendigsten Informationen) stehen bleiben können oder es die Mühe lohnt, nicht-neutrale Artikel umzuschreiben.
Die sinnvolle Überlegung die folgte, war Werbung und nicht überprüfbare Selbstdarstellungen anhand einfach nachvollziehbarer Kriterien aussortieren zu können, ohne wichtige Informationen zu verlieren. Artikel über Garagenbands können halt garnicht überprüft werden oder sind nur anhand eines Schülerblogs eines sicher nicht neutralen Beteiligten belegbar.
Somit war klar, dass solche Artikel nicht per so in die Wikipedia gehören, um die Ausbreitung fehlerhafter Inforamtion und eine unfreiwillige Funktion als Werbeprospekt zu vermeiden. Gab es in der Lokalzeitung einen Artikel zur Band, sah die Sache schon etwas besser aus, da war wenigstens ein Redakteur am Werk, aber vielleicht war es auch der Vater des Drummers. Schaffte es die Band in die Süddeutsche, war die Sache relativ sicher.
Daraus ergab sich schließlich die Forderung nach Belegbarkeit. Da stellt sich schnell die Frage, was ein guter Beleg ist. Muss er von jedem fachkundigen Wikipedianer verstanden werden? Portugisischsprachige Quellen zur Zoologie fallen dann wohl aus. Muss er frei zugänglich sein? Physical Review Letters fallen dann wohl aus. Usw. Online-Quellen hingegen haben einen anderen Nachteil: Sie sind leichter manipulierbar und fallen mitunter nach ein paar Jahren weg, wenn sich der Server verabschiedet, die Seite gelöscht wird, was auch immer.
Schließlich wurden in der deutschsprachigen Wikipedia die Relevanzkriterien von Einschluss- zu Ausschlusskriterien.
Doch damit nicht genug: Da bestimmte in der Regelentwicklung dominante Administratoren ihre privaten Vorlieben haben, entwickelten sich Gummiparagraphen, die dann einen S-Bahnhof im Ruhrgebiet mit 50.000 Umsteigern am Tag irrelevant, eine nur eine paar Jahre genutzte U-Bahnhaltestelle in Berlin "wegen ihrer historischen Bedeutung" hingegen relvant machten. Spätestens an solchen Punkten zeigt sich, dass die sinnvollen Einschlusskriterien als Ausschlusskriterien nicht sinnvoll sind.
Gefahren durch Klagen
BearbeitenWarum sollte mein Zahnarzt nicht in die Wikipedia eingehen oder meine Oma? Es spricht zunächst nichts dagegen. Ein Problem würde jedoch dann entstehen, wenn einem Arzt, Rechtsanwalt oder wem auch immer ein materieller oder sonstiger Schaden durch einen Fehler in der Wikipedia entstünde. Dies gilt natürlich auch für "relevante" Personen. Bei denen jedoch dürften oft genug Nutzer vorbeischauen und ggf. sichtbare Fehler beheben, bei meiner Oma hingegen würde es sehr lange dauern, bis jemand den Fehler bemerkt, ebenso bei meinem Zahnarzt. Dies ist im Grunde das einzige stichhaltige Argument gegen ein wikipedianisches Weltpersonenverzeichnis.
Meine Herangehensweise ist dennoch eine andere: Ich frage mich, was interessiert den Leser? Eine Seite, die viele Leser interessiert wird oft besucht, Fehler werden schnell gefunden. Zudem kann eine stabile Version schnelle Abhilfe gegen Vandalismus bieten.
Nun dürfte das Leserinteresse für Quark-Gluonen-Zustände auch nicht unbedingt gewaltig sein, allerdings werden solche Artikel in der Regel auch nur von Fachleuten gesucht. Das unterscheidet hochfachspezifische Artikel von Garagenbands, die nur von den Beteiligten und ihrer Peergroup aufgesucht werden. Die Gleichzeitigkeit von allgemeiner und mannigfacher Fach-Enzyklopädie ist zudem gerade eine weitere Besonderheit der Wikipedia.
Mein Motto ist: Relevant ist, was die Leser interessiert.
Artikel über Fiktives
BearbeitenKurz gesagt gilt in der deutschsprachigen Wikipedia: Relevant ist Fiktionales bis Ende des 19. Jahrhunderts, alles was danach kommt ist erstmal irrelevant. Die deutschsprachige Wikipedia lässt Einzelartikel zu Figuren wie Captain Kirk oder Mr Spock von der Enterprise nicht zu, im Gegensatz zu allen anderen Sprachausgaben. So existieren etwa in der indonesischen Ausgabe durchaus Arikel zu dem Weltraumcowboy und seinem vulkanischen Vize. Diese Figuren kennen vermutrlich mehr Menschen auf der Erde als Jason von den Argonauten (relevant, da klassisches Altertum, Homer).
Die Begründungen dafür wechseln. Mal gibt es keine guten Quellen, mal ist der Artikel per definitionem Fanzine, mal war der Sammelartikel ein mühsam erarbeiteter Kompromiss (es darf bei Star Treck einen Sammelartikel zu Figuren aus Star Treck geben, bei Babylon 5 wurde auch dieser gelöscht, weil B 5 halt nicht so relevant wie Star Treck sei, ein klassischer Zirkelschluss, immerhin wurde der Artikel anch langer Zeit wieder hergestellt).
Gerade bei den Artikeln zu Fiktivem wird gerne beklagt, dass sie niemand verbessern würde, oft in den Löschdiskussionen sogar die Nichtverbesserung in diesen 7 Tagen als Beleg genommen. Dass die Autoren keine Lust haben, viele Stunden Arbeit zu investieren, die doch wieder vernichtet wird (selbst Artikel wie WARP-Antrieb, an den mehr als 100 Autoren beteiligt waren, wurden 2006 gelöscht, viele Autoren verließen daraufhin die deutschsprachige Wikipedia), leuchtet in der "Löschhölle" niemanden ein, ein weiterer klassischer Zirkelschluss.
Auch hier sollte gelten: Relevant ist, was die Leser interessiert!