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Wasserturmplatz | |
---|---|
Platz in Berlin | |
Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Prenzlauer Berg |
Angelegt | 1915 |
Einmündende Straßen | Rykestraße, Straßburger Straße |
Bauwerke | Wasserturmanlage bestehend aus zwei Gebäuden |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußgänger, Fahrradfahrer, Privater Verkehr |
Technische Daten | |
Platzfläche | 19.047 m² (ohne Bürgersteig) |
Der Wasserturmplatz ist ein Platz mit einem historischen Wasserturm in Berlin-Prenzlauer Berg, in der Nähe des Prenzlauer Berg Museum und der Synagoge Rykestraße. Der Wasserturmplatz steht als Gartendenkmal unter denkmalschutz.[1] Des weiteren befindet sich dort auch das Ensemble Wasserturmplatz bestehend aus Wasserturm, Tiefbehälter, Steigrohrturm, Maschinenhaus und Schwimmerhäuschen. Es steht als Bauensemlbe unter denkmalschutz. Der Wasserturm ist heute der älteste in Berlin [2] In Reiseführern wird der Turm oft mit dem Alternativnamen dicker Hermann betitelt.[3][4]
Geschichte
BearbeitenBauensemble Wasserturmplatz
BearbeitenDas unter denkmalschutz stehende Bauensemble Wasserturmplatz besteht aus Wasserturm, Tiefbehälter, Steigrohrturm, Maschinenhaus und Schwimmerhäuschen.
Steigrohrturm und Tiefbehählter
BearbeitenIm Jahre 1852 wurde ein Steigrohrturm mit Wasserbehälter in Betrieb genommen. Er war bestandteil des ersten Berliner Wasserwerkes, welches vom den englische Ingenieur Henry Gill 1856 fertiggestellt wurde, vor dem Stralauer Tor und versorgte damals 400.000 Einwohner von Berlin mit Wasser. Der Steigrohrturm war hier für den Druck in den Wasserleitung züstandig, welcher in Kombination mit einer Sohle in der Tiefstadt einen Wasserfluss nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren bereitstellte. Ergänzend zu dem Steigrohrturm und dem Wasserwerk ließ Gill 1877 anstelle des offenen Bassins einen unterirdischen Wasserpeicher mit einem Fassungsvermögen von 3.300 m³ unter dem Windmühlenberg erbauen. Das Wasser in dem Wasserspeicher wurde nicht von der Oberfläche von Seen und Flüssen entnommen, sondern stammte aus einem Tiefbrunnen, sodass das natürliche Uferfiltrat genutzt werden konnte. [5][6] Mit der Zeit wuchs die Stadt immer mehr Richtung Norden, sodass der Steigrohrturm nicht mehr den benötigten Druck erzeugen konnte. [7]
Wasserturm
Bearbeiten→ Hauptartikel Wasserturm Prenzlauer Berg
So wurde zwischen 1875 bis 1877 ein Wasserturm mit integriertem Hochbehälter und Werkswohnungen und zwei angrenzenden Maschinenhäusern erbaut. Den Wasserturm entwarf hier der Architekt Wilhelm Vollhering. Der Wasserturm ist in sechs Stockwerke gegliedert[7] worden und das Fassungsvermögen des darüber liegenden Hochbehälter betrug 7.115 m³.[5] Der neue Wasserturm erzeugte genügend Druck, sodass das gesamte nördliche Stadtgebiet Berlins mit Wasser versorgt werden konnte.[6] Aufgrund der verbesserten Wasserversorgung trug der Wasserturm maßgeblich zu Entwicklung des damaligen Arbeiterbezirks bei.[7]
Verschiedenste Veränderungen im Umfeld des Werkes führten im Jahre 1914 zur Stilllegung des Wasserwerkes der Berliner Wasserwerke. Die Maschinen und Kessel wurden aus dem rund 1000 m² großen Maschinenhaus I abgebaut.[8] Der Hochbehälter des neuen Wasserturmes blieb jedoch bis 1952 in Betrieb. Es wurde ein Durchbruch zwischen den beiden unterirdischen Wasserspeicher gemacht, sodass die aus dem Wasserspeicher entstandenden Kellerräume fortan als Lagerhallen genutzt werden konnten.[5]
Im Jahre 1916 befand sich im Maschinenhaus I eine Volksküche.[9][8]
Ende Januar 1933 beschlagnahmten SA-Truppen das Gelände des Wassertumplatz[8] und infolgedessen wurde im Maschinenhaus I[8][6] ein temporäres Konzentrationslager errichtet. Zudem wurden einzelne der vorher geschaffenen Kelleräume als sogenanntes wildes Konzentrationslager missbraucht.[5] In ihm wurden Dissidenten ohne Urteil interniert und ermordet. Das KZ wurde gezielt auf dem Gelände aufgrund einer seiner zentralen Lage errichtet, sodass durch die neuerrungene Machtposition gezielt Angst in der Bevölkerung geschürt werden konnte. Die Versorgung der inhaftierten erfolgte über ein nahe liegendes SA-Sturmlokal, von welchen täglich zwei Eimer Essen geholt werden mussten. Sanitäreinrichtungen waren in dem KZ nicht vorhanden. Im Juni 1933 begonnen die Umbauarbeiten des Wasserturmlagers zum SA-Heim Wasserturm. Das SA-Heim wurde am 20. Juni durch den Bezirksmeister Krüger und den SA-Oberführer Fiedler eingeweiht. Die Maschinenhaus I wurde von einem KZ zu einem Ess - und Aufenthaltsraum und das Maschinenhaus II zu einem Schlafsaal für obdachlose SA-Männer. Im Herbst 1935 wurde das SA-Heim aufgrund der Reorganisation der Parteigruppe aufgelöst. Im Zuge des dessen wurde das Gelände zu einer öffenlichen Grünanlage zurückgestaltet und das Maschinenhaus I wurde gepsrengt.[7][8] Eine neue Erholungsstätte wurde am 1. Mai 1937 vom Bezriksbürgermeister Karl Bombach einegeweiht. [8]
In den Kriegsjahren des zweiten Weltkrieges von 1940 - 1945 wurde im kleinen Wasserspeicher ein Luftschutzbunker eingerichtet. Nach dem Ende des zweiten Weltkireges verkam das Gelände allmähliche zu einem Müllplatz.[8] 1950 wurde er von der Straßenreinigung weiterverwendet.[5] Im selbigen Jahr wurde das Gelände zu einer Grünanlage wieder hergerichtet. So wrde auf dem Gelände des gesprengten Maschinenhaus I ein Spielplatz errichtet.[8] Für die Opfer des KZ im Maschinenhaus wurde ein Gedenkstein aufgestellt. 1953 wurde er erneuert[10], jedoch auch schon 1981 durch eine Gedenkwand aus Klinkersteinen ersetzt.[7]
Bis zur Weidervereinigung der Volkseigene Betrieb wurden die geschaffenen Kellerräume als Lagerhallen einer Fischverarbeitungsfirma genutzt. [5][7] Die Werkswohnungen im Wasserturm haben sie bis heute erhalten. Sie wurden zu Zeiten der DDR von der Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV) verwaltet. und gingen nach 1990 in den Bestand der Wohnungsbaugesellschaft in Prenzlauer Berg über. Im selbigen Jahr wurde das Bauensemble unter Denkmalschutz gestellt.[5] Letztendlich gingen die Wohnungen in dem Wasserturm durch die Fusion der Gewobag mit der Wohnungsbaugesellschaft in Prenzlauer Berg in das Eigentum des Gewobag über. Im Rahmen der denkmalsschutzauflagen wurde im Jahre 2000 Bäder, Stränge, Heizung und Fenster modernisert.[11]
Seit 1992 werden die unterirdischen Wasserspeicher für temporäre Kunstprojekte genutzt worden. Ein Konzept Anfang der 1990er Jahre von dem Umbau des unterirdischen Wasserbehälters zu einem Kulturzentrum mit Bibliothek wurden jedoch aufgrund des Kostenintensivität verworfen.[7]
Wasserturmplatz
BearbeitenDer Wasserturmplatz wurde 1915, ein Jahr nach der Außerbetriebnahme des Wasserturmes, durch den Berliner Gartendirektor Albert Brodersen als Schmuckplatz gestaltet. Der Schmuckplatz wurde 1935 durch Gartendirektor Paul Mittelstädt ausgestaltet.[6] 1967 wurde der Schmuckplatz durch den VEB Stadtgrün im Auftrag des damaligen Bezirksgartenamtes Prenzlauer Berg restauriert. Auf Initiative einer Autorin wurde 2005 ergänzend eine Informationstafel errichtet.[8] Im Jahre 2007 wurde die Sanierung der Gesamfläche Wasserturmplatz abgeschlossen. So wurden hier neben 15 000 Rosenstöcke und 10 000 weiteren Gehölzen auch ein kleiner Weinberg durch die Unterstützung von Wiener Weingärtnern angelegt.[7]
Beschreibung
BearbeitenDer Platz wird durch eine Erhebung, unter welcher sich das einzige Wasserbecken befand, und durch das Bauensemble des Wasserturm bestehend aus Wasserturm, Tiefbehälter, Steigrohrturm, Maschinenhaus, und Schwimmerhäuschen charakterisiert. Auf der Erhebung breitet sich eine kleine Platzfäche aus, auf der sich ein kleiner runder Pavillon befindet. Die Ränder der Erhebung werden durch eine Baumbepflanzung akzentuiert. Die süd-westliche Seite der Erhebung hebt sich durch ihre treppenförmige Gestaltung hervor, die es ermöglicht als Treppe und Sitzfäche genutzt zu werden. In Luftlinie des Pavillion befindet sich in nord-östlicher Richtung ein runder Wasserturm, welcher mit beigen Backsteinen verklinkert ist. An der östlichen Seite des Platzes befindet sich ein Kinderspielplatz und an nord-westlicher Seite ein Fußballplatz sowie ein halber Basketballplatz.
Gedenken
BearbeitenAm Wasserturmplatz erinnern zwei Gedenktafeln an die Opfer des KZ im Kessel- und Maschinenhaus des Wasserwerkes:
Datierung | Bild | Inschrift | Anmerkungen |
---|---|---|---|
6. Dezember 2005 | Gedenktafel für die Opfer des KZ in der Maschinenhalle des ehemaligen Wasserwerkes:
turmgelände ein frühes nationalsozialistisches Konzentrationslager. Am Ende der Weimarer Republik hatten bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen den Aufstieg der NSDAP zur stärksten politischen Partei begleitet. Durch die Unterstützung rechtskonservativer Kreise wurde Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt. Um seine Macht zu festigen, begann das NS- Regime einen Terrorfeldzug gegen Andersdenkende. Das wichtigste Mittel dabei waren die Konzentrationslager.
Halle an der Kolmarer Straße verhörten und folterten SA-Wachmannschaften die Festgenommenen. Es wurden vor allem politische Gegner hierher verschleppt. Gründe für eine "Schutzhaft" konnten auch die Zugehörigkeit zum Judentum, persönliche Feindschaften oder bloße Rachgier sein. Durch seine zentrale Lage in Prenzlauer Berg trug das Konzentrationslager dazu bei, in der Bevölkerung Angst vor einer Gefangennahme zu schüren. Mit dem Abriss des Maschinenhauses im Juni 1935 wurden alle Spuren des Konzentrationslagers beseitigt. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes veranlasste 1950 die Aufstellung eines Gedenk- steines, der 1981 durch eine Gedenkwand ersetzt wurde. |
Die Tafel wurde 2011 erneuert, da sie vermutlich durch Beschuss stark beschädigt wurde.[12] | |
6. Dezember 2005 | Gedenktafel für die Opfer des KZ in der Maschinenhalle des ehemaligen Wasserwerkes:
wurden hier aufrechte deutsche Widerstandskämpfer Opfer faschistischer Mörder. Ehret die Toten durch den Kampf für eine friedliche Welt! |
Die Tafel befindet sich auf einer Gedenkmauer aus roten Klinkern, unterhalb des Wasserturms |
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Eintrag in der Denkmaldatenbank. In: berlin.de. Landesdenkmalamt Berlin, abgerufen am 4. Juni 2020 (deutsch).
- Eintrag der Wasserturmnalage in der Denkmalliste. In: berlin.de. Landesdenkmalamt Berlin, abgerufen am 4. Juni 2020 (deutsch).
- Eintrag des Wasserturmes in der Denkmaldatenbank. In: berlin.de. Landesdenkmalamt Berlin, abgerufen am 4. Juni 2020 (deutsch).
- Bernd Wähner: Vom Wasserwerk zur Naherholung. In: berliner-woche.de. Berliner Woche, abgerufen am 6. Mai 2020 (deutsch).
- Historisches Bild des Steigrohrturm mit dem Wasserbehälter. Abgerufen am 5. Juni 2020.
Literatur
Bearbeiten- Dietmar Arnold, Ingmar Arnold, Frieder Salm: Dunkle Welten: Bunker, Tunnel und Gewölbe unter Berlin. Christoph Links Verlag, ISBN 978-3-86153-129-6, S. 23 - 25 (bei Google Books).
- Wolfgang Benz, Barbara Distel: Der Ort des Terrors: Ort des Terrors: Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 2 Frühe Lager Dachau, Emslandlager, 2005, ISBN 978-3-406-52962-7, S. 52 - 54 (bei Google Books).
- Shahrooz Mohajeri: 100 Jahre Berliner Wasserversorgung und Abwasserentsorgung 1840-1940. 1. Auflage. Franz Steiner Verlag, 2005, ISBN 978-3-515-08541-0, S. 51 (320 S., bei Google Books).
- Jens U. Schmidt: Wassertürme in Berlin. Hauptstadt der Wassertürme. Regia Verlag, Cottbus 2010, ISBN 978-3-86929-032-4.
- BusB I. In: Berlin und seine Bauten. 1896, S. 317–318.
- Bau- und Kunstdenkmale Berlin I. 1983, S. 385–386.
- Berliner Lokal-Anzeiger. S. 1916.02.06; 1925.10.20.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Liste, Karte, Datenbank / Landesdenkmalamt Berlin. Abgerufen am 4. Juni 2020.
- ↑ Liste, Karte, Datenbank / Landesdenkmalamt Berlin. Abgerufen am 4. Juni 2020.
- ↑ Berliner Zeitung: Familie Lukoschat wohnt im Wasserturm in Prenzlauer Berg. Oft klingeln Fremde, die sich ein Leben in dem Haus nicht vorstellen können: Außen rund und innen eckig. Abgerufen am 5. Juni 2020 (deutsch).
- ↑ Park am Wasserturmplatz (Berlin). In: offene-naturfuehrer.de. Abgerufen am 4. Juni 2020 (deutsch).
- ↑ a b c d e f g Dietmar Arnold, Ingmar Arnold, Frieder Salm: Dunkle Welten: Bunker, Tunnel und Gewölbe unter Berlin. ISBN 978-3-86153-129-6, S. 23 - 25 (google.de).
- ↑ a b c d Wasserturm | pankow-weissensee-prenzlauerberg.berlin. Abgerufen am 5. Juni 2020.
- ↑ a b c d e f g h Vom Wasserwerk zur Naherholung. Abgerufen am 4. Juni 2020.
- ↑ a b c d e f g h i Wolfgang Benz, Barbara Distel, Angelika Königseder: Der Ort des Terrors: Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. C.H.Beck, 2005, ISBN 978-3-406-52962-7 (google.de [abgerufen am 6. Juni 2020]).
- ↑ Wasserturm an der Knaackstraße: Wohnen in einem historischen Tortenstück. Abgerufen am 5. Juni 2020.
- ↑ ref Gedenkstein
- ↑ Constanze Nauhaus: Wasserturm: Stimmt es, dass... ? In: Prenzlauer Berg Nachrichten. 12. Januar 2017, abgerufen am 5. Juni 2020 (deutsch).
- ↑ Gedenktafeln in Berlin - Gedenktafel Anzeige. Abgerufen am 4. Juni 2020.
Koordinaten: 52° 32′ 1,6″ N, 13° 25′ 5,5″ O