Philipp Platz (* 1. Mai 1827 in Wertheim/Main; † 30. Juni 1900 in Karlsruhe) war ein deutscher Geologe und Paläontologe.
PLATZ war Lehrer für Naturwissenschaften an der Höheren Bürgerschule in Emmendingen und später am Realgymnasıium in Karlsruhe.
3 Badische Geologische Landesanstalt „Am 10. Dezember 1887 fand im Ministerium des Innern unter Vorsitz des Staatsministers L. TURBAN eine Konferenz über die Aufgaben der zu errichtenden Behörde statt, an der A. KnOP, PH. PLATZ, H. ROSENBUSCH, G. STEINMANN und W. VOGELGESANG teilnahmen. Nach der Niederschrift soll die geologische Landesaufnahme einen wissenschaftlichen Charakterbesitzen, aber auch praktischen Bedürfnissen entgegenkommen, z.B. für die Wasserversorgung sowie den Eisenbahn- und Straßenbau nutzbar sein. An Personal sind einnebenamtlicher Direktor, beamtete Landesgeologen und sonstige Mitarbeiter vorgesehen. Die beigeordnete ’Berathende Kommission’ hat besonders die Aufgabe, unter dem Vorsitz des Direktors den jährlichen Tätigkeitsplan und dıe Durchführung der Feldarbeiten auf den Blättern der Topographischen Karte 1: 25 000 festzulegen.
Philipp Platz f,Großh. Professor a. D.Die Schule und die Wissenschaft haben am 30. Juni d. I.unerwartet schnell einen recht empfindlichen Verlust erlitten; Pros,vr. Philipp Platz erlag einem körperlichen Leiden, daß ihnseit Neujahr 1891 von seiner Berufsarbeit abgehalten hatte undinfolge dessen er auch um seine Zuruhesetzung nachsuchen mußte,die ihm zu Weihnachten 1891 gewährt worden war. Wirzweiselnnicht daran, daß wir dem Wunsche vieler Schüler,. Freunde undVerehrer des Verewigten entgegenkommen, wenn wir an dieserStelle eine kurze biographische Skizze veröffentlichen: Geboren am1. Mai 1827 ,ju Wertheiiil, als Sohn des Professors Platz amdortigen Gymnasium, durchlief der zu den schönsten Hoffnungenberechtigende, reichbegabte Knabe rasch die Schulen seiner Geburts-stadt und bestand bereits im 17. Lebensjahre (1844) die Abiturien-tenprüsung, in einem Alter, welches den Besuch der Hochschulenoch nicht gestattete; das freie Semester benützte er übrigens, uinsich ganz seinem Lieblingsstudium — den Naturwissenschaften —hinzugeben. Im Sommer 1845 hörte er naturwiffenschaftlicheKollegien in Heidelberg, um bereits im Herbst zum Besuch desPolytechnikums nach Karlsruhe überzusiedeln, in der Absicht, sichdem Bergsach zu widmen. Der Ausbruch der Revolution scheintdiese Absicht durchkreuzt zu haben; denn sofort nach vollendeten Studienbegegnen wir ihm als Assistent im chemischen Laboratorium des Pro-fessors vr. Weltzien, unter dessen Anleiturlg er Gelegerlheit fand,sich l 1 /» Jahre lang im Experimentieren für den Unterricht zuüben und vorzubereiten. Angesichts der ungünstigen Lage allertechnischen Betriebszweige kurz nach dem sogenannten „tollen Jahre",entschloß sich der junge Gelehrte ins Lehrfach überzutreten und sokam er, nachdem er noch die Prüfung über Mathematik undNaturwissenschaften abgelegt hatte, im Herbst 1849 erstmals in denpraktischen Schuldienst, als Lehrer für Mathematik und Natur-wissenschaften, an die höhere Bürgerschule nach Emmendingen;seine Unermüdlichkeit bestimmte ihn, neben dem angestrengte»Schuldienst, mehrere Jahre hindurch auch noch Unterricht imZeichnen und in der Geometrie an der dortigen Gewerbeschule und'in den Naturwissenschaften, sowie in der Geometrie an der benach-barten Ackerbauschule Hochburg zu erteilen. Seine knappenMußestunden und die Ferien benutzte vr. Platz dazu,die Umgebung seines Wohnortes, insbesondere auch den geologisch so interessanten Kaiserstuhl wissenschaftlich zu untersuchen.Seine Inauguraldissertation: „Geognostische Beschreibung des un-teren Breisgau von der Hochburg bis Lahr" (mit geolog. Karte)war das Ergebnis dieser gewissenhaften Studien. Im Jahre^ 1863wurde vr. Platz als Professor an die neugegründete Höhere Bürger-schule der Residenz berufen, von welcher er zu dem, au§ der ge-nannten Anstalt im Jahre 1868 herausgewachsenen, Realgymnasiumüberging. 28 Jahre wirkte vr. Platz an dieser Schule mit uner-müdlichem Eifer und segensreichem Erfolg. Ganze Schülergenera-tionen verdanken seiner sorgfältigen und treuen Anleitung dreGrundlagen chrer naturwissenschaftlichen und mathematischen Bild-ung. An der höheren Bürgerschule, wie am Realgymnasium wares seine Aufgabe, die mathematischen Lehrmittel und die natur-wissenschaftlichen Sammlungen neu einzurichten und ms-desondere, unterstützt von der Munifizenz der städtischenKollegien, das chemische Laboratorium in mustergültigerWeise zu reorganisieren. Professor Or. Platz wareine durchaus einfache und gerade Natur; rüstig und fest, wieseine Körperkraft, so war auch seine geistige Potenz bis äuifeinemSterbetage ungeschwächt und ungebrochen. Was ihm sein Schul-dienst an freier Zeit ließ, verwendete er in Karlsruhe, wie auchim Markgräfler Lande, zu planmäßig durchgesührten geologischenUntersuchungen, die er schließlich auf das ganze liebe Badenerlandausdehnte. — Seinem Forscherfleiße verdanken wir nach dieserRichtung hin eine ganze Reihe wertvoller Monographien undkartographischer Arbeiten. Außer dem Breisgau unterzog er dieSektionen Lahr und Offenburg, Forbach und Ettlingen, dieTriasbildungen des Tauberthals, die Steinsalzlager bei Wyhlen,das Rhein- und Pflnzthal, das Nrckarthal und den Kraichgan ein-gehenden Untersuchungen; sehr geschätzt wird seiue geologische Ge-schichte der Alpen, seine topographisch-geologische Studie über dieHornisgrinde und später über den ganzen Schwarzwaldund den Wasgau, sowie seine interessante geologischeSkizze des Großherzogtums, mit einer Uebersichtskarte in1:400 000 und Profilen. Außerordentlich thätig warPros. vr. Platz im naturwissenschaftlichen Vereine. Im großenKriege 1870/71 aber wird seine hilfsbereite Arbeit in der Trans-portabteilung des Männerhilfsvereins in und außerhalb des Landesunvergessen bleiben; zu den Auszeichnungen für diese Verdienste,Erinnerungskreuz, deutsche Kriegsdenkmünze und badische Feld-dienstauszeichnuug, kam im Frühjahr 1887 noch das Ritterkreuz1. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen. Die Stadt erfreuteden pflichttreuen Beamten bei seinem Ausscheiden aus dem aktivenDienste durch ein kostbares Ehrengeschenk, welches ihm der Stadt-vorstand Herr Oberbürgermeister Schnetzler mit herzlicher undanerkennender Ansprache feierlich überreichte. Noch neun Jahre»ach dieser Zuruhesetzung war es ihm vergönnt, in guter Gesund-heit der wohlverdienten Muße zu genießen; im naturwissenschaft-lichen und im deutsch-österreichischen Alpenverein hat er unter denen,welche seine Arbeitsfreudigkeit und seinen frohen Wauderdrangkannten, eine fühlbare Lücke gelassen. Die Zeit seiner fruchtbarstenund erfolgreichsten Thätigkeit uuifaßt wohl drei Dezennien, von1858 bis 1888
Leben
BearbeitenM A T E R I A L S A M L U N G
http://www.ogv-online.de/geschichte
Philipp Platz (geb. 1827 in Wertheim, gest. 1900 in Karlsruhe), Naturwissenschaftler, damals Professor am Realgymnasium in Karlsruhe; Foto aus W. Reiff: Jh. geol. L.-Amt Baden-Württ., 34 (1992).
https://sgt.agw.kit.edu/343.php
Der Lehrer am Realgymnasium in Karlsruhe Prof. Dr. Philipp Platz (*1827 in Wertheim -†1900 in Karlsruhe), war am 31.1.1870 Mitgründer und erster Vorsitzender der Sektion Karlsruhe des Deutschen Alpenvereins DAV (nur neun Monate nach Gründung des DAVs), Mitgründer des von Adolf Knop initiierten Oberrheinischen Geologischen Vereins am 17.8.1871 in Bad Rotenfels im Murgtal, und trug mit zahlreichen geologischen Beiträgen zu den Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins Karlsruhe bei [40].
[40] Naturwissenschaftlicher Verein (Karlsruhe): Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Karlsruhe. mit Beiträgen von Platz und Sandberger. 1868, link
https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11042099?page=73
http://www.alpinwiki.at/portal/navigation/erst-besteiger/erstbesteigerdetail.php?erstbesteiger=59232
Biografie:
Prof. Dr. Philipp Platz (+)
Die S. Karlsruhe des D. u. Oe. Alpenvereins hat mit dem am 30. Juni d. J. erfolgten Hinscheiden ihres Begründers und langjährigen Vorstandes einen schweren Verlust zu beklagen, den mit ihr in erster Linie auch die geologische Wissenschaft beklagen muss. Der Verstorbene hat sich um die geologische und geographische Landeskunde Badens während mehr denn drei Decennien fruchtbarer Arbeit unvergängliche Verdienste erworben, die hier kurz angeführt werden mögen. Abgesehen von kleineren Mittheilungen über interessante Mineralvorkommen, Versteinerungen und technisch wichtige Minerallagerstätten verdankt ihm die Kenntniss der geologischen Verhältnisse des Breisgaues, der Umgebungen von- Lahr und Offenburg, Forbach und Ettlingen, des Pfinzgebietes, des Murgthales, der Taubergegenden und des Kraichgaues ihre Grundlage oder doch vielfache Erweiterungen. Seine genaue Kenntniss des geologischen Baues Badens befähigten ihn wie keinen Anderen, in einem allgemeineren Werke über Baden die geologische Skizze zu übernehmen und die allgemeinen Resultate seiner Erfahrungen in besonderen Arbeiten über die Geologie des Rheinthales und die Bildungsgeschichte der oberrheinischen Gebirge zusammenzufassen.
Seinem scharfen Auge entgiengen nicht die Spuren einer alten, diluvialen Vergletscherung im Schwarzwalde, und er wurde dadurch einer der ersten Vertreter der zuerst von vielen Zweifeln angefochtenen, heute aber zum unbestrittenen Siege geführten Anschauung von weit herabreichenden ehemaligen Gletscherströmen im Schwarzwalde. Erst spät, als sich schon das hohe Alter an seinem Körper, nicht an seinem Geiste fühlbar machte, erlebte er noch die Anerkennung für seine früher so viel umstrittene Lehre von der Vergletscherung. Es war sein ausserordentlicher Fleiss und die Liebe zur Natur, die ihn neben dem an Mühen und Arbeit reichen Dienste an der höheren Bürgerschule in Emmendingen und später an der höheren Bürgerschule in Karlsruhe und am Realgymnasium eine solch Fülle wissenschaftlichen Materiales sammeln und verarbeiten liess. Daneben fand er immer noch Zeit, auch in Gesellschaften und Vereinen anregend zu wirken; der naturwissenschaftliche Verein in Karlsruhe verdankt ihm viele werthvolle Mittheilungen in Vorträgen, und aus seinem regen Interesse, für die Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse auch in weiteren Kreisen zu wirken, gieng die Gründung der S.Karlsruhe des D. u. Oe. Alpenvereins hervor.
Am 5. September 1869 erliess Platz im Kreise der Gesellschaft "Bärenzwinger", wo sich stets eine Anzahl bergfreudiger Männer zusammenfand, eine Einladung zur Gründung einer S. Karlsruhe des D. u. Oe. Alpenvereins. Diese Einladung erhielt 19 Unterschriften, und so kam es am 31. Jänner 1870 zur Gründung unserer Section, welche alsbald auf 36 Mitglieder anwuchs. Platz war Vorstand von 1870 - 1876. Im Jahre 1873 gehörte er auf der Generalversammlung in Bludenz zu denjenigen, welche dort trotz Widerspruches energisch für die Vereinigung des Deutschen mit dem Oesterreichischen Alpenverein eintraten, wodurch der D. u. Oe. Alpenverein geschaffen wurde.
Als die S.Karlsruhe ihr 25jähriges Bestehen feierte, übernahm Prof. Platz die Abfassung der Festschrift und entledigte sich dieser Aufgabe in ganz vorzüglicher Weise. Es war seine letzte Gabe für die Section. Ueber seine Gletschererfahrungen im Schwarzwalde erfreute er die Section noch vor wenigen Jahren durch einen interessanten Vortrag. Bis zuletzt nahm er regen Antheil an wissenschaftlichen Fragen, und sein Geist war ungetrübt vom Alter bis zu seinem Ende. Prof. Dr. Philipp Platz war am 1. Mai 1827 zu Wertheim als Sohn des Geh. Hofrathes Chr. Platz geboren, studierte in Heidelberg Mathematik und Naturwissenschaften und bezog die technische Hochschule in Karlsruhe in der Absicht, sich dem Bergfache zu widmen. Die Revolutionsjahre und ihre ungünstigen Folgen für alle technischen Betriebszweige Hessen ihn aber in das Lehrfach eintreten, in welchem er von 1849 an in Emmendingen und von 1863 an in Karlsruhe mit reichem Erfolge thätig war, bis 1892 ein körperliches Leiden ihn zwang, in den Ruhestand zu treten, aus dem ihn am 30. Juni der Tod abrief. Wie viele Generationen dankbarer Schüler, so werden auch die Mitglieder des Alpenvereins und des naturwissenschaftlichen Vereines ihm ein dankbares und ehrendes Andenken bewahren.
Dr. C. Futterer-Karlsruhe
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1900, Folge 15, Seite 177-178
Geboren am:
01.05.1827
Gestorben am:
30.06.1900
Platz war 1871 Gründungsmitglied des Oberrheinischen Geologischen Vereins
Literatur
Bearbeiten- Geognostische Beschreibung des Unteren Breisgaus von Hochburg bis Lahr : mit einer geognostischen Karte und einer Profiltafel, Karlsruhe, 1858
- PLATZ, P.: Die Glacialbildungen des Schwarzwaldes. — 837-924, 10 Abb., 2 Taf. Mitteilungen der Großherzoglich Badischen Geologischen Landesanstalt, Heidelberg Bd. 2, 1893
- SALOMON, W.: PHILIPP PLATZ (Nachruf). — I-IV. Mitteilungen der Großherzoglich Badischen Geologischen Landesanstalt, Heidelberg Band. 4, 1903
Karten
Bearbeiten- Die zwischen 1858 und 1873 erschienenen 15 Blätter der „Geologischen
Karte des Großherzogthums Baden“ 1:50000 wurden von SANDBERGER, JULIUS SCHILL (1821-1880), WOLFGANG MORITZ VOGELGESANG (1826-1888), CARL ALFRED ZITTEL (1839-1904) und PHILIPP PLATZ (1827-1900) ın den Jahren 1856 — 1871 aufgenommen (Abb. 3-7).
- Tab. 1: Die geologischen Karten des Großherzogthums Baden 1:50 000, herausgegeben 1858-1873
21 Ettlingen P. Platz 1868/1870 Carlsruhe Erläutert in "Geologische Beschreibung der Umgebungen 1873 von Forbach und Ettlingen". - Beitr. z. Statistik d. inneren Verwaltung d. Grhzgth. Baden, 33.
- 25 Forbach P. Platz 1869 Carlsruhe nu: 22
- 26 Offenburg P. Platz Carlsruhe Erläutert in "Geologische Beschreibung der Umgebungen
1867 von Lahr und Offenburg". - Beitr. z. Statistik d. inneren Verwaltung d. Grhzgth. Baden, 25.
- 30 Lahr P. Platz Carlsruhe s. Nr. 26
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
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Kategorie:Geologe
Kategorie:Deutscher
Kategorie:Geboren 1827
Kategorie:Mann
Personendaten | |
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NAME | Platz, Philipp |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Geologe |
GEBURTSDATUM | 1. Mai 1827 |
GEBURTSORT | Wertheim |
STERBEDATUM | 30.6.1900 |
STERBEORT | Karlsruhe |