Staatsplanthema 14.25 war die Bezeichnung für die staatlichen Vorgaben, die in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zum Aufbau eines umfassenden Systems des staatlich organisierten und geförderten Dopings, also des systematischen Einsatzes leistungssteigernder Methoden und Medikamente bei Leistungssportlern sowie der Entwicklung entsprechender Substanzen, führten.

Doping vor 1974

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Bereits vor diesem „Staatsplan“ gab es eine weitreichende Dopingpraxis, vor allem mit anabolen Steroiden. Diese wurde allerdings dezentral von den verantwortlichen Trainern, Sportmedizinern und den Sportlern in den Sportgemeinschaften und Sportclubs gesteuert. Es entwickelte sich das so genannte „wilde“ Doping aufgrund des Leistungsprinzips im Sport (siehe Spitzensport in der DDR), das für die sozialistische Gesellschaft der DDR einmalig war. Die Sportler und Sportclubs verfolgten ihre eigenen Ziele, da sie, abhängig von ihren Erfolgen, Prämien und Gehälter erhielten.[1] [2]

Der Staatsplan

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Gründe für den Plan

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Der SED-Staat verlor zunehmend die Kontrolle über die Dopingvorgänge. Da ab 1974 verbesserte Dopingkontrollen bei internationalen Wettkämpfen erfolgten, die nun auch Anabolika nachweisen konnten, befürchtete die Sportführung, das durch den Leistungssport gewonnene internationale Ansehen der DDR, könnte durch Dopingfälle von DDR-Sportlern beschädigt werden.[3] [4]

Umsetzung und Durchführung des Plans

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Demzufolge entstand am 23. Oktober 1974 ein Staatsplan zur konsequenten Zentralisierung der Erforschung und Anwendung des Dopings, der die Dopingpraxis konspirativ weiterführen sollte. Die Grundlage dafür bildete ein Beschluss des Zentralkomitees der SED vom 14. Juni 1974, der auf einer Vorlage der Leistungssportkommission der DDR basierte.

Infolgedessen bildete sich die Arbeitsgruppe „unterstützende Mittel“ („UM"). Zu den Aufgaben zählten u.a. die Erforschung der Kraftfähigkeiten in den Bereichen Wurf, Stoß und Sprung. Des Weiteren sollte der Einsatz von „UM" im Bereich der Ausdauer im Schwimmen und Skifahren im Training sowie im Wettkampf geprüft werden. Auch die Verwendung und Entwicklung von „UM“ für die Verkürzung von Lernzeiten, insbesondere im Turnen, bildete einen Aufgabenbereich der Forschungsgruppe. Ein anderer Bereich des Plans bestand in der Kontrolle der Anwendung und ihrer Wirksamkeit. Dabei wurde aufgrund der Geheimhaltung nur in einzelnen Sportarten geforscht, deren Ergebnisse im Idealfall auf andere Sportartengruppen übertragen werden sollten.[5]

Beteiligte Personen, Kooperationspartner und Mitwisser

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Packung Oral-Turinabol (DDR-Museum Berlin)

Die Initiative des zentral gesteuerten Dopings ging von der Sportführung der DDR aus und war damit auch höchsten Parteigremien und staatlichen Stellen bekannt bzw. wurde von diesen gebilligt, auch wenn man Doping offiziell ablehnte. Bei dem Staatsplan handelte es sich um vorgegebene Aufgaben, die von den Forschungseinrichtungen erfüllt werden sollten.[6]

Zu den am Staatsplan beteiligten Einrichtungen zählten unter anderem das Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport in Leipzig, das Zentralinstitut für Mikrobiologie und experimentelle Therapie in Jena und die Militärmedizinische Akademie Bad Saarow im Bereich der Forschung sowie der VEB Jenapharm und das Arzneimittelwerk Dresden als Hersteller der verwendeten Präparate. Hauptsächlich eingesetzt wurden Anabolika wie die in der DDR entwickelten Substanzen Oral-Turinabol, Androstendion und Mestanolon.

Die ranghöchsten Funktionäre, die für ihre Rolle im Rahmen des Dopingsystems der DDR wegen Beihilfe zur Körperverletzung rechtskräftig zu Bewährungsstrafen verurteilt wurden, waren Manfred Ewald, Präsident des Deutschen Turn- und Sportbunds (DTSB) und später auch des Nationalen Olympischen Komitees der DDR, Manfred Höppner, der Vizechef des Sportmedizinischen Dienstes der DDR, und Lothar Kipke, der Chefarzt des Deutschen Schwimmsport-Verbandes der DDR.

Weitere beteiligte Personen und Mitwisser waren u.a. Günter Erbach (Direktor der Forschungsstelle der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig), Horst Röder (Vizepräsident des DTSB), Hans Schuster (Direktor des sportmedizinischen Dienstes) und Erich Mielke (Minister für Staatssicherheit und Vorsitzender der Sportvereinigung Dynamo).

Ermittlungen nach 1990 ergaben, dass wahrscheinlich rund 400 Ärzte, Trainer und Funktionäre direkt in das System involviert waren.[7] Die Zahl der betroffenen Sportler, die zum Zeitpunkt des Dopings zum Teil minderjährig waren und oft nicht über den Charakter der ihnen verabreichten Medikamente aufgeklärt wurden, wird auf 7.000 bis 10.000 geschätzt, von denen bei mindestens einem Prozent von körperlichen oder psychischen Spätfolgen auszugehen ist.[7][8]

Der 1999 gegründete Verein Doping-Opfer-Hilfe unterstützt ehemalige Sportler, die von den Folgen des Dopings im DDR-Sport betroffen sind. Stellvertretend für die Dopingopfer der DDR wurden 2012 Henner Misersky und seine Tochter Antje Harvey in die Hall of Fame des deutschen Sports der Deutschen Sporthilfe aufgenommen.

Literatur

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  • Brigitte Berendonk: Doping. Von der Forschung zum Betrug. Rowohlt Taschenbuch, Berlin 1992, ISBN 3-499-18677-2
  • Klaus Latzel: Staatsdoping: Der VEB Jenapharm im Sportsystem der DDR. Böhlau Verlag, Köln, Weimar und Wien 2009, ISBN 3-412-20329-7
  • Giselher Spitzer: Doping in der DDR. Ein historischer Überblick zu einer konspirativen Praxis. Genese – Verantwortung – Gefahren. Sport und Buch Strauß, 1998, ISBN 3-89001-315-5.

Einzelnachweise

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  1. Latzel: S. 66-67.
  2. Spitzer: S. 53-54.
  3. Latzel: S. 65-67.
  4. Spitzer: S. 54.
  5. Spitzer: S. 57-62.
  6. Latzel: S. 169.
  7. a b Barbara Bürer und Nils Klawitter: Seit 1990 schmückt sich der Westen mit den Sportlern aus DDR-Produktion. Ihre Schöpfer stehen nun vor Gericht In: Die Zeit. Ausgabe vom 19. März 1998
  8. Udo Scheer: Nimm das, ist gut für dich. Ines Geipel klagt an: Doping in der DDR In: Die Welt. Ausgabe vom 1. September 2001