ÇENG

Die Çeng ist eine türkische Harfe. Als Nachfahre altnahöstlicher Instrumente, war es ein beliebtes osmanisches Instrument bis ins letzte Viertel des 17. Jahrhunderts. Das Wort stammt von dem persischen Wort "Chang", das "Harfe" (und auch "fünf Finger") bedeutet. Abbildungen des Vorfahren der Osmanischen Harfe wurden auf alten assyrischen Tafeln entdeckt; auch in ägyptischen Zeichnungen sind ähnliche Instrumente sichtbar. Im späten 20. Jahrhundert begannen Instrumentenbauer und Musikmacher, die Çeng zu beleben, mit neueren Konstruktionen und der Aufnahme von Advanced Tuning-Mechanismen, wie sie beim Kanun angewendet werden. Auch die Ton-Biegung war durch Druck auf die Saite hinter der Brücke möglich. Waehrend sich der Resonanzkörper beim alten Çeng auf dem oberen Teil des Instrumentes befand, ist bei modernen Instrumenten der Resonanzkörper am unteren Teil.

Im Jahr 1995 baute Fikret Karakaya, ein Kemençe Spieler aus der Türkei, ein Ceng nach den Beschreibungen aus dem Masnavi "Çengname" Gedicht des türkischen Dichters Ahmed-i Dai, und nach iranischen und osmanischen Miniaturen aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Heute nimmt er Musik auf diesem Instrument auf.

Die zweite Çeng in der Türkei wurde kürzlich von Mehmet Söylemez, Instrumentenmacher und Master's Degree Graduate Student an der Technischen Universität Istanbul, für Şirin Pancaroğlu, die bedeutendste Harfe-Spielerin der Türkei gemacht. Sie hat damit begonnen, dieses alte Instrument zu erforschen und wird bald mit ihm aufnehmen.

Auch in den Vereinigten Staaten, im New England Conservatory of Music, spielt der Musikethnologie Professor Robert Labaree dieses Instrument und macht Aufnahmen damit.

Die Çeng gehört zur Familie der Instrumente, die in der Organologie als "offene Harfen" bekannt sind, und die desweiteren in "verbeugte Harfen" und "Quadrat Harfen“ unterteilt sind. Die Çeng ist in der letzten Gruppe. Die Quadrat Harfen, die 2.500 Jahre lang gespielt wurden, wurden nicht nur im Nahen Osten, sondern in Zentralasien und auch im Fernen Osten benutzt. Die Osmanische Çeng war die letzte, die in Vergessenheit geriet.

Der Vater der Osmanischen Çeng war die iranische Çeng. In Istanbul gewann das Instrument bestimmte Funktionen hinzu. Schriftsteller wie Safiyüddin Urmevî (-1294) und Abdülkadir Meragî (1350/60-1435) gaben detaillierte Informationen über die Çeng. Das persische Manuskript, Kenzü't-Tuhaf, im 14. Jahrhundert geschrieben, liefert eine gute Beschreibung der Çeng. Aber durch das Çengname, das poetische Werk des 15. Jahrhunderts des Dichters Ahmed-i Dâî nahm das Çeng eine sehr privilegierte Stellung unter den anderen osmanischen Instrumenten ein. Dies begründet sich dadurch, dass kein einziges Gedicht jemals über eines der anderen osmanischen Instrumente geschrieben worden war. Neben den "Markt Gemälden", die von Volksmalern außerhalb des Palastes für europäische Reisende hergestellt wurden, und von denen die meisten heute in europäischen Museen zu sehen sind, gibt es auch viele Miniaturen, die die Çeng zusammen mit anderen Instrumenten zeigen, wie z.B. in Alben wie Sehinsahname, die Süleymanname, das Album von Ahmed I. und das Surnâme-i Hümâyûn. Eine sorgfältige Untersuchung dieser Instrumente ergibt folgendes: 1. Die Çeng wurde sowohl von Männern als auch von Frauen gespielt. 2. Miniaturen, die die Çeng darstellen,zeigen sie als Begleiterin von Vorträgen von Dichtern und Gelehrten. 3. Obwohl es schwierig ist, eine Standardgröße der Çeng festzumachen, ist es ersichtlich, dass es zwei Größen des Instruments gibt. Die erste, die "kucak çengi" (LAP Çeng) war klein und wurde in Innenräumen, sitzend gespielt. Die zweite war die "Acik hava çengi", die recht groß war und im Gehen gespielt wurde. Die kucak çengi wurde mit der Stecktafel auf dem linke Knie des Spielers gespielt; die „Acik hava çengi” ruhte auf einem langen Fuß, der zwischen den Beinen des Spieler lag, und wurde mit einem Gürtel um die Taille befestigt. 4. Der Resonator des Çeng wurde auf zwei Arten gebaut, entweder gebogen oder gerade. Während die gebogenen Resonatoren in der iranischen, arabischen, uygurischen, chinesischen und sogar japanischen Miniaturen auftreten, erscheinen die gerade Resonatoren nur in den osmanischen Miniaturen.

Möglicherweise war in der byzantinischen Zeit, als die Osmanen die Çeng adoptierte, die aus dem Iran kam, eine weitere geschlossene Harfe, die von der phönizischen Harfe abgestammt, im Einsatz. Nachdem die iranisch-osmanische Çeng aufgegeben wurde, wurde die oben erwähnte dreieckige Harfe in Istanbul gespielt, vor allem in einigen Häusern im Stadtteil Pera. Die Tatsache, dass auf den Miniaturen die Çeng , von der angenommen wird, dass sie niemals im Palast gespielt wurde, in den Händen von Frauen in Palast-Kleidung gezeigt wird, ist nicht schwer zu erklären: Die Markt Maler waren nicht wie Palast-Künstler, die eng vertraut mit dem Palast Leben waren. Aus diesem Grund wurden Elemente des Palast-Lebens mit solchen vom Leben außerhalb gemischt.