Benutzer:DenkRaum/Asyl für Obdachlose

Asyl für Obdachlose/ Zugang Haus Kastanienallee


Asyl für Obdachlose/ Zugang Männer- Notschtschlafstelle U63
Ansicht von der Unter-Meidlingerstraße / Kastanienallee

Das Asyl für Obdachlose ist die größte Notschlafstslle die in Wien jemals betrieben wurde. Das Gebäude befindet sich in Meidling an der Unter-Meidlinger Straße und Kastanienallee (der ehemaligen Asylgasse). Heute werden darin Obdachlose im Haus Kastanienallee und in der Männer-Notschlafstelle U63 beherbergt.

Planung und Entstehung

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Das Gebäude „Asyl für Obdachlose“[1] wurde auf Initiative von Adolph Wenzel Künast, dem Direktor des privaten Asylvereins errichtet. Die Planung und der Bau standen unter Kaiserlichem Protektoriat.[2] Aufgrund der dramatischen Situation für Obdachlose in Wien am Ende des Neunzehnten Jahrhunderts setzte sich Künast für den Bau eines zeitgemäßen Odachlosenasyls ein.[3] [4] Künast machte dafür seinen politischen Einfluss als Kaiserlicher Rat geltend. Zur Finnanzierung des Bauprojekts gelang ihm die Zusammenführung der private Obdachlosenvereine, darunter das Elisabethinum, das Männerasyl und die Epsteinstiftung. Das Gebäude wurde schließlich von Karl Krepp, Friedrich Mahler und Albrecht Michler geplant und 1908 erbaut.[5] Das Asyl wurde 1909 zum sechzig Jährigen Tronjubiläum von Franz Joseph I. eröffnet. Nach der Fertigstellung besichtigte er den Neubau und lobte das "großartige Werk außerordentlich". Künast wurde für sein soziales Engagement mit dem Orden der Eisernen Krone ausgezeichnet.[6]

Das Asyl für Obdachlose um 1910

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Im Jahr 1909 übersiedelte der Verein von der Blattengasse im 3. Bezirk in den Neubau, dort konnten 1100 Schlafplätze für Obdachlose Männer, Frauen und Familien angeboten werden.[7] Bereits ein Jahr nach der Eröffnung verzeichnete das Haus über 320 000 Nächtigungen, aufgrund des großen Andrangs musste die Aufenthaltsdauer pro Person auf fünf Nächte beschränkt werden. Als größte Notunterkunft Wiens und als Ergänzung zum Männerwohnheim Meldemannstraße galt das Haus für Asyl bald als eine der "bedeutenden sozialen Institutionen von Wien" und als "Musteranstalt"[8].

Zum Erhalt und Betrieb des Gebäudes mussten von Beginn an private Spenden für den Verein gesammelt werden.[9] Zudem war eine Nächtigungsgebühr zu entrichten, dies ist bis heute unverändert. Die riesigen Schlafsäle des Asyls waren sauberer und sicherer als die gängigen Massenunterkünfte oder die Schlafpätze der Bettgeher. Zudem war anonymes Nächtigen möglich.[10] Desshalb wurde auch lange Zeit angenommen, dass von November bis Dezember 1909 Adolf Hitler im Haus für Asyl nächtigte, dies gilt heute aber als unwahrscheinlich. Es ist wahrscheinlich dass Hitler aus politischem Kalkül log, in dem Bestreben sich als "Mann des Volkes" zu stilisieren.[11]

Weltkrieg und Zwischenkriegszeit

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Während des 1. Weltkriegs wurde das Gebäude als Militärspital genutzt.[12] Der enorme Andrang auf die Obdachloseneneinrichtungen ebbt erst ab nachdem sich die politischen Verhältnissen Zeit der ersten Republik ändern. Grund dafür waren die Einführung von Mieterschutz und Arbeitslosenversicherungen.[13] Im Jahr 1923 wurde das Gebäude zu einem Hochschülerheim umgebaut, das bis 1935 bestand. Im selben Jahr kauft die Stadt Wien das Gebäude und widmete es der Beherbergung von "Frauen, Mädchen und ihren Kindern"[14] Das Heim wurde 1937 in Betrieb genommen wurde. Die Nutzung des Asyl für Obdachlose während der Zeit von 1939 - 1945 ist nicht überliefert, eine anderwärtige Verwendung lässt sich aber Aufgrund des restrikieven Umgangs der Nationalsozialisten mit "Asozialen" vermuten.

Haus Kastanienallee

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Nach dem 2. Weltkrieg werden darin obdachlose Frauen[15] und bis heute obdachlose Familien im Haus Kastanienallee beherbergt.[16] Das Gebäude wurde auch zeitweise zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt.

Der Trägerverein des Haus Kastanienallee ist seit 2005 "Wieder Wohnen", finanziert wird es über den Fond soziales Wien. Im Jahr 2009 wurde das Haus Kastanienallee baulich verändert und an zeitgemäße Wohnstandartds angepasst[17], die Außenfassade des als Denkmal geschützten Gebäudes blieb dabei aber vollständig erhalten. Die Einrichtung ist vierundzwanzig Stunden betreut und bietet heute 132 Wohnplätzen für obdachlose Familien an. Die Auslastung der Einrichtung lag im Jahr 2011 bei 89,1 Prozent.[18]

Männer-Notschlafstelle U63

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Seit dem Jahr 2007 ist von der Unter-Meidlinger Straße aus nur mehr die Männer-Notschlafstelle U63 zugänglich, das Gebäude wurde dazu in zwei unabhängige Sektoren unterteilt. [19] So konnte die Obdachloseneinrichtung des ehemaligen Bahnhofsozialdienstes in Wien aus der Lazarettgasse im 9. Bezirk in das Gebäude übersiedeln. Die Männer-Notschlafstelle U63 bildet seither zusammen mit dem P7-Service für Wohnungslose eine Kostenstelle und organisiert gemeinsam die Klientenbetreuung. Der Trägereverein ist die Caritas Wien. Neben privaten Spenden wird der Erhalt und Betrieb des U63 über den Fond Soziales Wien Finanziert. Heute werden in der Notschlafstelle 123 Schlafplätze für Männer in Mehrbettzimmer angeboten. Während des Tages ist die Einrichtung geschlossen. Diese Situation wird jedoch aufgrund der starken psychischen Belastung als nur "teilweise befriedigend" [20] eingeschätzt. Im Jahr 2011 betrug die Auslastung der Männer- Notschlafstelle 91,0 Prozent.[21]

Aktuelle Situation

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Das Haus Kastanienalle und die Männer Notschlafstelle U63 sind räumlich und organisatorisch von einander unabhängig. Im gesamten Odachlosenasyl werden aber aktuell 255 Schlafplätze für Obdachlose Männer, Frauen und Kinder angeboten. Im Jahr 2011 begünstigt die Obdachlosensituation in Wien eine Auslastung der Gesamtanlage von 90,1 Prozent. Es ist somit das älteste Gebäude Wiens, das als Obdachlosenasyl erbaut wurde und heute noch in diesem Sinne genutzt wird.

Literatur

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  • Dehio-Handbuch Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Verlag Anton Schroll: Wien, 1996
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Commons: DenkRaum/Asyl für Obdachlose – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Werke Architekturlexikon Wien: Öffentliche Bauten von Friedrich Mahler: Asyl für Obdachlose, abgerufen am 26. Juni 2012
  2. Nachruf von: Künast, Adolf Wenzel aus: Neues Wiener Tagblatt, 27. September 1911, S.14: Asyl für Obdachlose., abgerufen am 10. August 2012
  3. Demokratiezentrum Wien: Sozialer Wohnbau in Wien. Eine historische Bestandsaufnahme S.7., abgerufen am 10. August 2012
  4. Werke Max Winter: Bauet Obdachlosenasyle!: Arbeiter-Zeitung Nr. 354 vom 25. 12. 1901, abgerufen am 10. August 2012
  5. Diplomarbeit: Am Rand der Gesellschaft. Obdachlosigkeit im historischen Kontext und eine Analyse der Gegenwart. S.49, abgerufen am 14. Juni 2012
  6. Nachruf von: Künast, Adolf Wenzel aus: Neues Wiener Tagblatt, 27. September 1911, S.14: Asyl für Obdachlose., abgerufen am 10. August 2012
  7. Bezirksmuseum.at: BettgeherInnen in Wien und in Mariahilf. S. 9-10, abgerufen am 14. Juni 2012
  8. Nachruf von: Künast, Adolf Wenzel aus: Illustriertes Wiener Extrablatt, 27. September 1911, Seite 14., abgerufen am 14. Juni 2012
  9. Plakat mit Spendenaufruf: Vortrag Karl May 1912, abgerufen am 14. Juni 2012
  10. Ofner, Michael S.53, abgerufen am 14. Juni 2012
  11. Wiener Zeitung: Lebte Hitler je in einem Obdachlosenasyl?, abgerufen am 14. Juni 2012
  12. Vermerkt auf zwei gravierten, und eingemauerten Steintafeln im ein Eingangsbereich der Kastanienallee. Gesichtet am 24.10.2012.
  13. Ofner, Michael: Am Rand der Gesellschaft. Obdachlosigkeit im historischen Kontext und eine Analyse der Gegenwart. S.49, abgerufen am 14. Juni 2012
  14. Vermerkt auf zwei gravierten, und eingemauerten Steintafeln im ein Eingangsbereich der Kastanienallee. Gesichtet am 24.10.2012.
  15. landesrecht-wien: Landesgesetzblatt 1973, abgerufen am 11. August 2012 beherbergt.
  16. Fond Soziales Wien: Betreutes Wohnen, abgerufen am 15. April 2012
  17. Wiederwohnen: Allgemeinen Informationen Kastanienallee, abgerufen am 23. Juni 2012
  18. [Hammer, Elisabet; Janik Wolfgang; Kothbauer Waltraud: OBDACHLOSE FERTIG LOS. Verband Wiener Wohnungslosenhilfe: Hg. Verband Wiener Wohnungslosenhilfe in Kooperation mit "Wiener Wohnen": Wien 2011 S36]
  19. Caritas: Allgemeine Informationen über das U63, abgerufen am 15. April 2012
  20. Wimmer, Günter in "Auf und Ab". Von Notquartieren und Winterpaketen 0410 Caritas: Caritas (Hg): Wien 2010 S 13., abgerufen am 10. August 2012
  21. Hammer, Elisabet; Janik Wolfgang; Kothbauer Waltraud S26.