Benutzer:Donnerkeil&Aegis/Schaumanöver (2)
Ein Schaumanöver ist ein von einer militärischen Organisation, zum Beispiel den Streitkräften einer Nation, durchgeführte Veranstaltung, die für eine bestimmte Personengruppe oder als allgemein öffentlich gehaltene Veranstaltung, die Einsatzmöglichkeiten einer oder mehrerer Truppengattungen durch die Darstellung von Gefechtshandlungen abbildet.
Geschichte
BearbeitenNoch vor der großen Industrialisierung wurde das Schaummanöver als Teil der Präsentation der Streitkräfte vor Landesfürsten und Regenten eingeführt, damit diese durch die Darbietung einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit der eigenen Streitkräfte erlangen konnten. Friedrich August I. (Sachsen) ließ in den 1870er-Jahren Schaumanöver für die Dresdener Einwohner vorführen. Karl Eugen (Württemberg) war daran interessiert sein Militär als Machtfaktor zu präsentieren und er ließ von der Württembergische Armee Schaumanöver abhalten. August der Starke ließ 1730 im Rahmenprogramm des Zeithainer Lustlagers ein Schaumanöver mit 10.000 Reitern und 20.000 Infanteristen abhalten, welches in der Rezension bisweilen als „gigantisch“ bezeichnet wurde.[1]
In der Schweiz am Zürichsee fand 1793 ein kombiniertes Schaumanöver von Land- und Seestreitkräften statt, bei dem nach den Übungen der Landtruppen zusätzlich eine Seeschlacht vorgeführt wurde, was von der Bevölkerung mit großem Interesse wahrgenommen wurde. Die Aufstellungen und die Manöver der Schiffe wurden zuvor bis in kleinste Details geplant wie es durch Pläne überliefert wurde.[2]
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Johann Jakob Aschmann, Darstellung des Schaumanövers mit Neptun und Seepferd (1793).
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Detailplan der Schiffsmanöver auf dem Zürichsee (1794).
Abgrenzung und andere Bedeutungen
BearbeitenDie Begrifflichkeit des Schaumanövers hat eine ursprünglich militärische Bedeutung für gespielte Auseinanderseitungen, denen kein wirklicher militärischer Konflikt zugrunde liegt. Nachfolgend ein Überblick zu Begriffsverwandten Bedeutungen:
- Parade: Ein Schaumanöver verfügt im Gegensatz zu Paraden über darstellende Elemente, bei denen Waffen und Soldaten in Aktion dargestellt werden.
- Manöver: Ein Manöver dient der Überprüfung der militärischen Leistungsfähigkeit von Streitkräften und dem Einüben der Zusammenarbeit von Truppenteilen und einsatzähnlichen Bedingungen.
- Waffenschau/Militärschau: Die Waffenschau oder auch Militärschau dient der öffentlichen Präsentation von Ausrüstungselementen der Streitkräfte. Wobei die Waffen und Systeme der Bevölkerung zum "Anfassen" präsentiert werden.
- Militärmusikfestivals: und Trommleraufführungen (Tattoo) von Gruppen wie Top Secret Drum Corps bei
- Schaumanöver werden bisweilen in der Politik ausgeführt oder vorgeworfen.[3]
Zusammenhang mit der deutschen Wiederbewaffnung im Nationalsozialismus
BearbeitenDas Märzfeld wurde zur NS-Zeit für Schaumanöver genutzt. Nachdem 1933 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei unter Adolf Hitler im Deutschen Reich die politische Macht erlangt hatte, verfolgte die nationalsozialistische Führung schnell einen auch von der Reichswehr gewünschten Wiederaufrüstungsplan. Mit der Wiedereinführung der Wehrmacht und der zügigen Erweiterung der deutschen Streitkräfte, wurde es der deutschen Führung wichtig, sowohl die eigene Bevölkerung als auch die Nachbarstaaten durch die Darstellung leistungsfähiger Streitkräfte zu beeindrucken.
In den Jahren 1934 bis 1939 kam es immerwieder zu publikums- und medienwirksamen Darstellungen von Gefechtsszenen und Truppenmanövern, welche bereits dazu dienten die Anwesenheit von Militärangehörigen in der Zivilgesellschaft und die Identifikation mit den Zielen der Nationalsozialisten zu fördern.
Besonderen Stellenwert nehmen dabei die cineastischen Inszenierungen in Verbindung mit den Reichsparteitagen der Nationalsozialisten in Nürnberg statt, bei denen große Schaumanöver auf dem Zeppelinfeld durchgeführt wurden und in Filmen wie Tag der Freiheit! – Unsere Wehrmacht überliefert wurden.
Literatur
Bearbeiten- Martin Broszat, Norbert Frei, Ploetz, das Dritte Reich: Ursprünge, Ereignisse, Wirkungen, Institut für Zeitgeschichte München, Würzburg, 1983, Seite 59 ff. ISBN 9783876400839
- Christoph Brüll, Christian Henrich-Franke, Claudia Hiepel, Guido Thiemeyer, Belgisch-deutsche Kontakträume in Rheinland und Westfalen, 1945-1995, Nomos Verlag, 2020, Seite 42, ISBN 3748906838
- Österreichische Miliärzeitschrift, Herausgeber Valentin von Streffleur, Wien, 1870, Seite 71.
- Horst Ueberhorst, Geschichte der Leibesübungen, Band 5, Berlin, Bartels & Wernitz, 1976, ISbN 3-87039-980-5, Seite 271
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Werner Schmidt Unter einer Krone: Kunst und Kultur der sächsisch-polnischen Union, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Edition Leipzig, 1997, ISBN 3361004764, Seiten 210–211.
- ↑ Yves Baer, Weltgeist in Zürich. Ereignisse, Schauplätze und Lichtgestalten zur Zeit der Aufklärung, NZZ-Libro, 19. Mai 2022, Seiten 22–23 (online)
- ↑ Hans Apel in einer Rede vor dem Bundestag im Plenarprotokoll vom 18.01.1985 Seite 8563.