Benutzer:Dr. Christian Ferch/Helmut Richter (Linguist)

Helmut Richter (10. Februar 193513. Januar 2012),


Prof. Dr. Helmut Richter (10.02.1935 – 13.01.2012)


Geboren am 10.02.1935 in Bernburg/Anhalt, studierte er von 1953-1958 Psychologie und Sprachpsychologie an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin. In der Thematik seiner experimentellen Diplomarbeit über »Die Rolle der sensumotorischen Koordination beim Sprechen (Untersuchungen zum LEE-Effekt)« war die Richtung der Ausweitung seiner Interessen über den Bereich der Psychologie hinaus schon angelegt.

1959 ging Helmut Richter mit seiner Frau (er hatte am 6.11.1958 Brigitte Meienreis aus Falkensee bei Berlin geheiratet) nach Münster, wo er Mitarbeiter Eberhard Zwirners (1899-1984) wurde, zunächst nis 1963 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Spracharchiv. Dann von 1963 bis 1965 als Verwalter einer Assistentenstelle am Institut für Phonometrie (dem späteren Institut für Phonetik) an der Universität Münster und von 1965 bis 1968 als Verwalter einer Assistentenstelle für Phonetik an der Universität Köln. Die Schwerpunkte seiner Arbeit dort lagen (neben der Weiterverfolgung psycholinguistischer Fragestellungen) vor allem auf den Gebieten quantitativ-phonetischer Untersuchungen mit sprachgeographischer und -historischer Orientierung, der Transkriptionstheorie und -praxis sowie der Vorbereitung einer automatischen Verarbeitung linguistisch relevanter Daten aus Corpora gesprochener Sprache.

(Quelle: „Botschaften verstehen. Kommunikationstheorie und Zeichenpraxis. Festschrift für Helmut Richter“, Herausgegeben von Ernest B. Hess-Lüttich und H. Walter Schmitz. Peter Lang GmbH Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Wien: 2000)


Helmut Richter, geb. 1935, Dipl. Psychologe 1958 (Humbold-Universität Berlin); von 1959-1968 wissenschaftlich tätig an den Universitäten Münster und Köl (bei Eberhard Zwirner), von 1968-1977 in der Kommunikatioisforschung an der Universität Bonn (bei Gerold Ungeheuer); Dr. phil. 1976 (Phonetik, Kommunikationsforschung Psychologie, Universität Saarbrücken); seit 1977 ist Richter Professor für Linguistik an der FU Berlin. Neuere Forschungsschwerpunkte: Deixis, Aspekt, Sprachtypologie.

Veröffentlichungen u.a.: Monographie: Grundsätze und System der Transkription – IPA(G), Tübingen 1973; Herausgaben: Gesprochene Sprache(zus. mit Eberhard Zwirner), Wiesbaden 1966; Theorie und Empirie der Sprachforschung (zus. mit H. Pilch), Basel usw. 1970. Zahlreiche Aufsätze zu Themen der Dialogforschung.

(Quelle: „Verbale Interaktion. Studien zur Empirie und Methodologie der Pragmatik. Herausgegeben von Dieter Flader“ J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag Gmbh in Stuttgart: 1991)


„Wenn sich Helmut Richter für seine Arbeit in Berlin vornahm, sich der Analyse sprachlicher Kommunikationsprozesse allgemein und dem Verhältnis kommunikationstheoretischer und im engeren Sinne linguistischer Fragestellungen zu widmen, so war dies eine geradlinige Fortführung der früheren Arbeiten. Überhaupt wurde keiner der zuvor schon vorhandenen Arbeitsschwerpunkt nun vernachlässigt, wie z.B. auch die Übernahme der Sektion »Intonation174 auf der Jahrestagung 1980 der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft belegt. Vielmehr gesellte sich nun zu den bisherigen Schwerpunkten »Quantitativ Phonetik«, »Transkriptionstheorie«, »Kommunikationsforschung (insbesondere Kommunikationskonflikte)« nd »Frage-Antwort-Interaktion« noch »Raum- und zeitbezogene Sprachproduktion« neu hinzu.“ (S. 12)

(Quelle: „Botschaften verstehen. Festschrift für Helmut Richter“)


Literatur:


Monographien

Richter, Helmut: Grundsätze und System der Trankskription – IPA(G). Tübingen: Niemeyer 1973. (Phonai. Deutscher Reihe. Bd. 3)

Richter, Helmut / Weidmann, Fred: Semantisch bedingte Kommunikationskonflikte bei Gleichsprachigen. Mit einem Vorwort von Gerold Ungeheuer. 2. durtchgesehene Auflage mit 25 Figuren und 4 Tabellen. Hamburg: Buske 1975. (IPK-Forschungsberichte. Bd. 17).


Aufsätze (eine Auswahl)

Richter, Helmut: Tradierung von Lautsystemen oder Vererbung? In: Phonetica 8:13 (1962) S. 73-92

Zwirner, Eberhard / Richter, Helmut (Hrsg.): Gesprochene Sprache. Probleme ihrer strukturalistischen Untersuchung. Dokumentation des 1. bis 5. Rothenburger Kollouiums. Wiesbaden: Steiner 1966.

Darin: Anleitung zur auditiven-phänomenalen Beurteilung der suprasegmentalen Eigenschaften sprachlicher Äußerungen.

Richter, Helmut: Zur Intonation der Bejahung und Verneinung im Hochdeutschen. Ein Anwendungsbeispiel der statistischen Faktorenanalyse. In: Moser, Hugo (Hrsg.): Satz und Wort im heutigen Deutsch. Probleme und Ergebnisse neuerer Forschung. Düsseldorf: Schwann 1967, S. 329-362. (Sprache der Gegenwart, Bd. 1; Jahrbuch/[Institut für deutsche Sprache] 1965/1966).

Richter, Helmut: Intersubjektive Übereinstimmung von Intonationsbeurteilungen. In: Proceedings of the SixthInternational Congress of Phonetik Sciences Prague 1967. Prag: Acadenia Publishing House of the Czecheslovak Academy of Sciences 1970. S. 759-761.

Richter, Helmut / Schweitzer, Harro: Raumrepräsentationen und raumbezogene Sprachproduktion am Beispiel arbeitsteiligen Suchens. - ein psycholinguistisches Forschungsprogramm. In: Linguistische Berichte 89 (1984) S. 43-60.

Richter, Helmut: Regelmißbrauch und Regelexplikation in einem Platonischen Dialog. In: Flader, Dieter (Hrsg.): Verbale Interaktion. Studien zur Empirie und Methodologie der Pragmatik. Stuttgart: Metzler 1991. S. 92-123.

Richter, Helmut: Der Deduktionshintergrund der »Botschaft«: Situationstheorie und Welttheorie. In: Krallmann, Dieter / Schmitz, H. Walter (Hrsg.): Perpsektiven einer Kommunikationswissenschaft. Internationales Gerold Ungeheuer – Symposium, Essen 6.-87.1995 Band I. Münster: Nodus 1998, S. 285-313. (Signifikation. Beiträge zur Kommunikationswissenschaft. Bd. I).

(Quelle: „Botschaften verstehen.. Kommunikationstheorie und Zeichenpraxis“ Festschrift für Helmut Richter. Herausgegeben von Ernest W.B. Hess-Lüttich und H. Walter Schmitz)

Prof. Dr. Helmut Richter, von Hause aus Diplompsychologe, führte seine wissenschaftliche Neugier in die Linguistik, auch als Sprachwissenschaft bekannt. An der Freien Universität Berlin lehrte er unter Anderem Kommunikationsforschung und Kommunikationstheorie. Gemäß dem Titel seines IPK-Forschungsberichts "Semantisch bedingte Kommunikationskonflikte bei Gleichsprachigen" zusammen mit Fred Weidmann (Helmut Buske Verlag Hamburg, 1975) war es sein Anliegen, unter der Oberfläche von Alltagskommunikationen diejenigen Parameter ausfindig zu machen, welche eben konfliktär sich gestalten können. Hierzu zog er zunächst für ein Proseminar im Wintersemester 1995/96 (Grundstudium) diverse Schriften von Wissenschaftlern zu Rate, welche sich im weiteren Sinn des Phänomens "Kommunikation" annahmen. Zu nennen sind vornehmlich die Soziologen Niklas Luhmann und Jürgen Habermas, dann Austin/Searle, Konrad Ehlich und Jürgen Rehbein, Klaus Scherer, Paul Watzlawick und schließlich Gerold Ungeheuer.

Diese Texte wurden im Proseminar mit dem Motto "Die Beherrschung einer Sprache garantiert nicht den Kommunikationserfolg" in 16 Sitzungen besprochen.

Die Thematik Kommunikationstheorien (der Plural ist absichtlich gewählt) wiederholend und vertiefend, bot er am germanistischen Seminar der Freien Universität Berlin im Sommersemester 1999 einen Grundkurs - C an.

Neben obiger Thematik forschte er auf dem Gebiet sprachlicher Intonation, woraus sich eine sehr interessante von ihm betreute Dissertation, "Beziehungskonstituierende Wirkungen des Sprechausdrucks" (Franziska Zilliken), ergab. In der Arbeit wird dargelegt, inwiefern Intonation eine nicht unwesentliche Rolle bei der Aushandlung diverser Beziehungsprototypen wie Überordnung / Unterordnung, Nähe / Distanz und Sympathie /Asympathie spielen. Lautstärke, Lauttonhöhe und Lauttondauer können hier untersucht werden.

Einen weiteren Schwerpunkt seiner Forschung und Lehre setzte Helmut Richter mit der Untersuchung der Korrelation von Sprache und Raum. Einschlägiges Beispiel aus der Praxis von Kommunikation sind hier Wegbeschreibungen: Währen der Eine sich besipielsweise an einer Kopassnadel oreientiert, sucht vielleicht die Andere Orientierung an Hauptstraßen, Bäckereien oder Kindergärten. So wird plausibel, dass jedes menschliche Individuum "eine andere Landkarte" im Kopf haben kann. So kommt es, dass zwei Kommunikanden sich trotz gleicher Sprache missverstehen:


- Die Beherrschung einer Sprache garantiert nicht den Kommunikationserfolg -


Seine Hauptseminare "Intonation" und "Sprache und Raum", vorgesehen für das Hautstudium im Magister- oder Lehramtsstudiengang, bot er an der Freien Universität Berlin an.