Die Tafelhalle ist ein Kulturzentrum in Nürnberg. Das Gebäude wurde ursprünglich in den Jahren 1909 und 1910 als Schraubenfabrik des Tafelwerks errichtet. Nach Umbauarbeiten wurde es im Oktober 1987 in seiner neuen Funktion wiedereröffnet. Die Tafelhalle beherbergt neben einem großen Theatersaal eine Probenbühne sowie ein Theatercafé, das Auftrittsmöglichkeiten bietet. Darüber hinaus sind Verwaltungsräume in dem Bauwerk untergebracht. Ebenfalls in Gebäuden des ehemaligen Tafelwerks ist das benachbarte Museum Industriekultur untergebracht.
Als Ergänzung zum Staatstheater bietet die Tafelhalle ein Podium für verschiedene freie Theater-, Tanz- und Musikensembles, beispielsweise als Spielstätte des Burgtheaters und der Pegnitzschäfer-Klangkonzepte. Träger der Einrichtung ist die Stadt Nürnberg.
Baugeschichte
BearbeitenDas Tafelwerk Nürnberg, einer der großen Industriekomplexe der Stadt, war ursprünglich ein Eisenwalzwerk. Es wurde 1876 von Julius Tafel gegründet. 1975 wurde das Eisenwerk stillgelegt und später zu großen Teilen abgerissen. Als bauliches Zeugnis der Industriellen Revolution blieb als einziges Gebäude die ehemalige Schraubenfertigungshalle erhalten. Der zwischen 1909 und 1910 errichtete Bau wird heute zum einen vom Museum Industriekultur genutzt, zum anderen von der 1987 ins Leben gerufenen Tafelhalle.
Die Tafelhalle als Kulturzentrum
BearbeitenDie Tafelhalle ist heute vor allem Spielort der freien Tanz- und Theaterszene Nürnbergs, mit dem Ziel, diese zu fördern und zu vernetzen. Darüber hinaus ist sie als Teil des KunstKulturQuartiers ein vielseitiges Veranstaltungs- und Produktionshaus in städtischer Trägerschaft. Der große Theatersaal bietet 500 Besuchern Platz.
Die programmatische Ausrichtung umfasst die Sparten Musik, Tanz und Theater. Hinzu kommen Veranstaltungen im Bereich Kabarett (Burgtheater Nürnberg) und zahlreiche internationale Festivals, darunter das Internationale Figurentheaterfestival, das Europäische Kindertheaterfestival Panoptikum, das Jugendtheaterfestival licht.blicke, das Nuremberg International Human Rights Film Festival, das Filmfestival Türkei/Deutschland, die StummFilmMusikTage und das st. katharina open air im Sommerspielort Katharinenruine.
Darüber hinaus ist die Tafelhalle Schauplatz zahlreicher Veranstaltungen, wie der alljährlichen Verleihung des Preises der Stadt Nürnberg und weiterer wichtiger Preisverleihungen der Stadt (Kabarettpreis, Menschenrechtsfilmpreis). Einmal im Jahr bietet die Tafelhalle der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur eine Bühne für die Gala zum Fußball-Kulturpreis.[1]
Tanz und Theater
BearbeitenIm Bereich Tanz und Theater bietet die Tafelhalle als Koproduzent und Gastspielhaus sowohl Nachwuchskünstlern als auch etablierten Choreografen, Regisseuren und Tänzern der Freien Szene eine Bühne. Sie ist Initiator spartenübergreifender Projekte und neuer Veranstaltungsformate. Eine enge Kooperation besteht mit dem Festsaal im Künstlerhaus Nürnberg, einem weiteren Spielort für Tanz- und Theateruraufführungen.
Die Tafelhalle arbeitet unter anderem mit folgenden Künstlern und Gruppen der regionalen Freien Szene zusammen:
- Thalias Kompagnons
- ensemble Kontraste
- Plan Mee
- Curtis & Co. – danceaffairs
- SETanztheater
- WildeVerwandteProduktionen
- Das Theaterprojekt
- co>labstanz/theater/produktionen
- Barish Karademir (Regisseur)
- Katja Kendler (Regisseurin)
- Papiertheater
- Pocket Opera Company
Langjährige Verbindung bestehen zu Einrichtungen der freien Kunst- und Kulturszene Nürnbergs (u. a. Gostner Hoftheater, Theater Mummpitz, Theater salz + pfeffer, Kulturforum Fürth) sowie renommierten Choreografinnen und Choreografen, Tanzkünstlerinnen und Tanzkünstlern und Kompanien (u. a. Kidd Pivot, Toula Limnaios, Déjà Donné, TheBakery - Richard Siegal, Fabien Prioville, E-Motion, Constanza Macras, Cocoondance, Samir Akika, Helena Waldmann, Christoph Winkler. Die Tafelhalle ist Co-Veranstalter (2010 auch Ausrichter) der Tanzplattform, einem bundesweiten Netzwerk freier Tanzproduktionszentren.
Musik
BearbeitenDas musikalische Programm der Tafelhalle setzt sich aus verschiedenen Konzertreihen zusammen. Zeitgenössische klassische Musik ist, im Rahmen einer engen Kooperation mit dem ensemble Kontraste, seit 25 Jahren fester Bestandteil des Spielplans. Daraus hervorgegangen ist die Veranstaltungsreihe Kontraste – Klassik mit Konzerten, Puppenspiel, Stummfilmvorführungen mit Live-Begleitung und dem Dichtercafé.
The Art of Jazz ist eine Jazz-Konzertreihe in Kooperation mit dem Jazzstudio Nürnberg. Seit 1980 gastierten im Rahmen dieser Reihe viele Jazzgrößen, aber auch Nachwuchskünstler in der Tafelhalle.
Jeden letzten Sonntag im Monat spielt das Sunday Night Orchestra im Theatercafé Big Band-Jazz.
Aktuelle Musik aus Skandinavien präsentiert die Konzertreihe nordwärts mit Singern/Songwritern, Bands und Musikgruppen verschiedener Genres (u. a. Jazz und Folk). Künstler, Musiker und Bands aus der Weltmusikszene finden in der Tafelhalle ebenso eine Bühne wie musikalische Crossover-Projekte.
Literatur
Bearbeiten- Gerhard Hirschmann: Der Nürnberger Unternehmer Julius Tafel und sein Eisenwalzwerk. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Band 75. Eigenverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, 1988, ISSN 0083-5579, S. 155 ff. (online [abgerufen am 8. März 2010]).
- Charlotte Bühl: Tafelhalle. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 1062 (Gesamtausgabe online).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Seite des Fußball-Kulturpreises auf fussball-kultur.org abgerufen am 20. Oktober 2013.
Weblinks
BearbeitenKoordinaten: 49° 27′ 40,5″ N, 11° 6′ 42″ O
Kategorie:Kulturzentrum (Bayern) Kategorie:Kultur (Nürnberg)