Benutzer:Dr. N. Ruß/Schützenstraße 1

Schützenstraße 1, ein Palais des 19.Jahrhundert in Bamberg

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Bamberg, Schützenstraße 1 zwischen 1893 und 1909

Das Gebäude Schützenstraße 1 (und Friedrichstraße 2) in Bamberg ist in der Denkmalsliste für Oberfranken mit: „aufwendiger Baublock, 1890/91 nach Plänen von F.Geb, in städtebaulich wichtiger Position, die Formen im Styl Louis XIII. nachempfunden“ vermerkt. Mit diesen dürftigen Worten für beide Flügel wird das Gebäude, wenn auch stilmäßig falsch eingeordnet, 1986 in "Denkmäler in Bayern, Oberfranken" beschrieben. Das Gebäude wurde bei der Erstellung der Denkmalsliste auf die Fassade und Lage reduziert, die nicht unerheblichen Reste der Innenausstattung werden nicht erfaßt, die Ikonographie bleibt als unverstanden unerwähnt.

Als „deutsches Bürgerhaus“ im Stil eines „italienischen Palastes“ errichtete der Architekt Friedrich Geb, damals Dozent für Baukunst und Architektur in Hannover, das Haus Schützenstraße 1 (zusammen mit Friedrichstraße 2 ein Gebäude). Geb verwirklichte die damaligen vielfältigen Überlegungen zum gehobenen Wohnbau und zum deutschen Bürgerhaus, einmal durch die technischen Neuerungen und durch einen erheblichen Aufwand für die künstlerische Ausgestaltung. Als Beispiel für den Wohnkomfort und die technischen Neuerungen seien der Wintergarten, der Speisenaufzug und die gasbeheizten Heizkörper erwähnt.

Für die künstlerische Ausgestaltung soll die Wandmalerei und die Gemälde von Carl Wiederhold angeführt werden sowie der Ankauf eines auf der „Deutsch Nationalen Kunstgewerbeausstellung“ in München 1888 prämierten Renaissancezimmers, das vom Architekten Professor Leonhard Romeis, München entworfen war. Geb konnte weiter für die künstlerische Ausstattung eine Reihe von Künstlern und Professoren heranziehen wie den königlichen Hofmaler E.Wilke aus Hannover, den Hannoveraner Bildhauer Oswald Rommel, Professor Franz Brochier, Nürnberg für die Raumausstattung und für weitere Arbeiten den Bildhauer Albert Wolff, Berlin. Dazu kamen Glasmalereien aus der Werkstatt von Georg Postek, Bamberg, später Direktor der Landesglasmalanstalt in Budapest.

Der Aufwand für einen Flügel des Gebäudes (ohne mobile Ausstattung) war größer als die Kosten einer zeitgleich erbauten Pfarrkirche (Maria Hilf) in Bamberg. Die Ikonographie hat als philosophisch- ideologischen Hintergrund die Freimaurerei, eine damals zeittypische Geisteshaltung, der auch das deutsche, preußische Kaiserhaus anhingen.

Quellen (Auswahl)

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  • Denkmäler in Bayern, Band VI, Oberfranken, München 1986.
  • Bamberger Tagblatt vom 2. Juni 1890.
  • Breuer, Tilmann: Grundzüge der städtebaulichen Entwicklung Bambergs im 19. u. im frühen 20. Jhd. In: BHVB 116 .
  • Brönner, Wolfgang: Die bürgerliche Villa in Deutschland 1830-1890, Wiesbaden.
  • Eckstein, A.: Festschrift zur Einweihung der Neuen Synagoge in Bamberg, Bamberg 1909.
  • Eidloth, Volkmar: Das Bamberger Hainviertel. In: Bamberger Geographische Schriften Sonderfolge Nr. 3, Bamberg 1988.
  • Gmelin, L.: Leonhard Romeis. In: Kunst und Handwerk, 55 Jahrgang 1904/5.
  • Köhler, H.: Villengruppe am Schiffgraben zu Hannover. In: Zeitschrift des Hannoveraner Architekten- und Ingenieurverein 1881.
  • Ochs, Ursula: 1889- 1989, 100 Jahre Wunderburger Kirche Maria Hilf, Bamberg 1989.
  • Salvisberg, Paul von: Chronik der Deutsch- Nationalen-Kunstgewerbeausstellung in München 1888, München 1888
  • Schuster, Anton: Alt-Bamberg, IV. Bd., Bamberg 1901.
  • Siedentopf, P.: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927, Leipzig 1927.
  • Simson J. v.: Der Bildhauer Albert Wolff. Berlin 1982.