Das Armutsnetzwerk e.V. (ANW) ist ein gemeinnütziger Verein ein Zusammenschluss von Menschen mit Armutserfahrungen, Initiativen, Organisationen und Personen, die sich dem Kampf gegen Armut und Ausgrenzung gewidmet haben. Das Netzwerk wurde Anfang 2011 in Sulingen (Niedersachsen) gegründet. Die Vereinsgründung fand allerdings erst im Jahr 2012 statt.[1] Das Netzwerk ist in der Bundesrepublik Deutschland und europaweit aktiv. Der Verein hat etwa 60 Mitglieder, die sich über ganz Deutschland verteilen.
Das Armutsnetzwerk ist Mitglied der Nationalen Armutskonferenz (nak).[2] Das Armutsnetzwerk ist damit – im Gegensatz zu den dort vertretenen Wohlfahrtsverbänden – eine der wenigen Organisationen der NAK, in denen armutserfahrene Menschen unmittelbar vertreten sind.
Das Armutsnetzwerk ist Mitglied im Evangelischen Bundesfachverband Existenzsicherung und Teilhabe e.V.[3]
Struktur
BearbeitenVorsitzender des Vereins war von Gründung bis 2016 Dietmar Hamann. Seit 2016 besteht der Vorstand aus Michael Stiefel[4], Norbert Brandt und Werner Franke vom Strassenfeger. Einer der Gründungsmitglieder ist Jürgen Schneider, der Initiator des Berber-Info, einem unabhängigen Informationsportal für Wohnungslose im deutschsprachigen Raum.[5]
Grundsätze
BearbeitenDas Armutsnetzwerk ist eine unabhängige Organisation. Es ist bestrebt, in Kooperation mit anderen regional, bundesweit und international aktiven Initiativen und Organisationen von Menschen mit Armutserfahrungen, Obdach- und Wohnungslosen sowie sogenannten Randgruppen den Kampf gegen Armut und Ausgrenzung zu verstärken. Das Armutsnetzwerk ist offen für alle. Insbesondere für die von Armut und Ausgrenzung bedrohten und betroffenen Menschen. Es will ihnen, ausgehend von deren täglichen Erfahrungen, eine Stimme in Öffentlichkeit, Medienöffentlichkeit und insbesondere bei der politischen Entscheidungsfindung geben. Das Armutsnetzwerk fordert das Recht auf ein menschenwürdiges Leben sowie ein Armutsfestes soziokulturelles Existenzminimum und die im Grundgesetz festgeschriebenen Prinzipien ein und lehnt jede Art von Kategorisierung ab. Das Armutsnetzwerk sieht sich als verbindende Basis orientierte Organisation aller sozial engagierter Kräfte. Die Diskriminierung von Menschen aufgrund deren Geschlechts, Abstammung, Rasse, Sprache, Heimat und Herkunft, einer Behinderung oder ihres Glaubens lehnt das Armutsnetzwerk ab.
Ziele und Aufgaben
BearbeitenDas Armutsnetzwerk will Selbsthilfepotentiale stärken und fördern und andere Gruppen und Menschen dazu ermutigen, selbst gegen Entrechtung und Entmündigung aktiv zu werden und dadurch das Recht auf Teilhabe an Entscheidungsprozessen in der Arbeits- und Sozialpolitik auf allen Ebenen einfordern. Hierzu soll der Dialog mit allen gesellschaftlichen Akteuren, den zuständigen Behörden, Institutionen, Verbänden und Einrichtungen sowie den Parlamenten entwickelt werden. Der Schutz und die Verteidigung der Menschenrechte unter Hinweis auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte sind ein Grundsatz. Das Portal des Armutsnetzwerkes gewährleistet einen ständigen Informationsfluss zwischen den Betroffenen, den politischen Entscheidungsträgern und der Zivilgesellschaft. Es informiert über den politischen Umgang mit der Armut und berichtet unvoreingenommen über die Realität und die Existenz der bestehenden Armut. Das Armutsnetzwerk unterstützt durch seine Arbeit Gruppen und Einzelpersonen im Kampf gegen Armut und Ausgrenzung.
Aktivitäten
BearbeitenSeit 2014 ist Jürgen Schneider von der Nationalen Armutskonferenz gewählter Delegierter für Deutschland im European Anti Poverty Network (EAPN).[6] Das Armutsnetzwerk ist seit 2015 Kooperationspartner des von der Stiftung Bethel in Freistatt organisierten Projekts Wohnungslosentreffen, das zum Ziel hat, Teilhabe und Selbstorganisation wohnungsloser Menschen zu verbessern und letztlich eine Selbstvertretung wohnungsloser Menschen aufzubauen zu helfen. Aus diesem Projekt ist im Oktober 2017, noch unter dem Namen "Selbstvertretung Vereinter Wohnungsloser" der Verein Selbstvertretung wohnungsloser Menschen hervorgegangen.
Mit Robert Trettin stellte das Armutsnetzwerk im Jahr 2015 einen der stellvertretenden Sprecher der Nationalen Armutskonferenz. Für sein Engagement wurde Robert Trettin im Jahr 2019 mit dem Menschenrechtspreis der Eberhard-Schultz-Stiftung ausgezeichnet.[7]
Zusammen mit der Dachstiftung der Diakonie in Hannover hat das Armutsnetzwerk eine Internet-Plattform für Wohnungslose entwickelt, die im Dezember 2018 in Anwesenheit des Bundesarbeitsministers Hubertus Heil freigeschaltet wurde.[8]
Das Armutsnetzwerk nahm im Januar 2019 auf Einladung der Fraktion der Linken als Sachverständige in der Öffentlichen Anhörung im Bundestagsausschuss Arbeit und Soziales zur geplanten Einführung einer Wohnungslosenberichterstattung Stellung. Für das Armutsnetzwerk sprach das Vorstandsmitglied Michael Stiefel.[9] Im Zusammenhang mit der Anhörung hat das Armutsnetzwerk gefordert, das Menschenrecht auf Wohnung in das Grundgesetz aufzunehmen.[10]
Im Jahr 2020 referierte Michael Stiefel für das Armutsnetzwerk auf der Fachtagung des Deutschen Vereins zu Aktuelle Fragen der Hilfen zur Überwindung besonderer Sozialer Schwierigkeiten: Wohnungsnotfallprävention.[11] Zuvor hatte das Armutsnetzwerk an den Empfehlungen des Deutschen Vereins zur Wohnungsnotfallprävention mitgewirkt.
Im Jahr 2021 beteiligte sich das Armutsnetzwerk an der Medienkonferenz Re:publica mit einem Beitrag „Selbstvertreter! Wohnungslose Menschen sprechen für sich selbst“.[12]
Hinweis auf Anhörung Sozialausschuß? - link
Beirat Wohnungslosenberichterstattung - link Mitwirkung DV - Präventionspapier - link?
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ http://www.kreiszeitung.de/lokales/diepholz/armutsnetzwerk-wird-verein-2366216.html
- ↑ Beleg Mitgliedschaft NAK
- ↑ Beleg Mitgliedschaft EBET e.V.
- ↑ „Woodstock im Moor“. 1. August 2016, abgerufen am 2. August 2016.
- ↑ http://www.armutszeugnisse.de/themen/themen_19.htm
- ↑ Jürgen Schneider Delegierter Germanay EAPN
- ↑ Laudatio auf Robert Trettin
- ↑ Beleg Vorstellung Internet-Plattform mit Hubertus Heil
- ↑ Beleg Armutsnetzwerk als Sachverständige
- ↑ Beleg Forderung Armutsnetzwerk Menschenrecht auf Wohnung
- ↑ Beleg Teilnahme Armutsnetzwerk bei Tagung des Deutschen Vereins
- ↑ Beleg Beitrag Re:publica 2021 Selbstvertreter! Wohnungslose Menschen sprechen für sich selbst
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