Nachfolgende Tabelle soll einen Vergleich der Beobachtungsmerkmale des Fragebogens mit aktuellen entwicklungsdiagnostischen Erkenntnissen ermöglichen. Bezüglich der Lebensform "Bewegung" fällt dieser schwer, da entsprechende Aussagen in der Entwicklungsdiagnostik auf funktionale Fähigkeiten der Mobilität abzielen (wie z.B. ab wann ein Mensch seinen Kopf heben kann)[1], was bei Haisch unter die Lebensform "Mobiltität" fällt (als Untergruppe des Bereiches "Pflege/Selbstpflege"), aber nachvollziehbarer Weise nicht zur zweckfreien Selbstbewegung zählt.

Die Empfehlungen, die der Leistungskatalog des Verfahrens - die Matrix des individuellen Betreuungsbedarfs - für jedes Beobachtungsmerkmal, abgeleitet aus dem Modell der Lebensformen gibt, sind in der Tabelle nicht wiedergegeben obgleich sie die eigentliche Qualität des Verfahrens, den pädagogisch, inhaltlichen Kern der Qualitätssicherung darstellen.

FIL Merkmale einiger exemplarischer LEBENSFORMEN nach GBM: „Der/Die Betreute …“[2] bei Zuordnung zu anderen Entwicklungstheoretikern[3] (rot)

Mitteilung FIL: „zeigt kein Merkmal …“
„- Unter 3 Monaten lässt sich das Schreien eines Säuglings noch nicht differenzieren.
- Mit 3 Monaten zeigt ein Säugling differenziertes, absichtsvolles Schreien zwecks Äußerung elementarer Grundbedürfnisse wie Hunger, Unbehagen oder Schmerz“
[4]

„äußert eigene Stimmungen, Wünsche und Absichten.“
„- Im ersten Lebensjahr erweitern sich die Ausdrucksmöglichkeiten. Das Kind nutzt Mimik und Gestik, um zu kommunizieren.
- Ein Kind im Alter von 13 Monaten kann Wünsche auch ohne Schreien deutlich machen.“
[4]

„stellt von sich aus Ereignisse und Sachverhalte aus seiner/ihrer Erfahrung dar bzw. gibt auf Befragung Auskunft über seine/ihre Erlebnisse.“
„- Mit ca. 2 Jahren versteht ein Kind den Begriff ‚mehr‘, z.B. möchte es mehr von etwas haben […]. Eigene Gedanken und Gefühle, wie z.B. Hunger, können mit 3 ½ Jahren ausgedrückt werden […]“[4]

„folgt dem Thema eines Gesprächs und liefert dem Thema entsprechende, sachgemäße Beiträge.“
„- Mit 4 Jahren verwendet das Kind ‚Ich‘ zur Selbstbezeichnung […] und kann damit Bedürfnisse ich-bezogen äußern. Es kann die Frage beantworten: ‚Was machst Du, wenn Du hungrig bist?‘“[4]

„zeigt durch Nachfragen und Diskussion sein Interesse daran, zu begreifen, was andere äußern und vertritt und begründet sachbezogen einen persönlichen Standpunkt.“

Gestaltung FIL: „zeigt kein Merkmal …“

„experimentiert mit Gegenständen (untersucht, zerlegt sie).“

„bewegt oder formt oder kombiniert Materialien, um Gegenstände bzw. Situationen darzustellen.“

15 Monate: „Objekte werden manipuliert, auf ihre einfachste Verwendbarkeit geprüft (Gegeneinanderklopfen, Schütteln, Versuch an andere Objekte zu adaptieren)“[5]

„gestaltet nach Modellen oder Vorlagen (Szenen, Zeichnungen, Gegenstände).“
mit 18 Monaten: „Rollenspiele mit sich selbst, Nachahmen täglicher Gewohnheiten, wie Trinken aus Spielzeugtasse, Versuch sich zu kämmen, Telefonhörer an das Ohr zu halten; Kind kann sich für 10–20 Minuten selbst beschäftigen (Rein-Raus-Holspiele), noch keine strukturierten Spielabläufe“[5]

„gestaltet Form und Farbe seiner/ihrer Kleidung oder Aussehen seines/ihres persönlichen Lebensraumes.“

Gewohnheit FIL: „zeigt kein Merkmal …“

„wählt unterschiedlich unter mehreren Vorlieben eine Beschäftigung aus, d.h. wechselt Vorlieben.“

„bevorzugt bestimmte/n Unterstützer/in und orientiert sich an ihm/ihr (lässt sich helfen, korrigieren, anleiten).“
„Mit 9 Monaten ist ein sicheres Unterscheiden bekannter und fremder Personen möglich […]. Im Umgang mit vertrauten Personen hält das Kind Blickkontakt, lacht oder zeigt freudige Bewegungen“[6]

„lässt sich auf ein kooperatives Spiel ein und orientiert sich an den Regeln des Spieles.“
„Typisches Spiel mit 12 Monaten ist das Versteckspiel […]. In diesem Alter beginnt kooperatives soziales Spiel, indem das Kind einer Bezugsperson einen Gegenstand, den es in der Hand hält, reicht, wenn es dazu aufgefordert wird“[7]

„macht von sich aus und regelmäßig bei Arbeitstätigkeiten / Haushaltstätigkeiten mit.“

Betätigung FIL: „zeigt kein Merkmal …“

„reagiert auf angenehme Effekte (Reize) erfreut (fasziniert) und auf unangenehme ablehnend.“
6 Monate: Objekte/Spielzeug werden in den Mund gesteckt, mit beiden Händen ergriffen, benagt, jedoch kaum schon gezielt betrachtet.[8][5]

„reagiert auf angenehme sinnliche Effekte mit dem Versuch, diese zu reproduzieren.“

„reagiert auf vertraute Situationen, Gegenstände, Personen, indem er/sie diese aufsucht, auf unvertraute, indem er/sie sie meidet.“
Landläufig als „Fremdeln“, bei René Spitz als „Achtmonatsangst“ bezeichnetes Verhalten (an Kindern ohne Behinderung untersucht).[9]

„hat eine Situation in seiner/ihrer (Wohn-/Arbeits-) Umgebung, die er/sie immer wieder spontan und gezielt aufsucht und in der er/sie sich entspannen kann (einen vertrauten Raum, einen vertrauten Umgang mit Personen).“

Bewegung FIL: „zeigt kein Merkmal …“

„lässt sich zu spontaner Bewegung anregen und beruhigen, wenn er/sie erregt ist (schreit, ‚zappelt‘ usw.).“

„lässt sich zu rhythmischer Bewegung anregen durch fremde Bewegung, rhythmische Begleitung, Musik.“

„lässt sich zur Entfaltung seiner/ihrer Leistungsmöglichkeiten in der Bewegung anregen durch Aufforderung, Vorbild oder Wettkampf.“

„sucht von sich aus regelmäßig Gelegenheit zu rhythmischer oder auf die Entfaltung seiner Leistungsfähigkeit gerichteter Bewegung.“

Pflege/Selbstpflege: Reflexbewegungen, Atmung, Stoffwechsel, … solange ein Mensch lebt, müssen hier Merkmale zu verzeichnen sein!

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sieht darin hauptsächlich ein Verfahren zur Personalbemessung,[10] während Einrichtungen und Dienste, die damit arbeiten, die Fachlichkeit und die Betreuungsqualität, die das Verfahren möglich macht, in den Vordergrund stellen.[11]

Einzelnachweise

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  1. Download von AOK Homepage, Büker, C., Meintrup, V.: „Literaturanalyse zur altersgemäßen kindlichen Entwicklung“ in: „Entwicklung eines neuen Begutachtungsinstruments“, S. E6 (Stand: 2. August 2014).
  2. Haisch, Werner: „FLB&A Wohnen“, Version 4.0, © 2004 [entspricht FIL des GBM]
  3. GKV-Spitzenverband (Hrsg.): „Das neue Begutachtungsinstrument zur Feststellung von Pflegebedürftigkeit“ Schriftenreihe Modellprogramm zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung (Broschüre), Band 2., Berlin 2011, S. 286–336
  4. a b c d Download von AOK Homepage, Büker, C., Meintrup, V.: „Literaturanalyse zur altersgemäßen kindlichen Entwicklung“ in: „Entwicklung eines neuen Begutachtungsinstruments“, S. E19 (Stand: 6. Juli 2014).
  5. a b c Download von AOK Homepage, Büker, C., Meintrup, V.: „Literaturanalyse zur altersgemäßen kindlichen Entwicklung“ in: „Entwicklung eines neuen Begutachtungsinstruments“, S. E12 (Stand: 6. Juli 2014).
  6. Download von AOK Homepage, Büker, C., Meintrup, V.: „Literaturanalyse zur altersgemäßen kindlichen Entwicklung“ in: „Entwicklung eines neuen Begutachtungsinstruments“, S. E33 (Stand: 6. Juli 2014).
  7. Download von AOK Homepage, Büker, C., Meintrup, V.: „Literaturanalyse zur altersgemäßen kindlichen Entwicklung“ in: „Entwicklung eines neuen Begutachtungsinstruments“, S. E32 (Stand: 6. Juli 2014).
  8. Michaelis, R./Niemann G.W.: „Entwicklungsneurologie und Neuropädiatrie“, Stuttgart 2004 (Georg Thieme)
  9. Spitz, René A.: „Die Entstehung der ersten Objektbeziehungen.“ Stuttgart, 1992, 5. Auflage, S. 53
  10. Homepage Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. (Stand: 4. Juni 2014): Erster Bericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über die Situation der Heime und die Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner, Kap. 7.7 (Stand [des Berichtes]: 15. August 2006)
  11. Als Beispiele:
 
Coping Strategien bei Unterforderung von Arbeitnehmern nach Elisabeth Prammer: Boreout - Biografien der Unterforderung und Langeweile : eine soziologische Analyse. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00502-3, S. 136