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Rudolf Müller (geboren 12.08.1903 in Stuttgart, gestorben 24.07. 1969 in Stuttgart) war ein Kunstmaler und Lehrbeauftragter für Kunst und Künstlerischer Lehrer, der zur Verschollene Generation gezählt wird. [1]
Leben
BearbeitenRudolf Müller wurde am 12.08.1903 als Sohn des Stuttgarter Architekten Wilhelm Müller und seiner Ehefrau Charlotte Müller, geb. Butz, geboren.
Nach der Schulzeit und einer Lehre zum Dekorationsmaler besuchte er von 1919 bis 1921 die Staatliche Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Im Anschluss daran fand er bis 1928 Aufnahme an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste in Stuttgart. Während des Studiums unternahm er Reisen in die Schweiz, nach Holland, England und Schottland. Die Reisen dienten nicht nur der Bildung und Erbauung, sondern er verrichtete in der Schweiz Anstreicharbeiten in Hotels, um sein Studium zu finanzieren. 1926 wurde sein Sohn Rudolf geboren.
Von 1928 bis 1931 belegte er als freischaffender Künstler zusammen mit seinem Freund, dem Maler Immanuel Knayer, ein Meisterschüleratelier in den unteren Anlagen in Stuttgart. Im Anschluss danach bezogen sie zusammen ein Atelier am Stuttgarter Kernerplatz. Immanuel Knayer heiratete 1933 Rudolf Müller`s Schwester Helene. 1929 und 1932 beteiligte er sich an Ausstellungen der Stuttgarter Sezession im Neuen Kunstgebäude in Stuttgart. 1933 traf ihn ein Ausstellungsverbot als entarteter Künstler. Wieder musste er Anstreicharbeiten zur Finanzierung des Lebensunterhalts übernehmen. Im selben Jahr heiratete er trotz seiner prekären finanziellen Verhältnisse seine langjährige Lebensgefährtin Carola Pfeifer, genannt Lola. Von 1940 bis 1945 leistete er Kriegsdienst bei den Pionieren in Russland. Sein Sohn Rudolf wurde kurz vor Kriegsende eingezogen und 1945 als vermisst gemeldet. Beim Luftangriff über Stuttgart wurden seine Wohnung und sein Atelier am Kernerplatz und damit eine Vielzahl seiner Werke aus der Frühzeit zerstört. Zurück aus der kriegsgefangenenschaft engagierte er sich 1946 zusammen mit seinem langjährigen Freund, dem Maler Hans Fähnle, am Wiederaufbau des städtischen Ateliergebäudes in der Ameisenbergstraße in Stuttgart, wo sie benachbarte Ateliers bezogen. Fortan arbeitete er wieder als freischaffender Künstler. Zusammen mit Hans Fähnle ist er Mitbegründer der Freien Kunstschule Stuttgart.[2] 1952 und 1953 beteiligte er sich an den Kunstausstellungen „Bildende Hände“ in Stuttgart und Baden-Baden.[3] An der Freien Kunstschule Stuttgart arbeitete er bis 1959 als Lehrbeauftragter für Aktzeichnen. Dem folgte bis 1961 ein Lehrauftrag für Aktzeichnen an der Staatlichen Akademie für bildende Künste in Stuttgart, wo er bis 1969 als Künstlerischer Lehrer für Aktzeichnen tätig war. Ab 1955 beteiligte er sich regelmäßig an Ausstellungen des Künstlerbundes Baden-Württemberg. Rudolf Müller verstarb am 24. Juli 1969 in Stuttgart, fünf Jahre nach dem Tod seine Frau „Lola“.
Werk
BearbeitenDas künstlerische Schaffen von Rudolf Müller war während seines Studiums beeinflusst von seinen Lehrern Christian Landenberger und Robert Breyer, Vertretern des Impressionismus und der Freilichtmalerei. Früh löste er sich jedoch vom Impressionismus hin zum expressiven Realismus und weiter zum Expressionismus.[4] Er war beeinflusst von den Künstlern des Blauen Reiters und der Brücke. Seit den 1960-er Jahren wandte er sich vermehrt der abstrakten Malerei zu wie sein Freund Otto Speidel (Maler). Viele seiner Werke nach 1945 sind beeinflusst von seinen Erlebnissen und dem Leid der Menschen im 2. Weltkrieg. In seinen Werken setzte er sich mit dem frühen Tod seines Sohnes Rudolfs auseinander. So sehr ihn Tod, Trauer und Leid beschäftigen, zeigen seine Aktzeichnungen die Liebe zum Leben. Seine Werke sind geprägt von einem kühnen, ausholenden Pinselstrich und einer kompromisslosen Schnörkellosigkeit, die sich auf das Wesentliche konzentriert. Er huldigte keinem Publikumsgeschmack, weshalb sein Schaffen nur wenig Verbreitung und Anerkennung fand.
Weblinks
BearbeitenLiteratur von und über Rudolf Müller im Katalog der deutschen Nationalbibliothek, tbd
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ museum-digital:baden-württemberg. Abgerufen am 21. November 2019.
- ↑ Caesar, Volker, Der Maler Hans Fähnle - in Überlingen „verschollen“?, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Heft 1/2010, S. 19 ff
- ↑ Staatsarchiv Ludwigsburg Q 3/39 a Bü 195; Staatsarchiv Ludwigsburg Q 3/39 a Bü 244
- ↑ Galerie Schlichtenmaier: Rudolf Müller 1903 – 1969 Gemälde – Aquarelle – Zeichnungen, Katalog zur Ausstellung Rudolf Müller, Galerie Schlichtenmaier, Grafenau 1986