Der Drugstore ist das älteste selbstverwaltete Jugendzentrum Berlins. Es wurde im September 1972 im Berliner Ortsteil Schöneberg eröffnet und ermöglicht seitdem Jugendlichen Veranstaltungen und Konzerte selbst durchzuführen.
Freier Träger ist der gemeinnützige Verein Sozialpädagogische Sondermaßnahmen Berlin (SSB e. V.), zu dem auch das Tommy-Weisbecker-Haus gehört.
Geschichte
BearbeitenAnfang der 70er Jahre existierte in der Motzstraße 24 in Berlin-Schöneberg eine linke Jugendkneipe namens "hand drugstore". Die Kneipe war im Jahr 1971 unter anderem ein Treffpunkt für Gründungsmitglieder des Georg-von-Rauch-Hauses [1]. Nach scharfer Kritik an den kapitalistischen Interessen der Betreiber [2] und späteren Schließung aus finanziellen Gründen, schlossen sich im Januar 1972 mehrere jugendliche Mitarbeiter der Jugendkneipe zusammen, um Konzepte für eine Alternative mit "sozialpädagogischen Zügen" [3] zu finden. Dabei benutzten einige von ihnen auch Erfahrungen, die sie bei der sogenannte "Heimkampagne" der APO gemacht hatten. Im Februar 1972 wurde dazu der Verein Sozialpädagogische Sondermaßnahmen Berlin e.V. gegründet und nach geeigneten Räumen gesucht. Im Mai 1972 wurde mit dem Bezirk ein Nutzungsvertrag über ein leerstehendes Jugendfreizeitheim in der Potsdamer Straße geschlossen. Die Räume wurden von den Jugendlichen ausgebaut und unter dem Namen "Drugstore" im September 1972 eröffnet.
Mitte Februar 1973 wurde der Drugstore von der Wohngruppe des Jugendzentrums für 14 Tage mit der Forderung auf selbstbestimmten Wohnraum besetzt. Ein Übernachten im Jugendzentrum war zuvor durch den Nutzungsvertrag ausgeschlossen worden. Der Druck und die Verhandlungen mit dem Senat führten im Mai zur Gründung des Tommy-Weisbecker-Hauses.
Der Drugstore steht seit seiner Entstehung linken Projekten und Jugendlichen als Veranstaltungsort für Konzerte, Filmvorführungen, Ausstellungen, Sportgruppen und Diskussionsrunden zur Verfügung. Auch bekanntere berliner Künstler wie Soilent Grün, No Exit, Terrorgruppe, Drei Flaschen, Ätztussis, Untoten, Hausvabot und Dr. Motte hatten hier einige Auftritte. unter dem Motto "Kultur zum Nulltarif" gilt seit vielen Jahren bei Veranstaltungen und Konzerten immer freier Eintritt. [4]
In den 80er Jahren wurde in der selben Etage des Hauses der Jugendtreff Potse eröffnet.[4] 1987 verkaufte der Berliner Senat das Gebäude, in dem sich sowohl Drugstore als auch Potse befanden an die BVG.[4] Dies hatte vorerst keine Auswirkungen auf das Jugendzentrum. Über die Jahre hinweg war der Drugstore allerdings mehrfach von der Schließung bedroht. 1991 sollte dem Drugstore der Nutzungsvertrag wegen eines an der Aussenfassade angebrachten Anti-Kriegs-Transparents gekündigt werden.[5] 1998 erhöhte die BVG gegenüber der Stadt die Miete, woraufhin der Bezirk für den Auszug des Drugstores stimmte. Mit einem Konzert vor dem Schöneberger Rathaus und der darauf folgenden Besetzung des Rathauses wurde der drohende Umzug damals abgewandt.[4]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Agit 883 Nr. 88
- ↑ Fizz Nr. 10
- ↑ Selbstbeschreibung des Drugstores von 1975
- ↑ a b c d Drugstore & Potse bleiben - Ya Basta. In: Warschauer Nr. 35, 1998
- ↑ Drugstore: Wegen Antikriegstransparent gekündigt. In: interim 134, 1991