In der Flur Bildstöckle entlang einer Straße von Cannstatt nach Welzheim. In der Siedlung waren eine oder mehrere Töpfereien tätig, deren Terra Sigillata-Waren in einem Umkreis von bis zu 100 km vertrieben wurden. Man geht davon aus, dass diese Töpferei um das Jahr 160 n. Chr. vermutlich als ein Ableger des Produktionszentrums in Tabernae (Rheinzabern) in der heutigen Pfalz entstand.
In Waiblingen wurden zudem Stempel entdeckt, die ebenfalls in Rheinzabern nachgewiesen wurden. Vermutlich wurden einige Töpfer von dort übernommen und die Werkstatt gehörte zusammen mit den Töpfereien in Stuttgart-Kräherwald und Bad Cannstatt zu einem Großunternehmer. Namentlich bekannte Töpfer sind Reginus, Tertius, Augustinus, Marcellus, Avetedo, Geminiatius, Iulius, Legetus und Marinus.
Die Waiblinger Terra-Sigillata-Keramik besaß anscheinend im Umkreis von etwa 30 km eine marktherrschende Stellung und fand insbesondere in Köngen, Sindelfingen und Murrhardt bedeutende Absatzmärkte. Ein kleiner Teil der Waren gelangte auch in die Siedlungen Heilbronn und Sumelocenna (Rottenburg). Während sich das Absatzgebiet im Osten bis nach Regina (Regensburg) erstreckte, wurden im westlich gelegenen Portus (Pforzheim) keinerlei Produkte aus Waiblingen nachgewiesen. Nach einer Schätzung machten die Terra-Sigillata-Produkte gegenüber den herkömmlichen Gebrauchskeramiken nur etwa 0,2 % aus. Letztere Produkte fanden nur lokal begrenzte Abnehmer, zumal in Benningen, Cannstatt und Köngen eigene Töpferwerkstätten existierten.
Im ehemaligen Vicusbereich von Waiblingen fanden in den Jahren 1822, 1912, 1914, 1931, 1967 und 1984 Ausgrabungen statt. Dabei konnten jedoch meist nur kleinere Flächen untersucht werden. Das nur lückenhafte Bild deutet dennoch auf eine typisch römische Straßendorfsiedlung mit streifenartiger Parzellierung hin. Die Streifenhäuser waren in Fachwerkbauweise errichtet und mit dem Giebel zur Straße ausgerichtet. Vermutlich verlief vor den Häusern ein Portikus und der vordere Bereich wurde als Verkaufsraum genutzt. In einem der untersuchten Keller fanden sich 300 fertige Gefäße, die bei einem Brand zerstört wurden. Im hinteren Bereich der Grundstücke erstreckte sich ein Hof mit Brunnen und meist gewerblich genutzten Einrichtungen. Nach aktuellem Wissensstand besaß in Waiblingen jedes Anwesen mehrere Brennöfen. Ein großer Brennofen, wie er für die Terra-Sigillata-Herstellung aus Taberna und Cannstatt bekannt ist, konnte noch nicht aufgedeckt werden. Allerdings gibt es Hinweise auf einen speziellen Sigillata-Ofen im östlichen Ausgrabungsbereich.
Inwiefern in dem Vicus abgesehen von der Töpferei noch andere handwerkliche Betriebe tätig waren, konnte aufgrund der nur kleinen archäologischen Untersuchungsfläche nicht festgestellt werden.
Bei der Remskorrektur im Jahr 1935 stieß man auf eine 55 m lange Mauer, möglicherweise als Teil einer Hafenanlage gedeutet werden könnte.
Östlich des Vicus auf Beinsteiner Gemarkung fanden sich zwischen der Waiblinger Straße und der Kirche weitere Mauerzüge, die nicht ausführlich untersucht werden konnten. Aufgrund der Größe der Fläche könnte es sich um mehrere Gutshöfe oder um eine dorfähnliche Siedlung handeln.
Es fanden sich zahlreiche Fragmente von römischen Bildsteinen insbesondere im Bereich der Waiblinger Straße in beinstein. In diesem könnte der lokale Weihebezirk gelegen haben.
Gräberfeld
BearbeitenDas Gräberfeld befand sich unmittelbar westlich der Siedlung entlang der Straße nach Cannstatt. Die Funde setzen sich hauptsächlich aus kleineren Fragmente wie Leichenbrand, Holzkohle und verbrannte Terra Sigillata zusammen. Eine Ausnahme bildet ein steinernes Grabmal. Die Reliefplatte misst eine Höhe von 1,40 m und zeigt einen thronenden bärtigen Mann mit Hund. Es handelt sich um den Unterweltsgott Pluton mit dem Höllenhund Cerberus.
Ein weiteres Gräberfeld könnte westlich des Waiblinger Bahnhofs nachgewiesen werden. Eines der dortigen Brandgräber war mit einer Steinplatte abgedeckt. Die Funde sind heute verschollen.
Laut der Ursperger Chronik, das um das Jahr 1200 verfasst wurde, existierte an der Stelle des heutigen Beinstein ein größeres turmartiges Grabmal. Die Inschrift soll „Clodius hoc fecit uxori suae“ (Clodius hat dieses Grabmal für seine Frau errichtet) gelautet haben.
Umliegende Gutshöfe
BearbeitenWaiblingen-Hochgericht
BearbeitenIm Jahr 1965 konnte am Nordostrand von Waiblingen im Gewann Hochgericht eine Villa rustica untersucht werden. Man konnte zwei Keller, zwei hypokausierte Räume und der mit Steinplatten gepflasterte Hof freigelegt werden. Einer der beheizbaren Räume war wasserfest verputzt, weshalb diesem die Funktion eines Baderaumes zugeschrieben wird. Nahe dem Hoftor fand man einen 10 cm hohen bronzernen Buchstaben "V". Die in der Region typische Eckrisalitvilla-Form konnte nicht nachgewiesen werden. Ein Keller wurde restauriert und ist heute öffentlich zugänglich.
Hegnach-Burgmäuerle
BearbeitenDie Flur Burgmäuerle befindet sich südlich der Hegnacher Kirche. Auf einer Fläche von ungefähr 150 x 180 Metern wurden mehrfach Gebäudereste unter anderem auch von Hypokaustanlagen entdeckt. An der westlichen Ecke des Hof scheint eine Ziegelei bestanden zu haben. Das gesamte Areal ist heute überbaut.
Beinstein-Domhainle
BearbeitenEtwa 700 m östlich der Ausgrabungsfläche von 1967 im Beinsteiner Gewann Domhainle/Domhäule fand man Reste eines römischen Gebäudes, dessen Funktion noch unklar ist. Vermutet wird, dass zu einem dortigen Gutshof gehörte. Zu dem besondersten Fundstücke zählt ein silberner Armreif aus dem 3. Jahrhundert.
Literatur
Bearbeiten- Hartmut Kaiser: Töpfersiedlung, Waiblingen (WN). In: Dieter Planck: Die Römer in Baden-Württemberg, von Aalen bis Zwiefalten. 2005 Konrad-Theiss-Verlag, S. 348-350.