Thermische Wald- und Baumgrenzen

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An den thermischen Waldgrenzen wird das Baumwachstum aufgrund von Wärmemangel stark gebremst. Wegen der Kürze der Vegetationsperiode, aufgrund des hier meist stärker wehenden Windes und monatelangen Schneedrucks kommt es zu verkrüppelten Baumformen, die nur niedrig wachsen und dichte Gebüsche bilden. Die Baumgrenze, die nur kleinmaßstäblich besehen eine scharfe Linie ist, zeigt bei genauerer Betrachtung – wie viele andere Grenzen in der Natur auch – zumeist gleitende Übergänge: Bäume wachsen in Richtung zum unwirtlichen Klima immer weniger, bis sie schließlich ganz ausbleiben.

Seit einigen Jahren ist bekannt, dass die natürliche Baumgrenze von der mittleren Temperatur während der Wachstumszeit abhängig ist (und nicht von Extremwerten!). Wenn die Bodentemperatur in 10 cm Tiefe in den Außertropen unter einen Wert von durchschnittlich rund 6–7,5 °C und in den Tropen unter 5,5 °C sinkt, können Bäume nicht mehr wachsen.[1] Vermutlich verschlechtern sich bei niedrigen Bodentemperaturen auch die Aufnahme und der Transport von Wasser und Nährstoffen, womit der Krüppelwuchs im Übergangsbereich zwischen Wald- und Baumgrenze erklärt werden könnte.[2] Der jährliche Gang der Lufttemperatur ist

[3]


Diese Erkenntnisse gelten für beide thermischen Baumgrenzen (global und Gebirge).

Die Tatsache, dass die Baumgrenze in den südhemisphärischen Gebirgen 200–300 Höhenmeter tiefer bei Temperaturen von maximal 8,9° bis 9,5 °C liegt, wird mit fehlenden kälteverträglichen Nadelbäumen erklärt, beziehungsweise mit einer durch die Evolution noch nicht besetzten ökologischen Nische.[2]

In der Nordhemisphäre sind es vor allem kälteverträgliche Koniferen – etwa Lärchen, Kiefern, Fichten, Tannen und Wacholder –, die die Wald-/Baumgrenzen bilden (Waldtundren Kanadas und Sibiriens, Gebirge Eurasiens außer Fennoskandien). Laubbäume wie Birken und Erlen oder auch Ebereschen bilden nur in ozeanischen Zonen (etwa West-Alaska, Grönland, Island, Lappland oder Kamtschatka) die alpinen und polaren Waldgrenzen.[4] In der südlichen Hemisphäre – in der es aufgrund der Landmassenverteilung keine Waldtundra gibt – sind es Südbuchen oder Eukalyptusbäume. In den Subtropen ist eine herausragende Gattung in den Anden die Polylepis (zu den Rosengewächsen). In den Tropen gibt es eine große Vielfalt von Waldgrenztaxa: Etwa Schima (Familie Teestrauchgewächse) in Südostasien und baumförmige Heidekrautgewächse in Afrika.[1]

  1. a b Christian Körner: Climatic Controls of the Global High Elevation Treelines, in Michael I. Goldstein und Dominick A. DellaSala (Hrsg.): Encyclopedia of the World's Biomes, Elsevier, Amsterdam 2020, ISBN 978-0-12-816096-1, S. 275–281.
  2. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Pfadenhauer u. Klötzli.
  3. Thorsten Peters: Struktur und ökologische Merkmale der oberen Waldgrenze in der Andinen Depression, Dissertation an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 2009, PDF, abgerufen am 9. August 2023, S. xxx.
  4. Jürgen Schultz: Die Ökozonen der Erde. 4., völlig neu bearbeitete Auflage, Ulmer UTB, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-1514-9. S. 163–164.