Unter einer Flachgründung wird im Bauwesen eine Form der Gründung verstanden, bei der die Bauwerkslasten direkt unterhalb des Bauwerks über horizontale Flächen in den Untergrund geleitet werden.

Unter dem Begriff werden verschiedene Bauformen von oberflächennah errichteten Fundamenten zusammengefasst. Die Flachgründung wird als Gegensatz zur Tiefgründung verstanden, bei welcher die Fundamente tief in den Untergrund reichen. Dabei ist die Flachgründung in aller Regel kostengünstiger und wird bevorzugt, sofern nicht hohe Lasten und ein wenig tragfähiger Baugrund eine Tiefgründung erforderlich machen. Selbst wenn der Baugrund an der Oberfläche keine ausreichende Tragfähigkeit besitzt, kann bei tragfähigeren Bodenschichten in leicht erreichbaren Tiefen auch ein Bodenaustausch und eine Flachgründung wirtschaftlicher als eine Tiefgründung sein.

Heutige Flachgründungen bestehen überwiegend aus Beton, insbesondere aus Stahlbeton. Gemauerte Fundamente werden vor allem aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes kaum noch ausgeführt.[1]

Arten von Flachgründungen

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Je nach Anwendungsfall und nach Kostenoptimierung wird eine der folgenden Flachgründungen angewendet.

Die Tragfähigkeit der Flachgründung kann über die Fundamentgrößen und über die Einbindetiefen gesteuert werden. Diese sind so zu wählen, dass sowohl die Standsicherheit gewährleistet ist als auch die Verformungen verträglich sind.

Einzel- oder Punktfundament

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Diese werden unter Säulen und Stützen angeordnet, wobei hier sehr große Lasten abgeleitet werden können.

Köcherfundament

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Beim Fertigteilbau werden die Fertigteilstützen in diese Köcher eingestellt und dann mit Mörtel vergossen.

Streifenfundament

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Unter Mauern und Lasten in kurzen Abständen eignen sich Streifenfundamente bestens zur Lasteinleitung in den Untergrund.

Fundamentplatte/Gründungsplatte

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Müssen die Bauwerkslasten verteilt werden um gleichmäßig in den Untergrund eingeleitet zu werden, ist die Fundamentplatte besonders wirtschaftlich. Diese hat auch den Vorteil, dass zugleich ein Boden geschaffen wird, auf dem gearbeitet werden kann.

Wannengründung

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Bei vorhandenem Grundwasser wird dieses seitlich von der Wanne zurückgehalten, wobei dabei auch auf die Dichtheit der Wanne zu achten ist. Dazu gibt es umfangreiche Vorschläge und Richtlinien.

Frostsicherheit

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Bei der Flachgründung muss darauf geachtet werden, dass sie mindestens bis unter die Frostgrenze in den Boden einbindet. Die Höhe der Frostgrenze hängt dabei von den klimatischen Gegebenheiten und der Bodenbeschaffenheit ab. Für Deutschland wird eine minimale Einbindetiefe von 80 cm bis 120 cm angegeben.[2][3] Dadurch wird verhindert, dass das Bauwerk durch die beim Gefrieren des Bodens auftretenden Hebungen und Setzungen Schaden nimmt. Diese Problematik ist bereits für den Rohbauzustand zu beachten, wenn die Bauzeit innerhalb der Kälterperiode liegt.

Bei nicht unterkellerten Bauwerken ohne ausreichende Einbindetiefe der Bodenplatte kann die Frostsicherheit durch eine umlaufende Frostschürze hergestellt werden.[3] Alternativ kann auch der Baugrund unter dem Fundament durch frostsicheres Material (bspw. Schaumglasschüttung) ausgetauscht werden.[4]

Bauverfahren

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Baugrund

Ausheben einer Baugrube

Flachgründungen werden häufig in Ortbetonbauweise vor Ort erstellt. Insbesondere bei Einzelfundamenten von transportabler Größe kommen jedoch auch Fertigteile zum Einsatz.

Bei der Ortbetonbauweise ist auf die Verwendung einer Sauberkeitsschicht und Abstandhalter zur ausreichenden Betondeckung zu achten.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Kohl, Bastian, Neizel: Baufachkunde Hochbau. 19. Auflage. B. G. Teubner, Stuttgart / Leipzig 1998, ISBN 978-3-322-83010-4, S. 54 ff.
  2. DIN 1054:2010-12 „Baugrund – Sicherheitsnachweise im Erd- und Grundbau – Ergänzende Regelungen zu DIN EN 1997-1“, S. 40
  3. a b Norbert Vogt: Grundbau-Taschenbuch Teil 3: Gründungen und geotechnische Bauwerke. Hrsg.: Karl Josef Witt. 8. Auflage. Ernst und Sohn, 2018, ISBN 978-3-433-60732-9, S. 52 f.
  4. Ulf Hestermann, Ludwig Rongen: Frick/Knöll Baukonstruktionslehre 1. 36. Auflage. Vieweg + Teubner, 2015, ISBN 978-3-8348-2565-0, S. 735.