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Krisenmanagement in Hamburg

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Einen anfänglichen Überblick über das Ausmaß der Katastrophe bekamen die Zuständigen erst in den Vormittagsstunden des 17. Februars. Nach den bis dahin eingegangenen Meldungen war zu befürchten, dass die Sturmflut allein in Hamburg mehrere tausend Tote gefordert habe bzw. fordern werde, wenn nicht schnellstmöglich auch militärische Hilfe in Anspruch genommen werde. Da Helmut Schmidt zuvor als Abgeordneter des Bundestages mit Verteidigungsangelegenheiten[1] befasst war und die meisten Kommandierenden der NATO persönlich kannte, konnte er noch am Morgen des 17. Februar, obwohl verfassungsrechtlich nicht dazu befugt, NATO-Streitkräfte und hier insbesondere Pioniertruppen mit Sturmbooten sowie 100 Hubschrauber der Bundeswehr und der Royal Air Force anfordern, welche die ca. 25.000 zivilen Helfer u. a. des Deutschen Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerkes und der schon seit Beginn der Katastrophe im Dauereinsatz befindlichen Feuerwehren unterstützten.

Diese bekannte und stets publizierte Geschichtsdarstellung stimmt aber nur begrenzt mit den Realitäten überein: Zur Zeit seiner Telefonate und Telegramme an diesem Vormittag waren in den bedrohten Gebieten an der deutschen Nordseeküste und deren Hinterland nämlich bereits Tausende von Soldaten der Wehrbereichskommandos I (Kiel) und II (Hannover) im Einsatz, also auch in Hamburg. Das Hamburger Schutzpolizei-Kommando hatte die Bundeswehr nach Eintreffen von Polizeipräsident Buhl bereits um 1.30 Uhr in der Nacht um „Hubschrauber für den Einsatz mit Tagesanbruch“ gebeten. Daher trafen gegen 9.00 Uhr bereits die ersten Hubschrauberstaffeln aus Bückeburg, Celle und Rheine ein.[2]

Er habe, so erklärte Schmidt später, seiner Heimatstadt helfen wollen, ohne vorher im Grundgesetz über seine Kompetenzen nachgeschaut zu haben.

Bei dieser Darstellung wird übersehen, dass es 1962 bereits seit sechs Jahren (also seit den Anfängen der Bundeswehr) gern geübte Praxis war, die Streitkräfte in schwierigen Situationen zu Hilfe zu rufen[3].

Sein energisches Krisenmanagement machte Schmidt bundesweit bekannt; es war die Grundlage einer Politikerkarriere, die in Schmidts Amtszeit als Bundeskanzler von 1974 bis 1982 gipfelte.[4]

Literatur

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Helmut Stubbe da Luz: Die Sturmflut 1962: 150.000 Bewohner exponiert im Vorfeld der Festung Hamburg In: Große Katastrophen in Hamburg. Menschliches Versagen in der Geschichte - wehrhafte Stadtentwicklung für die Zukunft? Begleitband zur Ausstellung "Große Katastrophen in Hamburg" in der Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg 2018, ISBN 978-3-86818-094-7, Seiten 89-98.

WILHELSBURG: 1951 wurde Wilhelmsburg Stadtteil des Bezirkes Harburg.

Bereits 1921 erklärte der damalige Oberbaudirektor Fritz Schumacher, daß in Wilhelmsburg wegen der tiefen Lage des Gebietes eine großstädtische Besiedlung nicht erfolgen sollte[5]. Durch die Sturmflutkatastrophe 1962 wurde die Elbinsel daher besonders schwer getroffen.[6]

Deutsche Notstandsgesetze

Naturkatastrophen; besonders schwere Unglücksfälle

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Bei Naturkatastrophen und besonders schweren Unglücksfällen können nach Art. 35 GG neben der Polizei auch die Bundespolizei und die Bundeswehr eingesetzt werden. Bei länderübergreifenden Katastrophen kann die Bundesregierung den Ländern Weisungen erteilen. Bundeswehr-Katastrophen-Einsätze waren aber bereits vor Verabschiedung der deutschen Notstandsgesetze ständige Praxis. Seit den Anfängen der Bundeswehr war es üblich, die Streitkräfte in schwierigen Situationen zu Hilfe zu rufen – aus Sicht der Behörden, weil dort Knowhow und Geräte erhofft wurden, aus Sicht der Bundeswehr, weil sie bei solchen Einsätzen Prestigepunkte in der Bevölkerung sammeln konnte[7].

Katastrophe (NEU:)

Größe einer Katastrophe

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Die Swiss Re hat für ihren einschlägigen Risikoanalysen als grobe Großschadens- oder Katastrophenberechnungseinheit den Wert der verlorenen Arbeitstage (working days lost) zugrunde gelegt. Wenn die Anzahl der Bewohner eines Landes, deren Wirtschaftskraft (Bruttoinlandsprodukt), ferner die Anzahl der darin von einem Desaster betroffenen Regionen bekannt seien, könne abgeschätzt werden, „wie viele Tage dieser jährlichen Wirtschaftsleistung ausfallen würden bei einer (theoretischen) großen Naturkatastrophe. […] Wir können also sagen, dass ein Erdbeben der Stärke xyz im Land Nepal das öffentliche Leben für xyz Tage stilllegt und xyz Leute betroffen sind“. Damit besteht ein theoretisches Maß für die Größe einer Katastrophe [8].

Vorhersehbarkeit einer Katastrophe

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Faktoren für die Vorhersagbarkeit [9]sind u.a.:

+ Echte Erstmaligkeit

+ Historische Ereignisse an gleicher oder vergleichbarer Stelle werden nicht ignoriert sondern analysiert.

+ Existenz großzügiger Reserven bei den Sicherheitsmaßnahmen gegenüber historisch aufgetretenen Höchststanden (z.B. Sturmfluthöhe, Flußwasserpegel)

+ Beachtung der Auswirkungen von Maßnahmen (Beispiel: Treibhausgase haben Auswirkungen auf den Meeresspiegel)

+ Prüfung, ob neue Technologien neue Arten von Katastrophen hervorrufen können

+ Existenz und laufende Überprüfung von Schutzmaßnahmen (z.B. Höhe und Qualität von Deichen)

+ Zur Abwehr benötigte Helfer sind in ausreichender Zahl immer noch vorhanden (so verschlechtert der Bundeswehrabbau in der norddeutschen Tiefebene die Verteidigungsfähigkeit der Deiche)


Choleraepidemie von 1892

Literatur

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Helmut Stubbe da Luz: Über 8.500 Choleratote 1892: Alle Vorzeichen und Warnungen missachtet In: Große Katastrophen in Hamburg. Menschliches Versagen in der Geschichte - wehrhafte Stadtentwicklung für die Zukunft? Begleitband zur Ausstellung "Große Katastrophen in Hamburg" in der Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg 2018, ISBN 978-3-86818-094-7, S. 165-182.

  1. Helmut Schmidt. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
  2. Helmut Stubbe da Luz: "Das Grundgesetz nicht angeguckt", „aufgeregte Hühner“ vorgefunden. Helmut Schmidt, der Retter aus der Katastrophe. In: Große Katastrophen in Hamburg. Menschliches Versagen in der Geschichte - wehrhafte Stadtentwicklung für die Zukunft? Begleitband zur Ausstellung "Große Katastrophen in Hamburg" in der Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg 2018, ISBN 978-3-86818-094-7, Seiten 99-153
  3. Helmut Stubbe da Luz: "Das Grundgesetz nicht angeguckt", „aufgeregte Hühner“ vorgefunden. Helmut Schmidt, der Retter aus der Katastrophe. In: Große Katastrophen in Hamburg. Menschliches Versagen in der Geschichte - wehrhafte Stadtentwicklung für die Zukunft? Begleitband zur Ausstellung "Große Katastrophen in Hamburg" in der Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg 2018, ISBN 978-3-86818-094-7, Seiten 113-119 und 135-153
  4. Ronald D. Gerste: Wie das Wetter Geschichte macht: Katastrophen und Klimawandel von der Antike bis heute. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2015. ISBN 978-3608949223. S. 247–256.
  5. Helmut Stubbe da Luz: Die Sturmflut 1962: 150.000 Bewohner exponiert im Vorfeld der Festung Hamburg In: Große Katastrophen in Hamburg. Menschliches Versagen in der Geschichte - wehrhafte Stadtentwicklung für die Zukunft? Begleitband zur Ausstellung "Große Katastrophen in Hamburg" in der Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg 2018, ISBN 978-3-86818-094-7, Seite 90.
  6. Ekkehard Lauritzen: Die große Flut von 1962. Abgerufen am 18. Juli 2009.
  7. Helmut Stubbe da Luz: "Das Grundgesetz nicht angeguckt", „aufgeregte Hühner“ vorgefunden. Helmut Schmidt, der Retter aus der Katastrophe. In: Große Katastrophen in Hamburg. Menschliches Versagen in der Geschichte - wehrhafte Stadtentwicklung für die Zukunft? Begleitband zur Ausstellung "Große Katastrophen in Hamburg" in der Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg 2018, ISBN 978-3-86818-094-7, Seiten 113-119 und 135-153
  8. Helmut Stubbe da Luz: Katastrophen – GroßschadensVorkommnisse mit als katastrophal bewerteten Schäden In: Große Katastrophen in Hamburg. Menschliches Versagen in der Geschichte - wehrhafte Stadtentwicklung für die Zukunft? Begleitband zur Ausstellung "Große Katastrophen in Hamburg" in der Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg 2018, ISBN 978-3-86818-094-7, Seiten 113-119 und 135-153
  9. Helmut Stubbe da Luz: Große Katastrophen in Hamburg. Menschliches Versagen in der Geschichte - wehrhafte Stadtentwicklung für die Zukunft? Begleitband zur Ausstellung "Große Katastrophen in Hamburg" in der Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg 2018, ISBN 978-3-86818-094-7, S. 91-94, 156-158, 1571f