Koordinaten: 50° 6′ 55,4″ N, 8° 41′ 23″ O Das Polizeigewahrsam Klapperfeld, auch Polizeigefängnis Klapperfeld genannt, ist ein ehemaliges Polizeigewahrsam im Stadtteil Innenstadt von Frankfurt am Main. Es wurde ab 1884 nach einem Entwurf der Freien Stadt Frankfurt gebaut und im Jahr 1886 unter dem preußischen Staat fertiggestellt.[1] Seit 2009 wird es durch die Initiative Faites votre jeu! als autonomes Zentrum verwendet.[2]
Geschichte
BearbeitenDer Name Klapperfeld geht darauf zurück, dass sich hier leprakranke Menschen aufhalten mussten, die aus der Stadtgesellschaft ausgeschlossen wurden; um andere auf sich (und ihre Erkrankung) aufmerksam zu machen, wurden Klappern benutzt.[3] 1492 wurde ein erstes Haus errichtet, dass der Unterbringung von Pestkranken diente. Dieses wurde 1679 umgebaut und fungierte danach als Armen- und Arbeitshaus.[4]
Polizeigefängnis
Bearbeiten19. Jahrhundert
Bearbeiten1886 entstand auf dem Gelände neben dem damals neuen Polizeipräsidium das Polizeigefängnis, dessen Bau schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts geplant war. Aus Platzgründen erfolgte 1914 ein Umzug des Polizeipräsidium (siehe Altes Polizeipräsidium).[4]
Kontext des Polizeigefängnisses als Teil des modernen Polizeiapparats[5]
Weimarer Republik
BearbeitenZeit des Nationalsozialismus
BearbeitenWährend des Nationalsozialismus nutzten Polizei und Gestapo das Gefängnis zur Inhaftierung von u. a. Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen und politischen Gegnern. Der dritte Stock des Gebäudes (die sogenannte „Judenabteilung“) wurde von der Gestapo geleitet, die hier inhaftierten waren mussten sich in kleinen Drahtkäfigen aufhalten. Manche der Gefangenen wurden in Arbeits- oder Konzentrationslager deportiert.[7]
Amerikanische Besatzungszone
BearbeitenNach Kriegsende wurde das Gefängnis kurzzeitig von der amerikanischen Militärregierung genutzt.[7]
Bundesrepublik
BearbeitenIn der Bundesrepublik wurden bis 1961 Kinder und Jugendliche, die aus Heimen ausgerissen waren, im Klapperfeld untergebracht. Geplant war eine maximale Inhaftierung von drei Tagen, diese Regelung wurde jedoch nicht immer eingehalten. Im Zuge der gestiegenen Zahl an Protesten in den 1960er und 70er Jahren, aber auch noch im Rahmen von Aktionen gegen die Startbahnwest in den 80er Jahren, wurde das Gefängnis oftmlas für Ingewahrsamnahmen von Demonstrierenden genutzt. Zwischen den 1980er Jahren bis einschließlich 2002 kam es zur Nutzung als Abschiebegefängnis. Die herrschenden Haftbedingungen entsprachen hierbei keinen Mindestanforderungen. Offiziell wurde das Gefängnis Klapperfeld bereits 2001 geschlossen.[9]
Seit 2003 ist es ein autonomes Zentrum (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Flann/Polizeigewahrsam_Klapperfeld#Faites_votre_jeu!)
Gebäude
BearbeitenBau
BearbeitenFassade
BearbeitenInnenausstattung
BearbeitenFaites votre jeu!
Bearbeiten2009 bot die Stadt Frankfurt das nun leer stehende Gebäude der Initiative Faites votre jeu! als Ersatzobjekt für ein von ihr besetzes ehemaliges Jugendzentrum an. Diese willigte ein, das Klapperfeld wird seitdem als autonomes Zentrum genutzt.[2]
Historische Dauerausstellung
BearbeitenEin Bestandteil dieses Zentrums ist eine zweiteilige historische Dauerausstellung. Ein Teil befasst sich mit der Geschichte des Gebäudes als Polizeigewahrsam, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus durch die Gestapo,[10] und als Abschiebungshaft.[11]
Literatur
Bearbeiten- Frankfurter Historische Kommission (Hrsg.): Frankfurt am Main – Die Geschichte der Stadt in neun Beiträgen. (= Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission. Band XVII). Jan Thorbecke, Sigmaringen 1991, ISBN 3-7995-4158-6.
- Jens Rosenberg: 128 Jahre Polizeigewahrsam Frankfurt am Main : die Geschichte des Polizeigefängnisses „Klapperfeld“. In: Hessische Polizei-Rundschau, 2015, Heft 2, S. 14–17; Heft 3, S. 18–21; Heft 4, S. 24–26.
- Europäischer Rat (Hrsg.): Report to the German Government on the visit to Germany carried out by the European Committee for the Prevention of Torture and Inhuman or Degrading Treatment or Punishment (CPT) from 3 to 15 December 2000. 12. März 2003, S. 15, 19 f., 23, 59, 66 f. (englisch, refworld.org [PDF; 387 kB; abgerufen am 22. März 2018]).
Weblinks
Bearbeiten- Faites votre jeu!: Ehemaliges Polizeigefängnis Klapperfeld. In: klapperfeld.de. Abgerufen am 27. Oktober 2016.
- Dauerausstellung zur Geschichte des Klapperfelds
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Faites votre jeu!: Der Bau des Polizeigefängnis und das Prinzip der Haft. In: klapperfeld.de. Abgerufen am 27. Oktober 2016.
- ↑ a b Faites votre jeu!: Faites votre jeu! In: klapperfeld.de. Abgerufen am 27. Oktober 2016.
- ↑ Das ehemalige Polizeigefängnis »Klapperfeld« in Frankfurt am Main 1886–2003. In: Gedenkstättenforum. Abgerufen am 23. November 2018.
- ↑ a b Fragmente aus der Geschichte des Klapperfelds. In: klapperfeld.de. Abgerufen am 23. November 2018.
- ↑ Faites votre jeu!: Die Entstehung des Klapperfelds und die Ausbildung eines Polizeiapparats. In: klapperfeld.de. Abgerufen am 27. Oktober 2016.
- ↑ Faites votre jeu!: Das Gefängnis in der Weimarer Republik. In: klapperfeld.de. Abgerufen am 27. Oktober 2016.
- ↑ a b Das ehemalige Polizeigefängnis »Klapperfeld« in Frankfurt am Main 1886–2003. In: Gedenkstättenforum. Abgerufen am 23. November 2018.
- ↑ Faites votre jeu!: Das Klapperfeld ab 1945. In: klapperfeld.de. 7. April 1945, abgerufen am 27. Oktober 2016.
- ↑ Fragmente aus der Geschichte des Klapperfelds. In: klapperfeld.de. Abgerufen am 23. November 2018.
- ↑ Die erweiterte Dauerausstellung zur Geschichte des Klapperfelds. In: klapperfeld.de. Abgerufen am 23. November 2018.
- ↑ Raus von hier – Das Projekt hinter der Ausstellung. In: klapperfeld.de. Abgerufen am 23. November 2018.
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