Tagebuch ab dem 28. 10. 1944, dem Beginn der Flucht
BearbeitenEichensee, Reuschendorf, Seegutten, Sensburg, Wartendorf, Klein Kleeberg, Groß Kleeberg
BearbeitenGepackt war schon von der ersten Flucht nach Gusken alles; da aber die Reise noch weitergehen sollte, wurde alles wieder gründlich vorbereitet. Das Geschirr wurde ein zweites Mal aus der Erde herausgeholt, und das gute Besteck wurde ebenfalls eingepackt und mitgenommen. Wir waren dann noch einmal in Klein Lasken zu Besuch, und da hieß es plötzlich, der Kreis Lyck wird geräumt; so war dies der letzte Besuch dort. Zu Hause wurde noch ein Schwein geschlachtet, aber wir hatten dann noch einige Tage Zeit. Wir haben dann auch noch viel Geflügel geschlachtet, dass nur so die Köpfe flogen. Nun kam endgültig der Tag, wo wir unsere Heimat verlassen mussten. In Soltmahnen sammelten sich alle Eichenseer und und erst um die Mittagszeit ging die Reise dann endlich los.
Es war ein sonniger Tag, doch es passierte dann schon bald ein Unglück; Boruttas Pferd wollte einfach nicht mehr weiter und so hielt es den ganzen Treck auf. Es wurde schon dunkel, aber wir sollten doch noch den Weg noch bis Reuschendorf schaffen. Es war dann auch nicht mehr weit bis dorthin, aber als wir dort ankamen, was da alles so überfüllt, dass nicht einmal Platz auf der Straße war. So blieb uns nichts anderes übrig, als in den am Dorfe angrenzenden Wald zu fahren und dort zu nächtigen. Mit Lisa habe ich dann noch einen Spaziergang ins Dorf gemacht, aber dort war nichts los. So stiegen wir in unsere „Himmelbetten“ und wollten den ersten Fluchttag erst einmal vergessen. Nachts wachten wir auf, und es schien uns so, als ob schon der Morgen graute, aber es war uns so unhehaglich zumute und es war so kalt; wir öffneten die Augen und sahen Schnee vor uns, doch der taute bald darauf und es blieb nur der Matsch zurück.
Papa hat dann in der Nacht schnell ein Feuer gemacht, das wir eifrig bedienen mussten, aber schließlich wurde uns langsam aber sicher warm. Es war ein Uhr nachts; wie lang war noch der Morgen hin! Und so stellte sich auch bald der Hunger bei uns ein, aber dies konnte ja nicht unsere größte Sorge sein! Wir gingen an die Milchkanne und holten uns da so viel Hühner- und Putenfleisch heraus, wie es uns bekam. An Morgen gingen Lydia und Franz melken, währenddressen kratzten wir die Milch auf unserem Feuer auf. Das ging ganz gut, und uns hat Milch noch nie so gut geschmeckt. Die zweite Serie ist uns angebrannt, und die Milch war ungenießbar. Dann ging die Fahrt auf der Asphaltstraße in Richtung Arys weiter; in den Nachmittagsstunden fuhren wir dort durch. Der Abend war schon im Anbruch und wir fuhren immer noch ohne Ziel. Es war auch schon bald dunkel, und so dachten wir, dass wir wieder eine Nacht im Wald verbringen müssten. Durch zwei Ortschaften fuhren wir durch, dann kamen wir endlich nach Seegutten, wo wir auch bleiben sollten.
Wir waren überglücklich, mal eine Nacht unter einem Dach zu sein und wenn es auf dem Heuboden war. Papas erste Sorgen waren die Pferde, und es gelang ihm auch, sie in einem warmen Stall unterzubringen. Wir drei gingen hoch und schliefen dann in einer Bekleidungskammer der dort einquartierten Panzersoldaten. Decken wurden uns genügend zur Verfügung gestellt; so konnten wir auch unsere völlig durchnässten Decken austrocknen lassen. In dieser Nacht starb Veras Kind; und damit auch die Pferde noch etwas ausruhen sollten, blieben wir einen weitere Tag. Mit Tante Miku, die bei einem Fleischer untergebracht war, kochten wir uns ein Mittagessen. Wir verlebten einen sehr schönen Tag, aber am nächsten Tag musste es wieder weitergehen. Puck, der Hund, war der Liebling aller Soldaten geworden, aber er fühlte sich bei uns am wohlsten, wenn wir ihm auch keine Bequemlichkeit bieten konnten. Am Dienstag ging dann die Fahrt reibungslos weiter. In den Mittagsstunden kamen wir durch Sensburg; vor der Stadt hatten wir aber noch einen hohen Berg zu passieren.
Viel Angst hatten wir ausgestanden, aber es ging nun besser, als wir es uns vorgestellt hatten. Mit Lisa bin ich dann in die Stadt gegangen; wir wollten uns gerne was kaufen, aber die Geschäfte waren gerade geschlossen. So kam es, dass wir vom Treck abkamen, und wir fuhren vielleicht 10-15 km weit auf der Asphaltstraße weiter und es war dort keiner von den Unsrigen zu finden. Bald macten wir uns Sorgen und beschlossen unzudrehen. Unser Treck war von Sensburg aus in eine andere Straße eingebogen, was wir erst nicht mitbekommen hatten. Nun fuhren wir die Straße entlang, aber es war nichts zu sehen; wir hatten keine Puste mehr, denn der Wind hat es auch gerade nicht gut mit uns gemeint. Endlich erkannten wir von Ferne unsere Leute; wir waren dann auch überglücklich wie wiederzufinden. Wir kamen darauf nach Wartendorf; alle Fahrzeuge wurden hinter einer Scheune aufgestellt und wir schliefen in einer Schulklasse, was aber nicht gerade angenehm war. Aus dem Ort wollten wir so schnell wie möglich wieder verschwinden, und wir kamen dann nach Grabenhof. Dort haben wir mit Onkel Adolfs Hilfe ein gutes Quartier bekommen, beim Schmiedemeister Dudela. Papa und Mama durften die Oberstube beziehen, und wir ließen uns auf dem Fußboden nieder.
Nun war es nicht mehr weit bis zum Ziel. Am nächsten Tag schon im Dunklen kamen wir nach Massgut! Dort wurden wir tadellos aufgenommen; jedem wurde eine Unterkunft zugewiesen und es wurde auch für gutes Essen gesorgt. Mutti und ich hatten die Ehre im Bett zu schlafen. Am nächsten Tag wurden wir von fast allen Eichenseern getrennt; mit zehn Fahrzeugen fuhren wir los. Um 11 Uhr am Vormittag kamen wir in Gilau an; hier hatten wir uns alle zu melden und bekamen Auskünfte, wo wir hin sollten. Wir sollten weiter nach Groß Kleeberg; bis dort hin waren es noch 20 Kilometer. Wir hatten holprige Straßen zu befahren. Als wir ungefähr die Hälfte geschafft hatten, ging an Pawels Wagen das Rad entzwei und musste repariert werden. Um 10 Uhr kamen wir dann in Groß Kleeberg an, aber es hieß, wir seien nicht richtig hier; wier sollten weiter nach Klein Kleeberg, das noch 5 km weiter lag. Ein junges Pferd war ktank geworden; es konnte einfach nicht mehr weiter. Wir sollten hier ausruhen, haben sogar ein Zimmer bekommen, bloß kalt war es hier. Ein Schönes Mittagessen haben wir bekommen. Am nächsten Morgen fanden sich alle Eichenseer ein; die waren des Abends auch hier eingetrudelt. Wir waren nur froh, wieder alle zusammen zu sein. Lisa war traurig, denn ihr Luchs war ihr abhanden bekommen, doch wir trafen ihn später unterwegs.
Am nächsten Morgen bekamen wir alle Stullen und Kaffee, und als wir uns alle gut gestärkt hatten, ging die Fahrt weiter zum Endziel. Plötzlich fand sich Luchs ein, große Freude. In Klein Kleeberg wurden wir alle auf die Bauern verteilt. Wir kamen zum Ortsbauernführer Panowski, der ein gutes Stück vom Dorfe entfernt wohnte. Wir wurden da gut aufgenommen und bekamen ein schönes Zimmer, wo man sich wirklich wohl fühlen konnte. Wir haben es uns gleich gemütlich gemacht. Puck hat auch ein schönes Leben geführt, dick und rund sah er aus. Von dort aus wir sind nich vier Mal nach Eichensee zurückgefahren, zuerst bin ich mit Papa mitgefahren. Dort haben wir noch etwas Geflügel gefunden, dieses geschlachtet, gegessen und auch etwas mitgenommen. Geschlafen haben wir bei Tante Miku. Viel Post haben wir in Empfang genommen, darunter auch ein „süßes“ Päckchen von Wolfgang. Sonst ist in Eichenssee alles still und ruhig und auch alles öde!
Königsberg, Pillau, Neutief
BearbeitenEinw Fahrt nach Breslau kam gegenwärtig nicht in Frage. Zum Weihnachtsfest 1944 wurde ich von Vera eingeladen und fuhr hin. Zehn Tage blieb ich dort verbrachte wunderschöne Tage. Nach der Rückreise von dort sind wir wieder nach Eichensee gefahren und haben dort auch meinen Geburtstag gefeiert. Dort habe ich bei Hanni gewohnt, wir haben zusammen Kuchen gebacken. Als wir dann das zweite Mal in Eichensee gewesen sind, erhielten wir die Nachricht, dass mein Bruder Hans im Osten vermisst sei. Am 28. Januar 1945 fuhren wir dann endgültig nach Balga, um den angekündigten Besuch abzustatten.
Einige Tage blieben wir in Königsberg bei Laudiens, doch dann war die Rückfahrt nach Allenstein einfach unmöglich! Es fährt kein Zug mehr in Richtung Allenstein, hieß es. Wir waren wie versteinert, als wir durch den Rundfunk hörten, dass in Allenstein schon der Russe ist. Am 7. Februar wurde ich in der Verwundeten-Betreuung in der Jugendherberge Balga eingesetzt. Es fiel uns anfangs sehr schwer, denn das Elend konnte man sich nicht mehr anschauen. Aber dann gewöhtnen wir uns allmählich daran. Wir bekamen da gutes Essen und es waren ja schließlich auch hilfreiche Hände nötig. Frau Engelhard und ich hatten zwei Stuben zu betreuen. Morgens war unsere erste Arbeit zu fegen und zu wischen. Bis zur Visite mussten die Soldaten gewaschen und gekämmt sein. Wenn Mittag gegessen war, hatten wir zwei Stunden Pause und Nachmittags ging es von Neuem ans Werk. Da war ja nicht so sehr viel zu tun! Nach dem Abendbrot wurden wir entlassen, höchstens außer wenn spät Abends neue Verwundete hinzukamen. Kanonendonner war immer näher zu hören, und es ging oft Tage und Nächte durch. Nun hieß es, Umquartierte und Flüchtlinge müssen Balga räumen. Mama und ich wollten uns schon einmal auf den Weg machen, aber Tante ließ uns nicht ziehen. Die Polizei ging ein und aus; wir sollten durchaus raus, aber wir wollten noch abwarten.
Die Verwundeten waren auch sehr traurig, dass wir sie verlassen wollten, aber es war eben nichts zu machen. Am 27. Februar 1945 ging es dann mit dem LKW von Balga nach Leisuhnen; von dort sollte dann die Überfahrt übers Eis erfolgen. Da sah es auch wüst aus, und die Flieger kreisten überm Eis und schossen mit Bordwaffen. Wir warteten aber vergeblich auf ein Fahrzeug. So mussten wir in L. über Nacht bleiben. In einem großen Saal waren zweistöckige Buchten, was schauderhaft aussah. Ein Soldat brachte uns heiße Milch, Wurst und Butter und wir ließen es uns gut schmecken. Am nächsten Tag fuhren wir dann mit Wehrmachtsfahrzeugen übers Frische Haff|Haff und auch über die Frische Nehrung. Wir hatten auch eine gute Überfahrt, trotzdem es ein heller schöner Tag war. Der Wald vor dem Ostseestrand war unser Abladeplatz; dort sollten wir nun warten. In der Sonne fühlten wir uns recht wohl; es war uns richtig warm. Aber dann begannen die Flieger wieder mit Bordwaffen zu schießen; Bomben kamen auch herunter. Alles war aufgeregt, es spielte sich aber alles mehr auf dem Eis ab. Um 17.00 Uhr kamen einige Schnellboote aus Pillau, und wir wurden da alle eingeladen. Wir standen bis zum Einruch der Dunkelheit auf dem Wasser, dann ging es los. Um 20 Uhr kamen wir in Pillau an.
Es war alles dunkel, und wir lagen bis 22 Uhr auf der Straße. Nun kamen LKWs und brachten uns in die Große Kurfürstliche Kaserne. Dort kamen wir in einen Saal, wo schon 180 Personen waren; grauenhaft sah es da aus. Wir blieben aber eine Nacht da. Am nächsten Tag ging ich mit Tante und Heinz nach Neutief. Nach langem Suchen haben wir dort Onkel im Krankenhaus vier gefunden; er hat uns trotzdem in gutem Zustand empfangen. Wir haben uns dort satt gegessen. Gegen Abend war Heimgang nach der Kaserne. Dort mussten wir erst suchen, denn Mama war mit Oma in die quer liegende Kaserne U6 umgezogen und haben dort Zimmer 21 mit 26 Mann bezogen. Es war doch hier ein besseres Leben. Das Mittagessen war gut, hungern mussten wir nicht. Am nächsten Tag gab es keine Veränderung. Am dritten Tag fuhren wir nach Neutief. Nach Mittag kehrten wir zur Kaserne zurück. Dort war schon großes Packen; die Kaserne soll für Königsberger geräumt werden. Als die Hälfte fort war, wurde aber alles abgeblasen. Am Sonntag bekommen wir sechs Königsberger auf unsere Stube dazu. Am Montag zogen wir dann nach Neutief in die Fliegerhorstkaserne Block 7 um. Dort bekamen wir ein Zimmer und gute Verpflegung. Am 28. Februar haben wir zwei Familien auf unser Zimmer dazu bekommen; so stieg die Zahl auf 14 Personen und das war viel für das kleine Zimmer. Wegen Platzmangel habe ich am Vormittag geschlafen, und Nachmittags bei schönem Wetter Spaziergänge gemacht.
Am Donnerstag gab es keine Veränderung, ich unternahm nur Spaziergänge zu Onkel Adolf. Am Freitag, 2. März fiel frischer Schnee. Jeden Tag gibt es jetzt viel Sturm, daher ist der Schiffverkehr schlecht geregelt. Am Sonntag, den 3. März ziehen wir auf Stube 2 um, weil das andere als Sanitätszimmer eingerichtet wird. Dabei habe ich mich an der rechten Hand verletzt; es war eine Quetschung, und diese verursachte mir heftige Schmerzen. Am nächsten Tag kamen alle fort; wir blieben noch. Am 6. März kam der erste Fliegerangriff. Die Flak begann plötzlich zu schießen, und die Soldaten wiesen uns in den Keller. Es dauerte aber nicht lange, dann konnten wir wieder hoch. Am Mittwoch, den 7. März, war drei Mal Alarm. Am Donnerstag bekamen weir drei Leute aus dem Kreise Bartenstein dazu. Kurz vor Mittag gab es Alarm; am Freitag Vormittag drei Mal; es war ein Lärm von Flak und Bordwaffen. 20 Meter von uns entfernt schlugen zwei Bomben ein. Nachmittags war nur einmal Alarm. Am Sonnabend, den 10. März hatte ich eine kleine Operation am Finger. Flüchtlinge aus Heiligenbeil und Rosenberg kommen an und bei uns dazu. Auf unser Zimmer bekamen wir sieben Königsberger dazu; nun ist unser Zimmer nur noch ein kleiner enger Durchgang. Jeder sitzt auf seinen eigenen Sachen.
Dazu gesellte sich noch eine kleine Mandelentzündung; diese wurde gezügelt durch Halskompressen, und Tabletten mussten geschluckt werden. Der Sonntag, der 11. März, Heinzens Geburtstag begann mit dem schönsten Wetter und auch gleich mit Fliegerangriffen. Bald nach dem Mittag gab es Alarm. Am Abend lief ich aus Versehen in Block 6, wo Verwundete untergebracht waren. Am Montag ist schönes Wetter, um 14 Uhr gab es einmal kurz Alarm. Da bin ich erst gar nicht in den Keller gewandert. Dann hatte ich eine Begegnung mit Veras Tante aus Lötzen. Am Dienstag, 13. März ist es neblig, daher besteht keine Befürchtung für feindliche Flugzeuge. Am Mittwoch sind wir inzwischen drei Wochen in Pillau, es ist ein nebliger Tag. Donnerstag und Freitag sind genausos. Eine Beizung am Finger wird vorgenommen, dann machzte ich einen Ausflug nach Neutief. Am Sonnabend nach langem Anstehen gab es eine wabblige Erbsensuppe. Artillerie schießt schon einige Tage nicht mehr nach Pillau. Der Sonntag brachte wunderbares Wetter und dafür sechs Mal Alarm; zum größten Teil waren es Aufklärer. Am Montag den 18. März war die Hölle los; an diesen Tag werden wir immer wieder denken. Schon um sieben Uhr ging der Angriff los. Am schlimmsten war es um elf Uhr; die Sirene ging und gleich darauf gab es einen Krach und die Scheiben zersplitterten; dann ging alles Hals über Kopf in den Keller. Eine Halle bekam einen Volltreffer; schwarzer Rauch stieg empor. Viele Menschen kamen da ums Leben.
Herr Hase, ein Herr aus Allenstein, hat dann als Notbehelf das Fenster mit Pappe vernagelt. So ging es den ganzen Tag am laufenden Band, bis es am Abend ruhiger wurde. Tante und ich wollten dann einen Spaziergang zu Onkel Adolf wagen, aber gerade als wir uns dort gemütlich hingesetzt hatten, standen plötzlich „Tannenbäume“ überm Wasser. Die Flak begann zu schießen, und wir beschlossen, dann auch sofort umzukehren. Hinter der Hauptwache ging es dann richtig los, und die Soldaten nötigten uns in einen Splittergraben, wo wir dann eine Weile gewartet haben. Anschließend besichtigten wir einen Betonbunker. In Block 7 war alles für den Luftschutz bereit, im Keller saßen wir bis 20 Uhr ohne Licht, die Nacht war gräßlich. Der Kanonendonner war sehr laut, und wir schliefen in Klamotten. Es war eine sehr unangenehme Nacht, vor allen Dingen war es sehr kalt, denn die Pappe hat nicht sehr dicht gehalten. Am Montag gab es zu aller Überraschung Regen; so konnten wir ein wenig verschnaufen; nur zieht es sehr durch das Fenster. Am Nachmittag zeigte sich wieder ein wenig die Sonne; es ging aber nur ein Mal Alarm.
Sehr erschreckt haben wir uns, als unsere Schiffsgeschütze zu schießen begannen; der ganze Block ist mitgewackelt. Am Abend sahen wir große Brände, am Haff [...], es sah auch graulich aus. Mittwoch 21. 3., Frühlingsanfang, trübes kaltes Wetter. Donnerstag, 22., das wunderbarste Frühlingswetter, dabei mit Alarm-Rekord geschlagen; 10 [mal] ging die Sirene. Sogar beim Dunkelwerden gab es Alarm; wir saßen eine ganze Weile im Keller. In der Nacht war es außer Artillerie[geschütz] ruhig. Freitag ein schöner heller Tag; wir haben auch jede Minute wahrgenommen, die schöne Sonne zu nutzen, welche doch schon recht warm schien. Am Abend stieg Nebel auf, welcher bis zum nächsten Tag kurz vor Mittag anhielt. Am Freitag in den Abendstunden nette Bekanntschaft; das war Peterle, ein Uffz. vom G.G.; mit diesem einen Fliegerangriff unter freiem Himmel erlebt. Die Flak schoss fürchterlich, die Bomben prasselten hernieder, und die Splitter flogen umher; man sah das Wasser ab und zu aufspritzen.
Auf dem Heimweg standen Christbäume am Himmel, drei Mal nacheinander. Ein Munitionslager flog in die Luft; es war ein Schauspiel am Himmel, die Fetzen flogen bis dorthin. Riesige Rauchsäulen stiegen empor. In Block 7 angekommen, saß alles im Keller; es war kein Licht im Hause. Der Sonntag, Palmsonntag, ein furchtbarer Tag; 19 Mal Alarm. Gleich am Nachmittag wurde ich von Hauptfeldwebel Muffler zum Lazaretteinsatz kommandiert. Ein Oberleutnant holte uns drei Mann hoch, darunter auch Frl. Briede, zur Bauleitung, was unser Arbeitsplatz sein sollte. Man war sich da noch nicht richtig einig, was man mit uns anfangen solltet, trotz dem da viele hilfreiche Hände fehlten. Die armen Verwundeten lagen in den Gängen auf Stroh herum, was mir außerordentlich leid tat. Wir waren ein anderes Lazarettleben gewöhnt! Dazu wurden wir gleich mit Alarm begrüßt; wir kümmerten uns auch weniger darum, da sagt die Oberin: „Bei uns wird nicht in den Keller gegangen, dazu haben wir keine Zeit!“
Als aber der nächste Alarm kam und auch die Bombon schon fielen, schrie die Oberin „in den Keller, aber schnell.“ Aber dann kamen die Splitter schon in die Küche; es gelang uns noch, uns hinter einem Pfeiler zu verbergen. Einige Bomben waren ins Wasser gefallen, einige hauten in die Häuser gegenüber ein. Im Keller herrschte ein wirres Durcheinander; Männer und Frauen kamen mit Schnitten an Gesicht und Händen herein. Die Stullen waren auch voller Scherben, was sie nun ungenießbar machte. Fast den ganzen Nachmittag habe im Keller zugebracht; wegen des kranken Fingers war ich aber vom Lazarettdienst befreit. Viele Verwundete, die sich gesonnt hatten, lagen tot herum. Auf dem Heimweg beginnt russísche Artillerie herein zu schießen. Der Montag war dann ein sehr freundlicher Tag; die Artillerie schoss unentwegt; dann ließen die Fiegerangriffe auch nicht nach, es war also Daueralarm. Man konnte kaum noch nach oben frische Luft schnappen gehen. Die zweite Nacht schliefen wir im Keller; es war aber kein Schlafen möglich.
Durch die vielen Menschen war die Luft sehr schlecht und auch nur sehr wenig Platz. Am Dienstag kam die Sonne nicht hervor, aber die Flieger kamen. So saßen wir ganz tief betrübt im Keller. Nach dem Essen kam plötzlich der Befehl, Frauen mit Kindern unter 14 Jahren werden verschifft. Später hieß es, andere kommen auch mit. Am Abend kam wieder ein Fliegerangriff und alles wurde abgeblasen. Aus unserem Zimmer waren nun drei Personen fort, Frau Fabian, Frau Friedrich und Herr Haas. So haben wir uns breitgemacht. Der Mittwoch war ein trüber Tag, gegen Abend klärte es auf, aber von Angriffen blieben wir verschont. Gegen Abend wurden 100 Personen, darunter Frauen mit Kindern verschifft. Wir waren sehr unglücklich, dass wir immer noch nicht an der Reihe waren. Die Nacht war sehr ruhig; wir schliefen oben. Am Nachmittag wurde es dann sehr schön; ich unternahm einen Spaziergang zur See, habe dort eine Runde Sechsundsechzig gespielt! Von Fliegern waren wir bis dahin Gott sei Dank verschont! Karfreitag 30. März, nebliger Tag.
Nachmittags bin ich mit vier Fliegern am Strand Bernstein suchen gegangen; es waren Eddo, Ernst, Harry und Manfred; das waren vier lustige Knaben. Kurz vor dem Heimweg stellte sich Regen ein, was weniger angenehm war. Gegen Abend unternahm ich noch einen Spaziergang mit Tante und Frau Mack zur See. Dieser Gang führte uns durch die B-Straße. Dort erlebzten wir eine große Überraschung, nämlich das Treffen mit Vera. Wir waren beide platt wie Briefmarken. Aus Freude habe ich dann mit Vera zusammen einen Spaziergang gemacht. Zuerst ging es nach Block 7, damit Vera ihre Tante begrüßen konnte. Diese war auch angenehm überrascht. Sonnabend hat es geregnet; es wurde dann aber auch schön, aber Flugzeuge kamen nicht; erst Abends war ein Flugzeug in der Luft. Gegen Abend bin ich mit Vera die Mole entlang gewandert; es war dort sehr windig und kalt. Am Abend gab es eine Sonderzuteilung von einer Flasche Rum und etwas Mehl. Ostersonntag war ein trüber Tag; Begrüßung durch Artillerie. Zu Mittag gibt es Gulasch und Salzkartoffeln, was nach langer Zeit direkt eine Delikatesse ist.
Habe dann Vera besucht, aber von den Einschlägen sind alle Scheiben herausgefallen, und die Häuser, die auch klein sind und dazu leicht gebaut, gleich mit. Nachmittag verstärkte sich auch der Artilleriebeschuss. Uns konnte gar nicht der Gedanke kommen, dass wir Ostern hätten. Am 2. Feiertag herrschte sehr windiges Wetter. Tante Lisbeth, Leni und ich machten uns auf den Weg, uns Schuhe zu besorgen. Mit Erfolg kamen wir zurück; nun hieß es, es kann möglich sein, dass wir verschifft werden. Und so kam es auch, dass wir um 11 Uhr die Kaserne räumen mussten. Am 24. März ging es los; mit Fuhrwerken wurden wir zur Fähre gebracht. Dort wurden wir abgesetzt und auf die Fähre aufgeladen; es war ein riesiges Menschengewimmel dort. Die Fähre brachte uns in den Hafen und wir wurden auf den „Lumpenkahn“ Koholyt eingeladen. Furchtbare Zustände herrschten da; auf dem Boden des Schiffes lagen lauter Lumpen. Das Regenwetter war ja sehr günstig für unsere Verschiffung. Bloß die Artillerire schoss unentwegt weiter; oft spritzte das Wasser hoch; wir aber hatten sonst Glück. Uns gegenüber lagen zwei U-Boote; so hatten wir Gelegenheit, so ein Ding mal richtig aus der Nähe anzuschauen.
Fahrt über die Ostsee: Pillau, Hela, Kopenhagen
BearbeitenDann sagten uns die Matrosen, wegen zu großen Sturms kann das Schiff nicht auslaufen. Um halb acht ging dann die Fahrt doch los. Wir standen an Deck und beobachteten, wie Pillau sich weiter und immer weiter entfernte. Aber als wir weiter hinaus auf das offene Meer kamen, begann es stark zu schaukeln. Aber es war zu ertragen, denn so was gehörte ja eigentlich dazu. Wir haben ja nicht daran gedacht, dass sich der Sturm noch stärker würde. Und so kam es dann auch. Wir saßen auf Deck; hinzu gesellte sich noch ein Känigsberger Mädel und wir ließen uns weiter überraschen. Als wir nach oben schauten, drehte sich alles im Magen. Heinz war der erste, der sich übergeben musste. Wenn man auf Deck wollte, musste man wirklich Acht geben, dass man nicht irgendwo dagegen rannte. Alles torkelte hin und her. In jeder Ecke sah man einen stehen, dem es schlecht ging. Nun fielen auch schon die Koffer herunter, und wir mussten dann auch zusehen, dass wir nach unten kamen. Dort Unten war aber noch mehr los. Am schlechtesten aber ging es Tante und Heinz.
In der Nacht wurde der Sturm aber noch stärker; wir dachten, das überstehen wir nicht. Es war uns inzwischen auch egal geworden, ob das Schiff untergeht oder nicht. Doch gegen Morgen legte sich der Sturm. Um fünf Uhr ankerten wir vor der Landzunge Hela, wo eine Menge großer und kleiner Schiffe lagen. Als es hell wurde, sahen wir, dass auf Deck die reinste Glitschbahn entstanden war; kein Wunder! Aber die feindlichen Flugzeuge waren nun schon da und schossen. Es war sehr kalt, aber als die Sonne höher stieg, ließ es sich ertragen. Wir sollten nun auf ein größeres Schiff umgeladen werden. Unser Schiff fuhr mit uns hin und her, als wäre es eine Vergnügungsfahrt. Da kamen die Flugzeuge, eins nach dem anderen; die Flak begann von den Schiffen aus zu schießen. Kreuzer kamen und schossen zur Front. Wir segelten immer noch hin und her, bis wir dann endlich haltmachten. Dann wurde auch schon bald mit der Ausladerei angefangen und das Gepäck mit Hilfe eines Soldaten gleich an Ort und Stelle geschafft. Auch auf diesem Schiff waren Flüchtlinge, die Verwundeten und Soldaten oben.
Kaum dass alles umgeladen war, begann es zu regnen und wir saßen frierend an Deck. Es war noch nicht dunkel, als sich das Schiff in Bewegung setzte. Man merkte kaum, dass das Schiff fuhr, so glatt ging es voran; die See war inzwischen auch sehr ruhig geworden. Mit dieser Nacht konnten wir ansonsten zufrieden sein; bloß war an Deck alles sehr überfüllt. Als wir dann am nächsten Tag aufwachten, ging die Fahrt immer noch reibungslos weiter. Es war wieder ein schöner Tag, und wir gingen an Deck spazieren. Am Nachmittag kamen wir an der Insel Rügen vorbei. Mit einem Fernglas, das wir von einem Leutnant ausgeliehen hatten, besahen wir uns die Insel; es war aber neblig, daher war alles sehr schlecht zu sehen. Dort wurden uns 21 Torpedoflugezuge gemeldet; es war aber von ihnen nichts zu sehen. Die Nacht verlief dann auch friedlich. In den frühen Morgenstunden lagen wir schließlich vor Kopenhagen. Nun wusssten wir endlich, dass wir nach Dänemark kamen; wir wussten ja die ganze Fahrt über nichts von unserem Ziel. Im hellen Sonnenschein bot sie Stadt einen wunderschönen Anblick, wo wir doch in letzter Zeit nur Ruinen zu sehen bekamen.
Ankunft in Kopenhagen, im Übergangslager (April bis August 1945)
BearbeitenMit dem Fernglas beschauten wir uns alles näher. Doch uns war nur ein Rätsel, warum wir so lange mit dem Schiff stehen mussten; wir wollten doch so schnell wie möglich wieder unseren Fuß auf festen Boden setzen. Ein deutsches Wasserflugzeug flog hin und her; auch ein U-Boot tauchte auf. Dann kam ein Kreuzer und ankerte. Um 17 Uhr bekamen wir endlich die Erlaubnis zur Einfahrt in den Hafen. Gerade als wir da einfuhren, ging die Sirene; damit hatten wir nicht gerechnet. Aber es war weit und breit nichts von Fliegern zu hören. Es dauerte ziemlich lange, bis das Schiff im Hafen festgemacht wurde. Zuerst gingen die Panzersoldaten von Bord. Wir dachten, nun wären wir an der Reihe, aber es hieß, Flüchtlinge sollten noch abwarten. Uns gegenüber lag das große Lazarettschiff „Pretoria“ und die „Deutschland“. Wir lagen schließlich auch noch am 6. April im Hafen. Schlechte Nächte verbrachten wir dort und wir erfuhren nichts über unsere künftige Bleibe. Am Tage haben wir uns auf Deck gesonnt, denn das Wetter war herrlich. Ich traf mich dort mit Manfred, einem Soldaten, der Weihnachten in Löwenstein einquartiert war.
Es war eine große Überraschung, Manfred zu begegnen; mit ihm habe ich einen schönen Tag verlebt. Am nächsten Morgen um zwei Uhr wurden die Verwundeten in den bereitstehenden Lazarettzug eingeladen. Diese Ausladerei zog sich den ganzen Tag hin, bis kurz Anbruch des Abends. Wir bezogen dann Kabine 8 und fühlten uns da recht wohl, denn es war dort vor allen Dingen warm. Es hieß nun, am nächsten Morgen um vier Uhr beginnt unsere Ausladerei. Wir schliefen gerade so schön, da ging die Ausladerei doch schon um 20 Uhr los. Wir standen um ein Uhr auf und packten unsere Sachen zusammen; als wir aber diesen Andrang sahen, begaben wir uns erneut zur Ruhe und schliefen noch bis fünf; um sechs Uhr gingen wir dann in aller Ruhe von Bord. Wir fuhren dann mit Oberleitungsbussen durch Kopenhagen und landeten in einer Schule. Mit 17 Mann zogen wir dann in die Schulklasse 9. Es war sehr kalt in den Räumen und wir froren an Leib und Seele. Wir schwankten immer noch mit dem Schiff im Geiste mit.
Wir haben uns gewaschen, unser Bett zurecht gemacht und gingen dann auch gleich schlafen. Bis zehn Uhr haben wir uns dann dem Schlaf überlassen. Edith wollte durchaus einen Spaziergang in die Stadt unternehmen, aber mit einem geschwollenen Auge war es ja nicht möglich. Dann spielten wir zu dritt Karten, was uns allen sehr viel Spaß machte. Der Hunger stellte sich aber auch bald ein, doch das Essen war knapp bemessen. Für sieben Mann gab es ein Brot. Licht war auch keines da; daher mussten wir bald darauf schlafen gehn. Nach diesen Strapazen schliefen wir gut und auch bis zum hellen Morgen. Unser Lager war eigentlich ein sehr schönes Gebäude; der Hof war recht groß und mit Lindenbäumen umsäumt. Am 9. April durfte keiner das Lager verlassen, weil es gerade fünf Jahre her war, dass Dänemark von Deutschland besetzt worden war. Es gibt an diesem Tag keinen Kaffee; diesen mussten wir selbst kochen. Am Gaskocher herrschte immer wieder großer Andrang. Am 10. 4. habe ich auf der Wache gearbeitet und 50 Urlaubsscheine ausgeschrieben. Eier und Milch habe ich dafür empfangen; das ließen wir uns dann gut schmecken.
Bei schönem Wetter haben wir draußen gesessen, gestrickt und von schönen vergangenen Zeiten erzählt. Am Sonntag, den 15. April bin ich schon um drei Uhr aufgestanden und habe Bohnen gekocht. Um sieben bin ich wieder schlafen gegangen und dann um 12 Uhr aufgestanden. In der Nacht hatte ich einen furchtbaren Traum von russischen Panzern. Das Ergebnis war die erste Laus. Es folgte noch mehr; es war direkt ein tolles „Vergnügen“. Nach einiger Entlausung hatten wir aber alles vertrieben. Einige Male bin ich in Kopenhagen ausgegangen. Ein kleiner Panzeruffz. spendierte Süßwaren, dann, was am schönsten war, die schöne Schlagsahnetorte. Eine ganze habe ich noch mitbekommen und dann mit Vera verdrückt; es schmeckte köstlich. Auch bin ich zwei Mal im Kino gewesen; habe die Filme „Hauptsache glücklich“ und „Bel Ami“ gesehen. Es war ein Wehrmachtskino, das für Soldaten und Flüchtlinge bestimmt war. Auf Österport habe ich dann nach Angehörigen gesucht, doch habe ich leider keinen gefunden. Am Sonntag kamen neue Flüchtlinge dazu, alle aus Pillau.
Diese hatten keine gute Überfahrt gehabt, denn sie wurden mit Bomben und Bordwaffen beschossen; ein Schiff, [die „[Karlsruhe“], ist gesunken. Soweit wir den Wehrmachtbericht verfolgen konnten, wurde dies eifrig getan. Wir warteten direkt auf den Tag, wo es hieß, der Krieg ist aus. So war es dann am 4. Mai; wir waren vormittags in der Stadt beim Zahnarzt; überall hingen Plakate, die Dänen forderten die Deutschen zur Kapitulation auf. Zu diesem Zweck hatten sie Zettel in deutscher Sprache verteilt, welche in Massen auf Straßen und Plätzen herumlagen. Im Cafe Lido aßen wir dann noch Torte und machten uns schließlich auf dem Heimweg zur Schule. Gegen Abend herrschte doch große Aufregung; wir wussten gar nicht, was eigentlich los sein könnte. Später erfuhren wir, dass Karl Dönitz kapituliert hatte. Die dänische Bevölkerung jubelte und]rannte die Straßen mit Fähnchen auf und ab. Im Momnent waren wir wie versteinert, obwohl wir auf diesen Augenblick schon gefasst waren. Am Himmel sah man Leuchtfeuer und der Jubel der Dänen hörte nicht auf.
Am nächsten Tag bekamen wir dies auch gleich zu spüren, denn es kam überhaupt kein Essen. Uns ging es einige Tage hindurch sehr schlecht. Eines Abends, wir hatten uns schon zur Ruhe begeben, es war halb 12, kam ein Auto vom Roten Kreuz und brachte Milch und Brei. Darum gab es bald große Keilerei! Nun zogen dänische Freihaitskämpfer auf, die das Lager bewachten. Nun bekamen wir öfter auch das Wort „Tyske Swin“ zu hören. Zu Mittag gab dann mal Haferflocken, einmal gab es Brotsuppe, welche rot gefärbt war. Den Tag darauf kam ein Hirsebrei, der ungenießbar war, denn die Milch darin war geronnen. Am Sonntag, den 13. Mai gab es zu Mittag zur Abwechslung mal Pellkartoffeln, worüber wir uns sehr gefreut haben. Wir dachten, dieses wäre für uns für den Sonntag gedacht, aber es gab nun jeden Tag welche. Den ganzen Tag habe ich in der Sonne gesessen; es war wunderbares Wetter. Am Montag war es dann wieder sehr windig. An einem Tag kam ein Auto mit einem Schwung Mädels vorgefahren; das war eine Entlausungskommission. Alle mussten dafür auf den Zimmern bleiben und wir versahen uns kaum, da waren die Leute bei uns.
Jeder bekam den Kopf nassgemacht und wurde zur Genüge eingepudert. Gleich darauf wurde das Zimmer eingesprüht. Eine dichte Staubwolke entstand, sodass wir alle Fenster öffnen mussten, damit der Dreck rausziehen konnte. Jeder war danach wie benommen; jeder sah wüst aus. Wir machten uns nun fast jeden Abend Bratkartoffeln, was nun nach so langer Zeit köstlich geschmeckt hat. Dänische Wachposten suchten eines Nachts einen Verbrecher; jeder von uns wurde mit der Taschenlampe angeleuhtet. Es wird gemunkelt, dass es bald in Baracken aufs Land geht. Jeder weiß etwas anderes zu erzählen, und so kursieren die Gerüchte. Andere sagen, in vier Wochen muss Kopenhagen frei von Flüchtlingen sein. So wird von einem Tag auf den anderen gewartet und keiner weiß, was aus uns werden wird. Pfingsten steht vor der Tür, Heiligabend ist um 10 Uhr ein katholischer Gottesdienst, Evangelische nehmen auch daran teil. Vorher war noch Beichte für die Katholiken. Zu dieser Feier wurde die Turnhalle II schön geschmückt, was auf uns alle einen sehr netten Eindruck machte.
Am Pfingstsonntag wurden alle mit Gesang geweckt. Der Herr Lagerleiter hatte Geburtstag; und schon um fünf Uhr wurde ihm ein Ständchen gebracht. Dann sangen die größeren Schulkinder zum Muttertag; zum Schluss kamen koch einige Frühlingslieder, was sich wunderbar angehört hat. Nach langer Zeit gab es endlich wieder Milch. Jeder bekam auch zwei Bonbons. Die Tage sind lang und man weiß nichts anzufangen. Die Gedanken eines jeden gehen immer nach der Heimat. An beiden Nachmittagen haben wir Rommé gespielt. Dann folgte auch noch eine Lotterie; die Geldstücke flogen nur so! Als unser Geld alle war, musste aber damit Schluss gemacht werden. Am zweiten Feiertag gab es zu Mittag Milchsuppe, was eigentlich das beste Gericht ist. Diese Pfingsten werden uns auch in Erinnerung bleiben. Um 21 Uhr werden beim Hausmeister Nachrichten gehört; leider hört man so wenig erfreuliches. Die Maitage sind immer noch kalt. Es gibt Verpflegung auf zwei Tage, was sehr ungünstig für uns ist.
Bis jetzt haben wir die ganzen Nachmittage Rommé gespielt, was die einzige Abwechslung ist. Zum Glück macht es uns allen auch recht viel Spaß. Edith war die dritte Person dazu. Drei Kleider habe ich genäht. Am 30. Mai war Impfung für alle von 2-60 Jahre gegen Typhus. Dies hab ich gut überstanden. Ein neuer Verpflegungsplan wurde angeschlagen. Pro Person gibtes 450g Brot, 150g Weißbrot, 45g Wurst, 15g Käse, l Suppe, 50g Fleisch. Bis jetzt habe ich von letzterem nichts entdeckt. Am 4.Juni hab ich einen Pullover zu stricken angefangen. Es heißt, bis zum 15. Juli sollten alle Schulen in Kopenhagen frei sein. Der Kohlenmangel ist in Dänemark sehr groß. An diesem Tag war auch wieder katholischer Gottesdienst. Die Tage sind immer kalt, jeden Tag weht ein kalter, scharfer Wind. Sonntag den 10. Juni gab es zu Mittag wieder eine schöne Milchsuppe; die Milch war wie Sahne. Vera findet ihre Eltern und ihre ganzen Verwandten in Lager 96, worüber die Freude übergroß ist. Der Umzug nach dort soll bald erfolgen, da hier für so viele Leute kein Platz ist. Um 22 Uhr ist Bettruhe. Diesen Sonntag ist evagelischer Gottesdienst, wo auch drei Taufen erfolgen.
Am 11. Juni kamen drei dänische Frauen, die eine christliche Andacht hielten; sie sangen auch für uns. Am Donnerstag den 15.Juni ist wieder katholische Andacht. Dieser Geistliche hielt eine rührende Ansprache. Am Montag, den 18. Juni habe ich einen zweiten Pullover angefangen, der aus altem Zeug hergestellt wird. Die drei Impfungen sind durchgeführt. Jeden Samstagabend werden jetzt Lieder gesungen, meistens Heimatlieder. Vom 18. Juni an bin ich jeden Tag singen gegangen. Am 23. Juni wird ein Wunschkonzert veranstaltet; die Zeit aber reicht nicht, um allen Wünschen gerecht zu werden. Am Sonntag musste auf vielseitigen Wunsch, desonders des Lagerleiters, wieder gesungen werden. Dazu wählten wir meist fröhliche Lieder, und es ist auch gut ausgefallen. Bei „Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei“ sangen alle mit. Als wir den Gesang beendet hatten, war der Beifall groß; da wir noch eine Zugabe geben mussten; „Nun so reis’ ich weg von hier und muß Abschied nehmen. Ach du allerschönste Zier“ war dann das Schlusslied. Dann ging es noch in das Erdgeschoss und in die untere Turnhalle, um auch die Kranken nicht zu benachteiligen.
Diese ganze Woche war schöner Sonnenschein, dies habe ich auch ausgenutzt. Am Montag 25.6. hat es sich gleich abgekühlt. Am Mittwoch darauf wurde auf Wunsch der dänischen Wachposten gesungen. Ein besonderer Wunsch ist die „Loreley“. Als Ausklang wurde das Lied „Lili Marlen“ gewählt. Danach war großes Tanzen, das bis 22 Uhr andauerte. Es verlief alles sehr gut, bloß hatte ich dann zwei Tage Muskelkater, sodass ich kaum noch Treppen steigen konnte. Zum Singen haben wir jetzt die neue Schulklasse 30 bezogen. Es werden Vorbereitungen für einen bunten Abend am 1. Juli getroffen. Die schönsten Lieder werden gesungen; zwei Volkstänze werden eingeführt. Katholischer Gottesdienst war auch in dieser Woche gewesen; wir haben uns die Messe angesehen. Gegen Abend waren die Posten sehr unruhig; sie gingen auf unserem Korridor auf und ab, luden ihre Gewehre. Es hieß, Kommunisten wollten hier eindringen; es fiel auch ein Schuss.
Diese Tage regnet es wieder nach alter Tradition. Am Sonntag, den 1. Juli ist auch kein schönes Wetter. Am Nachmittag hatte ich viel Langeweile. Abends um 18 Uhr stieg der bunte Nachmittag [sic]; die Stunden gingen so schnell um. Als in der unteren Turnhalle und im Erdgeschoss gesungen war, ging’s ans Tanzen. Später verkleideten sich zwei junge Frauen als Kavaliere, was sehr putzig aussah. Die eine machte ihre Sache besonders gut. Nun erschienen noch die beiden Lehrerinnen als Paar verkleidet. Frau Tedler in einem schönen Abendkleid mit einer modernen Frisur sah wirklich elegant aus. Lieselotte A*** und Anny G*** holten auch noch ihre Abendkleider hervor und tanzten vergnügt, bis die Musik verstummte. Am Montag Nachmittag kommt der Lagerleiter und sagt: Am 3. 7., also morgen, erwarten wir eine Kommission, welche Namen und Geldsummen erfassen soll. Es war aber nicht so schlimm, wie wir uns das gedacht hatten. Es waren 16 Herren gekommen, und Zimmerweise wurden Personalien aufgenommen und jeder bekam eine Karte (Schiffskarte). Wir mussten eigenhändig unterschreiben und diese Karte gut aufbewahren.
Am nächsten Tag ging diese Aufnahme weiter und wurde auch zu Ende gebracht. Am 7. Juli folgte dann die englische Revison; bei dieser nimmt man uns sämtliches dänisches Geld, teilweise auch deutsches ab, dann sollen auch Fotoapparate und Ferngläser abgegeben werden. Zu diesem Zweck kamen zehn bewaffnete englische Soldaten. Am Nachmittag wird vom Lagerleiter deutsches Geld eingesammelt; jeder bekommt eine Quittung. Nachmittags scheint endlich mal die Sonne. Die neue Grenze wird angeschlagen, die für Polen bis an die Oder verläuft. Am Sonntag hat jeder auf die Kommission gewartet, die aber doch nicht eintraf. Nachmittags wurde wieder Rommé gespielt. Montag, 8. Juli katholischer Gottesdienst. Zu Mittag kam zu aller Überraschung die Entlausung. Jeder bekam die Nummer 28 auf den Arm. Wir wurden erst zu Abend mit der gründlichen Reinigung fertig. Abends gibt es dann kein Brot, stattdessen nur noch mal so viel Kartoffeln. Die Bäcker streiken. Am Dienstag kommen drei Kisten Schiffszwieback und zwei Säcke Brocken vom Brot, die steinhart waren.
Am Mittwoch, den 11. Juli wird es mit der Verpflegung noch schlechter, denn es kommt nur eine Kiste Keks und wieder ein Sack Brocken. So bekommt jede Person nur zwei Kekse. Am 12. Juli soll ein russischer Generalkommandant erscheinen, der das Lager besichtigen soll. Alles wird dafür gründlich gereinigt und alle wartet auf die Dinge, die da kommen sollen. Herr Steiner, aus Lager 54 kommend, wird auf unserem Zimmer einquartiert. Es gibt auch immer wieder Streitauf dem Zimmer. Am 13. Juli Vormittags kommt Vera nach Lager 96, Am Nachmittag auch Fr. Elmer nach Jütland. Abends um 20 Uhr ist wieder mal bunter Abend; alles ist begeistert. Hilusch machte ihre Judischken ausgezeichnet; Erna brachte ihren Flohzirkus, und es wurde ein großer Erfolg. Beides musste nun zwei Mal wiederholt werden. Die Wachposten spendierten dann für die Spielschar einen Rosenstrauß, der gerecht verteilt wurde. Der Lagerleiter bedankte sich im Namen aller und sagte, wir sollten recht bald wiederkommen. Am Sonnabend den 13. Juli kommt keine Butter; Brot gab es auch keins. Vom 15. Juli erhielt ich von Vera einen Brief. Am 17. Juli schlief ich auf Zimmer 7; nun gibt es wieder Sticheleien.
An diesem Tag früh kommen englische Soldaten. Wir mussten alle auf den Hof hinaus; Frauen kamen auf die rechte Seite, und die Männer auf die linke. Die Soldaten gingen alle Zimmer durch, durchsuchten alle unsre Sachen und nahmen einiges mit. Als dies beendet war, mussten wir uns aufstellen und wir wurden dann hereingelassen, wobei uns jegliches Geld abgenommen wurde. Zum Essen gibt nun drei Kekse, aber dafür weniger Kartoffeln. Am 18. Juli fand früh die Impfung gegen Diphterie statt. Am Sonntag 22. 7. katholischer Gottesdienst, dabei ein schweres Gewitter. Nachdem haben wir auf Zimmer 7 Karten gespielt. Christel spricht nicht; sie weiß selbst nicht warum. Abends um 20 Uhr war wieder großer Singabend; alle waren als Matrosen bzw. als Mädchen gekleidet. Es wurden 20 Seemannslieder gesungen. Danach ging das Tanzen los; ich hatte Ruthild als Tanzpartnerin, und das ging fabelhaft. Keinen Tanz haben wir ausgelassen. Jeden Tag ist windiges Wetter. Nun hört die Ansteherei auf, es wird jetzt alles zimmerweise verteilt.
Auf Zimmer 7 gab es auch Streit mit Frau Bieleit; es geht um die Gerechtigkeit. Am 24. Juli zieht Frau Eibe aus; zunächst ist dies Grund zur Freude am nächsten Tag, aber es wurdedann doch ein trauriger Tag; Zimmer 7 soll aufgelöst werden. Am nächsten Tag heißt es, unser Lager kommt fort. Freitag 27. Juli habe ich mit die Karten legen lassen; das Ergebnis war befriedigend. Sonnabend abend Nachts huschte eine Schattengestalt aus Zimmer 8 in Frau Bieleits Bett, da nun ein Kontroll-Rundgang in der Halle stattfand. Am Sonntag 29. Juli war wieder bunter Abend. Am 2. August zieht die Besatzung von Zimmer 7 aus, Gimbetts auf Stube 21, der Rest auf Stube 6. Zimmer 7 wird nun zum Krankenzimmer. Das eintönige Leben geht weiter. Am 4. August beginnt russischer Unterricht bei Werner. Sonntag Nachmittag ist evangelischer Gottesdienst. Am 6. August gibt es Knäckebrot, 15 Scheiben. Am 8. August ist landesweit großer Streik; es gibt nichts zu essen. Abends brachte dann ein Rotes-Kreuz-Auto Magermilch und Gerstenflocken, wovon wir uns eine Suppe gekocht haben. Der Ausgang zu Vera ist ins Wasser gefallen, die große Vorfreude war umsonst. Herr Martin war schuld an allem. Am 9. August ist es genau so; Abends bringt ein Auto die doppelte Menge Butter und Knäckebrot; dafür gibt es keine Milch.
Es heißt, unser Lager wird aufgelöst, und wir kommen nach Lager 71, wo wir in Turnhallen hausen sollen. An Vera habe ich einen Brief abgeschickt. Es gibt immer nur Gerstenflocken, zwei Mal am Tage. Wir kochen im Lager selbst und es schmeckt viel besser, weil alles sauber zubereitet ist. Am Sonntag, 12. August wieder bunter, ein sozusagner [sic] Abschiedsabend. Am Montag 13. August gibt es Salzkarrtoffeln und Soße, was uns vorzüglich geschmeckt hat. Am Mittwoch 15. August, am Tag des Weltfriedens werden die Freiheitskämpfer von der Polizei abgelöst. Jetzt muss um 21 Uhr alles auf den Zimmern sein. Am Abend gibt es dann noch von dem restlichen Gemüse und Kartoffeln ein Abendbrot. Man sieht wieder ein Leuchten am Himmel; Leuchtraketen fliegen hoch, Schüsse krachen, und so ging es bis in die tiefe Nacht hinein. Am Dienstag gibt es in der Frühe kein Knäckebrot, und so heißt es durchhalten bis Mittag.
Im Lager in Kopenhagen (August bis November 1945)
BearbeitenAm Sonnabend, den 18. August erfolgte dann der Umzug aus Lager 81 nach Lager 82. Der erste Schub kam nach Lager 71; dies waren die Flüchtlinge aus den zwei Turnhallen und dem Erdgeschoss. Die Kranken und Gepäckstücke werden mit dem Auto befordert. Wir mussten uns zu einem Trupp zusammenstellen und wanderten dann unter der Führung einiger Posten und eines Offiziers los. Es war eigentlich ein schöner Fußmarsch, doch igendwann fingen uns die Beine an zu schmerzen. Zuschauer stellten sich an jeder Straßenecke ein. Sehr enttäuscht kamen wir schießlich an, denn das Gebäude, das wir vorfanden, sah miserabel aus; unser vorheriges war dagegen ein Erholungsheim. Doch bekamen wir keine Unterkünfte zugeteilt. Wir zogen dann in den Verpflegungsraum, was für uns ein Unglück war. Die Meschen da waren kaum anschauungswürdig; ein Bleiben dort war unmöglich, denn das Essen schmeckte uns nicht. Machtruhe kannte man da auch keine, und die Luft war unerträglich. Der Sonntag verlief ohne Veränderung, aber der Montag war ein noch gräßlicherer Tag. Wir sollten jetzt ausziehen, aber wohin?
(In dem Durcheinander sollte alles wieder rückgängig gemacht werden; darauf gingen wir natürlich nicht ein. In der Turnhalle war kein Platz mehr vorhanden. Großen Krach gab es darauf mit dem dänischen Lagerleiter; wir ließen aber nicht locker. Nun wurde uns Zimmer 33 zugewiesen, wo wir gleich hinaufzogen, wenn es auch drei Treppen waren. Die Leute darin waren auch alle aus unserem Lager, aus Zimmer 11 & 25. Hier war alles hell und freundlich, und wir fühlten uns dort sehr wohl. Das Treppensteigen fiel uns anfangs sehr schwer, aber wir schliefen dafür nachts auch umso besser. Am 24. August wechselt Leni mit Frau Schnur in Lager 84 und Lager 11. Leni hat ihre Nichte gefunden, und ich habe sie nun mit einem Besuch überrascht. Das Wetter ist momentan ungünstig; es regnet und es ist immer kalt. Auf Zimmer 22 haben wir oft Rommé gespielt, mit zwei Spielern macht es mehr Laune. Wäsche wird gekocht; an Vera und Ruthild habe ich einen Brief geschrieben. Die Tage vergehen ohne Rreignisse. Am 28. August kamen die Rosenberger fort. Am Abend habe ich eine Mandelentzündung.
Zwei Tage habe ich zu Bett gelegen und fort war’s. Für Sonnabend ist mit Leni Ausgang vorgesehen; da kommt nach alter Tradition wieder die Krankheit. Dieses Mal wurde es aber schlimmer; das Fieber stieg bis auf 40°C. Der Arzt konnte nichts feststellen. Am nächsten Tag geht es mir schon besser. Nach zwei Tagen bin ich wieder aufgestanden. Fünf Pfundhabe ich abgenommen; der Appetit kommt aber langsam wieder. Eine Frau wird für eine Nacht in den Keller gesperrt; sie hat die Ausgangsregel überschritten. Fürs Rote Kreuz habe ich Karteikarten gedruckt. Ein anderes Mal habe ich die ganze Königsberger Liste drucken müssen. Am Montag, den 17. September hat der Englisch-Unterricht begonnen. Aus unserem Zimmer gehen wir mit fünf Mann hoch, Elli, Grete, Ena und Sonja. Elli macht nach der dritten Srunde Schluss; das Lernen macht ihr keinen Spaß. Die Mittagssuppen sind regelrecht versalzen; man kann sie nicht mehr mit Appetit essen. Die Milchsuppe schmeckt nun überhaupt nicht mehr, so gern wie wir sie früher gegessen haben. Von den Rosenbergern habe ich einen Brief erhalten. Es herrscht viel lange Weile; die Sonne fehlt uns.
Herr Wiske hält Vorträge über das Thema „Meine Heimat Ostpreußen. Kurische Nehrung und Wunder Meer“. Wir kochen viel Brotsuppe. Streit gibt es auf dem Zimmer; es kam von Frau Wachter und Frau Linn. Sonst bleibt es meistens bei der guten Stimmung. Mit Leni habe ich Abendspaziergänge gemacht; die Luft war warm und es war sehr schön. Wir erzählten uns von der schönen verflossenen Zeit. Große Haus- und Zimmerreinigungen folgten; alle beteiligen sich daran. Am 21.9. habe ich gerade auf Zimmer 22 Halma gespielt, als gerade Lenis Nichte Irmgard durch die Tür kam. Die Freude war groß; gleichzeitig waren alle erstaunt. Briefe dürfen nur 25 Worte enthalten und müssen geöffent bleiben. Nun ist wieder ein Wechsel von einem zu einem anderen Lager ins Wasser gefallen. Es ist meist schon kalt, richtig herbstlich. Sonja legt uns Karten; sind auch nicht schlecht fürmich ausgefallen.
Am Sonntag 23. September war kaltes Wetter. Wir spielen am Vormittag Rommé, am Nachmittag besuchten wir Bekannte in der Turnhalle. Es wurden Kartoffeln gebraten, gespeist und dann in den Keller zum Tanz gegangen. Um 22 Uhr waren wir bereits im Bett. Die Nacht habe ich fabelhaft geschlafen. Am Montag den 24. ist das Wetter schön, aber man merkt schon da den Herbst. In Englisch lernen wir Wochentage und christliche Feiertage kennen; es folgten noch Lesestücke und einige Fragen, die in Englisch beantwortet werden mussten. Am Donnerstag 25.9. ist neuerdings Fleischtag; es gibt Salz und Zucker. In der Sonne gesessen; der Wind ist aber schon kalt. Mittwoch 26.9.ist in Dänemark Königs Geburtstag, ein großer Feiertag. Mittagessen gab es da schon um eff Uhr. Abends war Tanz, aber das Schlafen gehen wird doch vorgeszogen. Aam 27. September regnet ea; wir frieren schon auf den Zimmern, spielen dabei Karten. Im Traum war ich in Gusken, auch in Eichensee, habe aber nur Tante gesehen. Am 28. 9., ein Freitag, zeigt sich gutes Wetter. Im Traum war ich wieder mit Papa zusammen und auch zu Hause. Um 10 Uhr katholische Andacht. Nachmittag englischer Unterricht; es macht uns Spaß.
Alle Leute aus Westfalen, Rheinland, Norddeutschland und Schleswig-Holstein sollen sich beim Lagerleiter melden; vorgesehen ist, sie so schnell wie möglich nach Deutschlnand in die britische Besatzungszone zu befördern. Aus unserem Zimmer sind nur Erna und Sonja davon etroffen. Herr Seegatz leiht Bücher zum Lesen aus. Am Sonntag wird im Keller Theater aufgeführt; die Kinder spielen Schneewittchen. Die größeren Mädels tragen „die verlorene Edeltraud“ vor, „Schwan, kleb an“ und noch einige kleine Stücke. Am 9. Oktober wird schon geheizt, und so sehr, dass wir den ganzen Tag die Fenster aufhalten müssen, anders können wir’s nicht aushalten. Am Mittwoch 10.10. genau wie jeder andere Tag, bloss haben wir unser Weißbrot gleich zur Feier des Tages aufgegessen. Am 12.10. kommt von Vera ein Brief; ihr Lager soll geräumt werden, aber es ist noch unbestimmt. Veras Mutter liegt im Krankenhaus. Für Frau Michalziks Sohn habe ich einen Pullunder gestrickt. Gleich kam ein neuer Auftrag; es wird gleich ein Pullover für Herrn Assmann angefangen. Es strickt sich aber gut.
Am Freitag, den 19. Oktober gibt es keine grüne Suppe, sondern es kommt eine dunkel gebundene Wruckensuppe; viele haben den Mund verzogen. Leni ist mit Frau Schmeer in Lager 9 gewesen; Veras Freude war groß, wieder da zu sein. Fürchterliche Zustände sollen da herrschen. Die große Halle ist nicht geheizt, und dazu ist dort noch Zementboden. Als Brandschutz-Maßnahme mussten alle Lagerzimmer an den Türen geräumt werden. Wir bekommen nun einen besseren Platz im Zimmer; das Schlafen ist nun besser. Auch Tante hat einen neuen Platz eingenommen. Am Sonntag beginnen Zahnschmerzen, die nun endgültig einen Gang zum Zahnarzt notwendig machen. Für Sonnabend den 27. 10. habe ich den Passierschein erhalten; dazu habe ich Sonja als meine Schwester auf den Schein eintragen lassen. Die Wurzel wurde gezogen und hinterher kamen dann fürchterliche Schmerzen. Die Hälfte davon ist aber drin geblieben. Am 26. Oktober 1945 bekamen wir das erste gute Essen in Kopenhagen. Es gab Gulasch und dann noch einen Schlag nach. Jedenfalls konnten wir dann am Abend auf unser Brot verzichten. Es regnet, das Laub fällt von den Bäumen, der Herbst zieht ein.
Am 27. Oktober ziehen wir mit fünf Mann hoch. Dort angekommen, haben wir Zimmer No. 11 erhalten, aber es geht alles durcheinander, um 12 Uhr sind wir aber endlich fertig. Dann machte ich noch einen Spaziergang zum Roten Kreuz, bin dort aber zu spät angelangt. Am Sonntag, den 28. Oktober ist es gerade ein Jahr her, als wir unser Eichensee verlassen mussten. Man spricht vom Fortkommen in Baracken hinter Kopenhagen. Fast jeden Tag wird gebuttert; es ist wirklich ergiebig. Habe ein Rezept für Käse erfunden. Alles spart für die Reise. Etliche Familien haben schon 21 Stücke Butter gespart, andere weniger, bloss wir sind nicht davon gekommen. Am Sonntag gibt es neuerdings keine Milchsuppe mehr, sondern Gemüsesuppe mit Fleisch; wir freuen uns alle sehr darüber. Am Sonntag darauf gibt es Gulasch; es ist aber nicht mehr so schön wie zuerst; es ist jetzt zu kleistrig [sic]. Wir lassen es uns aber gut schmecken. Wir kriegen Seife und auch jeder ein Gläschen, das für Butter oder auch für Zahnpulver bestimmt ist. Es gibt auch Zahnpulver, des einen guten Geruch hat. Es gibt massig davon.
Am 24. November herrscht große Aufregung. Weichler ordnet an: Bereithaltung. In der Nacht träumte ich von einem Bruder Hans, es war ein schöner Traum. Am Abend war Geisterstunde; es werden auch Teller gedreht. Es kommt so manches Gerücht auf, aber man kann ja nicht alles glauben. 26. November: Papa soll in Jütland im Flüchtlingslager Oksbøl sein, was ja auch unglaublich ist. Wir lernen Stenografie. Aber es geht schlecht vorwärts, denn es fehlen uns die passenden Bücher. Am 28. November heißt es, die Schule wird restlos geräumt, und das ganze Lager fährt geschlossen nach Jütland. Es soll nach Aalborg gehen, und wir freuen uns riesig darauf. Aber als der Tag des Abtransportes kam, wurde früh noch im Dunkeln aufgestanden und das Stroh Herausgetragen. Aber es kamen nur sechs Autos und es zogen nur die fort, die Angehörige im Krankenhaus hatten. Wir blieben dann noch zwei Tage und mussten die Nächte auf dem kahlen Fußboden schlafen; es war kalt und alle Knochen taten des Morgens weh. Am nächsten Tag kamen wir auch noch nicht fort.
Im Lager 73 bei Hellerup (30. November 1945 bis 22. Februar 1946)
BearbeitenSo gingen wir noch in aller Seelenruhe Kartoffeln braten. Plötzlich heißt es, beim nächsten Schub sind wir dran. Dann ging alles drunter und drüber; nun sollte die ganze Nacht hindurch gefahren werden. Und so war es dann auch. In einer halben Stunde kamen wir dann auch fort. Es war bereits dunkel und wir sausten die Landstraßen dahin. Schließlich wurde auf einem Platz halt gemacht und wir traten in das burgartige Gebäude ein. In der Halle, in der wir nun warten mussten, bot sich ein schöner Anblick; mit großen Spiegeln und Kronleuchtern war diese verziert. Dies war keine Schule, sondern ein Sportgebäude. Wir stiegen dann die Treppen hoch und kamen in das Wohngemach. Hier oben war auch eine Halle, wo nahezu 400 Personen untergebracht waren. Für alle Leute waren Bettstellen vorhanden; das war das einzig Gute. Die Verpflegung war miserabel.
Die Pellkartoffeln werden nicht geliefert; dies vermissen wir sehr. Zu Mittag gibt es nur eine Grütze. Nur am Donnerstag gibt es Erbsen, das ist das einzige genießbare Essen. Wir hatten da doch dagegen „Goldene Zeiten“. Die Kartoffeln sind kaum geschält, und es sieht alles sehr unappetitlich aus. Dann ist es hier auch sehr kalt, wir frieren viel. Wir sind sehr unglücklich, dass wir hier gelandet sind. Nachts frieren wir genauso; so freut man sich gar nicht auf die Nacht. Wir lernen weiter Englisch und Tanz; doch hier ist man in Englisch noch nicht so weit, und so wir finden uns bald hier rein. Am Abend schreiben wir englische Diktate mit Frau Kuren. Jeden zweiten Tag muss ich eine Stunde Wache stehen am Abwaschbecken. Das Mittagessen kommt manchmal erst um 15 Uhr. Licht ist nur bis 21 Uhr. Es heißt, in diesem Lager sollen wir bis Februar bleiben. Das ist noch eine Hoffnung. Der dänische Lagerleiter verhält sich sehr schlecht zu den Menschen. Er setzt sich wenig für das Lager ein.
Am 10. Dezember kommt erster Schnee. Am 13. gehenn wir aus; der Schnee ist fortgetaut, es ist sehr nass und es geht sich schlecht. Ich bin immer dem Wasser entlang gegangen. In Lager 94 herrscht großes Packen; das Lager wird aufgelöst. Pünktlich um 15 Uhr wie vorgeschrieben treffen wir im Lager ein. Das Essen wird immer grässlicher; es ist einfach nicht mehr runterzukriegen. Englisch geht mit dem selben Tempo weiter; die Weihnachtsbastelei geht jetzt mit einem großen Eifer vor sich. Wir stellen Teller her und bemalen sie dann farbig; es werden auch Weihnachts- und Neujahrskarten gemalt. Eins nach dem anderen wird angefertigt. Am 22. bin ich in Strandbolewarden beim Zahnarzt gewesen; ein Zahn wurde behandelt. Wir haben noch viel Zeit und bummeln dann in der Stadt herum. Wir besorgen uns Tannenzweige, die uns ein netter Däne schenkte. Nun haben wir auch was für unsere Vase.
Es soll selbst gekocht werden, und am 23. 12. wird schon eine Milchsuppe zubereitet, welche auch ausgezeichnet schmeckt. Es ist alles so schön sauber und appetitlich. Wir kriegen doppelte Butterration, Weißbrot, Zuker und Mehl. Abends bekommen wir Fisch mit Senfsoße und Salzkartoffeln. Es schmeckt gut. Wir bekamen auch noch jeder einen halben Liter Magermilch; so kochten wir uns mit dem Mehl eine Milchsuppe. An Heiligabend wird der Weihnachtsbaum geschmückt, und dieser sieht auch mit vielfach selbstgebasteltem Schmuck sehr schön aus. Bloß die Freude fehlt uns; es ist alles so traurig. Zu Mittag gibt es Sauerkraut und Pellkartoffeln, und es wird sehr spät; erst um 16.00 Uhr essen wir. Wir wünschen uns, dass das Fest bald vorbei ist, denn man erlebt nirgendwo eine gute Stimmung.
Am Abend wird dann das Krippenspiel aufgeführt und der Chor singt; es hört sich wunderbar an. Man sieht ab und zu Tränen rollen; jeder hat ein schwermütiges Herz. Am ersten Feiertag gibt es Gulasch zu Mittag; das hat uns gut geschmeckt. Abends wird wieder Theater gespielt, Hänsel und Gretel, und noch eine Familienszene wird aufgeführt; dann folgen noch Gedichte. Am Zweiten Feiertag gibt es Erbsen! So sind die Feiertage schnell verlaufen, was ja unser Wunsch war. Waltraud schreibt aus Lager 4; sie sind in einer Sporthalle untergebracht und schreiben ansonsten auch nichts besonderes. Sylvester war sehr schön; viele haben sich verkleidet und machten einen Gang durch die Säle. Dann wurde feste getanzt.
Um zwölf Uhr war ein großes Hallo; es wurde wieder ein Umzug durch die Wohngemächer gemacht und miot lautem Tam-Tam alles, was schlief, wach gemacht. Draußen kam ein Leuchtfeuer nach dem andern; wir schauten durchs offne Fenster; es war wunderschon, dabei zuzuschauen. Bis zwei Uhr ging das Tanzen. Nun wurden durch den Lautsprecher, der ja nun dauernd in Betrieb war, Glückwünsche vorgelesen. Es war sehr schön und auch sehr ulkig. Als wir schon im Bett lagen, ging das Leuchten trotzdem weiter, bis wir eingeschlafen waren. Neujahr verlief auch ohne besondere Ereignisse. Zu Mittag gab es Gulasch, aber ohne Kartoffeln; wir mussten Brot dazu essen; es hat uns nicht geschmeckt.
Wir dürfen heute Verwandte suchen; jede Person darf einen Verwandten suchen. Nach drei Tagen kommen diese Gesuche jedoch ohne Erfolg zurück. Am 9. Januar, meinem Geburtstag, ja wie jeder andere Tag hier, habe ich Onkel Ludwig, Gildchen Lasarzewski und Gerda Bahlo besucht. Am Nachmittag bringt Frl. Karp von Vera einen Geburtstagsbrief mit, gleichzeitig auch eine selbstgebastelte Briefmapps, welche sehr nett aussah. Die Freude war sehr groß darüber. Am 14. Januar hat Hans Nikutowski Geburtstag; am 17. ging ich mit Mama zum Krankenhaus Hellerup. Es ist eine gute Stunde Fußmarsch. Unterwegs habe ich noch einen netten Dänen getroffen, der ein ehemaliger Deutscher war; wir bekamen von ihm fünf Kronen geschenkt. Wir freuten uns sehr derüber. Mama bleibt erst einmal im Krankenhaus und ich gehe allein zurück.
Am nächsten Tag kriege ich wieder Ausgang zum Zahnarzt; dort galang mir auch ein Treffen mit Vera, und wir gehen dann gemeinsam nach Hellerup. Dort angekommen, heißt es, Mama sei schon operiert und ich durfte sie nicht sprechen, bloß sehen. Mittwoch darauf kriege ich wieder Ausgang, aber Mama liegt immer noch auf Stube 6. Die Schwester ist aber sehr nett und lässt mich für einige Minuten hinein. Am nächsten Tag habe ich wieder Ausgang zum Zahnarzt, danach ging es wieder nach Hellerup. Mama liegt nun auf Zimmer 5, und dort sind auch Besuche gestattet. So gehe ich erst gegen Abend wieder zurück. In der Woche darauf habe ich wieder Ausgang zum Zahnarzt; ich ging mit Leni, danach sind wir beide nach Hellerup hinausgefahren. Dort kommen wir zu Mittag zu Mass; es gibt gerade dicke Nudeln, bloß ein wenig Kohl ist drin, und das ist störend. Sonst hat es gut geschmeckt.
Am Spätnachmittag gehen wir zurück; wir kaufen noch dies und das ein. Als wir im Lager ankommen, ist da großes Impfen gegen Tuberkulose; es ist bloß ein Ausprobieren, ob die Menschen Abwehrstoffe gegen T.B. haben oder nicht. Bei den meisten ist es sehr geschwollen, aber bei mir ist gar nichts. Also fehlten mir die Abwehrstoffe. So ging es an die zweite Impfung; aber daraus wurde auch nichts. So ging es an die Schutzimpfung; das war aber ein paar Monate zu sehen und tat auch weh. Leni findet ihre Nichte auf der Insel Fejø; die Freude war groß. Am 7, Februar 1946 heißt es: Stadion wird aufgelöst und das Lager kommt nach Jütland. Wir waren nun traurig, weil wir nicht mitkonnten. Nächsten Tag bin ich gleich zu Mama gegangen; diese war aber noch nicht so weit wiederhergestellt. So sollten wir in Kopenhagen bleiben. Als ich zum Stadion zurückkam, hieß es, das Schiff sei kaputt.
Wir waren sehr erfreut darüber, wenn es sich noch einige Wochen hinziehen sollte. Danziger können nach Danzig schreiben. Tante geht am Sonntag mit einer Bekannten ins Krankenhaus. Für Sonntag, den 17. 2. kriege ich einen Schein, um Mama zu holen, aber sie war schon um 10 Uhr gekommen; so war mein Ausgang ins Wasser gefallen. Diesen Tag ist wieder einmal großer bunter Abend, der von den Künstlern aus unserem Lwger veranstaltet wird. Es ist sehr schön. Am Donnerstag 14. 2. ist großer Maskenball; wir haben getanzt, bis wir nicht mehr konnten; eine prima Kapelle war vorhanden. Montag, den 18. 2.: Danach habe ich Kopfschmerzen, Schnupfen, Husten. Und es hört nicht auf. Am 21. 2. fährt Tante und Heinz mit dem Arbeitstrupp vor und richten sich dort auch ein.
Haus
BearbeitenNoch ein kleiner Bericht mit Sanierungsvorschlägen, der so auch im Energieausweis steht:
-Fenster: Einige Fenster benötigen Wartung (Einstellen und Dichtungstausch) da sie mechanisch bedingt nicht ordentlich schließen. Es strömt warme Luft durch Undichtheit nach draußen. Generell wird ein Austausch der beiden Blumenfenster und beiden Glasbaustein Fenster im EG dringend empfohlen. Im Zuge einer Sanierung der Außenwände, sollten jedoch alle Fenster und Türen innerhalb der Thermischen Hülle durch neue Fenster mit einem U-Wert 1.3 W/(m²K) ersetzt werden.
-Keller: Aktuell machen Zwei Beheizte Räume im Keller Süd-West in dem Grundriss wenig Sinn. Keine Dämmung der Außenwände des Kelleranbau vorhanden. Ohne Hin ist fraglich, ob die beiden Räume als beheizten Wohnraum so jemals genutzt werden.
-Kellerdecke: Nur in 2 Räumen ist Kellerdeckendämmung vorhanden. Es wird empfohlen, die alte Dämmung zu entfernen und den Keller Vollflächig mit min. 10cm neuer Dämmung auszustatten.
-Bodenplatte Anbau Nord-Ost: Unterhalb lückenhaft gedämmt, Dämmschicht sehr instabil. Stirnseite nicht gedämmt.
-Außenwände: Viele Außenwände haben keine Dämmung. Alte WDVS wurde nicht durchgehend aufgebracht. Ungedämmt Wände sind mit min. 18cm WDVS, Gedämmte Wände mit min. 12cm WDVS aufzudoppeln (Sofern Tragfähigkeit des alten WDVS gegeben ist)
-Die Oberste Geschossdecke: Es wird empfohlen in dem offenen Dachausstieg eine Luftdichte gedämmte Luke einzubauen, um zu verhindern, das warme Luft in den unbeheizten und nicht dem Wohnraum zugeordnetem Dachraum strömen kann. Somit kann viel Heiz-Energie eingespart werden.
-Wärmebrücken: Folgende Bauteile durchdringen die Thermische Hülle und sollten im Zuge einer Sanierung berücksichtigt werden. Der Massive Betonbalkon. Betonschwelle unter Hauseingang. Keller Decke im Bereich Terassentür ungedämmt.
-Anlagentechnik: Heizungsrohre im Heizungsraum sind zu dämmen. Auch sind Heizungsrohre im unbeheizten Keller nachträglich zu Dämmen.