Event 201 ist ein Pandemie-Planspiel, das am 18. Oktober 2019 in New Yorker Hotel The Pierre veranstaltet wurde. Annahmen waren, dass Corona-Viren von Fledermäusen auf Schweine und von diesen auf Menschen übertragen würden. Erstmals wurde kein terroristischer Hintergrund in das Planspiel aufgenommen. Es nahmen auch Vertreter der Wirtschaft teil, da ihre Mitwirkung Teil der Problemlösung war.[1]

Die Simulation wurde vom Johns Hopkins Center for Health Security gemeinsam mit dem Weltwirtschaftsforum und der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung organisiert.

Die Bezeichnung geht auf den Gedanken zurück, dass nach den 200 jährlichen Epidemien die folgende, Nr. 201, zu einer Pandemie werden könnte, so Ryan Morhard, Experte für biologische Sicherheit am Weltwirtschaftsforum in Genf.[2]

Ziel war, die Aspekte deutlich zu machen, wo öffentlich-private Partnerschaften notwendig würden, um auf eine schwere Pandemie zu reagieren. Schwerwiegende ökonomische und soziale Folgewirkungen sollten so verringert werden.[3]

In der Begründung des Zentrums für Gesundheitssicherheit heißt es, die zurückliegenden Jahre hätten eine wachsende Zahl epidemischer Ereignisse gezeigt, etwa 200 pro Jahr, es sei nur eine Frage der Zeit, wann eine davon zu einer weltweiten Pandemie würde, „eine Pandemie mit potentiell katastrophalen Konsequenzen. Eine schwere Pandemie, die zu einem ‚Event 201‘ würde, würde verlässliche Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Industrien, Regierungen von Staaten und internationalen Schlüsselinstitutionen erfordern“.[4]

Schlussfolgerungen

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Das Center for Health Security sah erhebliche Erkrankungen und Todesfälle für die nächste schwere Pandemie voraus und, dadurch ausgelöst, größere weltweite wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen. Hauptziel der Maßnahmen sollte sein, die bislang nicht bearbeiteten globalen Schwachstellen und die Herausforderungen des internationalen Systems anzugehen, wobei neue "robuste" Formen der Zusammenarbeit der Privatwirtschaft mit dem Staat erforderlich würden.[5]

Gemeinsam vom Johns Hopkins Center for Health Security, dem Weltwirtschaftsforum und der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung wurden folgende Ziele formuliert:[6]

  • Firmen im Logistikbereich, Soziale Medien und Verteilungssysteme würden gebraucht, um staatliche Notfallmaßnahmen im Bereich der Risikokommunikation (risk communication) und bei der Verteilung der medizinischen Gegenmaßnahmen zu ermöglichen. Regierungen sollten entsprechende Vereinbarungen schon im Voraus treffen. Das Global Preparedness Monitoring Board sollte Maßnahmen überwachen und unterstützen.
  • Eine große Mengen von Impfstoffen könnten der WHO unterstellt werden, um gemeinsam mit CEPI und Gavi die Verteilung an schwächere Länder sicherzustellen.
  • Folgen für Verkehr und Handel müssten abgemildert werden.
  • Die schnelle Entwicklung, Herstellung, Verteilung und Anwendung von Impfstoffen und diagnostischen wie therapeutischen Ressourcen für die gesamte Bevölkerung eines Landes muss ermöglicht werden. Investitionen in diesen Bereichen sollten mit WHO, CEPI und Gavi koordiniert werden.
  • Global führende Unternehmen sollten eine dynamischere Rolle spielen und Vorbereitungsmaßnahmen befürworten und unterstützen.
  • Internationale Organisationen sollten sich in erster Linie auf die Milderung der ökonomischen Folgewirkungen konzentrieren
  • Regierungen und der Privatsektor sollten Methoden eine höhere Priorität beimessen, die Falschinformation und Desinformation bekämpfen. Dafür ist die Partnerschaft von Regierungen und traditionellen wie sozialen Medien nötig.

    Dazu muss die Fähigkeit entwickelt werden, die Medien mit schnellen, genauen und konsistenten Informationen zu überfluten. Die Gesundheitsbehörden sollten mit privaten Arbeitgebern und vertrauenswürdigen Führungspersönlichkeiten der Gemeinschaft, wie z. B. religiösen Führern, zusammenarbeiten, um sachliche Informationen an Mitarbeiter und Bürger weiterzugeben. Vertrauenswürdige, einflussreiche Arbeitgeber aus der Privatwirtschaft sollten die Kapazitäten schaffen, um die öffentliche Kommunikation schnell und zuverlässig zu ergänzen, Gerüchte und Fehlinformationen zu kontrollieren und glaubwürdige Informationen zu verstärken, um die öffentliche Kommunikation im Notfall zu unterstützen. Nationale Gesundheitsbehörden sollten eng mit der WHO zusammenarbeiten, um die Fähigkeit zu schaffen, schnell einheitliche Gesundheitsbotschaften zu entwickeln und zu veröffentlichen. Medienunternehmen sollten sich ihrerseits dazu verpflichten, dafür zu sorgen, dass glaubwürdige Nachrichten Vorrang haben und Falschmeldungen unterdrückt werden, auch durch den Einsatz von Technologie.[7]

Ähnlichkeiten mit der COVID-19-Pandemie und Faktencheck

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In einer Stellungnahme schrieb das Center for Health Security, die Übung habe nicht den Charakter der Vorhersage für die COVID-19-Pandemie gehabt, auch die Zahl der Toten im Planspiel habe nichts mit nCoV-2019 zu tun, die Annahmen des Planspiels für den Verlauf der Pandemie entsprächen nicht den Daten für das Virus der aktuellen Pandemie.[8]

Ein Faktencheck von USA today führte zu dem Ergebnis, dass Ähnlichkeiten nur zufällig seien.[9]

Jürgen Döschner (Deutschlandfunk Nova) hob im Gespräch mit Sonja Meschkat hervor, das Planspiel mit einem Coronavirus sei für Verschwörungstheoretiker Wasser auf die Mühlen, die etwa behaupten, dass das Virus bewusst in Umlauf gebracht worden sei. Die Experten hätten sich aber bei der Konzeption des Planspiels aus wissenschaftlichen Gründen für ein Coronavirus entschieden, da auch in der Vergangenheit Varianten des Coronavirus den Weg vom Tier zum Menschen gefunden hätten. Man hätte sich aufgrund der Planspiele aber noch besser vorbereiten können und die Wirklichkeit habe das Szenario überholt.[10]

Paul Schreyer hebt hervor, das Wesentliche an der Übung wie an der zwei Monate später erfolgenden realen Situation sei „eine spezifische Verschmelzung der Themen Angst, Massensterben, Ausnahmezustand, staatliche Überforderung, Freiheitsbeschränkungen, Impfstoffe, Pharmaregulierung und Medienstrategie“ gewesen. Aus diesen Zusammenhängen lasse sich aber, so Schreyer, nicht logisch ableiten, dass die Organisatoren und Teilnehmer der Übung von der bevorstehenden realen Pandemie gewusst hätten, was absichtliche Planung voraussetzen würde.[11]

Siehe auch

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Internetquellen

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Matthew Brown: Fact check: A Bill Gates-backed pandemic simulation in October did not predict COVID-19. Abgerufen am 7. April 2021 (amerikanisches Englisch).
  2. Amy Maxmen, Jeff Tollefson: Two decades of pandemic war games failed to account for Donald Trump. In: Nature. Band 584, Nr. 7819, 4. August 2020, S. 26–29, doi:10.1038/d41586-020-02277-6 (nature.com [abgerufen am 5. April 2021]): "We called it Event 201 because we’re seeing up to 200 epidemic events per year, and we knew that, eventually, one would cause a pandemic," Morhard says.
  3. Event 201 | Johns Hopkins Center for Health Security. Abgerufen am 2. April 2024 (englisch).
  4. Event 201: About the Event 201 exercise. Abgerufen am 14. April 2021 (englisch): „These events are increasing, and they are disruptive to health, economies, and society. Managing these events already strains global capacity, even absent a pandemic threat. Experts agree that it is only a matter of time before one of these epidemics becomes global—a pandemic with potentially catastrophic consequences. A severe pandemic, which becomes “Event 201,” would require reliable cooperation among several industries, national governments, and key international institutions.“
  5. Amy Maxmen, Jeff Tollefson: Pandemie-Simulationen: Üben für den Ernstfall. In: Spektrum der Wissenschaft. 24. August 2020, abgerufen am 2. April 2024.
  6. https://www.forbes.com/sites/judystone/2019/12/12/how-prepared-are-we-for-the-next-pandemic-not-very-experts-show/?sh=70b7cb635245
  7. Event 201: Public-private cooperation for pandemic preparedness and response. Abgerufen am 7. April 2021 (englisch): „This will require developing the ability to flood media with fast, accurate, and consistent information. Public health authorities should work with private employers and trusted community leaders such as faith leaders, to promulgate factual information to employees and citizens. Trusted, influential private-sector employers should create the capacity to readily and reliably augment public messaging, manage rumors and misinformation, and amplify credible information to support emergency public communications. National public health agencies should work in close collaboration with WHO to create the capability to rapidly develop and release consistent health messages. For their part, media companies should commit to ensuring that authoritative messages are prioritized and that false messages are suppressed including though the use of technology.“
  8. Johns Hopkins Center for Health Security: Statement about nCoV and our pandemic exercise. In: www.centerforhealthsecurity.org. Abgerufen am 14. April 2021.
  9. Matthew Brown: Fact check: A Bill Gates-backed pandemic simulation in October did not predict COVID-19. Abgerufen am 7. April 2021 (amerikanisches Englisch).
  10. Corona-Krise: Hätten wir besser vorbereitet sein können? Abgerufen am 4. Mai 2021.
  11. Paul Schreyer: Chronik einer angekündigten Krise: Wie ein Virus die Welt verändern konnte. Westend Verlag, 2020, ISBN 978-3-86489-786-3 (com.ph [abgerufen am 7. April 2021]).

Kategorie:Katastrophenschutz Kategorie:Pandemien