Zum Verlauf des 48. Grad nördlicher Breite
BearbeitenDer 48. Grad nördl. Breite quert in seinem Verlauf die Stadt Freiburg im Breisgau. Er ist auf der Habsburger- Strasse, Teil der Nord-Süd-Achse der Stadt, in Form eines "Schwartenmagen-Mosaik" sichtbar gemacht. Der Artikel beschreibt die Grundlagen der Funktion von Längen- und Breitengraden, die genaue Lage des Mosaiks in Freiburg und den Verlauf dieses Breitengrades, 27.000 km über 3 Kontinente und 2 Weltmeere.
Aus der Geschichte der geographischen Koordinaten
BearbeitenNach der Entdeckung Amerikas hörte die Diskussion, ja Glaubensfrage, ob die Erde eine Scheibe oder eine Kugel sei, endgültig auf. Das ebenso nicht mehr umstrittene Phänomen der Erddrehung führte zur "Entdeckung" der Erdachse und der Pole. Die Geographen bemächtigten sich des Globus - ein präzises System zur Ortsbestimmung als Grundlage neuer See- und Landkarten konnte erdacht und umgesetzt werden. Der Globus wurde mit einem Gitternetz versehen, das jeden Punkt der Erdoberfläche mit 2 Koordinaten (Länge und Breite) ansprechbar machte. Zwei Grundlinien wurden bzw. waren definiert: Der Äquator, die Linie um den Globus, die äquidistant ist zu beiden Polen, und der Grund-(Null-) Meridian, der den Äquator senkrecht schneidet und als Großkreis über die Pole läuft. Der Null-Meridian war schon durch Ptolemäus (150 n. Chr.) an die westlichste Grenze der damals bekannten Welt, die Kanarischen Inseln, gelegt worden. Der heutige Verlauf des Nullmeridian durch die Sternwarte von Greenwich entstammt einem internationalen Konferenzbeschluß im Jahr 1884. Parallelkreise zum Äquator, je 90 nach Norden und Süden, die Breitengrade (Breitengrad französisch: Le Parallel), legen die Dimension geographische "Breite" fest. Die Dimension geographische "Länge" ergibt sich aus dem System der Längengrade, der Meridiane, je 180 in gleichem Abstand nach Osten und Westen, den Äquator senkrecht schneidend und die Pole berührend bzw. überquerend.
Der Verlauf des 48. Breitengrades
BearbeitenDer 48. Breitengrad geht mitten durch Freiburg. Zwischen den Weltkriegen beschlossen die Freiburger Stadtväter, den 48. Breitengrad sichtbar zu machen. Im „Schwartenmagen-Mosaik", eine Kleinpflästerei aus Rheinkieseln, Freiburger Spezialität wie die Bächle, läuft der 48. Breitengrad über die Bürgersteige der Habsburgerstraße, etwa auf halber Entfernung zwischen den Straßenbahnhaltestellen Siegesdenkmal und Tennenbacherstraße. Man geht ab Haltestelle Siegesdenkmal nach Norden Richtung Zähringen. Albertstraße und Rheinstraße müssen überquert werden - dann wird der „Parallel" auf dem Pflaster sichtbar. Jetzt kann sich der Betrachter von der Schönheit und Akkuratesse der Mosaikpflasterei überzeugen und, mit Blick Richtung Osten, zum Schlossberg, mag er eine Gedankenreise antreten, immer dem Verlauf des 48. Breitengrades folgend.
Über den Schwarzwald, die Baar, auf das südliche Donauufer bei Tuttlingen, über die Iller bei Memmingen, durch die südlichen Vororte von München (Oberhaching), über die Salzach nördlich Salzburg. Dann weiter durch Österreich, Baden bei Wien, südlich Preßburg (Bratislava) erneut über die Donau, jetzt auf deren Nordufer, dann Nordungarn, über die Waldkarpaten in Rumänien. Nun in größeren Sprüngen: Ukraine, über die Wolga südlich Stalingrad, über den Ural am Nordufer des Kaspischen Meeres. Weiter durch Asien: Kasachstan, die Mongolei mit Ulan Bator, Nordchina, den Amur zweimal querend, dann Sachalin, Pazifikküste. Über den Pazifik, etwa dem Verlauf der Aleuten südlich folgend zum amerikanischen Kontinent. Dieser wird nordwestlich Seattle erreicht, dann über die Rocky Mountains, durch die Wälder Kanadas, nördlich Montreal vorbei, an der Ostküste von Neufundland zum Atlantik. Danach eine 3000km lange Atlantiküberquerung ohne Landsicht und -Berührung, wir erreichen Europa an der Westküste der Bretagne, wo unser Parallelkreis Quimper quert. Weiter nach Osten, durch Le Mans, nördlich Orleans vorbei, durch Montargis, südliche Champagne, über die Marne südlich Chaumont, zu den Vogesen, über deren Kamm südlich des Col de la Schlucht, Elsass, Rhein südlich Breisach. Tuniberg, Blick auf Freiburg: Freiburgs Schönheit lacht ihm wieder, unserem 48. Grad nördlicher Breite.
Mathematische Geographie
BearbeitenUnter der Annahme, die Erde sei eine Kugel, nicht abgeplattet zu den Polen hin, und der Erdradius betrage 6.400km: Dann ist der Abstand des 48. Breitengrades von der Erdachse (Pol-Erdmitte-Pol) 4.270km (L=6.400 x cos48). Die Länge des 48. Breitengrades ist dann (U=2 x L x pi, also 2 x 4.270 x 3,14=26.800) gerundet 27.000km.
Ausblick
BearbeitenZwei Vorschläge zur Publizierung des 48. Breitengrades sind in Freiburg eingebracht:
Auf dem Schloßberg, auf der Waldfahrstraße, die am Dattler vorbeiführt, am dort (auch) querenden 48. Breitengrad, auch ein Mosaik oder Vergleichbares anlegen. Und: Auf der Habsburgerstraße eine spezielle Parkbucht einrichten, einfaches Halteverbot: Dort besteht dann die Möglichkeit, das eigene GPS hinsichtlich nördlicher Breite zu kalibrieren.
Literatur
BearbeitenKalchthaler, Peter: Kleine Freiburger Stadtgeschichte, Pustet-Verlag, Regensburg 2006
Heilmeyer, Ludwig (Hrsg.): Freiburg und der Breisgau, ein Führer durch Landschaft und Kultur, H. F. Schulz-Verlag, Freiburg 1954
Scheck, Joachim und Zeller, Magdalena: Das Freiburger Bächlebuch, Promo-Verlag, Freiburg 2008
Weblinks
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