Hafenbahn Neustrelitz
Streckennummer:6785
Streckenlänge:5,6 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4bis km 2,1
CM4ab km 2,1
Strecke
von Neustrelitz Hbf/Süd
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
0,00 Bürgerhorst (Bahnhofsteil von Neustrelitz Hbf
Abzweig nach links
nach Mirow
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
0,30 Bürgerhorst Ladestelle
Haltepunkt / Haltestelle
0,68 Bürgersee
ehemaliger Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
1,10 OVVB Ladestelle a.B.
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
1,90 Useriner Chaussee Ladestelle
Haltepunkt / Haltestelle
3,29 Slawendorf
Haltepunkt / Haltestelle
4,03 Schlossgarten
Haltepunkt / Haltestelle
4,47 Zierker Nebenstraße Betrieb-Hp, Umsetzgleis
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof (Strecke außer Betrieb)
5,10 Penzliner Chausee ehem. Ladestelle
Betriebs-/Güterbahnhof Streckenende (Strecke außer Betrieb)
5,60 Anschl. Kaserne ehem. Streckenende

Die 1927 eröffnete Hafenbahn Neustrelitz ist eine Eisenbahnstrecke im Süden Mecklenburgs. Sie diente bis Anfang der 1990er Jahre dem Güterverkehr zum Neustrelitzer Hafen und zu einer Reihe von Anschließern in der Stadt Neustrelitz. Seit Ende der 1990er Jahre gibt es regelmäßig Fahrten für touristische Zwecke. Im Jahr 2001 übernahm der Verein Hafenbahn Neustrelitz e. V. (HBN) die Strecke.

Geschichte

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In den 1840er Jahren wurde die Residenzstadt Neustrelitz mit dem Kammerkanal an die Obere Havel-Wasserstraße angebunden. Am Zierker See wurde der Neustrelitzer Hafen gebaut, wo auch eine Reihe von produzierenden Betrieben entstanden. Schon bald, nachdem Neustrelitz 1878 mit der Berliner Nordbahn und 1886 mit der Bahnstrecke Neustrelitz–Warnemünde (Lloydbahn) Anschluss an das Eisenbahnnetz bekommen hatte, gab es verschiedene Pläne zur Erschließung des Hafens mit der Eisenbahn, die jedoch nicht verwirklicht wurden. Nach 1910 wurden das Projekt erneut aufgenommen. Die Stadtverwaltung war bereit, Bauland für den Bahnbau kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Vorarbeiten wurden jedoch durch den Ersten Weltkrieg unterbochen.[1]

Mit der 1920er Jahre kam es zum nächsten Anlauf für den Streckenbau. Mehrere Varianten für den Streckenverlauf standen zur Diskussion. Am kürzesten wäre eine Verbindung nach Norden zur Staatsbahnstrecke Richtung Waren mit einer Ladestelle an der Penzliner Chaussee gewesen, auch eine Anbindung an die Neubrandenburger Strecke stand zur Diskussion. Jedoch konnte sich die ausführende Gesellschaft für die Hafenbahn, die private Mecklenburgische Friedrich-Wilhelm-Eisenbahn-Gesellschaft (MFWE) nicht mit der Staatsbahn über die künftigen Betriebsverhältnisse einigen. So wurde eine südliche Anbindung des Hafens realisiert. Diese war zwar merklich länger als die anderen Varianten, ermöglichten der MFWE aber eine direkte Anbindung an ihre 1890 eröffnete Strecke von der Landesgrenze bei Buschhof nach Neustrelitz.[1]

Im März 1927 begannen die Bauarbeiten, das Bauland stellten die Städte Neustrelitz und Strelitz sowie das Landesministerium von Mecklenburg.-Strelitz kostenlos zur Verfügung. Am 6. Dezember 1927 ging die 5,5 Kilometer lange Strecke in Betrieb, sie endete an der Kreuzung mit der Penzliner Chaussee nördlich des Hafens, wo ein öffentliches Ladegleis entstand. 1935 wurde im Zusammenhang mit dem Bau einer Kaserne die Strecke um einige hundert Meter nach Norden verlängert.[2]

Zu DDR-Zeiten wuchs die Bedeutung der Hafenbahn für die Güterverkehr weiter an. Neben dem Umschlag zwischen Schiff und Bahn sowie einer Vielzahl von angeschlossenen Betrieben hatte das Aufkommen für die Einrichtungen des sowjetischen Militärs einen beträchtlichen Anteil an den Transportleistungen auf der Hafenbahn.[3] Nach der Wende in der DDR ging Anfang der 1990er das Verkehrsaufkommen deutlich zurück. Zur Rettung der Strecke gründete sich 1995 der Hafenbahnverein Neustrelitz. Der Verein übernahm nach und nach große Teil der Strecke. Mit dem Verkehrsmuseum Nürnberg schloss der Verein einen Betreuungsvertrag für den Schienenbus 772 001 mit dem Beiwagen 972 601.[4]

2003 wurden die Anlagen im Neustrelitzer Hauptbahnhof umgebaut. Während bis dahin die Strecke nach Mirow und damit auch die Hafenbahn an den Bahnhof Neustrelitz Süd angebunden waren, fahren die Züge seitdem direkt den Hauptbahnhof an.

Ende 2012 gab es auf der Hafenbahn erstmals in ihrer Geschichte planmäßigen bestellten Personenverkehr. Hintergrund waren Bauarbeiten im Neustrelitzer Hauptbahnhof in dieser Zeit, während der die Züge aus Mirow den Bahnhof nicht anfahren konnte. Vom 12. bis zum 23. Dezember wurden sie stattdessen zum Haltepunkt Schlossgarten an der Hafenbahn geführt. Die Züge wechselten am Abzweig zur Hafenbahn ihre Fahrtrichtung. Kurze später hielten sie am Haltepunkt Bürgersee, von wo aus Anschluss an Busse zum Hauptbahnhof bestand, während die Züge weiter zum Schlossgarten fuhren, wo das Stadtzentrum direkt erreichbar wurde. Erneut fuhren die Züge aus Mirow vom 19. März bis 21. April 2013[5] sowie wieder ab 14. September 2015 über die Hafenbahn zum Haltepunkt Schlossgarten. Die letztgenannte Umleitung sollte ursprünglich bis zum 22. September 2015 in Kraft sein,[6] wurde jedoch wegen Verzögerungen bei den Bauarbeiten im Bereich des Hauptbahnhofs bis Anfang Oktober verlängert.

Auf der Strecke finden regelmäßig in der Sommersaison öffentliche Sonderfahrten für den Personenverkehr statt. Ein regelmäßiger Anlass ist das Immergut-Festival, das in der Nähe des Haltepunktes Bürgersee stattfindet. Beim Festival gibt es sowohl Shuttlefahrten zwischen Hauptbahnhof und Bürgersee zur An- und Abreise der Besucher als auch Fahrten von dort zum Hafen, unter anderem zum Einkauf im Supermarkt.

Streckenverlauf

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Die Strecke beginnt in Bürgerhorst, was als Bahnhofsteil von Neustrelitz Hbf gilt. Der Abzweig ist etwas über drei Kilometer vom zentralen Bahnhofsbereich entfernt. Hier stoßen Eisenbahninfrastrukturen dreier Betreiber zusammen: der Abschnitt zum Hauptbahnhof wird von DB Netz, die Strecke in Richtung Mirow von der RegioInfra Nordost (RIN) betrieben, die Hafenbahn selbst ist im Besitz des Vereins Hafenbahn Neustrelitz e.V. Die Strecke verläuft zunächst in Richtung Nordwesten. Kurz hinter dem Abzweig liegt die für den Güterverkehr nach wie vor genutzte Ladestelle Bürgersee. Hinter der Kreuzung mit dem Bürgerseeweg wird der Haltepunkt Bürgersee erreicht. Die Strecke wendet sich nach Norden, teilweise nach Nordosten und verläuft überwiegend durch Wald. Mehrere Ladestellen werden passiert. Am Ufer des Zierker Sees wird das Slawendorf erreicht, ein Freilichtmuseum mit Haltepunkt. Die Strecke verläuft im Anschluss mehrere hundert Meter im Planum der Useriner Straße. Der Haltepunkt Schlossgarten liegt am Beginn des Hafengeländes am nordwestlichen Rand des Schlossgartens und am westlichen Rand der Innenstadt. Die Strecke folgt der Zierker Nebenstraße nach Norden durch das heute vorwiegend touristische genutzte Hafengelände. Beim Streckenkilometer 4,47 endet der heute bediente Streckenabschnitt. Früher führte die Strecke weiter nach Norden, kreuzte die Penzliner Chaussee, wo es eine Ladestelle gab und endete an einem Kasernengelände.

Einzelnachweise

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  1. a b Rudi Buchweitz, Mecklenburgische Friedrich Wilhelm Eisenbahn (MFWE), VBN Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2005, ISBN 3-933254-41-8, S.78–79.
  2. Rudi Buchweitz, Mecklenburgische Friedrich Wilhelm Eisenbahn (MFWE), VBN Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2005, ISBN 3-933254-41-8, S. 81.
  3. Rudi Buchweitz, Mecklenburgische Friedrich Wilhelm Eisenbahn (MFWE), VBN Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2005, ISBN 3-933254-41-8, S. 82.
  4. Rudi Buchweitz, Mecklenburgische Friedrich Wilhelm Eisenbahn (MFWE), VBN Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2005, ISBN 3-933254-41-8, S. 83.
  5. Bahn-Report, 2/2013, S. 36.
  6. Bahn-Report, 6/2015, S.34