Sanja Jilwan Rasul (* 21. Dezember 1992 in Freiburg) ist Deutsche Meisterin 2021 und 2023 im Breaking. Sie gewann ihren zweiten deutschen Meistertitel in einem hochklassigen Breaking-Finale der Frauen.[1] Ihr Wettkampfname ist b-girl Jilou. Das "b" steht für Breaking. B-Boys und B-Girls sind Break-Boys und Break-Girls. Breaker ist die geschlechtsneutrale Bezeichnung. Der Name kommt daher, dass sie zu den Breaks (engl: Pausen) des aufgelegten Tracks tanzen. Die Medienwelt schuf die Begriffe Breakdance und Breakdancer. In der Regel werden heute jedoch wieder die ursprünglichen Eigenbezeichnungen benutzt [2]

Sanjas zweiter Vorname Jilwan (die Kurzform Jilou ist Bestandteil ihres Wettkampfnamens) ist der Name eines Berges im kurdischen Nordirak und verweist auf ihre Wurzeln.[3] Sie wuchs in Köln auf und lebt in Berlin. Auf nationaler Ebene startet sie für den Berliner Sportclub Siemensstadt.

Als Kind fing sie mit Ballett an und turnte gleichzeitig. Seit 2004 zeigte sie in schwindelerregender Höhe akrobatische Nummern mit dem Vertikaltuch. Bereits als Kind nahm sie außerordentlich erfolgreich an internationalen Wettbewerben teil. 2010 belegte sie in Holland bei den IBE (Breaking-Weltmeisterschaft der Damen) den 2. Platz. Bei der großen TV – Show „Got to Dance“ schaffte Sie es bis ins Halbfinale.[4]

Im Interview mit olympics.com beschrieb sie im Juni 2023 ausführlicher, wie ihre Reise zum Breaking verlief: Kreativität und Bewegung spielten immer eine wichtige Rolle im elterlichen Künstlerhaushalt. Mit sechs Jahrenn brachte ihre Mutter (selbst Kunstturnerin) sie zum Kunstturnen, um ihre Energie sinnvoll zu kanalisieren Sie hätte es geliebt zu trainieren und sich weiterzuentwickeln, sagt Sanja im Interview. Aber auch, dass sie sich bald eingeengt gefühlt hätte in dieser Sportart und ausbrechen wollte. Sie konnte sich nicht ausdrücken, wie sie wollte. Turnen sei sehr reglementiert. Man müsse Dinge tun, wie andere sie sehen wollen und nicht wie man sie selbst ausdrücken wolle und viel besser könne. Sie begann in einer Zirkusgruppe mit Luftakrobatik, wo sie die Grundlagen der Kontorsion lernt. Die Energie nicht auf die erste, sondern letzte Publikumsreihe zu richten, vor Publikum zu sprechen und mit Zuschauern zu interagieren, nach oben anstatt unten zu schauen - das lernte sie in ihrer Zirkuszeit. All diese Fähigkeiten bildeten eine perfekte Grundlage für die spätere Leidenschaftt des Breakings. Der Spaß und das Adrenalin hätten letztlich auch im Zirkus nicht gereicht, erzählt sie. Ihr hätte die Möglichkeit gefehlt, sie selbst zu sein. Sie hätte alle möglichen Rollen dargestellt: einen Geist, eine Fliege ... aber fast nie sich selbst. Sie hätte auch das Zirkustraining geliebt, aber die Motivation sank. Als ihre Mutter im Fernsehen Breaking sah, wusste sie sofort, dass sie ihre Tochter dorthin bringen müsse. Da war Jilou 15 Jahre alt. Breaking gab ihr dann alles, was Jilou damals im Leben gewollt hätte und die neue Leidenschaft war geboren. Zeit für anderes blieb nicht mehr. Sie wollte immer zu den Olympischen Spielen: Zuerst als Turnerin. Als sie mit dem Turnen aufhörte und bei der Luftakrobatik war, wollte sie wenigstens im Eröffnungsprogramm mitwirken. Aber als Breaking dann olympisch wurde,[5] war ihr Kindheitstraum zurück: Olympionikin möchte sie sein, in einer Sportart, die neben Dynamik und Athletik den Fokus auf Ausdrucksfähigkeit richtet und damit Sport, Kunst und Individualität verbindet. Als freieste und authentischste Version ihrer selbst antreten zu können - darauf ließe es sich runterbrechen, wenn man ihre Reise bis hier zusammenfassen sollte. Und sie wirft noch etwas in die Waagschale der Olympischen Sportarten: “Then also we’re going to bring a party to the Olympic because, who comes with the DJ right?” [4]

Sie ist Riesen-Fan vom Boom Bap und auch ein Mega Fan von Die P. Dementsprechend breakt sie gerne zu dieser Musik. Die Musik sei total fresh, die Texte super und die Stimme einfach krass. Es motiviere sie, so eine starke Frau zu hören. Im Interview mit HipHop.de spricht sie auch über verbale und emotionale Kommunikation beim Breaken, über den Status von Breaking in der aktuellen Zeit und blickt in die Zukunft.[6]

Sportliche Erfolge

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Im Juli 2023 hat sie im Rahmen der Finals ihren Deutschen Meistertitel von 2021 wiederholt. Sanja Jilwan Rasul ist die deutsche Hoffnung für Olympia 2024, sie ist die einzige Deutsche, die derzeit international mithalten kann.[7] Anfang Juli 2023 belegte sie Platz 19[8] der Weltrangbestenliste mit 1.160 Punkten.[9] In Paris dürfen 16 Frauen teilnehmen.[10]

Ihre wichtigsten Erfolge der letzten Jahre

  • 2019 Weltmeisterschaften Bronze
  • 2021 Deutsche Meisterschaften Gold
  • 2021 Europameisterschaften Sotschi, Siebte
  • 2021 Weltmeisterschaften Paris Bronze
  • 2021 auf 2022 verschobene IWGA-Weltmeisterschaften in Birmingham/USA, Top8 (Viertefinale)
  • 2023 Europameisterschaften in Krakau, Sechste
  • 2023 Deutsche Meisterschaften Gold

Sie gehört zum Team Deutschland.[11]

Einzelnachweise

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  1. Jilou gewinnt hochklassiges Breaking-Finale der Frauen. In: SWR.de. 9. Juli 2023, abgerufen am 16. Juli 2023.
  2. Finde heraus, warum es Breaking und nicht Breakdance heisst. In: RedBull.com. 9. November 2022, abgerufen am 16. Juli 2023.
  3. Benjamin Andriske: Jilou – der Star aus Got to Dance bei ASAHI Spremberg zu Gast. Halbfinalistin der Tanzshow auf Pro 7 und Sat1. In: NIEDERLAUSITZ aktuell. 8. September 2013, abgerufen am 16. Juli 2023.
  4. Benjamin Andriske: Jilou – der Star aus Got to Dance bei ASAHI Spremberg zu Gast. Halbfinalistin der Tanzshow auf Pro 7 und Sat1. In: NIEDERLAUSITZ aktuell. 8. September 2013, abgerufen am 16. Juli 2023.
  5. [1]
  6. B-Girl Jilou über Breaking und Olympia. Interview. In: HipHop.de. Abgerufen am 16. Juli 2023.
  7. Michael Eder: Breakdance: Jilou ist Deutschlands Hoffnung für Olympia. In: FAZ.NET. 26. Juni 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 16. Juli 2023]).
  8. Details of WDSF athlete Sanja Jilwan Rasul. Abgerufen am 16. Juli 2023 (englisch).
  9. Details of WDSF athlete Sanja Jilwan Rasul. Abgerufen am 16. Juli 2023 (englisch).
  10. [2]
  11. [3]