Jochen Neuendorff (* 16. November 1961 in Düsseldorf) ist ein deutscher Agrarwissenschaftler. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Qualitätsinfrastruktur für Agrarprodukte und für Lebens- und Futtermittel.
Werdegang
BearbeitenNeuendorff wurde 1961 in Düsseldorf geboren. Nach seinem Abitur 1979 studierte er Landwirtschaft in Gießen und Göttingen. Während seiner Promotion an der Universität Kassel beschäftigte er sich mit der Stickstoff-Fixierungsleistung von Weißklee auf Intensivstandweiden,[1] daneben arbeitete er zur Produktionstechnik von ökologisch bewirtschaftetem Dauergrünland, insbesondere Fragen des Stickstoffkreislaufs.[2][3][4]
1989 gründete er noch während seiner Tätigkeit an der Universität Kassel die Öko-Kontrollstelle GfRS Gesellschaft für Ressourcenschutz.,[5] eine in Deutschland, Luxemburg und Österreich tätige Zertifizierungsstelle, die er seitdem leitet. Die GfRS ist nicht in Ländern außerhalb der Europäischen Union aktiv. Neben der Weiterentwicklung der Zertifizierung von Öko-Produkten[6][7] beschäftigte sich Neuendorff auch mit der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstandards zur Regionalität (Regionalfenster) und zum Klimaschutz (Stop Climate Change[8]). Er war 2007 Mitbegründer der „Anti-Fraud-Initiative“ (AFI), die sich seitdem mit der internationalen Betrugsprävention auf dem wachsenden Öko-Markt befasst[9]
International arbeitet Neuendorff als Experte für Qualitätsinfrastruktur (QI), u. a. als Gutachter verschiedener Akkreditierungsstellen und als Experte für verschiedene Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit wie giz und PTB zur Unterstützung des Aufbaus lokaler QI-Strukturen in Entwicklungsländern.[10][11]
Seit 2001 leitete Neuendorff zudem Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur Weiterentwicklung von Kontroll- und Zertifizierungssystemen.[12]
Forschungs- und Entwicklungsprojekte, Wissenstransfer
BearbeitenÜbergreifendes Thema der von Neuendorff verantworteten Projekte ist, wie Prüfungen von Nachhaltigkeitsstandards weiterentwickelt werden müssen,[13] um ein hohes Verbraucherschutzniveau sicherzustellen.
Das erste, durch das BÖLN geförderten Vorhaben einer Schwachstellenanalyse der EU-Öko-Verordnung entwickelte neue risikobasierte Kontrollmethoden wie stufenübergreifende Rückverfolgungsprüfungen („Cross Checks“), die heute bei der Bio-Zertifizierung in Deutschland als gesetzlicher Standard im Öko-Landbaugesetz verankert sind.[14] Das EU-Projekt „Improved Risk Management Tools for Organic Inspectors (IRM-Organic)“ fokussierte auf die internationale Kompetenzverbesserung von Bio-Kontrolleuren zu risikobasierten Kontrollmethoden[15] Mit der internetbasierten Zertifikatsdatenbank www.bioc.info wurde ein Transparenzinstrument geschaffen, mit der Zertifikatsfälschungen vermieden werden und der Zertifizierungsstatus von Betrieben und Unternehmen der ökologischen Lebensmittelwirtschaft in Echtzeit geprüft werden kann.[16]
Die Projektergebnisse der verschiedenen Vorhaben sind auf der Projektseite bei der GfRS zusammenfassend dargestellt.
Aktuelles Thema von Neuendorff ist das Tierwohl von Öko-Tieren und die Ausgestaltung entsprechender Prüfkonzepte. Diese Forschungsfrage wurde in zwei deutschen Projekten und einem EU-Vorhaben, „Organic Inspectors Training for Animal Welfare (AWARE)“, bearbeitet. Ein deutschsprachiges E-Learning zum Tierwohl von Bio-Tieren wurde entwickelt.[17] Des Weiteren beschäftigt er sich zusammen mit einem Expertenteam mit Kontaminanten und Rückständen in Öko-Produkten. Hierzu führt die GfRS zusammen mit dem Kontrollverein die Internetdatenbank resi.bio.[18]
Neuendorff war zudem an der Konzeption eines E-Learnings zur neuen EU-Öko-Verordnung 2018/848, die am 1. Januar 2022 in Kraft treten soll, beteiligt.[19]
Weblinks
Bearbeiten- Projekt- und Veröffentlichungsliste von J. Neuendorff auf Organic Eprints
- Internetauftritt der GfRS Gesellschaft für Ressourcenschutz mbH
- Internetauftritt der Anti-Fraud-Initiative (AFI)
- Internetdatenbank www.bioc.info
- E-Learning zur Tierwohlbeurteilung im Ökologischen Landbau
- Internetdatenbank resi.bio
- E-Learning zur Verordnung 2018/848
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Jochen Neuendorff: Beitrag des Weißklees (Trifolium repens L.) zur Ertragsbildung von Grünlandnarben unter besonderer Berücksichtigung von Methoden zur Quantifizierung seiner Stickstoff-Fixierungsleistung. Hrsg.: kassel university press. Heft 11/1996. Kassel 1996.
- ↑ Günter Spatz, Jochen Neuendorff, Arnold Pape & Claudia Schröder: Zur Stickstoffdynamik unter Exkrementflecken bei Weidegang. In: Zur Stickstoffdynamik unter Exkrementflecken bei Weidegang. Nr. 155, 1992, S. 35–37.
- ↑ Jochen Neuendorff: Grünland. In: Immo Lünzer, Hardy Vogtmann (Hrsg.): Ökologische Landwirtschaft. Springer, Berlin/Heidelberg 1997, ISBN 3-540-62846-0.
- ↑ Ludger Klempt, Jochen Neuendorff, Rolf Tenholten, Günter Spatz: Probleme bei der flächenhaften Erfassung des Nitrataustrags bei Weidewirtschaft. In: Mitteilgn. Dtsch. Bodenkundl. Ges. Nr. 66, 1991, S. 967–970.
- ↑ GfRS: GfRS Gesellschaft für Ressourcenschutz mbH. GfRS, 2020, abgerufen am 27. März 2020.
- ↑ Holger Schulze, Gabriele Jahn, Jochen Neuendorff, Achim Spiller: Die Öko-Zertifizierung in Deutschland aus Sicht der Produzenten: Handlungsvorschläge zur politischen Weiterentwicklung. In: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hrsg.): Berichte über Landwirtschaft. Band 86, Nr. 3. Kohlhammer, Dezember 2008, ISSN 0005-9080, S. 502–534.
- ↑ Bo van Elzakker, Jochen Neuendorff: Quality assurance, inspection and certification of organic foods. In: Julia Cooper, Urs Niggli, Carlos Leifert (Hrsg.): Handbook of organic food safety and quality. Woodhead Publishing Limited, Cambridge 2007, ISBN 978-1-84569-341-1, S. 41–52.
- ↑ Jens Wegener, Marco Lange, Jochen Neuendorff: Klimafreundlich genießen - Können Klimalabel für Produkte einen sinnvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten? ABL-Verlag, Kassel/Hamm 2009, ISBN 978-3-930413-36-2, S. 110–115.
- ↑ Bo van Elzakker, Beate Huber, Jochen Neuendorff: Anti-Fraud-Initiative. AFI, 5. Februar 2007, abgerufen am 27. März 2020.
- ↑ Jochen Neuendorff: Gute Lebensmittel - weltweit! In: PTB (Hrsg.): PTB-Mitteilungen. Nr. 4, 2011 (ptb.de [PDF]).
- ↑ Jochen Neuendorff, Ulrich Sabel-Koschella: Lokale Zertifizierung von Lebensmitteln aus kontrolliert biologischem Anbau in Entwicklungsländern. giz-Publikation, 2009.
- ↑ Veröffentlichungs- und Projektliste von Jochen Neuendorff. In: OrganicEprints. Abgerufen am 27. März 2020.
- ↑ Jochen Neuendorff: Zertifizierung - vertrauenswürdig? In: Rainer Friedel, Edmund Spindler (Hrsg.): Zertifizierung als Erfolgsfaktor: Nachhaltiges Wirtschaften mit Vertrauen und Transparenz. Springer Gabler, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-09701-1, S. 471–474.
- ↑ Jochen Neuendorff: Analyse der Schwachstellen in der Kontrolle nach EU-Verordnung 2092/91 und Erarbeitung von Vorschlägen zur Weiterentwicklung der Zertifizierungs- und Kontrollsysteme im Bereich des Ökologischen Landbaus. 2003, abgerufen am 28. März 2020.
- ↑ GfRS, CCPB, Agrizert, Agro Bio Test: Improved Risk Management Tools for Organic Inspectors. Abgerufen am 30. März 2020.
- ↑ GfRS: Internet-Verzeichnis kontrollierter Unternehmen des ökologischen Landbaus. Abgerufen am 30. März 2020.
- ↑ GfRS: Tierwohlbeurteilung im ökologischen Landbau. Im Auftrag des Projektes «Praxiserprobung des Prüfkonzeptes für Tierwohl im Ökolandbau in Form eines „Tierschutz-Frühwarnsystems“» gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur-, und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 30. März 2020.
- ↑ GfRS: Aus- und Bewertung von Rückstandsfunden für die Bio-Kontrolle. Abgerufen am 30. März 2020.
- ↑ Alex Beck, Lena Frank, Jochen Neuendorff, Johanna Stumpner: Expertenwissen zum neuen EU-Öko-Recht. In: Die neue EU-Öko-Verordnung 2018/848. BLQ und GfRS, 2019, abgerufen am 28. März 2020.
Kategorie:Agrarwissenschaftler
Kategorie:Deutscher
Kategorie:Geboren 1961
Kategorie:Mann
Personendaten | |
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NAME | Neuendorff, Jochen |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Agrarwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 16. November 1961 |
GEBURTSORT | Düsseldorf |