St. Benno in Bischofswerda
St. Paulus in Dresden
St. Antonius in Dresden
Haus Mehring in Radebeul
Villa in Dresden-Wachwitz, in der Zazek wohnte

Rudolf Zazek (* 9. Februar 1893 in Cotta bei Dresden als Josef Rudolf Zacek[1][2]; † nicht ermittelt) war ein deutscher Architekt, der durch den Bau mehrerer katholischer Kirchen in Sachsen bekannt wurde und als „Lausitzer Künstler“ zu den „außerordentlich befähigten Bautzener Architekten“ zählte.[3] Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten übernahm er als „Gaufilmleiter“ den Aufbau der sächsischen Gaufilmstelle und war gleichzeitig „Gaubildwart“. In beiden Funktionen war er verantwortlich für die Gleichschaltung des regionalen Film- und Lichtbildwesens und dessen propagandistischer Nutzung. Er erkannte frühzeitig die Bedeutung von Farbfotos und Schmalfilmen[4] und zählte das Fotografieren zur Volkskunst. 1938 wurde er Landesleiter der Reichsfilmkammer und war 1942 Mitorganisator der Tagung der internationalen Filmkammer in Dresden.

Er war der Sohn des Schachtmeisters und späteren Bauführers Josef Zacek und dessen Ehefrau Magdalena geborene Wanek. Nach dem Schulbesuch schlug er eine Ausbildung zum akademischen Architekten ein. Mit dem Abschluss als Diplom-Architekt ließ er sich zunächst in Groß Särchen und später in Bautzen nieder. Hier unterhielt er am Taschenberg 11 ein Atelier für Architektur und Kunstgewerbe, Entwurf, Bauleitung und Reklame. Er war u. a. Mitglied des Bund Deutscher Architekten (BDA) und bis 1928 Geschäftsführer der Palastkaffee GmbH in Bautzen.[5]

Nach der Verursachung eines schweren Verkehrsdelikts in Bautzen, das von der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Bautzen untersucht und dessen Strafmaß vom Oberlandesgericht Dresden entschieden wurde, zog er 1934 nach Dresden, wo er in der Pillnitzer Landstraße 67 wohnte.[6] Spätestens 1940 wechselte er in die Villa Am Steinberg 2 in Dresden-Wachwitz.[7]

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges scheint er 1945 die Sowjetische Besatzungszone dauerhaft in Richtung Österreich verlassen zu haben.[8]

Öffentliche Ämter

Bearbeiten

Bereits in seiner Zeit in Bautzen war Zazek Kreisfilmwart des NSDAP-Kreises Bautzen und erkannte den Wert der Parteifilmpropaganda. 1933 übernahm er den Aufbau der sächsischen Gaufilmstelle der NSDAP, deren propagandistische Tätigkeit besonders im Hinblick auf die Tatsache, dass das Gebiet als Grenzland stilisiert wurde, für die Nationalsozialisten von großer Tragweite war.[9] Das neue Reichsgesetz über die Errichtung einer vorläufigen Reichsfilmkammer regelte ab September 1933 die Durchführung von Filmveranstaltungen und die Betätigung mit Filmen im Sinne der Nationalsozialisten. Zazek wurde Leiter der Gaufilmstelle und des Gaubildamtes in Sachsen, die dem Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda unterstanden. Als „Gaufilmleiter“ war er im NSDAP-Gau Sachsen für die Umsetzung und Überwachung der Durchführung des neuen Reichsfilmgesetzes zuständig. Scheinbar aus diesem Grund benutzte er ab dieser Zeit fast durchgängig den vollständig eingedeutschten Familiennamen Zazek statt Zacek oder gar Začek.[10] Von September bis Oktober 1934 führte er in Sachsen erstmals vier Fotowochen mit dem Ziel durch, aus Amateurphotographen Freunde der Lichtbildkunst zu machen und der staatlichen Kontrolle zu unterstellen.[11] In diesem Zusammenhang rief er öffentlich zum „Feldzug gegen die "Knippser"“ auf und erinnerte daran, das das Foto „eine hohe politische Mission“ erfüllt.[12]Unter seiner Leitung wurde die Gaufilmstelle u. a. ein sogenannter Tonfilmwagen angeschafft, wodurch auch in den ländlichen Regionen Sachsens möglichst viele Dorfbewohner und deren Kinder durch Filmvorführungen von der NS-Propaganda erreicht werden sollten.[13] Die Zahl der Filmvorführapparate der Gaufilmstelle erhöhte Zazek im Jahre 1937 auf 14 Stück, um damit auch in kleineren sächsischen Gemeinden, die über keine Lichtspieltheater oder Kinos verfügten, Propagandafilme vorführen zu können. Mehr als 1 Million Besucher derartiger Veranstaltungen wurden in jenem Jahr gezählt.[14]

1938 ernannte ihn Joseph Goebbels im Zuge der Neureglung der regionalen Gliederung der Reichsfilmkammer zum Landesleiter der Reichsfilmkammer im Gau Sachsen. Damit gehörte Zazek der Dienststelle des Landeskulturwalters in Sachsen an. Als weitere Aufgabe oblag ihm „die Mitglieder des Berufsstandes zu einem zuverlässigen und jederzeit für alle kulturpolitischen Aufgaben einsatzfähigen Stand heranzubilden.“[15]

Im Sommer 1939 hatte er als Gefolgschaftsführer der Hitler-Jugend (HJ) den Vorsitz des Schmalfilmwettbewerbs der HJ und des BDM unter dem Motto „Wer dreht den besten Sommerlager- und Fahrtenfilm?“ im Gebiet Sachsen.[16] 1943 war er in der HJ bereits zum Stammführer aufgestiegen.

Sofort nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges begannen er und seine Gaufilmstelle mit der Truppenbetreuung in den Lazaretten, wo Verwundeten Filme und zuvor die Wochenschau präsentiert wurde.[17]

1942 war er der Hauptorganisator der Tagung der Internationalen Filmkammer im Hotel Bellevue in Dresden, die vom 1. bis 4. Oktober stattfand.[18] Zuvor hatte er bereits an den Tagungen und Kriegstagungen der deutschen Reichsfilmkammer, die in der Regel durch eine Rede Goebbels eröffnet wurden, teilgenommen. Letzteret hatte 1941 die besondere politische Rolle des Films erörtert, der eine Kriegswaffe geworden sei.[19]

Römisch-katholische Kirchen

Bearbeiten

Insbesondere die beim Bombenangriff am 13. Februar 1945 teilweise zerstörte Pauluskirche wird als „unstreitig eine der besten Diasporakirchen ihrer Art“ bezeichnet.[20]

Kriegerdenkmale

Bearbeiten
  • 1920: Kriegerdenkmal innerhalb der Kirche in Groß Särchen (Ehrentafeln in den Brüstungen des Chorgestühls)
  • 1921/22: Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges in Großpostwitz
  • 1925: Kriegerehrenmal in Neustadt (Sachsen) (preisgekrönter Entwurf)

Profanbauten

Bearbeiten
  • 1925: Umbau des früheren Kaiserkaffee in der Kaiserstraße in Bautzen zum Palast-Kaffee Lehmann
  • 1928/29: Ausgestaltung des Palast-Kaffees Lehmann in Bautzen mit Festdekoration
  • 1929: Museumserweiterungsbau und Kornmarktgestaltung in Bautzen (preisgekrönter Entwurf)
  • 1931: Bebauung des früheren Herrmann'schen Fabrikgrundstückes in Bischofswerda
  • 1932: Umbau des Wohnhaus Kaiserstraße 2 in Bautzen
  • 1932: Bau des Zweifamilienhaus Mehring in Radebeul
  • 1933: Umbau der Front des Geschäftshauses des Buch- und Papierhandlung Bruno Grafe am Markt in Bischofswerda

Schriften (Auswahl)

Bearbeiten
  • Vier Photowochen in Sachsen! In: Dresdner Nachrichten vom 4. September 1934, S. 5.
  • Feldzug gegen die „Knipser“. Amateurphotographie als Volkskunst. In: Illustriertes Tageblatt vom 7. September 1934, S. 21.
  • Einsatz der Gaufilmstelle Sachsen im Krieg. In: Gauring Sachsen, November-Heft 1940.

Gaufilme (Auswahl)

Bearbeiten

Unter seiner Leitung der Gaufilmdienststelle Sachsen wurden mehrere Propagandafilme produziert, darunter 1934 Der Führer in Dresden, Gegen Miesmacher und Muckertum und Flieger über Dresden.[21]

Literatur

Bearbeiten
  • Der moderne Diaspora-Kirchenbau. In: Sächsische Volkszeitung vom 7. Februar 1926, S. 5.
  • Den 80. Geburtstag (...) In: Sächsische Volkszeitung vom 27. April 1934, S. 5.
  • Curt Belling: Der Film in Staat und Partei. 1936, S. 92.
  • Handbuch der Reichskulturkammer. 1937, S. 291.
  • Bernhard Sterra und andere: Dresden und seine Architekten, Verlag der Kunst Dresden Ingwert Paulsen, ISBN 978-3-86530-131-4, Kapitel: Kirchenbau zwischen den beiden Weltkriegen, Katholische Kirchen: Rudolf Zacek, Robert Bernhard Witte, S. 49 ff.
Bearbeiten

Eintrag im Historischen Architektenregister

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Stadtarchiv Dresden, Geburtsregister Cotta Nr. 55/1893.
  2. Stadtarchiv Wien, Trauungs-Buch VI 1921, fol. 47.
  3. Der sächsische Erzähler vom 15. September 1929, S. 3.
  4. Lichtbild und Film im Dienst der Dorfkultur. In: Müglitztal- und Geising-Bote vom 6. Juli 1944, S. 3.
  5. Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger vom 16. November 1928, S. 18.
  6. Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden, 50071 Staatsanwaltschaft beim Landgericht Bautzen, 228
  7. Auswertung der zeitgenössischen Adressbücher von Dresden.
  8. Im Amtlichen Adreßbuch der Stadt Linz von 1956 ist ein Dipl.-Architekt Rudolf Zazek verzeichnet.
  9. Curt Belling: Der Film in Staat und Partei. 1936, S. 92
  10. Neue Bestimmungen über Filmveranstaltungen. In: Der sächsische Erzähler. vom 16. September 1933, S. 12.
  11. Vier Fotowochen. In: Dresdner Neueste Nachrichten vom 5. September 1934, S. 4.
  12. Illustriertes Tageblatt vom 7. September 1934, S. 21.
  13. Der Tonfilmwagen der Gaufilmstelle. In: Der sächsische Erzähler vom 26. April 1938, S. 7.
  14. Einblick in die Arbeit der Gauleitung Sachsen. In: Sächsische Volkszeitung vom 29./30. Januar 1938, S. 12.
  15. Der Deutsche Film, Band 3, 1938, S. 86.
  16. Wer dreht den besten Sommerlager- und Fahrtenfilm? In: Frankenberger Tageblaztt vom 23. Juni 1939, S. 3.
  17. Filmvorführung am Krankenbett. Aus der vielseitigen Arbeit der Gaufilmstelle Sachsen. In: Der sächsische Erzähler vom 5. August 1940, S. 4.
  18. Tagungen der internationalen Filmkammer. 1942.
  19. Kriegstagung der deutschen Reichsfilmkammer. In: Schweizer Film, Heft 97, April 1941, S. 19.
  20. Sächsische Volkszeitung vom 7. Februar 1926, S. 5.
  21. Illustriertes Tageblatt vom 16. Juli 1934, S. 14.