• [4] HistFor3: Die Geburt der „Volksgemeinschaft“ aus dem „Geist von 1914"
  • Michael Pittwald: Ernst Niekisch. Völkischer Sozialismus, nationale Revolution, deutsches Endimperium. Köln 2002 (Andreas Ziepa)
  • Handbuch der völkischen Wissenschaft zwischen 1920 und 1960 [5]
  • Moishe Postone, Nationalsozialismus und Antisemitismus, in: D.Diner, Zivilisationsbruch, 242ff [6]
  • Schatz/Woeldike:

Die Zentralität der Arbeit im deutschen Diskurs fußte jedoch nicht nur auf den Erfordernissen nationaler Sinnstiftung, sondern ent-sprach ihrer sozioökonomischen Evidenz. Im Zuge des beschleunig-ten und eruptiven Prozesses von Kapitalisierung und Industrialisie-rung stellten sich der ›Arbeit‹ fundamentale Fragen der Entfremdung, deren Beantwortung zur möglicherweise dringlichsten nationalen Aufgabe wurde. Vor diesem Hintergrund begann sich die Idee eines ›deutschen Sozialismus‹ und eines ›deutschen Antikapitalismus‹ in all seiner Widersprüchlichkeit zu konturieren. Im Folgenden wird beschrieben, wie der Nationalsozialismus versuchte, diese ›Idee‹ zu absorbieren und mit Alltagswahrnehmungen der Bevölkerung dis-kursiv kompatibel zu gestalten. Der ideologiekritische Blick auf den nationalsozialistischen Arbeitsbegriff wird zeigen, was im Begriff der ›deutschen Arbeit‹ bereits angelegt ist: Die historischen Formverän-derungen der Arbeit infolge der Universalisierung der Warenproduk-tion und der kapitalistischen Eigentumsverhältnisse treten hinter einen überzeitlichen, naturalisierten Begriff von Arbeit zurück. Diese Verdinglichung, die Zurückweisung von Begriffen wie ›Lohnarbeit‹ oder ›abstrakte Arbeit‹10 – Begriffen, die der Gesellschaftlichkeit jener Formveränderungen der Arbeit Rechnung tragen - korrespon-dierte paradoxerweise mit einer vermeintlich radikalen Kritik an den Widersprüchen kapitalistischer Vergesellschaftung. Der Arbeitsdis-kurs der Nationalsozialisten wird deshalb auch als Versuch beschrie-ben, einerseits den Schritt vom Klassen- zum Volksstaat zu vollzie-hen, andererseits die Versöhnung von Arbeit und Kapital sowie die Aufhebung der Entfremdung der ›abstrakten Arbeit‹ in Aussicht zu stellen. [7]

  • »Soziale Frage« – Welche Fragen, welche Antworten? [8]
  • Kurt Schumacher [9]Teil 6: STW Nr. 124 v. 31.5.1923

"Menschenrassen" bei Carl von Linné

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Carl von Linné führte erstmals nach Kategorien der Zoologie die Klassifizierung von Menschen nach Merkmalen wie Hautfarbe und geographischer Verbreitung in die Naturwissenschaft ein. [1] Mit der hierarchisch getroffenen Einteilung in Europäer, Amerikaner, Asiaten und Afrikaner verband er eine abnehmende geistige und moralische Fähigkeiten. [2] Als naturwissenschaftlich begründet galt ihm die Verifizierung dieser durch die Zuordnung nach Erdteilen, nach Hautfarben und nach Körpersäften. "Linné hält sich also an die (physiologischen) Vorstellungen seiner Zeit, wodurch sogleich die Verbindung von »Rasse« und Seele (naturwissenschaftlich) elementar begründet wird." (Ulrich Kattmann) [3]

  • Exkurs Aufklärung [10] (DS mit H.) [11], Linnaeus, Carolus: Systema Naturae (1767), S. 29.[12],
  • Im Einzelnen zeichnet Sonderegger folgendes Bild. Der "wissenschaftliche Rassismus", der natürliche und soziale Merkmale miteinander verknüpft und mit einer Hierarchisierung einhergeht, hat mit Linnés Klassifikationsmodell begonnen. Schon Linnés Modell muss als ein kulturelles Ausgrenzungskonzept verstanden werden, das seine Legitimität durch den Hinweis auf eine angebliche Natur zu postulieren versucht (vgl. S. 105f.). Diese Tradition, die von einer "irrealen Eindeutigkeit" (S. 106) der Merkmale ausgeht, findet im 18. Jahrhundert in Kants Überlegungen zum Begriff >Rasse< ihren Höhepunkt. [13] Arno Sonderegger: Jenseits der rassistischen Grenze. Die Wahrnehmung Afrikas bei Johann Gottfried Herder im Spiegel seiner Philosophie der Geschichte (und der Geschichten anderer Philosophen) (Europäische Hochschulschriften 1 / 1840) Frankfurt / M. u.a.: Lang 2002.
  • Brockhaus' Konversationslexikon. F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14 Auflage, 1894-1896 Stichwort "Menschenrasse": Der erste, der in der Neuzeit eine wissenschaftliche Einteilung des Menschengeschlechts versuchte, war Linne (8M6nia na-turae,12. Aufl., Stockh. 1700, Bd. 1, S.28fg.), er teilte sein mit Affen, Halbaffen und Fledermäusen in dieselbe Ordnung der Primaten eingereihtes Geschlecht der Menschen (Qcmu8 Homo 8api6ii8 ˆ.) in zwei Arten (8p6ci68): den Tagmenscben (IIoino äiui - uns ˆ.) und den Nachtmenschen (Homo nocwi-nu8ˆ.); der letztere ist der "Orang-Outang" des Bontius, dessen Menschenähnlichkeit durch die Beschreibung der Reisenden sehr übertrieben war. Der Tagmensch zerfällt in vier Rassen nach den bekannten vier Kontinenten mit Berücksichtigung körperlicher und geistiger (ethnogr.) Eigenschaften, unter erstern namentlich Hautfarbe und die Farbe und Bildung der Haare, unter letztern die vier Temperamente und die Kleidung: Amerikaner, Europäer, Asiate, Afrikaner. Außerdem unterschied Linne' noch als eine fünfte Varietät oder Rasse den monströsen Menschen (Homo(lini'iius vai'. Iii0n8ti-08U8 ˆv.) und als Stammform aller genannten Varietäten den "wilden Menschen" (Homo 6iurnn8 fm'u8 ˆ/.). [14]
  • Scheidt, Walter. "Beiträge zur Geschichte der Anthropologie: Der Begriff Rasse in der Anthropologie und die Einteilung der Menschenrassen von Linné bis Deniker." ARGB 15 (1923):280-306, 383-397; 16 (1924):178-202, 382-403.
  • Wulf D. Hund: Die Farbe der Schwarzen. Über die Konstruktion von Menschenrassen. Blätter für deutsche und internationale Politik 8/1993. [15]
  • Volker Sommer: Menschenrassen. Wir sind alle Afrikaner. [16]
  • Veronika Lipphardt / Kiran Klaus Patel : Auf der Suche nach dem Europäer. Wissenschaftliche Konstruktionen des Homo Europaeus. In: Themenportal Europäische Geschichte (2007), [17].
  • Grundsatzbeschluss: Gesellschaft für Anthropologie [18]
  • Tanja van Hoorn: Dem Leibe abgelesen. Georg Forster im Kontext der physischen Anthropologie des 18. Jahrhunderts. Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung 23. Max Niemeyer Verlag. Tübingen 2004. ISBN 3-484-81023-8 (Rezension Meike Steiger, IASL [19])
  • Paul Münch: Wie aus Menschen: Weiße, Schwarze, Gelbe und Rote wurden. Zur Geschichte der rassistischen Ausgrenzung über die Hautfarbe [20].
  • Walter Demel: Wie die Chinesen gelb wurden. Ein Beitrag zur Frühgeschichte der Rassentheorien. In: Historische Zeitschrift 255. 1992, S. 625–666
  • Martin Blumentritt: Zehn Thesen zum Verhältnis von Rassenbegriff und Rassismus [21]
  • Uni Hamburg - Volkskunde: Ethnos, Rasse, Volk.:Der Begriff »Rasse«, seit dem 13. Jahrhundert in romanischen Sprachen belegt, bezog sich bis zum 17. Jahrhundert nicht auf biologische, sondern auf soziale Kategorien. Rasse bezeichnete die Zugehörigkeit oder die Abstammung von einer Familie, einem »Haus« i.S. von »edlem Geschlecht« bis hin zum Synonym für »Herrscherhaus«. In den Entdeckungs- und Reiseberichten des 17. Jahrhunderts bezeichnet »Rasse« zusammen mit »genre«, »espèce«, »classe«, »kind« und »sort« unbekannte menschliche Populationen fremder Länder. Einer der frühesten Versuche, die auf den immer häufiger veranstalteten Forschungsreisen beobachtete Verschiedenheit menschlicher Erscheinungsformen zu systematisieren, stammt von dem französischen Arzt und Forschungsreisenden François Bernier, der die Erdbevölkerung, ausgehend von somatischen Kriterien, bes. des Gesichts in 4-5 Großgruppen unterteilte. Er bezeichnete diese Gruppen mit »espèce« oder »races«, forderte aber keine eigene Benennung, sondern nutzte die vorhandenen Namen der Erdteile. Im Vordergrund der zeitgenössischen Diskussion des 17. Jahrhunderts stand noch nicht das Problem der Untergliederung der menschlichen Spezies, sondern die geographische Untergliederung der Erde. Die menschliche Spezies wurde als Einheit gesehen und als »race« bezeichnet. Im 18. Jahrhundert wurde im Zuge der Aufklärung vermehrt versucht, den Standort des Menschen in der Natur zu definieren. 1735 erschien die erste Auflage der »systema naturae« Carl von Linnés. Carl von Linné, Systema naturae sive regna tria naturae systematice proposita per classes, ordines, genera et species, Leiden 1735. In diesem Werk wurden erstmals Menschen zusammen mit den Tieren in ein System gebracht, wobei Menschen die Spitze der ersten Ordnung, den Menschenähnlichen bildeten, vor den Affen und den Faultieren, die ebenfalls in die Kategorie der Menschenähnlichen fallen. Die Menschen selber bilden eine Spezies, die in vier Gruppen unterteilt werden kann. Trennendes Merkmal sind bei Linné geographische Verbreitung und Hautfarbe (Europaeus albescens, Americanus rubescens, Asiaticus fuscus und Africanus niger). Das Werk erschien in zahlreichen Auflagen und erfuhr mehrere Änderungen, was die Einteilung der Spezies Mensch angeht: In der sechsten Auflage 1748 versuchte Linné, außerhalb des Systems die Bereiche theologice, moraliter, physiologice, diaetice, pathologice und politice zu erfassen, in der zehnten Auflage 1758 wurden die unterscheidenden somatischen Kriterien vermehrt und geistig-kulturelle Eigenschaften gleichrangig aufgenommen. Linné entwickelte wertende Beschreibungen der von ihm definierten Varietäten. Am Ende des 18. Jahrhunderts versuchte die neu aufkommende Wissenschaft der Anthropologie, die unterschiedlichen Rassen in eine klar hierarchische Ordnung zu bringen. Die Annahme, daß Geist und Körper eine Einheit bilden und man deshalb vom Äußeren auf das Innere schließen könne, war eine Überzeugung der Zeit, die in Zukunft den Rassismus unterstützen sollte. Denn diese Einheit sollte sich angeblich ein einer Weise ausdrücken, die man vermessen und beobachten konnte, in Kategorien der Phrenologie (Schädeldeutung) und der Physiognomie (Gesichtsdeutung). Diese für die neuen Wissenschaften des 18. Jahrhunderts grundlegenden Beobachtungen, Messungen und Vergleiche waren mit Werturteilen verbunden, die ästhetischen, aus dem antiken Griechenland hergeleiteten Kriterien folgten. Was die Messungen auch ergaben, der Wert eines Menschen wurde durch die Ähnlichkeit mit der klassischen Schönheit bestimmt.[22]
  1. Linnaeus, Carolus: Systema Naturae (1767), S. 29.[1]
  2. Poliakow, Léon/Delacampagne, Gérard: Über den Rassismus, Stuttgart 1979, S. 77, Vgl. auch: Christian Delacampagne: Geschichte des Rassismus. Geschichte und Mythos. Patmos und Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2005. (Vgl. Rezension des Historikers Kurt Laser [2])
  3. Ulrich Kattmann: Rassismus, Biologie und Rassenlehre [3]